Yoga – ein Weg, mehrere Richtungen (Teil III)

Von Uta Pippig mit Unterstützung des Take The Magic Step®-Yogateams
© Tim DeFrisco
© Tim DeFrisco

Mit Teil III unserer Reihe „YOGA – ein Weg, mehrere Richtungen” wollen wir unsere kleine Reise durch die verschiedenen Yoga-Stile beenden. Wir hoffen, dass wir Ihnen einige interessante und spannende Yoga-Praktiken vorstellen konnten. Im Folgenden wollen wir Ihnen noch die Richtungen Integral Yoga und Viniyoga vorstellen, da diese sehr langsam ausgeführt werden und so besonders für Menschen geeignet sind, die noch nie zuvor Yoga praktiziert haben oder für solche, die in ihrem Leben einfach mal „einen Gang herunterschalten“ wollen – und wollen wir das nicht alle, zumindest ab und zu? Wir sind uns bewusst, dass es noch viel mehr Yoga-Richtungen gibt. Einige von Ihnen werden sich fragen, welcher wohl der richtige Yoga-Stil für Sie sei und wo Sie anfangen können, diesen zu erlernen. In der Zusammenfassung am Ende dieses Artikels werden wir versuchen, Ihnen hierfür ein paar Tipps und Richtlinien an die Hand zu geben.

Integral Yoga

Sri Swami Satchidananda, der späte Begründer des Integral Yoga, schrieb: „Das Ziel des Integral Yoga und gleichzeitig das Geburtsrecht eines jeden Einzelnen ist es, die geistige Einheit, die hinter der Vielfalt der Schöpfung verborgen liegt, wahrzunehmen und harmonisch als Teil der universellen Familie zu leben.“

Satchidananda glaubte, dass wahre und anhaltende Glückseligkeit in unserer Natur liegt. Das, wonach wir suchen, haben wir tief im Inneren bereits gefunden. Um diesen Zustand jedoch erfahren zu können, müssen wir über unser Bewusstsein hinausgehen. Yoga umfasst dabei beides, die Erfahrung der Glückseligkeit selbst wie auch den Weg dorthin.

Praktische Anwendung: Eine typische Klasse des Integral Yoga beinhaltet verschiedene relativ langsam und gleichmäßig ausgeführte asanas, zwischen denen oft Pausen eingelegt werden. So können die positiven Effekte der Posen verstärkt und die Übungen vertieft werden. Es wird vor allem gelernt, durch die asanas und Atemübungen in die tiefer liegenden Dimensionen unseres Bewusstseins vorzudringen. Da eine Klasse fast immer Atemübungen (pranayama) beinhaltet, eignet sich diese sehr gut, um Atemtechniken zu erlernen.

Vorteile: Das Integral Yoga lehrt seinen Schülern sehr gute Grundlagen der Körperhaltung, Atemtechniken und anderer Yoga-Prinzipien. Es ist eine Zusammenführung von verschiedenen Methoden, die die verschiedenen Seiten des Schülers entwickeln helfen. Vertreter des Integral Yoga glauben, dass die Ausübung des Yogas die Wahrnehmung und Stille entwickeln können, die Sie brauchen, um den Geist in Ihnen selbst und der Welt zu erkennen. Ebenso wie bei anderen Formen des Yogas gehören auch hier größere Kraft, Beweglichkeit und Stabilität des Körpers zu den Vorteilen.

An wen richtet es sich? Dieser Yoga-Stil ist für Schüler verschiedener Fähigkeitsstufen geeignet. Da es sich hierbei um einen durchweg sanften, mehr meditativen Stil handelt, ist er besonders empfehlenswert für Anfänger, Menschen, die sich gerade von einer Krankheit oder Verletzung erholen oder für diejenigen, die einfach nur ein beruhigendes, heilendes Erlebnis haben möchten. Weitere Informationen finden Sie unter: www.Iyiny.org/About-Us/Integral-Yoga-Network
Integral Yoga Hatha von Sri Swami Satchidananda The Yoga Sutras of Patanjali. Übersetzung und Kommentar von Sri Swami Satchidananda

Viniyoga

Viniyoga ist ein therapeutischer Yoga-Stil, der von dem späten Sri. T. Krishnamacharya in den 70er Jahren unterrichtet wurde und auf dessen lebenslangen Studien von Patanjalis Yoga Sutras basiert. Seitdem hat Krishnamacharyas Sohn, T.K.V. Desikachar, die Lehren seines Vaters weiter entwickelt und zugänglich gemacht. Viniyoga ist bekannt als ein therapeutischer Yoga-Stil mit fließenden Bewegungen, die langsamer ausgeführt werden als die von körperlich anspruchsvolleren Stilen wie dem Ashtanga Yoga. Die Posen können dabei den körperlichen und persönlichen Bedürfnissen des einzelnen Yoga-Schülers angepasst werden. Darüber hinaus konzentrieren sich die Schüler bei der Ausübung der Übungen auf ihren Atem.

Praktische Anwendung: Dieser tiefgehende, langsame Yoga-Stil wirkt sehr angenehm aufgrund seiner einzigartigen Durchführungsweise und seinem Tempo. Der Lehrer hilft seinen Schülern dabei, ein Gefühl für ihren Atem, der jede Bewegung steuert, zu entwickeln. Im Vergleich zu anderen Yoga-Stilen folgen das Ein- und Ausatmen sowie das Verhältnis von Ein- und Ausatmung beim Viniyoga einem bestimmten zeitlichen Muster. Einige asanas im Viniyoga werden mit gebeugten Beinen ausgeführt statt mit gestreckten Beinen. Das fällt vielen Menschen, die ihre Beweglichkeit gerade erst langsam verbessern, leichter. Meditation und Gesänge können die Yoga-Übungen begleiten.

