Ryan Hall bricht die Stundenbarriere und den US-Rekord im Halbmarathon
Der US-Amerikaner Ryan Hall sorgte für die erste große Überraschung des Jahres im internationalen Straßenlauf. Der 24-jährige US-Amerikaner aus Kalifornien brach beim Houston-Marathon und Halbmarathon den US- und den Nordamerika-Rekord. Ryan Hall stürmte nach 59:43 Minuten ins Ziel und unterbot damit als erster Amerikaner die Stunden-Barriere über die 21,0975 km. Den alten US-Rekord war Mark Curp vor 22 Jahren in Philadelphia mit 60:55 Minuten gelaufen. Den Nordamerika-Rekord hielten bis zum Sonntag die beiden Mexikaner Dionicio Cerón und Gérman Silva gemeinsam mit 60:28 Minuten.
Das Ergebnis von Ryan Hall ist eine absolute Weltklassezeit, was man auch daran erkennt, dass weniger als eine Minute zum Weltrekord von Haile Gebrselassie (Äthiopien/58:55) fehlt. 2005 hatte sich Ryan Hall zum ersten Mal über 5.000 m für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Damals lief er über diese Strecke 13:16,03 Minuten. Bei der WM spielte er dann im Vorlauf keine Rolle und schied aus. Im vergangenen Jahr startete er bei der Straßenlauf-WM über 20 km und belegte mit einem US-Rekord von 57:54 Minuten einen beachtlichen Rang elf. Sieht man vom früheren Kenianer Shami (Katar) ab, war er damals bereits der beste Nicht-Afrikaner.
Am Sonntag in Houston war Ryan Hall an der 20-km-Marke nun sogar schneller als bei der WM. 57:06 Minuten wurden inoffiziell gestoppt, nachdem er zuvor die 10 km in 28:22, 15 km in 42:22 und 10 Meilen in 45:33 passiert hatte. Weit hinter Ryan Hall belegten seine Landsleute Fasil Bizuneh (62:20) und Marathonläufer Meb Keflezighi (62:22) die nächsten Plätze.
Weniger spektakulär waren die anderen Wettbewerbe. Im Frauenrennen über die halbe Distanz gewann Elva Dryer in 1:11:41 Stunden mit fünf Sekunden Vorsprung vor Kate O’Neill (beide USA). Über die Marathondistanz siegten Feyisa Tusse (Marokko/2:11:39) und Dire Tune (Äthiopien/2:26:52) jeweils mit großem Vorsprung.
Äthiopischer Sturm in Edinburgh: Bekele schließt nach Sieg Cross-WM-Start nicht mehr aus
In einmal mehr erstaunlicher Manier hat Kenenisa Bekele ein Weltklassefeld geschlagen. Bei seinem ersten Rennen in diesem Jahr gewann der 24-jährige 10.000-m-Olympiasieger und Weltrekordler das Crossrennen in Edinburgh über 9,3 km. Bei stürmischem Wetter lief Bekele auf den letzten Kilometern einfach davon – es war, als hätte er in einen höheren Gang geschaltet. Nach 28:14 Minuten war er mit zehn Sekunden Vorsprung vor dem 20-km-Weltmeister Zersenay Tadesse (Eritrea) im Ziel. Eliud Kipchoge (Kenia), der seine starke Form vor kurzem beim Silvesterlauf in Madrid unter Beweis gestellt hatte, hatte bereits über eine halbe Minute Rückstand. Als Dritter lief er 28:51.
„Das war ein guter Beginn des Jahres 2007 für mich. Ich hatte eine derartige Leistung von mir erwartet, denn ich hatte sehr gut trainiert“, erklärte Kenenisa Bekele, der nunmehr bereits 26 Crossrennen in Folge gewonnen hat. Seine letzte Cross-Niederlage datiert aus dem Jahr 2001, als er gegen sein Vorbild Haile Gebrselassie verloren hatte. In der Zwischenzeit hat Kenenisa Bekele das Kunststück fertig gebracht, seit 2002 bei den jährlich stattfindenden Cross-Weltmeisterschaften jeweils die Kurz- und die Langstrecke zu gewinnen.
