Stefano Baldini zum zweiten Mal Marathon-Europameister

Von Jörg Wenig
Stefano Baldini gewinnt den EM-Marathon. © Photo Run / Jiro Mochizuki
Stefano Baldini gewinnt den EM-Marathon. © Photo Run / Jiro Mochizuki

Einen Tag nach dem sensationellen Marathontriumph der Rostockerin Ulrike Maisch blieb zumindest im Rennen um Gold bei den Männern eine Überraschung aus. Am Sonntag setzte sich der große Favorit im Feld der gut 50 Marathonläufer durch: Der Italiener Stefano Baldini gewann nach 2:11:32 Stunden die Goldmedaille. Zum zweiten Mal nach 1998 wurde der inzwischen 35-Jährige Europameister über die klassische Distanz. Anders sah es dagegen auf Platz zwei aus, denn die Silbermedaille sicherte sich unerwartet der Schweizer Viktor Röthlin in 2:11:50 vor dem Spanier Julio Rey (2:12:37). Deutsche Läufer hatten sich für den EM-Marathon nicht qualifiziert.

„Für mich lief an diesem Tag alles perfekt. Es war nicht leicht, gegen den Wind zu laufen, und auch die Strecke war teilweise nicht einfach”, sagte Stefano Baldini, der vor zwei Jahren in Athen Olympiasieger im Marathon geworden war. Schon jetzt denkt der Italiener, der in seiner Heimat in diesem Jahr ein Laufsportgeschäft eröffnet hat, in dem auch seine olympische Goldmedaille von Athen ausgestellt ist, an die Spiele 2008 in Peking. „Schritt für Schritt plane ich Richtung Olympia 2008, denn ich möchte meinen Titel verteidigen. Der Sieg heute war ein wichtiger Erfolg in meiner Karriere”, erklärte Stefano Baldini, für den es ein fast schon einfacher Erfolg gewesen ist. Zwar war das Männer-Rennen vergleichsweise besser besetzt als das Rennen der Frauen tags zuvor, doch ein EM-Marathon hat lange nicht die Qualität eines Laufes bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften. Und auch die großen Herbstmarathonrennen wie Berlin, Chicago oder New York werden aufgrund der in erster Linie afrikanischen Konkurrenz wesentlich hochkarätiger sein.

„Ob ich bei einem Herbstmarathon noch einmal an den Start gehen werde, weiß ich noch nicht. Das entscheide ich zu einem späteren Zeitpunkt mit meinem Trainer”, erklärte Stefano Baldini, der zwar auch schon zweimal eine Bronzemedaille bei den Weltmeisterschaften gewonnen hatte, jedoch bisher noch kein Rennen der World Marathon Majors – Boston, London, Berlin, Chicago, New York – gewinnen konnte. Aufgrund des zeitlichen Abstandes käme für ihn in diesem Jahr sicherlich nur ein Start beim New-York-Marathon am 5. November in Betracht.

In einem insgesamt nicht schnellen EM-Marathon war die erste Hälfte der Distanz nach 65:44 Minuten zurückgelegt. Die Portugiesen, Italiener und Spanier bestimmten das Bild an der Spitze – lediglich Viktor Röthlin und der finnische Titelverteidiger Janne Holmen, der schließlich Siebenter wurde in 2:13:10 Stunden, kamen nicht aus einem dieser Länder in der 11-köpfigen Spitzengruppe.

Doch im Laufe des Rennens entwickelte sich dann ein Zweikampf zwischen Baldini und Röthlin an der Spitze. „Als das Tempo dann etwas langsamer geworden war, habe ich an der 40-Kilometer-Marke attackiert”, erklärte Stefano Baldini. „Ich habe hier keine Goldmedaille verloren sondern Silber gewonnen”, sagte Viktor Röthlin. Der 31-jährige Schweizer feierte in Göteborg den größten Erfolg seiner Karriere. „Es ist unglaublich – in der Nacht vor dem Rennen habe ich geträumt, dass ich Silber gewinnen würde.” Für Viktor Röthlin hat sich der Traum erfüllt.