WM-Spezial: Bernard Lagat siegt erneut und schreibt WM-Geschichte

Von Jörg Wenig
Kenianische Dorfmeisterschaft bei der WM? Lagat überholt Kipchoge auf der Zielgeraden. © www.photorun.net
Kenianische Dorfmeisterschaft bei der WM? Lagat überholt Kipchoge auf der Zielgeraden. © www.photorun.net

Vier Tage nach seinem Sieg über 1.500 m hat Bernard Lagat bei den Leichtathletik- Weltmeisterschaften in Osaka eine historische Leistung vollbracht. Der 32-jährige US-Amerikaner schaffte einen Doppelsieg, der in der Geschichte dieser Titelkämpfe einmalig ist: Bernard Lagat gewann am Schlusstag auch über 5.000 Meter. Damit steht er in einer Reihe mit zwei Lauf-Legenden, die diese außergewöhnliche Leistung bei Olympischen Spielen schafften: Der Finne Paavo Nurmi siegte bei den Spielen 1924 über diese beiden Strecken, der Marokkaner Hicham El Guerrouj machte es ihm 80 Jahren später in Athen nach. Bernard Lagat gewann in Osaka nach einem starken Schlussspurt in 13:45,87 Minuten knapp vor Eliud Kipchoge (Kenia/13:46,00) und Moses Kpsiro (Uganda/13:46,75).

„In die Fußstapfen dieser beiden Lauf-Legenden zu treten, ist fantastisch. Dass ich der Erste bin, der die zwei Strecken bei einer WM gewonnen hat, bedeutet mir sehr viel“, erklärte Bernard Lagat, der 2004 bei den Olympischen Spielen eine Silbermedaille über 1.500 m gewonnen hatte. Damals startete er allerdings noch für Kenia. Seit 2005 besitzt Lagat, der bereits seit 1997 in den USA lebt, die amerikanische Staatsbürgerschaft.

„Als ich in Osaka ankam, hätte ich mir niemals vorgestellt, dass ich mit zwei Goldmedaillen wieder nach Hause fahre. Ich hatte keine Zweifel, dass ich in beiden Rennen stark sein würde. Aber ich konnte mir nicht sicher sein, dass ich zweimal Gold gewinne – denn die Konkurrenz ist stark. Ich musste mein Bestes geben, um die 1.500 Meter zu gewinnen. Und ich musste mein Allerbestes geben, um dann auch über 5.000 Meter zu siegen“, sagte Bernard Lagat: „Ich glaube, die 1.500 Meter zu gewinnen war eine größere Herausforderung. Denn die 5.000 Meter waren irgendwie eine Art Bonus.“

Das Rennen hatte sich perfekt entwickelt für Bernard Lagat. Das langsame Tempo kam ihm entgegen, denn er gab zu, dass seine Beine nicht mehr die frischesten waren nach den diversen Rennen in Osaka. Aber Lagat sagte auch: „Ich war bereit für ein schnelleres Tempo.“ Keiner der Konkurrenten kümmerte sich um ein schnelleres Tempo, obwohl alle wussten, dass Lagat im Spurt schwer zu schlagen sein würde. „Ich habe so oft in der Vergangenheit den Pacemaker für andere gespielt. Diesmal hatte ich dazu keine Lust, deswegen habe ich mich zurück gehalten und abgewartet. Normalerweise kann mich auf der letzten Runde in einem Spurt keiner schlagen – dummerweise war diesmal aber Bernard Lagat im Rennen“, sagte Eliud Kipchoge, der 2003 Weltmeister über die 5.000 Meter geworden war.

Es war dann Bernard Lagat, der erklärte, dass die Gold- und Silbermedaillengewinner von Osaka einst praktisch Nachbarn gewesen waren in Kaptel (Kenia). „Ja, die Sieger von heute kommen aus einem kleinen Dorf in Kenia“, sagte Lagat, der sich während der Pressekonferenz mit Eliud Kipchoge fotografieren ließ.

“Dieser Erfolg in Osaka wird mir viel Selbstvertrauen geben für Olympia im nächsten Jahr. Ich werde mich langfristig auf Peking vorbereiten, aber zuerst möchte ich mich qualifizieren müssen. Erst danach werde ich entscheiden, ob ich bei Olympia über 1.500 oder 5.000 Meter antrete oder wieder in beiden Disziplinen“, sagte Bernard Lagat, der glaubt, dass er seine persönliche Bestzeit über 5.000 Meter, die seit dem vergangenen Jahr bei 12:59,22 Minuten steht, deutlich verbessern kann. „Ich glaube, ich kann eine Zeit von 12:50 Minuten laufen. Aber in dieser Saison werde ich die 5.000 Meter nicht mehr laufen, sondern es im nächsten Jahr erneut versuchen.“ In Zürich wird Lagat am nächsten Freitag über 3.000 Meter an den Start gehen. „Es wird dort keine Pacemaker geben, daher will ich einfach mal sehen, was ich über diese Distanz erreichen kann.“