Wilson Kipsang und Mary Keitany beeindrucken in London
Der Kenianer Wilson Kipsang lief in der Weltklassezeit von 2:04:44 Stunden ins Ziel des Virgin London-Marathons am Buckingham Palast und hatte am Ende einen Vorsprung von über zwei Minuten auf seinen Landsmann Martin Lel (2:06:51) sowie den Äthiopier Tsegaye Kebede (2:06:52). Mit dieser Leistung hat Wilson sicherlich die Qualifikation für die Olympischen Spiele in der britischen Metropole geschafft. Der 30-Jährige hatte erst im vergangenen Herbst den Frankfurt-Marathon mit einer Zeit von 2:03:42 Stunden gewonnen und war damit bis auf vier Sekunden an den Weltrekord von Patrick Makau (Kenia) herangekommen.
Mary Keitany bestätigte im Frauenrennen von London, dass sie zu den großen Favoritinnen bei den Olympischen Spielen im Sommer zählt. Sie setzte sich in 2:18:37 Stunden in England durch. Damit verbesserte die 30-jährige kenianische Läuferin den knapp elf Jahre alten Afrikarekord, den ihre Landsfrau Catherine Ndereba in Chicago mit 2:18:47 aufgestellt hatte. Zudem erzielte sie das fünftbeste Ergebnis aller Zeiten und eine Jahresweltbestzeit. Hinter Paula Radcliffe – die Britin lief insgesamt dreimal noch schneller als Mary heute und hält den in London 2003 aufgestellten Weltrekord mit 2:15:25 – sowie Liliya Shobukhova (Russland/2:18:20) ist Mary Keitany jetzt die drittschnellste Läuferin aller Zeiten.
Mit der Weltmeisterin Edna Kiplagat (Kenia) blieb in London am Sonntag eine zweite Läuferin unter 2:20. Sie war nach 2:19:50 im Ziel und dürfte sich so ebenfalls für die Olympischen Spiele qualifiziert haben. Dritte wurde Priscah Jeptoo (2:20:14), gefolgt von der BMW Berlin-Marathon-Siegerin Florence Kiplagat (2:20:57) und Lucy Kabuu (2:23:12). Damit belegten die kenianischen Elite-Athletinnen gleich die ersten fünf Plätze. Hinter der sechstplatzierten Aberu Kebede (Äthiopien/2:24:04) wurde Irina Mikitenko (SC Gelnhausen) wie im vorigen Jahr in London Siebente. Die deutsche Marathon-Rekordlerin (2:19:19 Stunden) kam in diesem stark besetzten Rennen nach 2:24:53 ins Ziel und war damit die beste nicht-afrikanische Läuferin.
Von rund 50.000 gemeldeten Teilnehmern hatten über 37.500 ihre Startnummer abgeholt, davon waren 35.970 Athleten bei guten Wetterbedingungen mit kühlen Temperaturen, Sonnenschein und nur etwas Wind an den Start gegangen.
Die Männer liefen von Beginn an ein hohes Tempo, wobei sowohl Wilson Kipsang als auch der Weltrekordler Patrick Makau (2:03:38) die Tempomacher zusätzlich antrieben. Doch für Patrick Makau endete das Rennen viel früher als gedacht. Eine Muskelzerrung an der Oberschenkel-Rückseite stoppte ihn nach zehn Meilen (16 km). Als dann die Tempomacher bereits kurz vor der Halbmarathonmarke aus dem Rennen gingen, ergriff Wilson Kipsang die Initiative und riss damit die zehnköpfige Spitzengruppe frühzeitig auseinander.
Die erste Hälfte lief Wilson in 62:12 Minuten. Der Äthiopier Bazu Worku war zunächst der einzige, der mit ihm Schritt halten konnte. Doch kurz darauf fiel er zurück, während sein Landsmann Feyisa Lilesa zu dem späteren Sieger aufschloss. Es sah nach einem Zweikampf aus, aber auf den folgenden fünf Kilometern arbeitete sich auch Weltmeister Abel Kirui (Kenia) an die Spitze. Den 25-km-Punkt erreichte das Trio dann nach 1:13:22 Stunden, was auf eine Endzeit von knapp unter 2:04 Stunden hinauslief. Auch an der 30-km-Marke (1:28:04) fehlte nicht viel zu einer Zwischenzeit, die auf Weltrekordkurs gelegen hätte.
„Ich wusste, dass ich stark sein würde. Aber ich wusste natürlich nicht genau, wie gut die anderen laufen würden“, erklärte Wilson Kipsang auf die Frage, ob er sich vor dem Start Siegchancen ausgerechnet hatte. „Aber ich wurde dann im Rennen immer zuversichtlicher und habe gemerkt, dass die anderen mein Tempo nicht würden halten können.“ Bei 33 km riss Wilson ein zweites Mal mit einer Tempoverschärfung die nun nur noch dreiköpfige Spitzengruppe auseinander – dieses Mal konnte ihm keiner mehr folgen. Auf den letzten Kilometern verlor der Frankfurt-Marathon-Sieger der vergangenen beiden Jahre dann jedoch etwas an Geschwindigkeit, aber er konnte noch bis auf vier Sekunden an den erst ein Jahr alten Kursrekord seines Landsmannes Emmanuel Mutai (2:04:40) heranlaufen. Es war eine beeindruckende Vorstellung gegen eine starke Konkurrenz – zehn Läufer waren mit Bestzeiten von unter 2:05:30 Stunden ins Rennen gegangen.
