Röthlin siegt in Tokio, Bekele läuft Weltrekord in Birmingham

Von Jörg Wenig
Viktor Röthlin gewinnt den Tokio-Marathon. © www.photorun.net
Viktor Röthlin gewinnt den Tokio-Marathon. © www.photorun.net
Claudia Dreher ist überraschend die schnellste Frau in Tokio. © www.photorun.net
Claudia Dreher ist überraschend die schnellste Frau in Tokio. © www.photorun.net

Viktor Röthlin feierte in Tokio den größten Sieg seiner Karriere und Claudia Dreher gelang in der japanischen Metropole ein Achtungserfolg. Der Schweizer gewann den hochkarätigen Tokio-Marathon in erstklassigen 2:07:23 Stunden. Dabei verbesserte der 33-Jährige seinen eigenen im vergangenen Jahr in Zürich aufgestellten Landesrekord von 2:08:20 um fast eine Minute. Erst zum zweiten Mal ist dieser Tokio-Marathon kein reines Männer-Eliterennen mehr, sondern auch ein Massenlauf.

Rund 30.000 Anmeldungen lagen den Veranstaltern vor, die zurzeit kein Frauen-Elitefeld einladen. Dennoch gab es natürlich eine Siegerin: Überraschend gewann Claudia Dreher (LG Ihleläufer Burg) in 2:35:35 Stunden. Die 36-Jährige sicherte sich damit einen Platz in den Siegerlisten eines Rennens, das das Potenzial hat, schon bald zu den World Marathon Majors (WMM) zu gehören.

Bei kühlen Temperaturen von wenig über null Grad Celsius, aber ansonsten sehr guten Bedingungen erreichte eine Spitzengruppe von rund 20 Läufern die Halbmarathonmarke nach 63:39 Minuten. In der Folge waren es die vermeintlichen Favoriten, die Schwierigkeiten bekamen. So wurde der Vorjahressieger Daniel Njenga (Kenia), der die Premiere des neuen Tokio-Marathons bei eiskaltem Regenwetter 2007 in 2:09:45 Stunden gewonnen hatte, nur 13. in 2:14:11 Stunden. Sein Landsmann Abel Kirui, der in Berlin im vergangenen Jahr hinter Haile Gebrselassie in 2:06:51 Zweiter war, stieg sogar aus.

Ähnlich wie bei seinem sensationellen Lauf zur WM-Bronzemedaille in Osaka 2007 war Viktor Röthlin auch in Tokio im letzten Streckenabschnitt nicht zu stoppen. In 1:45:57 Stunden hatte eine dreiköpfige Spitzengruppe Kilometer 35 passiert. Danach forcierte der Schweizer EM-Zweite von 2006 das Tempo und ließ zunächst den späteren zweitplatzierten Arata Fujiwara (Japan/2:08:40) sowie dann auch Julius Gitahi zurück. Der Kenianer wurde am Ende Dritter in 2:08:57.

„Unglaublich – im marathon-verrückten Japan den Tokio-Marathon zu gewinnen, das ist einfach unglaublich. Ich finde keine Worte, um meine Gefühle zu beschreiben“, erklärte Viktor Röthlin. „Ich glaube, dass ich auf einem sehr guten Weg bin in Richtung Peking“, sagte der Schweizer, der bei Olympia nun ein ernstzunehmender Medaillenkandidat ist.

Vielleicht haben aber auch die Japaner ihren Viktor Röthlin in Tokio entdeckt. Denn der zweitplatzierte Arata Fujiwara verbesserte seine Bestzeit um eine unglaubliche halbe Stunde! Bei seinem Marathondebüt war er ,gegen die Wand’ gelaufen und erst nach 2:38:37 ins Ziel gekommen. Jetzt könnte er sich mit 2:08:40 sogar für die Olympischen Spiele qualifiziert haben. Auch der drittplatzierte Julius Gitahi nutzte die guten Bedingungen für eine deutliche Steigerung. Er war zuvor 2:17:26 gelaufen.

Ergebnisse, Tokio-Marathon (Männer-Eliterennen):

1. Viktor RöthlinSUI2:07:23
2. Arata FujiwaraJPN2:08:40
3. Julius GitahiKEN2:08:57
4. Toshinari SuwaJPN2:09:16
5. Satoshi IrifuneJPN2:09:40
6. Kurao UmekiJPN2:11:00
7. Seiji KobayashiJPN2:11:02
8. Toshikazu TakatsukaJPN2:11:05
9. Hiroyuki HorihataJPN2:11:47
10. Takashi OtaJPN2:12:10


Bekele läuft Weltrekord über zwei Meilen

Kenenisa Bekele lief Weltrekord in Birmingham. © www.photorun.net
Kenenisa Bekele lief Weltrekord in Birmingham. © www.photorun.net

Kenenisa Bekele hat zum dritten Mal einen Hallen-Weltrekord aufgestellt. Beim Leichtathletik-Meeting in Birmingham rannte der 25-jährige Äthiopier über die selten gelaufene Zwei-Meilen-Distanz 8:04,35 Minuten. Damit unterbot er die Marke seines Landsmannes Haile Gebrselassie, der vor fünf Jahren bei dem englischen Meeting 8:04,69 gelaufen war. Der internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) erkennt über die gut 3,2 km lange Strecke offiziell aber keine Weltrekorde an, so dass hier nur von einer ,Weltbestzeit’ gesprochen wird.

