Wilson Kipsang läuft in Berlin Marathon-Weltrekord mit 2:03:23
Der 31-jährige Kenianer Wilson Kipsang lief bei sehr guten Wetterbedingungen mit der Marathon-Weltrekordzeit von 2:03:23 Stunden ins Ziel des 40. BMW Berlin-Marathons am Brandenburger Tor. Damit unterbot er beim großen Jubiläumsrennen den alten Rekord, den sein Landsmann Patrick Makau vor zwei Jahren ebenfalls in Berlin gelaufen war (2:03:38), um 15 Sekunden. Der zweitplatzierte Eliud Kipchoge belegt nun nach Verbesserung seiner persönlichen Bestleistung auf 2:04:05 den fünften Rang in der Liste der schnellsten Marathonläufer aller Zeiten. Nie zuvor erreichte ein Athlet eine solche Zeit, ohne das Rennen auch zu gewinnen. Dritter wurde Geoffrey Kipsang (beide Kenia) in 2:06:26.
Den Startschuss für das Rennen gab der viermalige Berlin-Sieger und frühere Weltrekordhalter Haile Gebrselassie. Der erste Berlin-Marathon fand 1974 mit nur 286 Läufern statt, für die Jubiläumsauflage des Rennens hatten 41.120 Läufer aus 119 Nationen gemeldet. Rund eine Million Zuschauer säumten die Strecke des World Marathon Majors (WMM)-Rennens, das die Teilnehmer an Berliner Wahrzeichen wie der Siegessäule, dem Reichstag, der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche und dem Potsdamer Platz vorbeiführt. Schattentemperaturen zwischen 8 und 11 Grad Celsius sowie blauer Himmel sorgten für fast ideale Wetterbedingungen. Lediglich in der Endphase des Rennens störte ein leichter Wind.
In der Geschichte des Berlin-Marathons war dies bereits der neunte Weltrekord. Damit ist das Rennen in dieser Hinsicht nun die Nummer eins. Beim Londoner Polytechnic Marathon, der nicht mehr stattfindet, wurden acht Bestmarken verbessert.
Die Spitzengruppe der Männer lief von Beginn an Zwischenzeiten, die auf einen Weltrekord hinausliefen. Nach einer Halbmarathon-Zeit von 61:32 Minuten verloren die Athleten jedoch auf den nächsten 10 Kilometern etwas Zeit im Vergleich zum Weltrekordlauf von Patrick Makau 2011. An der Halbmarathonmarke war die Zwischenzeit noch zwölf Sekunden schneller als vor zwei Jahren, nach 25 km waren es jedoch nur noch fünf, und an der 30-km-Marke lag Wilson Kipsang im Vergleich zu Patrick Makau erstmals zurück. Diese Marke hatte Patrick 2011 nach 1:27:38 erreicht (immer noch der 30-km-Weltrekord), während die Spitzengruppe am Sonntag hier in 1:28:01 durchlief.
Als letzter Tempomacher ging kurz nach der 30-km-Marke Philemon Rono aus dem Rennen. Die drei Favoriten lagen nun gemeinsam an der Spitze: Wilson Kipsang, Eliud Kipchoge und Geoffrey Kipsang. Doch viel Zeit machte das Trio zunächst bei der Jagd nach der Weltrekordzeit nicht gut. Als sie die 35-km-Marke in 1:42:36 erreicht hatten, waren sie genau 20 Sekunden langsamer als Patrick Makau bei seinem Rekordlauf im direkten Duell mit Haile Gebrselassie.
