Yoga – ein Weg, mehrere Richtungen (Teil I)

Von Uta Pippig mit Unterstützung des Take The Magic Step®-Yogateams
Koru © Betty Shepherd
Koru © Betty Shepherd

Iyengar, Ashtanga, Bikram, Integral, Kripalu, oder Anusara … dies sind nur einige der vielen Stile des Hatha-Yoga, die Sie sich vielleicht anschauen möchten, wenn Sie beginnen, Yoga zu praktizieren. Wenn Menschen den Begriff „Yoga“ erwähnen, meinen sie gewöhnlich Hatha-Yoga, der physisch anspruchvollste und beliebteste Stil der acht Zweige des Yoga (siehe den Artikel „The Eight Limbs“ auf der Webseite im Mai). Hatha-Yoga ist sozusagen der gemeinsame Nenner, die Grundlage aller heutzutage praktizierten Yoga-Stile. Es betrachtet den Körper als Ausdrucksmittel der Seele und stärkt die Gesundheit, Freiheit sowie die Einheit des Körpers, des Verstandes und des Geistes durch die Ausübung von Asanas (Körperposen), Pranayama (Atemtechniken) und Meditation. Diese Techniken werden Ihnen helfen, Ihre Willenskraft zu stärken sowie Ihre Konzentration und Ihre Fähigkeit, Ihre Sinne zu beruhigen, zu verbessern.

In seiner ursprünglichen Sprache, dem Sanskrit, bedeutet Yoga „yoke“, was „sich verbinden“ bedeutet, und „hatha“ kommt von den Worten „ha“ für Sonne und „tha“ für Mond. Mit unseren Körpern und unserem Atem verbinden wir zwei Gegensätze zu einem harmonischen Ganzen. Es schafft eine Einheit zwischen den hellen, oder „yang“ (Sonne), und den dunklen, oder „yin“ (Mond), Strömungen in unserem System, die die Energiekanäle freimachen und mit Energie durchfluten.

Wenn Sie selbst mit Yoga anfangen möchten, empfehlen wir Ihnen, sich zunächst über die Stile, die Sie interessieren, zu informieren. Ihre Wahl könnte von diversen Faktoren abhängen: Ihrer Gesundheit und Ihrem Fitnesslevel, Ihrem Alter, Ihrer Laune, oder sogar Ihren Freunden, die Yoga vielleicht bereits in einem Studio in der Nähe praktizieren. Praktizieren Sie Yoga gern in einer Gruppe, in privater Atmosphäre mit einem Lehrer oder einfach allein in einer ruhigen Umgebung wie Ihrem eigenen Zuhause?

Wir haben Ihnen eine kleine Übersicht einiger der beliebtesten Stile zusammengestellt, um Ihnen den Einstieg zu erleichtern. Darin finden Sie auch Informationen zu Herkunft und Philosophie der Stile, der Art der Übungen, die Sie erwarten, den Vorteilen des entsprechenden Stiles und wer am meisten von dem betreffenden Stil profitieren kann. Wenn Sie sich entschieden haben, welcher Stil am besten Ihren Bedürfnissen entspricht, suchen Sie sich einen qualifizierten Lehrer in Ihrer Umgebung, der Ihnen den Einstieg erleichtert. Sollten Sie noch immer unentschlossen sein, gehen Sie los und fangen Sie an, verschiedene Anfängerkurse zu besuchen und finden Sie Ihren Stil auf diese Weise!

Yoga für Athleten

„Yoga für Athleten” ist eine willkommene Einführung ins Yoga für alle Sportbegeisterten sowie für professionelle Athleten. Bekannte Fürsprecher dieses Yoga-Stils sind der Lehrer Rodney Yee, Produzent zahlreicher Yoga-Videos für die Praxis zu Hause, sowie Olympia-Trainer und Sportpsychologe, Dr. Aladar Kogler. Kogler entwarf spezielle Sequenzen von Asanas, die individuell auf über 30 verschiedene Sportarten zugeschnitten sind. Meditation und spezifische Atemtechniken, die sowohl im Training als auch im Wettkampf angewendet werden können, sind Teil des Programms. Kogler ist überzeugt, dass Yoga zwei Ziele hat: Es verbessert sowohl das Training und die sportliche Leistung als auch die Fähigkeit des Körpers, sich zu verjüngen.

