Patrick Makau – Laufen war der einzige Weg aus der Armut

Von Jörg Wenig
Patrick Makau auf dem Weg zum Sieg beim Rotterdam-Marathon. © www.photorun.net
Patrick Makau auf dem Weg zum Sieg beim Rotterdam-Marathon. © www.photorun.net

Der Kenianer Patrick Makau gehört zu den Marathonläufern, die in der Lage sein könnten, den Marathon-Weltrekord des Äthiopiers Haile Gebrselassie (2:03:59 Stunden in Berlin 2008) zu brechen. Das bewies der 25-Jährige im April 2010 in Rotterdam, wo er mit einer Siegzeit von 2:04:48 Stunden bei windigem Wetter zum viertschnellsten Läufer aller Zeiten über die klassische Distanz wurde. Am 26. September wird er zum ersten Mal beim real,- Berlin-Marathon an den Start gehen.

Der Laufsport war für Patrick Makau, der auch bekannt ist unter dem Namen Patrick Musyoki, der einzige realistische Ausweg aus der Armut. Als Kind einer Farmerfamilie in ärmlichen Verhältnissen im östlichen Kenia aufgewachsen, motivierte ihn die Aussicht auf ein besseres Leben zum Training. „Es war mein Ziel, ein besseres Leben führen zu können”, erzählt Patrick Makau, der aus der gleichen Gegend stammt wie der frühere Chicago-Marathon-Sieger Patrick Ivuti und der Rotterdam-Gewinner von 2005, Jimmy Muindi. „Ich habe gesehen, dass es ihren Familien durch ihre Erfolge besser ging. Ich hörte ihre Namen im Radio und las sie in den Zeitungen – ich wollte so werden wie sie.”

Es war dann Jimmy Muindi, der Patrick Makau bei einem Schulwettkampf laufen sah und ihm 2004 seine Hilfe anbot. Im Juli 2005 lief er sein erstes Rennen im Ausland: In Tansania gewann Patrick Makau einen 25-Kilometer-Lauf. Nach weiteren Erfolgen in Kenia konnte er im April 2006 erstmals in Europa starten: In Tarsus (Türkei) gewann er unter kuriosen Umständen einen Halbmarathon. „Es war mein erstes Rennen außerhalb Afrikas und ich war unerfahren. Keiner wies mich richtig ein, und so verpasste ich den Start. Als ich schließlich loslief, waren die anderen schon 100 Meter weit weg. Zudem war es mein erstes Rennen neuen Laufschuhen. Und nach einem Kilometer ging der erste Schnürsenkel auf. Ich stoppte und band den Schuh wieder zu. Als dasselbe dann nach 15 km auch mit dem zweiten Schuh passierte, lief ich mit dem offenen Schnürsenkel weiter”, erinnert sich Patrick Makau, der dort auf den Briten Ian Ladbrooke traf, und der seitdem sein Manager ist.

Ian Ladbrooke vermittelte Patrick Makau dann eine Reihe von weiteren Startmöglichkeiten bei etablierten europäischen Straßenrennen. Der erste dieser Läufe war in Berlin: Hier rannte er 2006 die 25 km von Berlin und gewann in 1:14:08 Stunden, obwohl er beim Einlaufen ins Olympiastadion zunächst in die falsche Richtung gerannt war. In Berlin folgten weitere Erfolge: 2007 und 2008 gewann er den Berliner Halbmarathon, 2007 zudem ein zweites Mal die 25 km. Im Halbmarathon gehört er zu den konstantesten Läufern der Welt – schon achtmal lief Patrick Makau unter einer Stunde. Mit seiner Bestzeit von 58:52 Minuten, die er bei seinem Sieg in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) 2009 erzielte, ist er der drittschnellste Halbmarathonläufer aller Zeiten. 2007 und 2008 war er zudem jeweils Vize-Weltmeister über die ,halbe Distanz’.

Mit seinem eindrucksvollen Rotterdamer Marathonsieg hat Patrick Makau in seinem dritten Marathon nun das umgesetzt, was man aufgrund seiner Reihe von starken Leistungen über kürzere Distanzen vermutet hatte. Vor einem Jahr lief er in Rotterdam sein Marathondebüt und wurde Vierter mit 2:06:14 Stunden. Bei seinem zweiten Rennen über die 42,195 km stieg er in New York aus, nachdem er Verletzungsprobleme hatte. Jetzt schloss er auf zu den Schnellsten aller Zeiten.

„Ich habe durch meine Erfolge mir und der Familie meines Vaters sehr helfen können”, erzählt Patrick Makau, dessen Ziel es ist, „im Laufe meiner Karriere Rekorde zu brechen”. Befragt nach Vorbildern nannte Patrick Makau auch Paul Tergat: „Ich hoffe, dass ich eines Tages so erfolgreich sein werde wie Paul.” Sein Landsmann hatte 2003 in Berlin den Marathon-Weltrekord auf 2:04:55 Stunden verbessert. Patrick Makau war nun bereits sieben Sekunden schneller. Zu Paul Tergat hat er guten Kontakt, obwohl beide von verschiedenen Managern betreut werden. Paul Tergat gehört zur Gruppe des Italieners Federico Rosa. „Das ist kein Problem. Wir leben in der gleichen Gegend in Ngong in der Nähe von Nairobi und trainieren regelmäßig zusammen”, erzählt Makau, der sechs Geschwister hat. „Bisher bin ich der einzige Läufer in der Familie, aber das kann sich noch ändern. Denn fünf meiner Geschwister sind jünger als ich.”