WM-Aktuell: Bekele verteidigt Titel, doch Kenia kommt näher

Von Jörg Wenig
Kenenisa Bekele wird zum dritten Mal Weltmeister über 10.000 m. © www.photorun.net
Kenenisa Bekele wird zum dritten Mal Weltmeister über 10.000 m. © www.photorun.net

Zwei Runden vor Schluss des 10.000-m-Finales deutete sich bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften von Osaka eine Sensation an. Es sah so aus, als ob der Kenianer Martin Mathathi mit seiner Tempo- verschärfung den Titelverteidiger und Weltrekordler Kenenisa Bekele abhängen könnte. In seiner internationalen Karriere hatte der Äthiopier seit Juni 2003 noch nie ein 10.000-m-Rennen verloren, doch nun lief er einige Meter hinter dem führenden Mathathi sowie seinem Landsmann Sileshi Sihine her. Am Ende jedoch bekam Kenenisa Bekele im schwül-heißen Osaka die zweite Luft und drehte den Spieß noch einmal um. Zum dritten Mal in Folge heißt der Weltmeister über 10.000 Meter damit Kenenisa Bekele.

Der 25-jährige Bekele lief in der letzten Runde noch von Platz drei nach vorne und siegte in 27:05,90 Minuten vor Sileshi Sihine (27:09,03). Doch es war knapper als sonst. Keine 200 Meter fehlten Martin Mathathi zum Überraschungssieg – und wer weiß, vielleicht kommen die Kenianer in einem Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking noch dichter an Kenenisa Bekele heran. So aber wurde der erst 21-jährige Mathathi, der in Japan lebt und vor zwei Jahren WM-Fünfter war, Dritter in 27:12,17. Die Medaille hatte er sich gesichert durch seinen beherzten Antritt nach rund 8.500 Meter. Bis dahin hatte auch noch Zersenay Tadesse in der vierköpfigen Spitzengruppe gelegen. Doch der Läufer aus Eritrea, der das Feld lange Zeit angeführt hatte und in 13:42,98 Minuten durch die 5.000-m-Marke geführt hatte, fiel knapp vier Runden vor Schluss entscheidend zurück und wurde am Ende Vierter in 27:21,37.

„Dies ist ein besonderer Augenblick für mich. Denn es ist nicht leicht, zum dritten Mal Weltmeister zu werden“, sagte Kenenisa Bekele, der bei einer anderen Weltmeisterschaft in diesem Jahr überraschend geschlagen war. Bei der Cross-WM hätte er zum sechsten Mal in Folge die Langstrecke gewinnen können, was noch keiner geschafft hat, doch in Mombasa (Kenia) stieg er bei ähnlichen Wetterbedingungen aus. In Osaka machte es Bekele besser: „Die letzten drei Runden waren hart. Ich habe Sileshi Sihine gesagt, er solle an dem Kenianer dran bleiben, denn ich konnte nicht zu diesem Zeitpunkt. In der letzten Runde hatte ich mich dann wieder etwas erholt und konnte das Tempo noch einmal anziehen“, erklärte Kenenisa Bekele, der eventuell in Brüssel am 14. September versuchen möchte, seinen eigenen 10.000-m-Weltrekord zu brechen. Dort wird er dann auf einen anderen starken Kenianer treffen: Micah Kogo. Auch dieses Rennen könnte spannend werden. Die Kenianer haben nach den in den letzten Jahren immer wieder hoffnungslosen Rennen gegen Bekele jetzt Auftrieb erhalten. „Ich bin mir sicher, dass ich in der Zukunft in der Lage sein werde, die Äthiopier zu schlagen“, sagte Martin Mathathi. „Sie sind schlagbar, besonders im Mittelteil des Rennens.“

Russinnen über die Hindernisse vorne

Vor dem 10.000-m-Finale hatte in Osaka der Endlauf über 3.000 m Hindernis der Frauen auf dem Programm gestanden. Die Situation war irgendwie vergleichbar mit der des 10.000-m-Finales, denn auch hier versucht Kenia eine Dominanz zu beenden. Auch hier gelang dies noch nicht, doch die Zeichen für die Zukunft sind viel versprechend. Während die Russinnen ihre Vormachstellung bewiesen und Gold und Silber gewannen, belegten Kenianerinnen die nächsten beiden Ränge.

Die neue Weltmeisterin heißt Yekaterina Volkova (Russland). Vor zwei Jahren hatte sie bei der WM noch Silber gewonnen, nun rannte sie zu Gold in erstklassigen 9:06,57 Minuten. Zweite wurde ihre Landsfrau Tatyana Petrova in 9:09,19 Minuten, Rang drei belegte dann Eunice Jepkorir. Die Kenianerin, die lange Zeit gemeinsam mit den Russinnen, darunter auch die am Ende auf Rang sieben zurückfallende Weltrekordlerin Gulnara Samitova (Bestleistung: 9:01,59), an der Spitze gelegen hatte, war nach 9:20,09 Minuten im Ziel.

„Ich glaube, wir werden die Russinnen eine Tages schlagen“, sagte Eunice Jepkorir, die dabei auch die Läuferin im Blick hat, die unmittelbar hinter ihr ins Ziel kam: Die 19-jährige Kenianerin Ruth Nyangau lief mit 9:25,25 Minuten einen Juniorinnen-Weltrekord.