Silvesterrennen weltweit: Die große Läufer-Party

Von Jörg Wenig

Mit Silvester verbinden viele Menschen ein großes Feuerwerk und unterhaltsame Stunden mit Freunden. Doch auch der Laufsport gehört mittlerweile dazu. An keinem anderen Tag des Jahres werden weltweit derart viele Rennen gestartet wie am 31. Dezember. Nachfolgend hat Take The Magic Step® für Sie einen Überblick über die begeisternden Läufe des Silvestertages zusammengestellt.

Bozen: Imane Merga und Sylvia Kibet überzeugen im Sprint

Imane Merga gewinnt im Endspurt in Bozen knapp vor Muktar Edris. © BOclassic/Daniele Mosna
Imane Merga gewinnt im Endspurt in Bozen knapp vor Muktar Edris. © BOclassic/Daniele Mosna

Äthiopiens Crosslauf-Weltmeister Imane Merga hat den Silvesterlauf im italienischen Bozen gewonnen. Einmal mehr fiel die Entscheidung in dem 10-Kilometer-Rennen erst in einem Sprint. Imane setzte sich bei der hochklassigen Veranstaltung in 29:12,3 Minuten mit nur vier Zehntelsekunden Vorsprung vor seinem Landsmann Muktar Edris durch. Dritter wurde überraschend der neunmalige Cross-Europameister Serhiy Lebid. Der bereits 37-jährige Ukrainer war in 29:30,3 im Ziel. Das 5-km-Rennen der Frauen entschied zum zweiten Mal nach 2007 Sylvia Kibet für sich. Die kenianische Athletin siegte mit 16:21,1 Minuten knapp vor ihren äthiopischen Mitstreiterinnen Afera Godfay (16:22,7) und Worknesh Degefa (16:24,2).

In einem spannenden Duell zweier Weltmeister hat sich der erfahrenere Cross-Weltmeister Imane Merga gegen den 5.000-Meter-Junioren-Weltmeister Muktar Edris durchgesetzt. In der sechsten von acht Runden des 10-km-Laufes lösten sich die äthiopischen Ausnahmeathleten von ihren Verfolgern. Imane Merga zog dann in einem 300 m langen Endspurt an und überquerte nach 29:12,3 Minuten knapp vor seinem Mitstreiter die Ziellinie. Für Imane war es der zweite Erfolg beim BOclassic nach 2010, als er sich im Sprint gegen Mo Farah (Großbritannien) durchgesetzt hatte. Der Olympiadritte Thomas Longosiwa (Kenia) – einer der großen Favoriten – musste grippegeschwächt in der zweiten Runde aufgeben. Damit blieb Kenia bei den Männern erstmals seit 2006 in Bozen ohne Podestplatz.

Viel umjubelter Dritter wurde Serhiy Lebid in 29:31. Auf den letzten 500 Metern konnte Serhiy noch am Kenianer Silas Kipruto vorbeiziehen. Für den 37-jährigen Bozener Rekordsieger aus der Ukraine war es der neunte Podestplatz bei dem Rennen und der erste seit 2008. Den letzten seiner fünf Siege feierte er in Südtirol im Jahr 2004. Vierter wurde Scott Bauhs (USA) mit 29:33 vor dem zeitgleichen Silas Kipruto. Drei Sekunden zurück folgte dann Stefano La Rosa (Italien) auf Rang sechs. „Ich bin einfach nur happy, dass ich nach meinem dritten Platz im Vorjahr wieder ganz vorne gelandet bin. Es freut mich, dem Bozener Publikum die Neujahrswünsche als Sieger auszusprechen“, erklärte Imane Merga. Serhiy Lebid sagte nach seinem starken Rennen: „Natürlich kommt dieser dritte Rang etwas überraschend, aber nach zwei, drei Runden habe ich gemerkt, dass ich gut drauf bin. Heute war ich wohl in jener Form, in der ich eigentlich vor drei Wochen bei der Cross-EM hätte sein sollen. In Bozen aufs Podium zu laufen ist natürlich schön, vor allem weil mein letzter Sieg ja schon acht Jahre zurückliegt. Die beiden Äthiopier waren aber außer Reichweite.“

Der 5-km-Lauf der Frauen war fest in afrikanischer Hand. Nach der Hälfte des Rennens setzten sich Sylvia Kibet sowie die beiden Äthiopierinnen Afera Godfay und Worknesh Degefa vom Rest des Feldes ab. Im Endspurt spielte Sylvia Kibet ihre Erfahrung aus. Die 28-jährige zweifache Vize-Weltmeisterin über 5.000 m gewann in 16:21 Minuten. Für die kenianische Läuferin war es der zweite Sieg in Bozen nach 2007. Afera Godfay belegte mit nur einer Sekunde Rückstand wie im Vorjahr Rang zwei vor der weitestgehend unbekannten Worknesh Degefa (16:24). „Besser hätte ich das Jahr nicht abschließen beziehungsweise das neue Jahr beginnen können. In Bozen zu gewinnen, ist immer eine Prestigesache. Heute war es wärmer als bei meinem Sieg vor fünf Jahren. Dennoch war es alles andere als leicht. Die beiden Äthiopierinnen waren stark, aber auf der Zielgeraden habe ich den richtigen Moment zum Angriff abgewartet“, erklärte Sylvia Kibet.

