Paula Radcliffe nach ihrem Marathon-Triumph: „Ich fühle mich befreit.“

Von Jörg Wenig

Bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Helsinki hat die Engländerin Paula Radcliffe am Sonntag den Marathon gewonnen.

Wie fühlen Sie sich nach Ihrem ersten Marathonsieg bei Weltmeisterschaften?

Paula Radcliffe: Ich fühle mich großartig, und ich bin sehr glücklich über die Goldmedaille. Ich fühle mich auch befreit, aber ich wusste, dass ich das Zeug habe, den Marathon zu gewinnen. Es ist ein ganz anderes Rennen im Vergleich zu den letzten gewesen. Ich hatte diesmal keine Sorgen um meine Gesundheit, und meine Form war ausgezeichnet. Ich bin gut gerannt und habe das Rennen auch ein bisschen genießen können. Ich habe gehört, wie die Leute am Straßenrand mich angefeuert haben und das in vielen Sprachen wie Finnisch, Deutsch und natürlich auch Englisch. Und ich habe sogar auf der Straße meinen Namen stehen sehen, so wie bei der Tour de France – das war toll. Es ist meine erste Goldmedaille in einem Weltmeisterschafts-Marathon, und es war mir wichtig, als Weltrekordhalterin den Leuten zu zeigen, dass ich es schaffe, einen globalen Titel zu holen.

Sie sind in dem 10.000-Meter-Finale nicht so stark gelaufen wie erwartet. Was war das Problem, und glauben Sie, es hat Ihnen für den Marathon geholfen?

Paula: Ich war natürlich enttäuscht. Ich glaube, ich hatte noch zu viel Marathontraining in meinen Beinen. Aber heute habe ich mich stark gefühlt. Ich wollte die erste Hälfte ruhig und entspannt laufen. Zwischen den 5 und 10 Kilometern habe ich mich sehr gut gefühlt und auf der anderen Seite kam dann der Wind ein wenig von vorne. Ich habe einen guten Rhythmus gehabt, besonders bei den Steigungen. Ich habe die Hügel genossen, und es war schön, den Rhythmus ein bisschen ändern zu können. Ich habe in den französischen Pyrenäen mit viel größeren Anstiegen trainiert. Diese hier waren nichts gegen mein Trainingscamp in Font Romeau.

Sie haben auch schon die Cross-WM gewonnen. Was ist wichtiger für Sie?

Paula: Die Cross-WM 2001 war für mich sehr wichtig. Damals war es mein größtes Ziel, Cross-Weltmeisterin zu werden. Als ich dieses Ziel dann erreicht hatte, musste ich mich auf die nächste Sache konzentrieren. Und das waren der Marathon und ein globaler Titel. Aber beide Titel sind mir gleich wichtig – 2001 genauso wie der bei dieser WM. Bei den Olympischen Spielen 2012 in London werde ich mal schauen. In Großbritannien müssen wir die Leichtathletik attraktiver und stärker machen. Wir brauchen mehr Leute, die von unten kommen, damit es mehr Erfolg gibt. Das ist wichtig, um erfolgreiche Olympische Spiele zu haben.