Wilson Kipsang und Mamitu Daska siegen mit Kursrekord in Frankfurt

Von Jörg Wenig
Wilson Kipsang feiert seinen Erfolg in Frankfurts Festhalle. © www.photorun.net
Wilson Kipsang feiert seinen Erfolg in Frankfurts Festhalle. © www.photorun.net

Der Kenianer Wilson Kipsang triumphierte beim 30. BMW Frankfurt-Marathon in hervorragenden 2:03:42 Stunden und krönte das Jubiläum mit einem famosen Streckenrekord. In einem mitreißenden Rennen erzielte er das zweitschnellste offizielle Ergebnis aller Zeiten und kam bis auf vier Sekunden an den bestehenden Weltrekord von Patrick Makau (Kenia/2:03:38) heran. Zweiter wurde Levy Matebo in 2:05:16, Rang drei belegte Albert Matebor (beide Kenia) mit 2:05:25. Im Männerrennen blieben 14 Läufer unter 2:10 Stunden – das gab es weltweit noch nie im Marathon. Insgesamt 29 Läufer überquerten die Ziellinie in weniger als 2:15 Stunden.

Auch bei den Frauen sahen die etwa 7.000 jubelnden Zuschauer in der Frankfurter Festhalle hervorragende Ergebnisse: Mamitu Daska (Äthiopien) lief mit 2:21:59 ebenfalls einen Streckenrekord. Sie gewann vor Agnes Kiprop (2:23:54) und der Debütantin Flomena Chepchirchir (beide Kenia/2:24:21). Die Siegzeit der äthiopischen Läuferin ist die sechstschnellste des Jahres. Auch in der Breite der Spitze überzeugte das Frauenfeld: Zwölf Läuferinnen konnten unter 2:30 Stunden bleiben.

Die Rekordzahl von 15.210 Läufern ging beim 30. BMW Frankfurt Marathon an den Start. Alle Wettbewerbe zusammengerechnet, beteiligten sich 25.305 Athleten an dieser Veranstaltung. Im Rahmen des Rennens findet beispielsweise auch ein Mini-Marathon über 4,2 Kilometer für 10- bis 16-Jährige statt. Mit mehr als 3.000 Teilnehmern ist es der größte Kinderlauf in Hessen.

Bei Temperaturen von rund zwölf Grad zur Startzeit um zehn Uhr, so gut wie keinem Wind und einem bedeckten Himmel herrschten fast ideale Bedingungen. Allerdings waren die Frankfurter Straßen aufgrund eines morgendlichen Regens noch nass und dadurch teilweise rutschig. Besonders in den Kurven mussten die Topläufer bei dem hohen Tempo vorsichtig sein.

„Ich freue mich über meine Zeit und werde es beim nächsten Mal erneut versuchen, den Weltrekord zu brechen. Dieses Resultat ist eine große Motivation für mich für meine nächsten Rennen“, erklärte der 29-jährige Wilson Kipsang, der seinen vierten Marathon lief. Wilson wuchs etwa 50 km von Iten in einer Bauernfamilie auf und entdeckte sein Lauftalent erst als Oberschüler. Vor einem Jahr hatte er in Frankfurt den Kursrekord auf 2:04:57 Stunden gesteigert, nun verbesserte er sich um 1:15 Minuten und erklärte nach seinem großartigen Sieg: „Der Weltrekord ist quasi auf dem Weg zu mir!“

Mit einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 61:40 Minuten und einer 25-km-Durchgangszeit von 1:13:09 Stunden lag die Spitzengruppe gut im Rennen bezüglich des Weltrekordes von Patrick Makau. Doch es war zu diesem Zeitpunkt nur noch ein Tempomacher dabei: Peter Kirui (Kenia) machte seine Sache zwar ausgezeichnet, jedoch gingen ein paar Sekunden auf dem nächsten 10-km-Abschnitt verloren. Und die Spitzengruppe verkleinerte sich deutlich. Der Frankfurt-Sieger des Jahres 2008, Robert Kiprono Cheruiyot (Kenia), der am Ende Rang fünf in 2:06:29 belegte, und Deriba Merga (Äthiopien), der schließlich sogar ganz aus dem Rennen gehen musste, verloren unter anderen den Kontakt.

Die Entscheidung fiel dann unmittelbar nach der 35-km-Marke. Wilson Kipsang zog die Geschwindigkeit an und ließ seine Landsleute Levy Matebo sowie Peter Kirui hinter sich – der Tempomacher hatte sich entschieden durchzulaufen, sortierte sich nach gut 30 km hinter seinem führenden Landsmann ein und war schließlich als Sechster in 2:06:31 im Ziel.

