Wilson Kipsang gewinnt mit Streckenrekord in London

Von Jörg Wenig
Wilson Kipsang und Edna Kiplagat. © www.PhotoRun.net
Wilson Kipsang und Edna Kiplagat. © www.PhotoRun.net

Mit zwei Jahresweltbestzeiten und einem Streckenrekord feierte der Virgin Money London-Marathon seine 34. Auflage. Der Weltrekordler Wilson Kipsang gewann das Rennen der Männer in 2:04:29 Stunden und stellte damit neben der Jahresweltbestzeit auch eine Kursbestzeit auf. Seine kenianische Landsfrau Edna Kiplagat, die zweifache Weltmeisterin, triumphierte mit 2:20:21 und erzielte ebenfalls die schnellste Zeit des Jahres.

Für Wilson Kipsang war es bereits der zweite London-Sieg nach 2012. Er gewann letztlich klar vor seinem Landsmann Stanley Biwott (2:04:55). Damit blieben zum ersten Mal in London zwei Läufer unter 2:05 Stunden. Dritter wurde der Vorjahressieger Tsegaye Kebede (Äthiopien/2:06:30). Mit nur drei Sekunden Vorsprung entschied die Weltmeisterin Edna Kiplagat das Rennen gegen die nicht mit ihr verwandte Halbmarathon-Weltrekordlerin Florence Kiplagat (Kenia) für sich, die nach 2:20:24 im Ziel war. Dritte wurde die Debütantin Tirunesh Dibaba (Äthiopien), die starke 2:20:35 erreichte. Es war die drittschnellste Marathon-Premiere einer Frau.

Schneller als Tirunesh Dibaba waren bei ihren Debüts lediglich die Britin Paula Radcliffe mit 2:18:56 und die Kenianerin Lucy Kabuu in 2:19:34. Der britische Doppel-Olympiasieger Mo Farah belegte bei seinem Debüt Rang acht mit 2:08:21. In Greenwich gingen am Sonntag bei sehr guten Wetterbedingungen rund 36.000 Läufer an den Start.

Haile Gebrselassie war für das Männerfeld als Tempomacher verpflichtet worden. Der äthiopische Superstar, der einst als erster Läufer unter 2:04 Stunden gerannt war (2:03:59 in Berlin 2008), sollte bis zur 30-Kilometer-Marke für Weltrekordtempo sorgen, wenigstens aber bis zum Halbmarathon. Doch Haile konnte nach einer 10-km-Zwischenzeit von 29:11 Minuten bei 15 km (44:06) das angestrebte Tempo nicht mehr halten und ging vorzeitig aus Rennen. Der Kenianer Richard Sigei war der zweite Tempomacher, doch die folgenden Kilometer wurden langsamer. Nach 62:30 Minuten, das waren 45 Sekunden langsamer als geplant, war der Halbmarathonpunkt erreicht. Acht Läufer lagen zu diesem Zeitpunkt hinter Richard Sigei, der noch bis 25 km (1:13:58) Tempo machte, an der Spitze.

Wilson siegte zum zweiten Mal nach 2012 in der britischen Hauptstadt. © www.PhotoRun.net
Wilson siegte zum zweiten Mal nach 2012 in der britischen Hauptstadt. © www.PhotoRun.net

Am 30-km-Punkt bekam der bisherige Streckenrekordler Emmanuel Mutai (Kenia), der das Rennen 2011 in 2:04:40 gewonnen hatte, Schwierigkeiten. Als dann kurz danach Wilson Kipsang die Initiative ergriff, riss er damit die Gruppe auseinander. Überraschend war es Stanley Biwott, der vor zwei Jahren den Paris-Marathon in 2:05:12 gewonnen hatte, der dem Weltrekordler als einziger folgen konnte. Der Titelverteidiger Tsegaye Kebede (Äthiopien) fiel ebenso zurück wie Geoffrey Mutai (Kenia), der in Boston 2011 auf der nicht rekordkonformen Strecke mit 2:03:02 das schnellste Ergebnis aller Zeiten gelaufen war. Auch der Dubai-Sieger dieses Jahres, Tsegaye Mekonnen (Äthiopien), konnte nicht mithalten.