Vorteile: Aufgrund des sanften und therapeutischen Charakters des Viniyoga wird es vor allem in kleinen privaten Klassen, jedoch häufig auch einzeln unterrichtet. Der Lehrer kann sich so auf den einzelnen Schüler konzentrieren und eine spezifische Übungsfolge entwickeln, die auf dessen individuelle Bedürfnisse für eine bessere Heilung und Beweglichkeit zugeschnitten sind.

An wen richtet es sich? Wir empfehlen Viniyoga vor allem Anfängern und Menschen, die sich gerade von einer Krankheit oder Verletzung erholen. Darüber hinaus würden wir diesen Yoga-Stil Menschen aller Fähigkeitsstufen empfehlen, die sich nach mehr innerer Ruhe sehnen und die lernen möchten, sich leichter an Veränderungen in ihrem Leben anzupassen. Weitere Informationen unter: http://www.viniyoga.com/ Yoga for Wellness von Gary Kraftsow, Schüler von T.K.V Desikachar. The Viniyoga of Yoga, Applying Yoga for Healthy Living von T.K.V. Desikachar, Kausthub Desikachar und Frans Moors.

Sivananda Yoga, Integral Yoga, Yoga für Athleten, Ashtanga Yoga, Viniyoga…

Wissen Sie vielleicht nicht, welcher Stil für Sie geeignet ist? Wo sollten Sie hingehen, um eine Klasse, einen Lehrer oder ein Yoga-Studio in Ihrer Nähe zu finden? Wäre es besser, ein Buch oder ein Yoga-Video zu kaufen, bevor Sie die erste Yoga-Klasse besuchen?

Um Ihre Yoga-Praxis beginnen zu können, sollten Sie sich Gedanken darüber machen, warum Yoga für Sie gut sein könnte. Vielleicht erholen Sie sich gerade von einer Krankheit, fühlen sich stets müde oder unmotiviert, sind gestresst oder befinden sich in einer instabilen mentalen Verfassung. Darüber hinaus möchten Sie vielleicht Ihre Beweglichkeit und Kraft verbessern, größeren inneren Frieden finden oder Ihre Atemtechniken und –kapazität verbessern. Egal, welche Gründe Sie finden – einige Stunden Yoga pro Woche werden auf jeden Fall positive Auswirkungen haben. Unser Artikel „Wie Ihnen Yoga helfen kann“ erklärt Ihnen besser, warum Yoga so gut für uns ist (klicken Sie auf „Yoga“ in der Rubrik „Tipps“ auf unserer Internetseite). Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass Yoga-Bücher und -Videos zwar hilfreich sein können, um einen Zugang zum Yoga zu finden und zunächst einmal mehr darüber zu erfahren. Dennoch können sie einen gut qualifizierten Lehrer auf keinen Fall ersetzen. Gute Lehrer können Ihnen helfen, die Posen korrekt auszuführen, was sehr wichtig für die positive Wirkung der Yoga-Übungen ist. Auch werden Lehrer Sie unterstützen, Atemtechniken und Meditation richtig zu erlernen sowie den richtigen Yoga-Stil zu finden. Ein guter Lehrer wird Übungen für Sie entwickeln, die Ihnen keinen Schaden zufügen und die Sie dennoch ausreichend herausfordern werden.

Im Folgenden haben wir einige Anhaltspunkte für Sie zusammengestellt, über die Sie nach Ihrem ersten Yoga-Unterricht einmal nachdenken sollten:

  • Fühlen Sie sich wohl?
  • Müssen Sie andere in Ihrer Klasse imitieren, oder bekommen Sie genug direktes Feedback von Ihrem Lehrer?
  • War das Tempo der Klasse oder der Schwierigkeitsgrad zufrieden stellend?
  • Haben Sie sich am nächsten Tag angenehm gedehnt gefühlt? „Müde Knochen“ sind normal, Schmerzen jedoch nicht.
  • War die Klassengröße angemessen, oder würden Sie Einzelunterricht bevorzugen?

Wie Sie den Anfang finden

Falls Sie Freunde haben, die Yoga praktizieren und ihren Lehrer mögen, gehen Sie doch einfach mal mit und schauen Sie, ob die Klasse auch Ihren Vorstellungen entspricht. Manchmal ist es weniger wichtig, den richtigen Stil zu finden als vielmehr den richtigen Lehrer. Oft ist die Auswahl leider begrenzt, da nur eine gewisse Anzahl an Lehrern in Ihrer Nähe praktiziert. Und der Lehrer sollte auf jeden Fall in Ihrer Nähe sein, denn nur so werden Sie sich motivieren können, regelmäßig zu ihm zu gehen. Wenn Sie mehr Erfahrung haben, besser zwischen den Yoga-Richtungen unterscheiden können und motiviert sind, Neues auszuprobieren, können Sie sich auch Lehrer suchen, die ein wenig weiter weg von Ihrem Wohnort praktizieren.

Sollten Sie sich, nachdem Sie unsere Informationen gelesen haben, für einen bestimmten Stil interessieren, sehen Sie sich die entsprechenden Internetseiten an, die wir angegeben haben. Hier werden Sie oft tolle Lehrer der verschiedenen Richtungen finden, die an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten ihre Workshops anbieten. Wir sind überzeugt, dass Sie wundervolle Menschen – Yogis und Yoginis – treffen werden. Sie werden Muskeln entdecken, von denen Sie bislang nicht wussten, dass sie überhaupt existieren, und Sie werden inneren Frieden finden, der Ihnen Kraft für Ihr tägliches Leben geben wird – wir wünschen Ihnen dabei alles Gute! Namaste!