Lokalmatadorin Silvia Weissteiner belegte Rang vier in 16:41. Die deutsche 3.000-m-Hindernisläuferin Sanaa Koubaa (LG Hilden) kam in 17:37 als Dreizehnte ins Ziel.

Peuerbach: Leonard Komon verbessert Kursrekord

Leonard Komon lief in Peuerbach zu einem neuen Streckenrekord. © Andreas Maringer/Peuerbach
Leonard Komon lief in Peuerbach zu einem neuen Streckenrekord. © Andreas Maringer/Peuerbach

Für das beste Resultat des Tages sorgte beim Silvesterlauf in Peuerbach Leonard Komon. Der kenianische 10-km-Weltrekordler stellte mit 18:32 Minuten einen Streckenrekord über die 6,8-km-Distanz auf. Bei kühlem, aber sonnigem Wetter sah es nach den ersten beiden Runden nach einem Duell zwischen dem aktuellen 10.000-m-Europameister Polat Kemboi Arikan (Türkei) und Leonard Komon aus. Bald darauf schloss mit Geoffrey Kirui (Kenia) der Junioren-WM-Dritte über 10.000 m zu den beiden Führenden auf. In der zweiten Hälfte des Rennens teilten sich die beiden kenianischen Athleten jedoch die Führungsarbeit und ließen ihren ehemaligen Landsmann Polat Kemboi Arikan zurück. Nach einem packenden Endspurt war dann Leonard Komon mit 18:32 Minuten knapp vor dem zeitgleichen Geoffrey Kirui im Ziel. Die beiden hatten den bisherigen Streckenrekord damit um 14 Sekunden unterboten.

Dritter wurde Polat Kemboi Arikan mit 19:05 vor Amos Mitei (Kenia/19:10). Dahinter entschied Andreas Vojta (19:30) den Zielsprint gegen Cornelius Kangogo (Kenia/19:31) für sich und wurde damit als Fünfter bester Österreicher. Rang sieben ging an Publikumsliebling Günther Weidlinger (Österreich/19:36), der in Peuerbach nach seiner Verletzung beim Olympia-Marathon ein beachtliches Comeback zeigte. Als bester deutscher Läufer belegte Falk Cierpinski (SG Spergau) mit 20:07 Rang 13.

Erst im Endspurt konnte sich Amela Terzic gegen Irina Mikitenko durchsetzen. © Andreas Maringer/Peuerbach
Erst im Endspurt konnte sich Amela Terzic gegen Irina Mikitenko durchsetzen. © Andreas Maringer/Peuerbach

Im 5,1-km-Rennen der Frauen lieferten sich die 40-jährige deutsche Marathon-Rekordlerin (2:19:19) Irina Mikitenko und die junge Serbin Amela Terzic – die 3.000-m-Junioren-Europameisterin von 2011 – über vier von fünf Runden hinweg ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die 19-jährige Amela Terzic (16:03) war dann auf der Zielgeraden vier Sekunden schneller. Sonja Stolic (Serbien) folgte als Dritte mit 16:33 Minuten mit deutlichem Abstand. Vierte wurde Christiane Danner (LG Telis Finanz Regensburg/16:46), Rang fünf belegte Österreichs Marathon-Rekordlerin Andrea Mayr (16:46). Hindernisläuferin Antje Möldner-Schmidt (SC Cottbus) kam als Elfte mit 17:19 ins Ziel.

„Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen, denn ich war eine halbe Minute schneller als vor einem Jahr“, sagte Irina Mikitenko, die 2012 in Peuerbach Rang drei belegt hatte. „Ich habe mich gut gefühlt und immer Tempo gemacht. Am Ende fehlte nur die Spritzigkeit. Dieser Lauf gibt mir Zuversicht für das Marathontraining.“

Madrid: Tariku Bekele und Gelete Burka vorne

Äthiopiens Läufer waren in Madrid an der Spitze. Jener Mann, der im vergangenen Jahr in São Paulo gewonnen hatte, siegte bei kalten Temperaturen am Montagabend beim „San Silvestre Vallecana“: Tariku Bekele, der jüngere Bruder des äthiopischen Serien-Weltrekordlers Kenenisa Bekele, setzte sich über die 10-km-Distanz letztlich souverän in 28:29 Minuten durch. Erst in der Schlussphase des Rennens, wo der Kurs ansteigt, hatte der aus Äthiopien stammende Ayad Lamdassem (Spanien) nicht mehr mit Tariku Bekele Schritt halten können. Er wurde Zweiter in 28:45. Der 25-jährige Tariku zeigte hier nach einer Oberschenkelmuskelverletzung im Herbst eine starke Leistung. Die spanischen Landsleute Roberto Alaiz (29:08) und Manuel Penas (29:21) belegten die nächsten Plätze.

Überraschend deutlich dominierte Gelete Burka das 10-km-Rennen der Frauen. Die 26-jährige Äthiopierin setzte sich schnell von den Konkurrentinnen ab und lief von der Spitze weg in 30:59 Minuten zum Sieg. Kenias 10.000-m-Weltmeisterin von 2009, Linet Masai, wurde in 32:13 Zweite. Ihr folgten die Spanierinnen Diana Martin (32:32) und Teresa Urbina (33:46).

São Paulo: Edwin Kipsang und Maurine Kipchumba gewinnen in Brasilien

In São Paulo hingegen triumphierten die kenianischen Läufer. Der „Corrida Internacional de São Silvestre“ ist das älteste Silvesterrennen der Welt. Zum 88. Mal fand die Veranstaltung in São Paulo statt, rund 25.000 Teilnehmer verzeichneten die Organisatoren. Das Eliterennen über 15 km entschied Edwin Kipsang in 44:05 Minuten für sich. Damit war der Kenianer neun Sekunden vor seinem Landsmann Joseph Aperumoi im Ziel. Der drittplatzierte Mark Korir machte in 44:20 Minuten den kenianischen Triumph im Männerrennen perfekt. Ihm folgte der Brasilianer Giovani dos Santos mit 44:50.

Im Anschluss sagte Edwin Kipsang gegenüber dem internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF): „Es war ein hartes Rennen mit vielen Hügeln, die nicht meine Stärke sind. Ich konnte dennoch ein starkes Tempo vorlegen und dank eines starken Finish gewinnen.“

Mit einem großen Vorsprung von fast 150 Metern setzte sich bei den Frauen Maurine Kipchumba in 51:42 Minuten durch. Im dritten Anlauf gelang der Kenianerin der erste Sieg in São Paulo. 2009 war sie bei dem Silvesterlauf Neunte, ein Jahr später belegte sie Rang zehn. Hinter Maurine Kipchumba folgten Jackline Sakilu (Tansania/52:11), Rumokol Chepkanan (Kenia/52:50) und Fekede Negede (Äthiopien/53:36) auf den nächsten Plätzen.

Trier: Moses Kipsiro und Corinna Harrer triumphieren

Moses Kipsiro und Corinna Harrer haben den Silvesterlauf in Trier gewonnen. Bei der 23. Auflage des Rennens gewann der Läufer aus Uganda nach 2005, 2006 und 2007 nun bereits zum vierten Mal. Währenddessen siegte Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) vor Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) bei den Frauen.

Über die 8-km-Distanz machten die afrikanischen Läufer das Rennen um den Titel unter sich aus. Am Ende triumphierte der 26-jährige Moses Kipsiro, der in seiner Karriere bereits mehrmals hervorragende Resultate bei internationalen Meisterschaften erreicht hatte und 2009 Vize-Weltmeister im Crosslauf war, in 22:41 Minuten. Hinter ihm folgten Kenias Dickson Kimutai (22:43), Alex Kibet (22:45), Patrick Ereng (22:54), Bernard Kiplagat (23:00) und Jacob Kendagor (23:02).

Arne Gabius (LG Stadtwerke Tübingen) belegte als bester deutscher Läufer Rang sieben mit 23:06 Minuten. Achter wurde Carsten Schlangen (LG Nord) in 23:16.

Ein perfekter Abschluss eines erfolgreichen Jahres gelang Corinna Harrer. Die 21-Jährige gewann das 5-km-Rennen in 16:05 Minuten. Zum ersten Mal in ihrer Karriere konnte sie dabei Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) hinter sich lassen. Noch im September war die Reihenfolge bei den Deutschen 10-km-Meisterschaften umgekehrt. In Trier erreichte Sabrina Mockenhaupt das Ziel nach 16:13 Minuten. Dritte wurde Anna Hahner (Run2Sky) mit 16:16, gefolgt von Cynthia Kosgei (Kenia/16:19), Elina Sujew (SC Potsdam/16:28) und Lisa Hahner (Run2Sky/16:31).