Hinter Wilson Kipsang wurde Martin Lel (Kenia) schließlich mit 2:06:51 Zweiter vor Tsegaye Kebede (Äthiopien/2:06:52). Adil Annani (2:07:43), Jaouad Gharib (beide Marokko/2:07:44), Abel Kirui (2:07:56) und Emmanuel Mutai (beide Kenia/2:08:01) belegten die nächsten Ränge.
Verhältnismäßig langsam hatte das Frauenrennen begonnen, obwohl die Strecke auf den ersten Kilometern leicht abfällt. In der Anfangsphase lagen dabei auch Constantina Dita (Rumänien) und Irina Mikitenko unmittelbar hinter den beiden Tempomacherinnen. Doch schnell fiel die rumänische Olympiasiegerin zurück, und als das Tempo erhöht wurde, konnte auch die Deutsche nicht mehr dranbleiben. Nach 70:53 Minuten erreichte die zu diesem Zeitpunkt noch zehnköpfige Spitzengruppe die Halbmarathonmarke – Irina Mikitenko folgte alleine laufend mit 72:01.
Zehn Kilometer später waren die kenianischen Athletinnen unter sich: Mary Keitany, Lucy Kabuu, Priscah Jeptoo, Edna und Florence Kiplagat liefen an der Spitze. Es waren dann zunächst Edna Kiplagat und Mary Keitany, die sich zwischen 30 und 35 km lösen konnten. Letzteren Punkt erreichten die beiden noch gemeinsam nach 1:56:01. Damit lagen die führenden Frauen in einem immer schneller werdenden Lauf erstmals auf Kurs für eine Zielzeit von unter 2:20 Stunden. Mary Keitany hielt das Tempo hoch und konnte dann Edna Kiplagat rund sechs Kilometer vor dem Ziel hinter sich lassen. Die Titelverteidigerin, die im vergangenen Jahr in London mit 2:19:19 gewonnen hatte, absolvierte die zweite Hälfte in famosen 67:44 Minuten. Dies wäre in der Halbmarathon-Jahresweltbestenliste gut genug für Rang sieben!
„Ich wusste, dass ich unter 2:19 Stunden laufen kann. Aber Catherines Nderebas Rekord zu brechen, das ist etwas Besonderes“, sagte Mary Keitany. „Ich bin überwältigt, ein zweites Mal in London gewonnen zu haben. Wir arbeiteten bis 35 km zusammen. Danach fühlte ich mich so gut, dass ich das Tempo erhöhte.“
Irina Mikitenko wurde auf der zweiten Hälfte in dem Klassefeld kaum langsamer. Zufrieden war sie jedoch nicht. „Ich hatte eine bessere Zeit erwartet und konnte leider nicht das zeigen, was ich erwartet hatte. Aber mir hat heute einfach die Kraft gefehlt“, sagte die 39-Jährige, die lange Zeit des Rennens alleine laufen musste.
Zu den Teilnehmern zählten auch Tausende von Charity-Läufern, die in zum Teil lustigen Kostümen wie Micky Maus, Supermann, Graf Dracula oder der Uhr ‚Big Ben‘ an den Start gingen. Es wird angenommen, dass beim London-Marathon auch in diesem Jahr über 50 Millionen Pfund für einen guten Zweck gesammelt wurden. Zur großartigen Atmosphäre an der Strecke trugen viele tausend Zuschauer bei. Sie feuerten begeistert die Athleten auf ihrem Weg zum Ziel an.
Die zwölf besten Zeiten der Frauen:
2:15:25 Stunden | Paula Radcliffe | GBR | London (GBR) | 13.04.2003 |
2:17:18 | Paula Radcliffe | GBR | Chicago (USA) | 13.10.2002 |
2:17:42 | Paula Radcliffe | GBR | London (GBR) | 17.04.2005 |
2:18:20 | Liliya Shobukhova | RUS | Chicago (USA) | 09.10.2011 |
2:18:37 | Mary Keitany | KEN | London (GBR) | 22.04.2012 |
2:18:47 | Catherine Ndereba | KEN | Chicago (USA) | 07.10.2001 |
2:18:56 | Paula Radcliffe | GBR | London (GBR) | 14.04.2002 |
2:18:58 | Tiki Gelana | ETH | Rotterdam (NED) | 15.04.2012 |
2:19:12 | Mizuki Noguchi | JPN | Berlin (GER) | 25.09.2005 |
2:19:19 | Irina Mikitenko | GER | Berlin (GER) | 28.09.2008 |
2:19:19 | Mary Keitany | KEN | London (GBR) | 17.04.2011 |
2:19:26 | Catherine Ndereba | KEN | Chicago (USA) | 13.10.2002 |
- Erschienen am 22. April 2012
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