Bis zur 40-km-Marke dauerte das spannende Duell zwischen Wilson Kipsang und Stanley Biwott. Dann konnte Wilson trotz des hohen Tempos – den 5-km-Abschnitt zwischen 35 und 40 km waren die beiden in 14:38 gelaufen – noch einmal forcieren und das Rennen so für sich entscheiden.

Mo Farah hatte sich von Beginn an bei seinem Debüt in einer zweiten Gruppe einsortiert. An der Halbmarathonmarke lag Mo mit 63:08 Minuten als Zwölfter noch gut auf Kurs für den britischen Rekord (2:07:13) und die europäische Bestmarke, die bei 2:06:36 steht. Doch jenseits der 30-km-Marke konnte er dieses Tempo nicht mehr halten. „Das war nicht mein Tag“, erklärte er im Anschluss.

„Ich habe eine gute Leistung gezeigt und mich gut gefühlt. Es war ein starkes Feld und dadurch ein taktisches Rennen, bei dem mein Plan funktioniert hat“, sagte Wilson Kipsang, der um ein Haar gar nicht am Start gewesen wäre. Als er in der vergangenen Woche in Kenia losfahren wollte, stellte der Weltrekordler fest, dass sein Auto aufgebrochen wurde und unter anderem sein Pass mit dem Visum gestohlen worden war. In kürzester Zeit gelang es mit Hilfe der Londoner Veranstalter für Ersatz zu sorgen. „Es ist ein tolles Gefühl, den London-Marathon erneut gewonnen zu haben. Ich hoffe, dass mir das nochmals gelingen wird“, sagte er. Mehr über Wilson Kipsang können Sie hier auf unserer Website nachlesen.

Edna Kiplagat sicherte sich den Titel in einem mitreißenden Endspurt. © www.PhotoRun.net
Edna Kiplagat sicherte sich den Titel in einem mitreißenden Endspurt. © www.PhotoRun.net

Im Frauenrennen hatte die Titelverteidigerin und Favoritin Priscah Jeptoo (Kenia) eigentlich eine Zeit von deutlich unter 2:20 Stunden angepeilt. Bei der Halbmarathonmarke, die nach 69:15 Minuten erreicht wurde, lag sie noch in einer sechsköpfigen Spitzengruppe. Nach 25 km waren neben ihr lediglich Edna und Florence Kiplagat wie auch Tirunesh Dibaba im Rennen um den Sieg. Doch plötzlich stieg Priscah Jeptoo ohne erkennbaren Grund aus dem Rennen aus. Die äthiopische Olympiasiegerin Tiki Gelana, die schon vor der 10-km-Marke den Kontakt zur Spitzengruppe verloren hatte, wurde Neunte.

Als Tirunesh Dibaba nach 30 km am Verpflegungsstand eine Flasche verpasste und abstoppte, um das Getränk zu bekommen, gelang es Edna und Florence Kiplagat, die dreifache Olympiasiegerin hinter sich zu lassen. „Ich war enttäuscht, dass ich die Flasche fallen ließ. Aber ich bin froh, einen Podiumsplatz erreicht zu haben“, sagte Tirunesh. „Im Sommer werde ich wieder auf der Bahn rennen, aber ich werde auch wieder Marathon laufen – denn ich möchte auch im Marathon gewinnen.“

Erst auf der Zielgeraden mit dem Buckingham Palast im Hintergrund fiel die Entscheidung dann zwischen Edna und Florence Kiplagat. „Ich habe bei etwa 40 Kilometern versucht, mich von Florence zu lösen. Aber es klappte nicht“, sagte Edna, die dann schließlich 200 Meter vor dem Ziel den besseren Sprint hatte und mit drei Sekunden Vorsprung vor einem jubelnden Publikum gewann. Für die 34-jährige Edna Kiplagat, die im vergangenen Jahr als erste Frau zum zweiten Mal in Folge Marathon-Weltmeisterin wurde, ist der Sieg ein langersehnter Erfolg. In London hatte sie in den letzten drei Jahren die Ränge drei, zwei und zwei belegt. Jetzt gelang ihr schließlich der Sieg.