Dennoch schmälert das die Leistung von Bekele nicht, denn die Zeit von Gebrselassie war eine hochkarätige. „Ich freue mich sehr, denn das war nicht einfach“, sagte Kenenisa Bekele. Der Argentinier Javier Carriqueo hatte in der Anfangsphase des Rennens als Tempomacher fungiert. Nach 2:29,66 Minuten hatte er Bekele durch die 1.000-m-Marke geführt. Bald darauf musste der 10.000-m-Olympiasieger und -Weltrekordler alleine für die Pace sorgen. Nach 2.000 Metern (5:00,61) lag er dabei immer noch im Bereich einer Endzeit von unter acht Minuten. Auf dem dritten Kilometer verlor Bekele etwas an Fahrt, jedoch zeigte Paul Koech hinter ihm ein starkes Rennen. Ohne den Druck des Kenianers hätte der Äthiopier den Rekord möglicherweise knapp verpasst.

Koech war als Zweiter in 8:06,48 Minuten im Ziel und erzielte dabei einen kenianischen Rekord. Sein Landsmann Abraham Chebii wurde Dritter in 8:13,28. Der Brite Mo Farah lief als Sechster 8:20,95.

Kenenisa Bekele hatte auch seine beiden anderen Hallen-Weltrekorde in Birmingham aufgestellt: 2004 war er über 5.000 m 12:49,60 Minuten gelaufen, im vergangenen Jahr rannte er über 2.000 m 4:49,99. Bekele wird voraussichtlich bei der Hallen-WM in Valencia an den Start gehen und dann die ebenfalls im März stattfindende Cross-WM laufen.

Über 3.000 m der Frauen gab es ebenfalls einen äthiopischen Sieg: Hier gewann Gelete Burka in der drittbesten Zeit des Jahres. Sie war in 8:31,94 Minuten deutlich vor Jessica Augusto (Portugal/8:46,29) und Lisa Dobriskey (Großbritannien/8:50,42) im Ziel.


Weltmeister Kibet rettet sich bei zweitem Angriff in Kenia

Luke Kibet, der Marathon-Weltmeister von Osaka 2007, wurde erneut in Kenia angegriffen. Dies wird auf der Internetseite des internationalen Leichtathletik-Verbandes (iaaf.org) berichtet. Im Gegensatz zu der ersten Attacke Ende Dezember hatte der 24-Jährige dieses Mal Glück im Unglück, denn er blieb unverletzt. Die Unruhen in Kenia in der Folge der umstrittenen Präsidentschaftswahl von Mwai Kibaki haben mindestens 1.000 Menschenleben gekostet. Und sie haben auch vor den Topläufern nicht Halt gemacht. Bis heute können viele Athleten zudem nur eingeschränkt trainieren.

Luke Kibet, der im vergangenen Jahr auch den Wien-Marathon gewonnen hatte, war gemeinsam mit vier anderen Athleten im Auto von Eldoret nach Nairobi unterwegs, als eine bewusst dort positionierte Schafherde sie zum Anhalten zwang. Sechs Männer konfrontierten sie und drohten das Auto samt Insassen in Brand zu stecken. Kibet zog daraufhin eine Pistole, die er sich inzwischen zugelegt hatte. Dadurch konnten die Läufer im Auto davonfahren und Nairobi schließlich unverletzt erreichen. Dort trainiert Luke Kibet, der bei den kenianischen Gefängnisanstalten angestellt ist, nun in einem Trainingscamp. Er will versuchen, sich für die Cross-WM Ende März zu qualifizieren. Das Hauptziel im Frühling ist jedoch der London-Marathon am 13. April.

In einem Interview hatte Luke Kibet vor wenigen Tagen erklärt, wie er am Tag der Bekanntgabe der Wahlergebnisse in Eldoret verletzt wurde. Gemeinsam mit einem Freund wollte er einem verletzten Mann helfen, der von Randalierern angegriffen worden war. Doch nachdem er die Feuerwehr gerufen hatte, traf ihn ein Stein am Kopf und er verlor das Bewusstsein. „Als ich aufwachte, war ich im Krankenhaus. Die Wunde wurde genäht.“ Erst seit drei Wochen kann Luke Kibet wieder trainieren.