Nachdem er noch einen Tag vor dem Rennen seinen Verzicht auf einen Start bei den Cross-Weltmeisterschaften bestätigt hatte, war dies nach dem eindrucksvollen Sieg nicht mehr ganz so sicher: „Vielleicht entscheide ich mich doch noch einmal anders, wenn ich etwas besonders, eine neue Herausforderung erkenne“, sagte Bekele, ohne näher zu erklären, wie diese Herausforderung aussehen könnte. Besondere Brisanz hätten diese Titelkämpfe allerdings ohnehin. Denn die Cross-WM, die nur noch über die Langstrecke ausgetragen wird, findet am 24. März in Mombasa statt – in Kenia, im Land seiner größten Rivalen. Doch auch dort wäre Kenenisa Bekele wohl kaum zu schlagen.
Eine gelungene EM-Revanche gelang über die 4-km-Strecke in Edinburgh Sergey Lebid. Der Ukrainer, der im Dezember bei den kontinentalen Cross-Titelkämpfen von Mo Farah entthront worden war, bezwang den aus Somalia stammenden Briten im Endspurt. Lebid siegte in 12:20 Minuten mit einer Sekunde Vorsprung. Dritter wurde Mike Skinner (Großbritannien) in 12:25.
Einen äthiopischen Sieg gab es auch im Frauenrennen über 6,7 km. Einen Kilometer vor dem Ziel sprintete Gelete Burka, die 4-km-Cross-Weltmeisterin des vergangenen Jahres, davon und gewann in 23:25 Minuten vor Vivian Cheruiyot (Kenia/23:34) und der zeitgleichen Australierin Benita Johnson. „Ich bin niemals zuvor bei so schlechten Wetterbedingungen gelaufen“, sagte Gelete Burka und fügte hinzu: „Der Wind hat mich fast umgeworfen.“ Deswegen suchte die 20-Jährige lange Zeit Windschutz hinter ihren Konkurrentinnen.
Rekordzeiten in Dubai und Träume vom Weltrekord
Ungewöhnlich kühles Wetter mit Temperaturen zwischen 12 und 16 Grad Celsius begünstigte flotte Siegzeiten beim Dubai-Marathon. Dabei siegte der Kenianer William Rotich in 2:09:53 Stunden, und die Äthiopierin Askale Magarsa gewann mit 2:27:19. Aufgrund einer neuen Strecke waren beide Zeiten auch Kursrekorde. Auf der alten Strecke war zuvor keine Frau schneller gewesen als die 23-Jährige. Bei den Männern stand dagegen der alte Kursrekord des Kenianers Joseph Kahugu bei 2:09:33 (2003).
Ein prominenter Tempomacher hatte die Spitze der Männer zu einer Halbmarathonzeit von 64:35 Minuten geführt: Der französische Europarekordler (2:06:36) Benoit Zwierzchlewski hatte nach einer längeren Verletzungspause gute Arbeit geleistet. Die Entscheidung fiel dann drei Kilometer vor dem Ziel, als sich William Rotich von seinen beiden kenianischen Konkurrenten absetzte: Joseph Wambua wurde schließlich Zweiter in 2:10:34 während Musa Kanda Rang drei belegte mit 2:10:40. „Dies ist eine schnelle Strecke, und ich denke, hier könnte 2:05 Stunden gelaufen werden, wenn die richtigen Athleten am Start stehen“, sagte William Rotich.
Von einem Weltrekord in Dubai träumen auch die Veranstalter. Wer die Zeit des Kenianers Paul Tergat, der 2003 in Berlin 2:04:55 Stunden gelaufen war, unterbietet, erhält in Dubai eine Prämie von 275.000 Dollar. Doch auch Rotich wurde nach seinem Sieg nicht schlecht bedient: Neben 30.000 Dollar Sieggeld erhielt er eine Zeitprämie von 10.000 Dollar plus ein Auto.
Bei den Frauen lief Askale Magarsa bereits ab Kilometer elf alleine an der Spitze. Dabei schien zeitweilig sogar eine Zeit unter 2:26 Stunden möglich, doch in der zweiten Hälfte wurde die Äthiopierin etwas langsamer. Gegenüber dem Kursrekord der alten Strecke war sie am Ende gleich über sechs Minuten schneller. 40.000 Dollar verdiente Magarsa für ihre Leistung. Sie wolle sich für das äthiopische Olympiateam 2008 im Marathon qualifizieren und mittelfristig unter 2:20 Stunden laufen, erklärte Askale Magarsa, die aus der Provinz Arsi kommt. Das ist auch die Heimat von Kenenisa Bekele. Auch die nächsten beiden Ränge gingen an Äthiopierinnen: Abebe Eda wurde Zweite in 2:35:39 Stunden, Adenech Jemilu rannte auf Platz drei mit 2:39:28.