Charity-Running in London

Der London-Marathon ist bezüglich der Stärke seiner Elitefelder eines der bestbesetzten Rennen der Welt über die 42,195 Kilometer. Und auch was das „Charity-Running“ – das Laufen für einen guten Zweck – angeht, ist die Veranstaltung herausragend. Seit der ersten Auflage des London-Marathons 1981 haben die Teilnehmer über 663 Millionen Pfund (knapp 800 Millionen Euro) für gemeinnützige Zwecke gesammelt – ohne das heutige Rennen. Alleine bei der Veranstaltung im vergangenen Jahr kam die Rekordsumme von 53 Millionen Pfund (knapp 65 Millionen Euro) zusammen. In einer ähnlichen Größenordnung dürfte sich der Erlös auch in diesem Jahr bewegen. Der London-Marathon ist damit die größte Charity-Veranstaltung eines einzelnen Tages weltweit.

Die Spenden kommen aber nicht nur von den Teilnehmern, sondern auch vom Veranstalter. Die Struktur des Londoner Marathon-Unternehmens ist seit 1981 so aufgebaut, dass die jährlichen, beträchtlichen Gewinne über eine Stiftung gemeinnützigen Zwecken zugute kommen. Ein großer Teil davon fließt in Londoner Projekte – zum Beispiel in den Bau von Sportplätzen oder auch Kinderspielplätzen. Eine neue Organisation, die die Londoner in diesem Jahr unterstützen, ist SPAT. Bei diesem Projekt wird jungen wohnungslosen Menschen in der britischen Metropole geholfen. Zudem werden sie an den Laufsport herangeführt.

Unter den Charity-Läufern befand sich auch die 86-jährige Iva Barr, die älteste Läuferin im Teilnehmerfeld. Seit 1982 nimmt die fitte Britin bereits an Marathonrennen teil. Dieses Jahr war dabei das zweite Mal, dass sie für die Wohltätigkeitsorganisation WhizzKidz, die sich für in ihrer Mobilität eingeschränkte Kinder einsetzt, in der britischen Hauptstadt teilnahm. Wir gratulieren Iva zu ihrem tollen Ergebnis von 6:58:59 Stunden bei ihrem 15. London-Marathon!

Die Londoner Charity-Bilanz der letzten Jahre

 2007 € 56,1 Millionen
 2008 € 56,3
 2009 € 56,9
 2010 € 61,0
 2011 € 62,5
 2012 € 63,7
 2013 € 63,9

Die Ergebnisse des London-Marathons

Männer:

 1. Wilson Kipsang KEN 2:04:29 Stunden
 2. Stanley Biwott KEN 2:04:55
 3. Tsegaye Kebede ETH 2:06:30
 4. Ayele Abshero ETH 2:06:31
 5. Tsegaye Mekonnen ETH 2:08:06
 6. Geoffrey Mutai KEN 2:08:18
 7. Emmanuel Mutai KEN 2:08:19
 8. Mo Farah GBR 2:08:21
 9. Feyisa Lilesa ETH 2:08:26
 10. Ryan Vail USA 2:10:57

Frauen:

 1. Edna Kiplagat KEN 2:20:21 Stunden
 2. Florence Kiplagat KEN 2:20:24
 3. Tirunesh Dibaba ETH 2:20:35
 4. Feyse Tadese ETH 2:21:42
 5. Aberu Kebede ETH 2:23:21
 6. Jessica Augusto POR 2:24:25
 7. Tetyana Gamera-Shmyrko UKR 2:25:30
 8. Anna Dulce Felix POR 2:26:46
 9. Tiki Gelana ETH 2:26:58
 10. Liudmyla Kovalenko UKR 2:31:31