Praktische Anwendung: „Yoga für Athleten” wird Sie durch Yoga-Dehnungs- und Stabilisationsübungen führen, die speziell für Ihren Sport entwickelt wurden und sich besonders auf die Körperzonen konzentriert, die Sie am meisten benutzen. Asanas mit unterschiedlichen Effekten werden vorgeschlagen: es gibt Sequenzen von Stellungen zur Erwärmung, Übungen fürs Cool-down und vieles mehr. Atemübungen sowie Meditation werden spezifisch in die

Yoga-/Trainingspraxis jeder Sportart eingeflochten. Sie können mehr über die Yoga-Praxis für Athleten in dem Artikel „Yoga für innere Ausgeglichenheit und Wohlbefinden“ lesen, der Ihnen meine eigene Yoga-Routine vorstellt und Ihnen weitere Erläuterungen bietet, wie sich Yoga und Laufen verbinden lassen.

Vorteile: „Yoga für Athleten” fördert eine vollständige Ausrichtung der Muskeln, stärkere Bänder und größere Beweglichkeit, um Verletzungen vorzubeugen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Asana-Abfolgen, die Ihnen bei der Erwärmung für Ihr Training, dem Cool-down oder der Wiederherstellung Ihrer Energiereserven danach helfen. Diese Praxis fördert das Körperbewusstsein, Stressreduzierung sowie die Konzentration und Kontrolle Ihrer Gedanken und hilft Ihnen so, sich auf das Training oder den Wettkampf vorzubereiten.

An wen richtet sich “Yoga für Athleten”? Wir empfehlen diesen Yoga-Stil professionellen Athleten und Sportbegeisterten, die sich sowohl auf das Training in der Freizeit als auch den Wettkampf konzentrieren.

Mehr Informationen finden Sie in “Yoga for Athletes” von Aladar Kogler, Ph.D und in “Yoga Conditioning for Athletes” (Video) von Rodney Yee.

Anusara-Yoga

Anusara-Yoga, was „mit Anmut fließen“ bedeutet, ist ein herzzentrierter Stil, der sich auf
auf eine richtige Körperhaltung – die einzigartig für jeden Einzelnen ist – konzentriert und dessen grundlegende Prinzipien in Anusara’s Universal Principles of AlignmentTM zusammengefasst sind. John Friend, der Begründer des Anusara-Yoga, hebt drei Grundprinzipien hervor: Einstellung, Haltung und Bewegung. „Der Yogi benutzt Bewegung, um seine Einstellung durch die Haltung des Körpers auszudrücken.“

Praktische Anwendung: Über 250 Stellungen können im Anusara-Yoga praktiziert werden, von denen die meisten auch in anderen Hatha-Yoga-Klassen unterrichtet werden. Eine Anusara-Yoga-Klasse könnte mit einem andächtigen Gesang und/oder einem speziellen Thema beginnen, das im Folgenden während des Unterrichts erweitert wird. Die Yoga-Stellungen werden bewusst „von innen heraus“ durchgeführt. Atemübungen werden manchmal in einem harmonischen Zusammenspiel mit den Stellungen unterrichtet. Die Yoga-Schüler werden ermutigt, an der Schönheit ihrer Yoga-Posen eher mit Sensibilität statt mit Gewalt zu arbeiten.

Vorteile: Anusara hilft dem Anfänger, die Prinzipien von Yoga und Körperbewusstsein zu verstehen. Lehrer dieses Stils ermutigen ihre Schüler, mehr Sensibilität sich selbst und ihrer Umwelt gegenüber zu entwickeln, indem sie sich mit der Natur, oder dem Göttlichen, verbinden.
Andere Vorteile sind: gesteigerte Kraft, Stärke und Stabilität der Muskelstrukturen des Körpers, stärkere Bänder sowie größeres Vertrauen und Selbstbewusstsein.

An wen richtet sich Anusara-Yoga? Dieser Yoga-Stil ist sehr gut geeignet für Anfänger, Yoga-Schüler mittlerer Könnensstufe und Fortgeschrittene sowie Menschen mit speziellen therapeutischen Bedürfnissen.

Mehr Information finden Sie unter: www.AnusaraYoga.com

Iyengar-Yoga

Dieser klassische Yoga-Stil, der von B.K.S. Iyengar entwickelt wurde und sanfter zum Körper ist, ist eine der am meisten anerkannten Ansätze des Hatha-Yoga. Iyengar-Yoga zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass es Details innerhalb der Stellungen besondere Beachtung schenkt und Hilfsmittel einsetzt.