Wilson Kipsang hatte in der Schlussphase noch Reserven, lief wieder schneller und kam immer dichter an Patrick Makaus Weltrekord heran. „Ich fühlte mich stark, deswegen habe ich nach 35 km zugelegt. Denn ich sah, dass wir zuvor etwas zu langsam waren“, erklärte Wilson, der dann die 40-km-Marke in 2:00:01 passierte – zwei Sekunden schneller als Patrick Makau 2011. Mit zwei sehr schnellen letzten Kilometerabschnitten – Wilson lief jeweils 2:48 und 2:53 Minuten – rannte er zum größten Triumph seiner Karriere und in 2:03:23 durch das Ziel. „Für mich ist ein Traum wahr geworden“, sagte der neue kenianische Weltrekordhalter, der jetzt der einzige Läufer ist, der über die Marathondistanz zweimal unter 2:04 Stunden und viermal unter 2:05 gelaufen ist. „Vor zehn Jahren habe ich Paul Tergat im Fernsehen gesehen, als er in Berlin den Marathon-Weltrekord brach. Das hat mich inspiriert. Jetzt habe ich mir meinen Traum erfüllt.“
Erfreulich aus deutscher Sicht war zudem die Leistung von André Pollmächer (Rhein-Marathon Düsseldorf). Mit einer persönlichen Bestzeit von 2:13:05 Stunden belegte er Rang 14 und unterbot als erster deutscher Läufer die Norm für die Europameisterschaften 2014. Es war die schnellste Zeit eines deutschen Läufers seit 14 Jahren. 2000 hatte Michael Fietz 2:11:25 erreicht. „Ich bin froh, dass ich ins Ziel gekommen bin und freue mich über meine Bestzeit“, sagte André, der zuletzt vor vier Jahren einen kompletten Marathon absolvieren konnte. „Ich hätte auch noch schneller laufen können. Doch nach 35 Kilometern bekam ich leichte Krämpfe und bin daher etwas vorsichtiger gelaufen, denn ich wollte nichts riskieren und nicht stehen bleiben. Erst auf den letzten zwei Kilometern habe ich dann noch einmal Gas gegeben.“ Falk Cierpinski (SG Spergau) belegte mit 2:14:50 Platz 18.
Die Halbmarathonmarke passierte Florence Kiplagat dann in 69:48 Minuten. Doch die Entscheidung fiel erst in der Schlussphase des Rennens. Rund fünf Kilometer vor dem Ziel konnte sich Florence Kiplagat von ihrer Konkurrentin lösen. „Ich habe mich zunächst sehr gut gefühlt, doch dann bekam ich aufgrund einer Blase Probleme mit meinem rechten Fuß“, erklärte die Siegerin, die mit 2:21:13 immerhin die drittbeste Zeit des Jahres erzielte. „Ich hoffe, dass ich noch einmal die Gelegenheit habe, in Berlin zu starten.“ Sharon Cherop erreichte mit 2:22:28 als Zweite eine persönliche Bestzeit.
Einmal mehr lief Irina Mikitenko ein starkes taktisches Rennen und ein sehr gleichmäßiges Tempo. Sie folgte nicht dem schnellen Tempo, das ihre Konkurrentinnen zu Beginn vorgaben. „Ich habe mich am Anfang bewusst etwas zurückgehalten wegen des Windes. Vielleicht hätte ich noch schneller laufen können, aber ich freue mich natürlich sehr über diesen Master-Weltrekord“, sagte Irina Mikitenko, die die erste Hälfte in 1:12:24 Stunden absolvierte und lange Zeit auf Rang vier lag. Doch nachdem die zuvor drittplatzierte Isabellah Andersson (Schweden) vor der 30-km-Marke aufgeben musste, lag Irina Mikitenko nun auf dem erhofften Podiumsplatz und verteidigte diesen ins Ziel.
„Master-Weltrekord und dritter Platz – was will man mehr“, sagte Irina, die den Weltrekord der Altersklasse ab 40 Jahre deutlich verbesserte. Die alte Marke war die Russin Lyudmila Petrova mit 2:25:43 vor fünf Jahren in New York gelaufen. Noch eine zweite deutsche Läuferin kam in Berlin unter die Top Ten: Nina Stöcker (LG Ratio Münster) lief bei ihrem Debüt als Achte 2:37:46.
Die Resultate des 40. Berlin-Marathons
Männer:
1. | Wilson Kipsang | KEN | 2:03:23 Stunden |
2. | Eliud Kipchoge | KEN | 2:04:05 |
3. | Geoffrey Kipsang | KEN | 2:06:26 |
4. | Stephen Chemlany | KEN | 2:07:44 |
5. | Maswai Kiptanui | KEN | 2:08:52 |
6. | Marilson dos Santos | BRA | 2:09:24 |
7. | Suehiro Ishikawa | JPN | 2:10:24 |
8. | Koji Kobayashi | JPN | 2:11:31 |
9. | Silva Rui | POR | 2:12:16 |
10. | Sisay Jisa | ETH | 2:12:17 |
Frauen:
1. | Florence Kiplagat | KEN | 2:21:13 Stunden |
2. | Sharon Cherop | KEN | 2:22:28 |
3. | Irina Mikitenko | GER | 2:24:54 |
4. | Helah Kiprop | KEN | 2:28:02 |
5. | Desiree Davila | USA | 2:29:15 |
6. | Vianey Rosa | MEX | 2:23:35 |
7. | Eri Hayakawa | JPN | 2:32:35 |
8. | Nina Stöcker | GER | 2:37:46 |
9. | Lizzi Lee | IRL | 2:38:09 |
10. | Maria Gutierrez | ESP | 2:38:18 |
- Erschienen am 29. September 2013