WM-Aktuell: Bernard Lagat siegt auch über 5.000 Meter

Von Jörg Wenig
Maryam Jamal gewinnt die 1.500 m in Osaka. © www.photorun.net
Maryam Jamal gewinnt die 1.500 m in Osaka. © www.photorun.net

Bernard Lagat gelang am Schlusstag der Leichtathletik-Weltmeisterschaften von Osaka ein in der WM-Historie bislang einmaliger Doppelsieg: Nach seinem Triumph über 1.500 Meter am Mittwoch gewann der US-Amerikaner am Sonntag auch das 5.000-m-Finale. Auf der Zielgerade fing er im Schlussspurt den Kenianer Eliud Kipchoge (Kenia/13:46,00), der 2003 Gold über diese Strecke gewonnen hatte, knapp ab und gewann in 13:45,87. Dritter wurde Moses Kipsiro (Uganda/13:46,75). Dadurch landete, und das war ebenso eine Überraschung, kein Äthiopier auf dem Podest. Der Bruder von Kenenisa Bekele, Tariku, musste sich mit Rang fünf in 13:47,33 Minuten zufrieden geben.

Um ein Haar hätte es zudem sogar zwei US-amerikanische Medaillengewinner gegeben. Matt Tegenkamp lief als Vierter nur drei Hundertstelsekunden hinter Kipsiro ins Ziel – drei Meter mehr und er hätte den Läufer aus Uganda geschlagen, denn Tegenkamp hatte den besseren Spurt.

Das Rennen war zuvor wie maßgeschneidert für Lagat – lange Zeit sehr langsam, so dass er seine Schlussspurt-Qualitäten ausspielen konnte. „Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich hier zweimal Gold gewinne und bin stolz, eine historische Leistung geschafft zu haben“, erklärte Bernard Lagat.

Yego siegt über 800 Meter

Ebenfalls eine Spurtentscheidung gab es im 800-m-Finale der Männer. Schon nach der ersten sehr langsamen Runde führte in einem von Taktik geprägten Endlauf der Kanadier Gary Reed. Am Ende hätte er fast gewonnen, doch auf den letzten Metern überholte ihn der Kenianer Alfred Yego, der bereits im Halbfinale einen starken Eindruck hinterlassen hatte. Der erst 20-Jährige, der erstmals in einem großen Finale stand und gleich Gold gewann, lief 1:47,09 Minuten – das war die langsamste Siegzeit bei einer großen interkontinentalen Meisterschaft seit Olympia 1956! Doch es ging nicht um Zeiten sondern um Medaillen. Silber gewann der Kanadier Reed in 1:47,10, Bronze ging an den Olympiasieger Yuri Borzakovskiy (Russland/1:47,39). „Ich wusste nicht genau, wie ich taktisch laufen sollte – aber am Ende hat es geklappt“, erklärte Alfred Yego.

Jamal schlägt Russlands Favoritin über 1.500 m

Eine kleine Überraschung gab es im 1.500-m-Finale der Finale. Denn nicht die als Favoritin gehandelte Russin Yelena Soboleva wurde Weltmeisterin, sondern die für Bahrain startende Maryam Jamal. Die 22-Jährige, die ursprünglich aus Äthiopien stammt, hatte in der letzten Runde derart das Tempo angezogen, dass die hinter ihr rennende Yelena Soboleva einfach nicht mehr vorbei kam. Vergeblich hoffte die Russin darauf, dass ihrer Konkurrentin die Kraft ausgehen würde. Doch Jamal, die für Bahrain als erste Frau eine WM-Medaille gewann, war nach flotten 3:58,75 Minuten vor Soboleva (3:58,99) im Ziel. Dritte wurde die Ukrainerin Iryna Lishchynska (4:00,69).

Weltrekordlerin Meseret Defar souverän über 5.000 Meter

Die Weltrekordlerin ist jetzt auch Weltmeisterin: Meseret Defar stürmte mit einem fulminanten Schlussspurt bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften von Osaka zum Gold über 5.000 Meter. Im Juni hatte die 23-jährige Äthiopierin in Oslo mit 14:16,63 Minuten den Weltrekord über diese Strecke deutlich verbessert, jetzt reichten ihr im Nagai-Stadion nach einem taktischen Rennen 14:57,91 Minuten zum Sieg. 2005 war Meseret Defar bei der WM von ihrer Landsfrau Tirunesh Dibaba im Zweikampf um Gold überspurtet worden. Das konnte ihr in Osaka nicht passieren, denn nach ihrem 10.000-m-Sieg hatte Tirunesh Dibaba auf den Start über die kürzere Strecke verzichtet.

„Ich war mir 100 Prozent sicher, dass ich gewinnen würde“, erklärte Meseret Defar, die mit ihrem Angriff bis eine Runde vor Schluss wartete. Dann ging sie an die Spitze, und auf den letzten 200 Metern ließ sie ihren Konkurrentinnen keine Chance. Drei Kenianerinnen belegten die nächsten Plätze und bestätigten damit auch in diesem Rennen, dass sie den Abstand zu den zuletzt dominierenden Äthiopiern verkürzen. Die 23-jährige Vivian Cheruiyot wurde in 14:58,50 Minuten Zweite vor Priscah Cherono (14:59,21) und Sylvia Kibet (14:59,26). „Schon das ist ein toller Erfolg für uns, aber nächstes Mal werden wir noch besser“, erklärte Vivian Cheruiyot. Die aus Äthiopien stammende Türkin Elvan Abeylegesse wurde in 15:00,88 Fünfte, während Jo Pavey (Großbritannien/15:04,77) Rang neun belegte.