WM-Aktuell: Tirunesh Dibaba fällt und gewinnt trotzdem

Von Jörg Wenig
Eine Runde vor Schluss hat Tirunesh Dibaba die Führung übernommen und schaut auf die Anzeigetafel, um zu sehen, was hinter ihr passiert. Elvan Abeylegesse versucht ihr zu folgen, während Jo Pavey noch auf dem Bronzeplatz liegt. © www.photorun.net
Eine Runde vor Schluss hat Tirunesh Dibaba die Führung übernommen und schaut auf die Anzeigetafel, um zu sehen, was hinter ihr passiert. Elvan Abeylegesse versucht ihr zu folgen, während Jo Pavey noch auf dem Bronzeplatz liegt. © www.photorun.net

Tirunesh Dibaba schaffte bei den Weltmeisterschaften in Osaka einen spektakulären Hattrick. Die erst 22-jährige Äthiopierin gewann bei drei Weltmeisterschaften in Folge Goldmedaillen. Obwohl sie nach gut der Hälfte der Strecke stürzte und dem Feld hinterherlaufen musste, siegte sie noch über 10.000 Meter. Nach 31:55,41 Minuten überquerte Dibaba als Erste den Zielstrich und wird nun versuchen, zum zweiten Mal nach 2005 auch die 5.000 Meter zu gewinnen und damit das Double zu wiederholen. 2003 hatte sie in Paris über 5.000 Meter triumphiert. Die Vorläufe dafür stehen in Osaka am Mittwoch auf dem Programm. Silber gewann die Türkin Elvan Abeylegesse in 31:59,40 Minuten, Bronze ging überraschend an Kara Goucher (USA/32:02,05).

Aufgrund der Hitze und hohen Luftfeuchtigkeit rannten die Athletinnen lange Zeit im Bummeltempo um die Bahn. Dabei war es Nathalie de Vos (Belgien), die lange Zeit führte und das Feld nach 16:29,24 Minuten durch die 5.000-m-Marke führte. Das dichte Feld wäre dann Tirunesh Dibaba um ein Haar zum Verhängnis geworden. Am Ende der Gruppe laufend, stürzte die Äthiopierin nach rund 5.600 Metern. Es sah so aus, als würde Tirunesh Dibaba kurze Zeit überlegen, aus dem Rennen zu gehen. Doch dann machte sie sich an die Verfolgung ihrer um 50 Meter enteilten Konkurrentinnen.

Gut zwei Runden dauerte es, dann war Tirunesh Dibaba wieder an der Spitze. Trotz zusätzlicher Magenprobleme konnte sie Abeylegesse scheinbar mühelos folgen, als diese nach 7.600 Metern das Tempo anzog. Hinter den beiden entwickelte sich ein spannender Dreikampf um die Bronzemedaille. Dabei spielten hier keine Afrikanerinnen eine Rolle: Neben der späteren Bronzemedaillengewinnerin waren, Kimberley Smith (Neuseeland) und die Britin Jo Pavey im Rennen.

An der Spitze fiel die Entscheidung eingangs der letzten Runde. Mit einer deutlichen Tempoverschärfung löste sich Tirunesh Dibaba von der bis dahin führenden Elvan Abeylegesse. „Es war sehr heiß, aber jetzt bin ich sehr glücklich. Ich hatte auch noch Magenprobleme, aber am Ende zählt nur, dass ich gewonnen habe“, sagte Tirunesh Dibaba, die angesprochen auf ihren Sturz, sagte: „Ich laufe hier, um mein Land zu repräsentieren, deswegen kommt eine Aufgabe nicht in Frage.“

Im Kampf um Platz drei entwickelte sich ein Duell zwischen Jo Pavey und Kara Goucher, wobei die Amerikanerin am Ende die bessere Sprinterin war. „Ich kann es einfach nicht glauben. Das ist unfassbar. Es ist das Beste, was mir je passiert ist“, jubelte die 29-jährige Kara Goucher, die eine Bestzeit von 31:17,12 Minuten hat. „Mein Trainer und mein Ehemann haben beide immer daran geglaubt, dass ich eine Chance haben könnte“, sagte die Läuferin, die mit dem zweimaligen US-Meister Adam Goucher verheiratet ist. „Zwei Runden vor Schluss dachte ich, diese Chance kommt nie wieder.“

Einmal mehr hat Jo Pavey eine Medaille verpasst. “Ich bin froh über mein Rennen, aber natürlich enttäuscht, dass ich den Zweikampf gegen Kara verloren habe. Ich dachte, ich könnte sie schlagen. Aber jetzt blicke ich auf die 5.000 Meter”, sagte die Britin.