Paul Tergat gewinnt ING New-York-City-Marathon
Paul Tergat hat den zweiten großen Marathon seiner Karriere gewonnen – und wiederum sorgte er dabei für ein spektakuläres Finish. Denn zum zweiten Mal war der Kenianer nach 42,195 Kilometern mit lediglich einer Sekunde Vorsprung im Ziel. 2003 hatte der inzwischen 36-Jährige beim real,- Berlin-Marathon mit 2:04:55 Stunden den heute noch gültigen Weltrekord aufgestellt, war dabei aber um ein Haar von seinem Trainingspartner Sammy Korir geschlagen worden. Der Kenianer war damals nach 2:04:56 im Ziel.
Beim ING New-York-City-Marathon lief Paul Tergat nun zum zweiten Marathon-Triumph seiner glanzvollen Karriere. Nach 2:09:30 Stunden war er im Ziel im Central Park. Der Südafrikaner Hendrick Ramaala, der als Titelverteidiger nach New York gereist war, warf sich am Ende des Spurtduells noch nach vorne, doch es reichte nicht. Paul Tergat hatte seine Schnelligkeit einmal mehr erfolgreich einsetzen können und gewonnen. Ramaala wurde mit 2:09:31 Stunden gestoppt. Dritter wurde der US-Amerikaner Meb Keflezighi mit 2:09:56. Für Paul Tergat war es erst der zweite Marathon-Sieg im neunten Rennen. Es war zugleich sein erster Start in New York.
Bei den Frauen siegte überraschend die aus Lettland kommende Jelena Prokopcuka in 2:24:41 Stunden vor der vermeintlichen Favoritin Susan Chepkemei (Kenia/2:24:55). Dritte wurde die Äthiopierin Derartu Tulu mit 2:25:21. Bei guten, wenn auch am Ende eher warmen Wetterbedingungen hatten rund 2,5 Millionen Zuschauer die Strecke von der Verrazano Bridge bis zum Central Park bevölkert. 85.000 Läufer hatten sich um eine Startnummer in New York beworben, 52.000 erhielten durch eine Lotterie eine Nummer. Im vergangenen Jahr hatte der New-York-City-Marathon mit 36.562 die höchste Marathon-Finisher-Zahl aller Zeiten. Dieses Mal dürfte sich das Gesamtergebnis in ähnlichen Regionen bewegen.
Zudem hatte die neue Race-Direktorin Mary Wittenberg ein Rekord-Preisgeld bei den Frauen ausgelobt: In einer einmaligen Aktion wurde das Frauen-Sieggeld auf 130.000 Dollar angehoben. Damit erhielt Jelena Prokopcuka das höchste jemals im Marathon gezahlte Sieggeld (ohne Berücksichtigung von Prämien). Zuletzt hatte der Chicago-Marathon mit 125.000 Dollar diesen Rekord aufgestellt. Paul Tergat bekam für seinen Sieg in New York dagegen ,nur’ 100.000 Dollar.
Knapp 20 Läufer formierten sich in der Spitzengruppe der Männer, die 5 Kilometer nach 15:14 Minuten und 10 km nach 30:18 erreichte. Das ist ein gutes Tempo für den anspruchsvollen New Yorker Kurs. Es wäre auf eine Endzeit von knapp unter 2:08 Stunden hinausgelaufen. In der Folge wurde es jedoch langsamer. Die erste Hälfte war nach 64:55 Minuten gelaufen. In der Spitzengruppe waren nun 19 Läufer, darunter Tergat, Ramaala und Keflezighi sowie der Äthiopier Hailu Negussie, der im April überraschend den Boston-Marathon gewonnen hatte, die Kenianer Robert Cheboror und Robert Cheruiyot sowie Victor Röthlin. Der Schweizer belegte am Ende einen beachtlichen siebenten Platz in 2:11:44.
Es war dann zunächst Ramaala, der das Tempo forcierte und damit die Gruppe auseinander riss. Keflezighi und Cheruiyot folgten dem Südafrikaner. Doch es dauerte nicht mehr lange, bis auch Paul Tergat die Lücke schloss. Cheruiyot war dann der Erste, der bei 37 km nicht mehr mithalten konnte. Kurz vor der 40-km-Marke gab es nur noch einen Zweikampf, denn auch Keflezighi war zurückgefallen. Damit platzte der Traum des ersten US-Sieges in New York seit Alberto Salazar 1982. Doch erst auf dem letzten Meter war dann der Kampf um den Sieg zu Gunsten von Paul Tergat entschieden. Es war das spannendste und knappste Finish in der Geschichte des New-York-City-Marathons.
„In New York gewonnen zu haben, ist etwas ganz Besonderes, denn dieser Marathon ist eines der spektakulärsten Rennen der Welt”, erklärte Paul Tergat. „Dieser Erfolg ist zugleich eine große Motivation für mich.” Die Wärme am Ende hatte Tribut gezollt, und Paul Tergat erklärte: „Ich hätte nicht gedacht, dass es solch ein Sprintduell geben würden. Es war ein hartes Rennen.” Angesprochen auf die Zeit, sagte der Weltrekordler: „Das ist sicher kein Kurs, bei dem man an Zeiten von 2:05 oder 2:06 Stunden denkt.”
Eine neunköpfige Frauen-Spitzengruppe um Jelena Prokopcuka hatte Kilometer 10 nach 34:15 Minuten erreicht. Im Gegensatz zu den Männern blieb das Tempo konstanter. Nach 1:12:19 Stunden war die erste Hälfte gelaufen. Die britische Tempomacherin Liz Yelling führte die immer noch große Spitzengruppe bis etwa 23 km. Nachdem die später sechstplatzierte Russin Ludmila Petrova die Spitze übernommen hatte, forcierte dann Jelena Prokopcuka das Tempo. Sie hatte Anfang des Jahres den Osaka-Marathon in der persönlichen Bestzeit von 2:22:56 Stunden gewonnen. Doch etwa bei Kilometer 30 fiel die spätere Siegerin noch einmal zurück. Susan Chepkemei, Derartu Tulu und die am Ende viertplatzierte Salina Kosgei (2:25:30) waren an der Spitze.
Susan Chepkemei, die bereits im vergangenen Jahr nur drei Sekunden hinter Paula Radcliffe den zweiten Platz mit erstklassigen 2:23:13 Stunden belegt hatte, schien einem Sieg entgegen zu laufen. Doch die Kenianerin litt unter Magenproblemen, und Jelena Prokopcuka kam immer näher. Gleichauf rannten sie schließlich, bevor die Lettin auf der letzten Meile davonlief. „Ich habe starke Gegnerinnen, aber es ist nicht unmöglich für mich, hier zu gewinnen”, hatte die 29-jährige Jelena Prokopcuka vor dem Rennen gesagt. „Das ist ein großer Sieg für mich”, sagte die Lettin und erklärte: „Als ich sah, dass Susan Chepkemei Probleme hatte, wusste ich, dass ich eine Chance habe und wurde zuversichtlich.”
- Erschienen am 7. November 2005
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