Yoga – ein Weg, mehrere Richtungen (Teil II)

Von Uta Pippig mit Unterstützung des Take The Magic Step®-Yogateams

Der zweite Teil unserer Reise durch die verschiedenen Yoga-Stile wird Ihnen einen Einblick in das Bikram Yoga, Sivananda Yoga, Kundalini Yoga und Kripalu Yoga geben. Halten Sie Ausschau nach weiteren Yoga-Stilen in einem unserer nächsten Artikel über Yoga. Teil drei wird bald folgen.

© Betty Shepherd
© Betty Shepherd

Bikram Yoga

Dieser allgemein bekannte und immer beliebter werdende Yoga-Stil wurde der westlichen Welt vor nicht allzu langer Zeit von Bikram Choudhury vorgestellt. Bikram Yoga umfasst herausfordernde und ziemlich anstrengende Übungen, die in einer heißen Umgebung ausgeführt werden: Das Yoga-Studio wird auf 40 bis 42 Grad Celsius erwärmt; deshalb wird Bikram Yoga auch oft das „heiße Yoga“ genannt. Die Hitze fördert das Schwitzen, das körperlich reinigend wird und die Muskeln, Sehnen und Bänder erwärmt, so dass man sich ohne Verletzungsgefahr dehnen kann. Berichten zufolge gibt es um die hundert Bikram-Yoga-Schulen in den Vereinigten Staaten.

Praktische Anwendung: Bikram Yogabesteht aus einer Folge von 26 Yoga-Stellungen. Man beginnt mit im Stehen ausgeführten Stellungen und fährt dann mit Vorwärts- und Rückbeuge-Übungen sowie Drehungen fort. Darüber hinaus werden verschiedene Atemtechniken eingesetzt wie zum Beispiel der „Atem des Feuers“ oder auch „Kapalabhati-Atem“. Bikram’s Internetseite zufolge ist Bikram Yoga so wirksam, weil es verschiedene Element miteinander verbindet: Dehnung und das Halten des Gleichgewichts sowie die kurzfristige Kompression der Blutgefäße bei bestimmten Yoga-Stellungen – und das alles zur gleichen Zeit.

Vorteile: Bikram Yoga ist ein perfektes Training, um den Körper zu reinigen und zu entgiften. Darüber hinaus ist es wunderbar geeignet, um Ihre Beweglichkeit zu steigern und Verletzungen vorzubeugen.

An wen richtet es sich? Bikram Yoga ist ideal für relativ gut trainierte Menschen, für Athleten und Menschen mit kleinen Verletzungen. Haben Sie Herzbeschwerden oder größere Verletzungen, sollten Sie unbedingt vorher mit ihrem Arzt besprechen, ob dieser Yoga-Stil wirklich für Sie geeignet ist.

Weitere Information finden Sie unter: www.bikramyoga.com oder in „Bikram’s Beginning Yoga Class” von Bikram Choudhury.

Sivananda Yoga

Der Begründer dieses wundervollen Yoga-Stils ist Swami Sivananda aus Rishikesh in Indien. In mehr als 80 Zentren weltweit wird dieser Stil nach seinen Lehren praktiziert – fortgeführt von seinem Jünger Swami Vishnu-devananda, der 1957 in die Vereinigten Staaten kam und 1959 das erste Sivananda-Yoga-Vedanta-Zentrum in Montreal, Kanada, errichtete. Diese Zentren sind bekannt dafür, dass sie traditionelles Yoga lehren, das vor 5000 Jahren entwickelt wurde. Swami Vishnu-devananda fasste Swami Sivanandas Lehren zu fünf Elementen zusammen, um dessen Yoga-Philosophie zu vereinfachen: Übung (asanas), Atmung (pranayama), Entspannung (savasana), Ernährung (vegetarisch), positives Denken (vedanta) und Meditation (dhyana).

Praktische Anwendung: Dieser Stil umfasst zwölf Yoga-Stellungen. Schüler dieses Stils konzentrieren sich auf die oben genannte Fünf-Elemente-Struktur, während sie Übungen ausführen.

Vorteile: Sivananda Yoga fördert die Zunahme von Kraft und Beweglichkeit, die Atemkapazität, Gesang und Meditation. Swami Sivanandas Yoga, das er bedeutsam „Yoga der Zusammenführung” nennt, beeinflusst die harmonische Entwicklung von Hand, Kopf und Herz.

An wen richtet es sich? Menschen aller Könnensstufen und Fitnesslevels.

Mehr Informationen unter: www.sivananda.org oder in „The Complete Illustrated Book of Yoga” und „Meditation and Mantras” von Swami Vishnu-devananda.

Kundalini Yoga

„Jeder Tag des Lebens ist dir gegeben, um wieder etwas gut zu machen. Jeder Moment. Jeder einzelne. Wer weiß, wann der Moment kommen wird, in dem du Wahrheit erfahren und leben kannst?“ Das sagte Yogi Bhajan, der Kundalini Yoga der westlichen Welt 1969 vorstellte. Dieser Yoga-Stil legt seinen Schwerpunkt auf das Erwecken des Kundalini, der Energie des Bewusstseins (die Kraft der Schlange oder Shakti), die am Ansatz des Rückgrates zu finden ist. Dies erreicht man durch Stellungen, kontrollierten Atem, Gesang und Meditation.