Praktische Anwendung: Die eingesetzten Hilfsmittel ermöglichen es allen Menschen, die Stellungen möglichst bequem durchzuführen. Der Schlüssel zu allen Stilen des Yogas ist, die Grundlagen und die Form korrekt zu beherrschen, und hier können die Hilfsmittel dem Schüler helfen. Im Iyengar-Yoga wird der Schwerpunkt mehr auf Symmetrie und Haltung sowie auf Meditation gelegt. Jede Pose wird für längere Zeit gehalten als in den meisten anderen Yoga-Stilen, um so ein Stadium der konzentrierten Ruhe zu erreichen. Yoga ist Meditation in Bewegung.

Vorteile: Die Vorteile sind u.a.: die Kräftigung der Muskeln, die Beseitigung von Spannungen und das Lindern von chronischen Schmerzen. Wenn wir schwache Bereiche von uns stärken und die verspannten öffnen und dehnen, werden unsere Körper wieder zu ihrer richtigen Haltung finden.

An wen richtet sich Iyengar-Yoga? Iyengar-Yoga eignet sich perfekt für Anfänger und Menschen, die lange nicht geübt haben. Es setzt Hilfsmittel wie Stühle, Bänder, Blöcke, Kissen und sogar Sandsäcke ein, um eine fehlende Beweglichkeit auszugleichen. Dies ist sehr hilfreich für Menschen mit Rücken- oder Gelenkproblemen.

Mehr Informationen finden Sie in „Light on Yoga“ von B.K.S. Iyengar oder auf dessen Webseite unter www.bksiyengar.com.

Ashtanga-Yoga

ist das System, das ursprünglich von Sri K. Pattabhi Jois am Ashtanga Yoga Research Institute in Mysore, Indien gelehrt wurde. Diese Yoga-Methode beinhaltet die Synchronisation des Atems mit einer progressiven Serie von Stellungen – ein Prozess, der eine intensive innere Hitze und einen starken, reinigenden Schweiß produziert, und so Muskeln und Organe entgiftet. Das Resultat ist eine verbesserte Durchblutung, ein leichter und starker Körper sowie ein ruhiger Geist.

Praktische Anwendung: Die anspruchsvolle Athletik von Ashtanga-Yoga hat es sehr beliebt gemacht. Schüler bewegen sich von einer Pose zur nächsten in einem kontinuierlichen Fluss und verbinden das Ein- und Ausatmen mit ihren Bewegungen. Dieser physisch anspruchsvolle Yoga-Stil wurde entwickelt, um Stärke, Beweglichkeit und Ausdauervermögen aufzubauen. Der Lehrer führt die Schüler durch eine Sequenz von Posen, die geübt werden, bis sie zu einem gewissen Grad beherrscht und die Grundlagen vollständig verstanden werden. Dann geht der Schüler zu einer anderen Serie von Posen über, die schwieriger sind, aber die gleichen Grundlagen haben.

Vorteile: Wenn Sie gern Ihren gesamten Körper trainieren, wird Ihnen diese Serie von Posen gefallen, die stehende, sitzende, Rücken beugende, das Gleichgewicht schulende, Inversions-, und Rotations-Posen sowie den Sonnengruß verbindet. Der Schwerpunkt liegt auf der Kontrolle des Atems und der Konzentration auf die Augen als Mittelpunkt, wenn die Schüler eine Serie von vorgeschriebenen Posen durchführen und dabei anmutig von einer in die nächste Pose übergehen.

An wen richtet sich Ashtanga-Yoga? Dieser Stil ist geeignet für Menschen mit einer relativ guten körperlichen Kondition, sollte aber von denjenigen vermieden werden, die noch nie regelmäßiges Training absolviert haben. Sogar die „Anfänger-Übungen“ sind körperlich ziemlich anspruchsvoll.

Mehr Informationen finden Sie in “Ashtanga Yoga for Women“ von Sally Griffyn and Michaela Clarke und in “Ashtanga Yoga: The Practice Manual – An Illustrated Guide to Personal Practice“ von David Swenson.
Die Webseite von Sri K. Pattabhi Jois: www.ashtanga.com