Wien-Marathon: Anna Hahner gewinnt das Frauenrennen, Getu Feleke verbessert Kursrekord

Anna Hahner triumphierte in Wien. © www.PhotoRun.net
Anna Hahner triumphierte in Wien. © www.PhotoRun.net

Anna Hahner hat den Vienna City Marathon gewonnen und ihren ersten Sieg in einem Rennen über die klassische Distanz gefeiert. Die 24-jährige Läuferin aus Gengenbach (Schwarzwald), die für Run2Sky startet, überholte 300 Meter vor dem Ziel die lange Zeit deutlich führende Caroline Chepkwony (Kenia), die auf den letzten Kilometern aufgrund von Unterleibsproblemen eingebrochen war. Anna Hahner war nach 2:28:59 Stunden vor Caroline Chepkwony (2:29:18) und der Äthiopierin Marta Lema (2:31:10) im Ziel. Sie ist die erste deutsche Siegerin in Wien seit Christa Vahlensiek 1989. Ich bin überwältigt, ich glaube, ich träume noch“, sagte Anna im Ziel.

Für eine Weltklasseleistung sorgte im Männerrennen Getu Feleke. Der äthiopische Athlet triumphierte in der Streckenrekordzeit von 2:05:41 Stunden mit deutlichem Vorsprung vor den Kenianern Alfred Kering (2:08:28) und Philip Kimutai Sanga (2:08:58). Für den 31. Vienna City Marathon hatte die Rekordzahl von 42.078 Läufern aus 127 Nationen gemeldet. Hier sind Rennen über kürzere Distanzen eingerechnet.

Paris-Marathon: Kenenisa Bekele gewinnt Debüt mit Streckenrekord

Kenenisa Bekele, hier zu sehen beim Prefontaine Diamond Classic 2012, siegte in der französischen Hauptstadt. © www.PhotoRun.net
Kenenisa Bekele, hier zu sehen beim Prefontaine Diamond Classic 2012, siegte in der französischen Hauptstadt. © www.PhotoRun.net

Der 31-jährige Äthiopier Kenenisa Bekele lief bei seinem ersten Rennen über die 42,195 km auf Anhieb eine Weltklassezeit von 2:05:04 Stunden und verbesserte damit den Streckenrekord um acht Sekunden. Die alte Bestmarke von 2:05:12 hatte Kenias Stanley Biwott vor zwei Jahren aufgestellt. Das Debüt von Kenenisa, der dreimal Olympiasieger war und nach wie vor die Weltrekorde über 5.000 und 10.000 Meter hält, war das sechstschnellste aller Zeiten, wenn man die Zeit von Moses Mosop (Kenia/2:03:06) auf der nicht rekord-konformen Strecke von Boston nicht wertet. Den inoffiziellen Debüt-Weltrekord lief Dennis Kimetto (Kenia) mit 2:04:16 Stunden in Berlin 2012.

„Es war ein hartes Rennen“, sagte Kenenisa Bekele. Platz zwei belegte mit deutlichem Abstand sein Landsmann Terfa Getachew in 2:06:49. Dritter wurde der Kenianer Luka Kanda in 2:08:01. Diese beiden stellten ebenfalls persönliche Bestzeiten auf.

Das Rennen der Frauen gewann Flomena Cheyech überlegen. Die kenianische Läuferin erreichte 2:22:44 Stunden und stellte damit eine persönliche Bestzeit auf. Zweite wurde die Äthiopierin Yebrgual Melese in 2:26:21 vor ihrer Landsfrau Ahmed Zemzem (2:29:35). 50.000 Läufer hatten für den Paris-Marathon gemeldet.