Jede Komponente einer Klasse ist darauf ausgerichtet, spezifische Effekte zu erzielen. So können Yoga-Schüler ihren Schwerpunkt auf die Übungen legen, die ihren physischen, mentalen oder emotionalen Bedürfnissen zu dem gegebenen Zeitpunkt am meisten entsprechen. Egal, wie lange Sie Kundalini Yoga praktizieren, ob drei Minuten oder eine Stunde am Tag, Sie werden auf jeden Fall beträchtliche positive Effekte erzielen.

Praktische Anwendung: Kundalini-Yoga-Klassen beinhalten Yoga-Stellungen (Asanas) mit Mantras (Gesängen), Meditationen, Visualisierungen und angeleiteter Entspannung. Die Stellungen werden mit kontrolliertem Atem sowie Hand- und Fingergesten kombiniert. Sie werden präzise Stellungen, Laute und Atmung üben, die verschiedene Körperteile aktivieren sowie das Gehirn anregen, die gewünschten Effekte zu erzielen.

Vorteile: Kundalini Yoga spezialisiert sich auf die Heilung und die „Reinigung“ des Geistes, des Körpers und der Gefühle. Es hilft beim Umgang mit Suchtproblemen, und für viele Menschen ist es ein natürlicher Weg, durch bewusste Atmung und die Ausübung von Stellungen Endorphine freizusetzen.

An wen richtet es sich? Menschen aller Könnensstufen und Fitnesslevels.

Mehr Informationen unter: www.kundaliniyoga.org oder in “The Teachings of Yogi Bhajan“ von Yogi Bhajan.

Kripalu Yoga

Kripalu Yoga wurde von Amrit Desai begründet und ursprünglich am Kripalu-Zentrum für Yoga und Gesundheit in Lenox, Massachusetts gelehrt. Dieser Stil, der mittlerweile weltweit gelehrt wird, setzt den Körper als Hilfsmittel ein, um in die geistige Welt vorzudringen, und kann sich in erheblichem Maße auf den Geist und die Gefühle sowie den Körper auswirken. Es basiert auf dem Glauben, dass innerhalb des Körpers ein sanft-rhythmischer Energiefluss besteht, den wir Prana, oder Lebenskraft, nennen. Sogar vollkommen unwichtige Gedanken können diesen Fluss beeinträchtigen oder blockieren und so ein Ungleichgewicht oder gar Krankheit hervorrufen. Nur wenn Sie Ihren körperlichen, mentalen und emotionalen Zustand vollkommen und objektiv wahrnehmen, beginnen sich Blockaden zu lösen, wird Energie freigesetzt, und eine Heilung kann auf allen Ebenen einsetzen.

Praktische Anwendung: Kripalu-Yoga-Klassen können spontan, fließend und meditationsorientiert gestaltet sein. Sie beinhalten Stellungen, Atemtechniken, Tiefenentspannung und Meditation. Neueinsteiger werden sich zunächst vor allem auf die richtige Haltung sowie die Verbindung von Atmung und Bewegung bei kürzer gehaltenen Stellungen konzentrieren. Die zweite Phase wird Meditation und länger gehaltene Stellungen beinhalten. Erst dann wird der Schüler in der Lage sein, die verschiedenen Stellungen in einer spontanen, dynamischen Bewegung auszuüben. Das, was Kripalu Yoga ausmacht, kann nur durch den kontinuierlichen Fluss der Stellungen bei gleichzeitiger Meditation erfahren werden. Kripalu Yoga ist ein sanfter und zugleich dynamischer Yoga-Stil.

Vorteile: Kripalu Yoga wird als ein Hilfsmittel für die Selbststärkung und persönliche Weiterentwicklung angesehen. Es lehrt uns, uns selbst und unser Inneres besser kennen zu lernen, statt sich abhängig von der Anleitung anderer zu machen. Gleichzeitig bauen Sie eine intime und fruchtbare Beziehung mit Ihrem eigenen Körper auf. Jede Sinneswahrnehmung wird als etwas Heiliges aufgenommen und mit Sanftheit und Mitgefühl beantwortet. An jede Einheit wird mit der gleichen Einstellung wie an ein Gebet herangegangen. Im Kripalu Yoga wird Ihr Körper zum Tempel, in dem Sie das Göttliche heraufbeschworen können. So wird es Ihnen gelingen, Ihre Yoga-Praxis zu vertiefen und Ihr Leben sinnerfüllt zu gestalten.

An wen richtet es sich? Menschen aller Könnensstufen und Fitnesslevels.

Mehr Informationen unter: www.kripalu.org, auf Videos wie „Kripalu Yoga: Gentle“, „Kripalu Yoga: Dynamic“, „Kripalu Yoga: Partner“ und „Pranayama: The Kripalu Approach to Yogic Breathing“ oder in „Yoga and the Quest for the True Self“ von Stephen Cope.