Tausende Läuferinnen und tolle Stimmung in Berlin

Von Jörg Wenig
Irina Mikitenko, hier zu sehen bei der Veranstaltung im vergangen Jahr, siegte beim 29. Avon Running Berliner Frauenlauf. © SCC-Events/Camera4
Irina Mikitenko, hier zu sehen bei der Veranstaltung im vergangen Jahr, siegte beim 29. Avon Running Berliner Frauenlauf. © SCC-Events/Camera4

Einmal im Jahr gehört der Tiergarten den Läuferinnen. Dann findet in der beliebten Parkanlage inmitten der deutschen Hauptstadt der Avon Running Berliner Frauenlauf statt. Immer populärer wird das Rennen, das 1984 mit 645 Teilnehmerinnen erstmals gestartet wurde. Am Samstag beteiligte sich bei sonnigem Wetter mit kühlen Temperaturen die Rekordzahl von 18.561 Läuferinnen an den verschiedenen Veranstaltungen. Dazu gehören ein 800-Meter-Bambini-Lauf für die Kleinen und jeweils ein Lauf-, ein Walking- und ein Nordic-Walking-Wettbewerb über die 5-km- sowie die 10-km-Distanzen. Entlang des Kurses wurden die Frauen und Mädchen dabei von tausenden jubelnden Zuschauern unterstützt, die zum Teil mit Trommeln zur tollen Atmosphäre beitrugen.

Den Startschuss des 10-km-Rennens gab im Tiergarten Kathrine Switzer, die in der Vergangenheit immer wieder nach Berlin gekommen war, um Deutschlands größten Frauenlauf in seiner Entwicklung zu fördern und zu unterstützen. Kathrine hatte sich vor 45 Jahren mit einer offiziellen Startnummer in das Feld des Boston-Marathons geschmuggelt – als das Rennen noch ausschließlich Männern vorbehalten war – und damit für Aufsehen gesorgt.

Irina Mikitenko gewann den 10-km-Lauf nach 2006, 2008 und 2011 nun bereits zum vierten Mal. Die 39-jährige Athletin des SC Gelnhausen war nach 33:19 Minuten im Ziel und hatte damit einen deutlichen Vorsprung vor Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt/35:37). Die 22-Jährige war sechs Tage zuvor den Hannover-Marathon gelaufen und hatte dort trotz Magenproblemen mit 2:39:03 Stunden eine persönliche Bestzeit erreicht. Dritte wurde in Berlin die Polin Paulina Lodarek mit 36:50.

„Es hat wieder Spaß gemacht, in dieser tollen Stimmung zu laufen. Die Zuschauer feuern einen an, aber auch die anderen Läuferinnen im Rennen“, erzählte Irina Mikitenko und fügte hinzu: „Ich komme immer wieder gerne nach Berlin.“ Unmittelbar nach dem Start konnte sich die zweifache World Marathon Majors (WMM)-Siegerin absetzen und lief fortan alleine an der Spitze. Im Ziel war sie über zwei Minuten schneller als die Konkurrenz und gut eine Minute schneller als bei ihrem Sieg vor einem Jahr an gleicher Stelle.

„Das war heute schon eine Motivation für das Training in den nächsten Wochen“, sagte die deutsche Marathon-Rekordlerin (2:19:19 Stunden), die am 5. August bei den Olympischen Spielen in London über die klassischen 42,195 km antreten wird. In der kommenden Woche beginnt nach einer Erholungsphase für Irina das Training für den Olympia-Marathon und so reist sie am Montag in ein erstes dreiwöchiges Höhentrainingslager nach St. Moritz.

Beim Frauenlauf im Tiergarten konnte Irina übrigens gleich zwei Siege feiern. Denn vor ihrem Erfolg über 10 km hatte ihre sechsjährige Tochter den Bambinilauf über 400 Meter gewonnen.

Die Stimmung an und auf der Strecke war auch 2012 mitreißend. © SCC-Events/Camera4
Die Stimmung an und auf der Strecke war auch 2012 mitreißend. © SCC-Events/Camera4

Im Vordergrund stehen für die vielen Teilnehmerinnen jedes Jahr die Freude am Laufen sowie Fitness und Gesundheit. Und so ist die Stimmung rund um die Strecke ausgelassen. „Überall standen Leute, die geklatscht und getrommelt haben – das war wirklich toll!“, erzählt die neunjährige Sofia, die gemeinsam mit einigen Mitschülerinnen am 5-km-Lauf teilgenommen hat. „Nächstes Jahr mache ich auf jeden Fall wieder mit!“

Zudem erfüllt die Teilnahme einen guten Zweck, denn der Berliner Frauenlauf ist eine große Benefizveranstaltung zum Thema Brustkrebs. Ein Euro der Startgebühr – diese Summe wird vom Titelsponsor Avon dann verdoppelt – kommt der Berliner Krebsgesellschaft e.V. zugute, die damit den Kampf gegen Brustkrebs unterstützt. Auch können so genannte „Sponsored Walk Teams“ gegründet werden, die von ihrer Familie, Freunden oder Kollegen für jeden gelaufenen Kilometer einen vorher frei gewählten Betrag bekommen. 2011 wurden dadurch insgesamt über 40.000 Euro aufgebracht. Dieses Geld kommt dem Härtefond der Berliner Krebsgesellschaft und damit an Brustkrebs erkrankten Frauen zugute, die sich in einer finanziellen oder sozialen Notlage befinden.

Die Krebsbetroffene Kathrin Lehmann sagte vor dem Rennen auf der Website des Veranstalters SCC-Events: „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, auch in diesem Jahr dabei zu sein.“ Über ihre Teilnahme im vergangenen Jahr erzählte sie bewegend: „Der Avon Running Berliner Frauenlauf und die Aktion Sponsored-Walk waren für mich eine Gelegenheit, Dankbarkeit auszudrücken und Hilfestellung durch die Berliner Krebsgesellschaft für andere Frauen zu ermöglichen.“