Wilson Kipsang gab auf den letzten sieben Kilometern alles und konnte am Ende bis auf vier Sekunden an den fünf Wochen alten Weltrekord von Patrick Makau herankommen, den dieser mit 2:03:38 Stunden in Berlin aufgestellt hatte.

Durch die starken Zeiten bei den Männern hat Frankfurt in der Liste der schnellsten City-Marathonrennen einen Sprung nach vorn von Rang neun auf Platz fünf gemacht. Diese Statistik basiert auf dem Durchschnitt der zehn schnellsten je gelaufenen Männer-Zeiten eines Rennens. Frankfurts Schnittzeit liegt nun bei 2:05:45,3 Stunden.

Mamitu Daska überzeugt mit einer persönlichen Bestzeit. © www.photorun.net
Mamitu Daska überzeugt mit einer persönlichen Bestzeit. © www.photorun.net

Bei den Frauen liefen die zwei äthiopischen Athletinnen Mamitu Daska und Merima Mohammed von Beginn an ein sehr hohes Tempo an der Spitze. Zeitweise sah es so aus, als könnte die 2:20-Stunden-Marke erstmals in Frankfurt unterboten werden.

Nach einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 69:46 Minuten fiel auch bei den Frauen die Entscheidung jenseits der 35-km-Marke. Hier konnte sich die 28-jährige Mamitu Daska absetzen, während sich Merima Mohammed mit 2:24:32 Stunden auf Rang vier platzierte. „Es war mein eigentliches Ziel, eine Zeit von etwa 2:20 Stunden oder sogar knapp darunter zu erreichen“, erklärte Mamitu. „Erst nach 40 Kilometern war ich mir sicher, dass ich gewinnen würde.“ Die äthiopische Läuferin, die den Kursrekord von der Kenianerin Caroline Kilel (2:23:25 vor einem Jahr) verbesserte, hat nun gute Chancen, für die Olympischen Spiele in London nominiert zu werden.

Der deutsche Läufer Jan Fitschen (TV Wattenscheid) konnte sein Zeitziel am Main erreichen. Mit 2:15:40 Stunden steigerte er seine Bestzeit im zweiten Marathon um knapp fünf Minuten und belegte Rang 32 in dem stark besetzten Feld. „Das ist genau der Zeitbereich, den ich mir vorgenommen hatte. Ich bin sehr froh, dass ich nach der Enttäuschung von Düsseldorf nun das umsetzen konnte, was ich kann“, sagte Jan. André Pollmächer (Rhein-Marathon Düsseldorf) musste das Rennen nach der 30-km-Marke aufgeben.

Bei den Frauen kam Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) in 2:28:08 Stunden auf Platz neun ins Ziel und erreichte die Olympia-Norm von 2:30:00. Susanne Hahn (SV schlau.com Saarbrücken) lief eine persönliche Bestleistung und damit ebenfalls die Qualifikationszeit für London 2012. Bei ihrem Comeback nach einer Babypause kam sie nach 2:28:49 Stunden auf Platz elf. „Die Norm war das Ziel, und ich wollte die guten Wetterbedingungen nutzen. Ich freue mich sehr, dass es geklappt hat. Ich wusste, dass ich in diesem Zeitbereich laufen kann“, sagte Susanne Hahn.

Der Start des Struwwelpeter-Laufs. © www.photorun.net
Der Start des Struwwelpeter-Laufs. © www.photorun.net
Auch in diesem Jahr gehört der Wohlfahrtsverband Caritas Frankfurt, dessen größte Abteilung die Kinder- und Jugendhilfe ist, zu den Charity-Partnern des hiesigen Marathons. Seit 2007 ist die Spendeninitiative „Gemeinsam mehr bewegen“ teil des Rennens und hat es sich zum Ziel gesetzt, die Gesundheit Frankfurter Kinder zu fördern. So konnten innerhalb von vier Jahren 110.000 Euro gesammelt und mehr als 200 Projekte und Aktionen – zu denen auch bewegungsfreundlicher ausgestattete Kindertagesstätten zählen – realisiert werden. Höhepunkt dieser Initiative ist der am Samstag vor dem Frankfurt-Marathon stattfindende Struwwelpeter-Lauf über 420 Meter für Kids im Alter von fünf bis neun Jahren.