WM-Aktuell: Vivian Cheruiyot siegt auch über 5.000 m

Von Jörg Wenig
Vivian Cheruiyot feiert ihre Goldmedaillen. © www.photorun.net
Vivian Cheruiyot feiert ihre Goldmedaillen. © www.photorun.net

Als erste kenianische Läuferin hat Vivian Cheruiyot beide Langstrecken bei einer globalen Meisterschaft gewonnen und damit Sportgeschichte für ihr Land geschrieben. Die 27-Jährige setzte sich am Freitag über 5.000 Meter in 14:55,36 Minuten gegen ihre Landsfrau Sylvia Kibet (14:56,21) und die Äthiopierin Meseret Defar (14:56,94) durch. Sechs Tage zuvor hatte die Doppel-Weltmeisterin auch das 10.000-m-Rennen für sich entschieden.

Nur eine Läuferin schaffte es zuvor bei einer WM beide Strecken zu gewinnen: Tirunesh Dibaba (Äthiopien) siegte 2005 in Helsinki doppelt. Ihr gelang diese Ausnahmeleistung zudem auch bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. „Es ist wundervoll zu sehen, dass Kenias Fahne nach vielen Entscheidungen hier ganz oben hängt. Ich denke, in den nächsten zwei Tagen kommen noch ein paar Medaillen dazu“, sagte Vivian Cheruiyot, die bereits 1996 als Schülerin ernsthaft mit dem Laufsport begann.

Im 5.000-m-Finale entwickelte sich ein taktisches, eher langsames Rennen, in dem lange Zeit keine der Favoritinnen die Initiative ergreifen wollte. Zunächst bestimmte die Japanerin Hitomi Niiya das Tempo. Sie führte das Feld nach 3:02,1 Minuten durch die 1.000-m-Marke. Dann übernahm die Russin Yelena Zadorozhnaya die Spitze und erreichte den Zwei-Kilometer-Punkt in 6:07,01. Hinter ihr formierten sich nach der erste Hälfte des Rennens die Favoritinnen: Vivian Cheruiyot, die als Titelverteidigerin an den Start gegangen war, ihre Landsfrau Linet Masai und Meseret Defar, die 2004 über die 5.000 m Olympiasiegerin war.

Es war schließlich Vivian Cheruiyot, die an die Spitze ging und Kilometer drei in 9:10,97 Minuten passierte. Allerdings forcierte die Kenianerin zunächst das Tempo nicht und schien es auf ihre Stärke im Endspurt ankommen zu lassen. Neben ihr lief Linet Masai und da auch die dahinter rennende Meseret Defar die Geschwindigkeit nicht erhöhte, wurde es erst in der letzten Runde schnell und spannend.

Aus ihrer Führungsposition heraus zog Vivian Cheruiyot zu Beginn der letzten Runde das Tempo deutlich an, so dass die Spitzengruppe auseinander riss. 250 Meter vor dem Ziel gab es dann einen Dreikampf um die Goldmedaille: Vivian führte vor Meseret Defar und Sylvia Kibet. An dieser Reihenfolge änderte sich zunächst nichts, doch eingangs der Zielgeraden wurde klar, dass die Titelverteidigerin auch in Südkorea nicht einzuholen sein würde. Ihr Vorsprung vergrößerte sich nun entscheidend. Spannend wurde es aber nochmal im Kampf um Platz zwei, in dem Sylvia Kibet auf den letzten Metern an Meseret Defar vorbeiziehen konnte und Silber gewann. Sie belegten so die ersten drei Ränge in der gleichen Reihenfolge wie schon bei der WM 2009 in Berlin.

Mit Sentayehu Ejigu (Äthiopien/14:59,99), Mercy Cherono (Kenia/15:00,23) und Linet Masai (15:01,01) folgten drei weitere afrikanische Läuferinnen auf den nächsten Plätzen. Siebente wurde dann Lauren Fleshman (USA) in 15:09,25.

Befragt nach den Ursachen für den großen kenianischen Erfolg bei dieser WM, antwortete Vivian Cheruiyot: „Ein Grund ist, dass wir Kenianerinnen Teamwork machen während des Rennens. Aber wir haben uns auch auf der letzten und vorletzten Runde verbessert. Dafür haben wir extra trainiert und daher sind wir jetzt erfolgreich.“ In früheren Jahren war es in der Tat oft so, dass die äthiopischen Mitstreiterinnen in den letzten zwei Runden eines Langstreckenlaufes entscheidend spurtstärker waren als die kenianischen Läuferinnen. Deutsche Teilnehmerinnen waren über 5.000 m bei der WM in Daegu nicht am Start.