Spitzenreiter der World Marathon Majors starten in Boston-Marathon, Tergat und Gebrselassie treffen in London aufeinander
Die Veranstalter der beiden Marathonklassiker von Boston und London, die im April binnen einer Woche stattfinden, haben hochklassige Verpflichtungen bekannt gegeben. Während in Boston die beiden Spitzenreiter der World Marathon Majors-Wertung antreten – Robert Cheruiyot (Kenia) und Jelena Prokopcuka (Lettland) – treffen in London Weltrekordler Paul Tergat (Kenia) und sein Dauerrivale Haile Gebrselassie (Äthiopien) aufeinander.
Die Spitzenreiter der World Marathon Majors (WMM), Robert Kipkoech Cheruiyot (Kenia) und Jelena Prokopcuka (Lettland), werden beim 111. Boston-Marathon am 16. April an den Start gehen. Der seit 22 Jahren beim Boston-Marathon als Hauptsponsor engagierte Finanzdienstleister ,John Hancock’ gab die Rückkehr des zweimaligen Siegers Cheruiyot und den Start der im letzten Jahr zweitplatziertin Jelena Prokopcuka bekannt.
Cheruiyot und Prokopcuka haben sich für Boston entschieden, um ihren respektablen Vorsprung in der World Marathon Majors-Serie (WMM) weiter auszubauen. Damit würden sich ihre Chancen erhöhen, am Ende des Jahres an dem Jackpot von einer Million US-Dollar zu partizipieren. Die Serie vereint die besten Athleten der Welt in den Rennen in Boston, London, Berlin, Chicago und New York. John Hancock sponsert jedes Jahr einen erheblichen Teil der Siegprämien für die besten Läufer beim Boston-Marathon.
Beide Athleten kommen mit hervorragenden Leistungen zurück. Cheruiyot ist der Titelverteidiger in Boston und gewann den Chicago-Marathon, womit er der einzige Mann in der Geschichte ist, der beide Rennen im gleichen Jahr gewonnen hat. Im letzten Jahr konnte Cheruiyot mit 2:07:14 Stunden einen neuen Streckenrekord in Boston aufstellen. Die Boston-Zweitplatzierte des vergangenen Jahres und zweimalige Siegerin beim New York City-Marathon, Jelena Prokopcuka, möchte nun gewinnen, nachdem sie 2004 bereits auf den vierten Platz und dann zuletzt auf den zweiten Rang gelaufen war. Prokopcuka nahm an den letzten drei Olympischen Spielen für Lettland teil und ist mehrfache nationale Rekordhalterin auf der Bahn und der Straße. Beim Osaka-Marathon sicherte sie sich 2005 den Sieg mit neuem Landesrekord von 2:22:56. In New York war sie in den letzten zwei Jahren souveräne Siegerin.
Einige der besten Marathonläufer der Welt werden beim London-Marathon am 22. April aufeinandertreffen. Haile Gebrselassie, der im letzten Jahr bei seinem Sieg in Berlin in 2:05:56 Stunden die Weltjahresbestzeit aufstellte, wird auf seinen großen Rivalen aus Kenia, Weltrekordhalter Paul Tergat (2:04:55), sowie den italienischen Olympiasieger Stefano Baldini, den zweifachen Weltmeister Jaoud Gharib aus Marokko und den Titelverteidiger in London, Felix Limo aus Kenia, treffen. Zu den weiteren Konkurrenten gehören: Der Überraschungssieger des ING New York City-Marathon 2006, Marilson Gomes dos Santos aus Brasilien, und zwei US-Amerikaner: der Olympia-Silbermedaillengewinner Meb Keflezighi und der ehemalige Weltrekordhalter Khalid Khannouchi. Kenias Martin Lel, London-Sieger 2005, der gegen Limo im letzten Jahr mit nur zwei Sekunden verloren hatte, wird ebenso am Start sein wie der Südafrikaner Hendrick Ramaala.
- Erschienen am 15. January 2007
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