Olympia spezial: „Ich will Youngsters inspirieren, alles ist möglich“ – Shalane Flanagan

Von Jörg Wenig

Shalane Flanagan feiert Bronze in Peking. © www.photorun.net
Shalane Flanagan feiert Bronze in Peking. © www.photorun.net
Shalane Flanagan lief bei den Olympischen Spielen in Peking zum größten Erfolg ihrer Karriere. Die 27-jährige US-Amerikanerin, die aus Boulder (Colorado) stammt und in North Carolina lebt, gewann vor rund 90.000 Zuschauern im Olympiastadion der chinesischen Metropole die Bronzemedaille über 10.000 m. Es ist erst die zweite US-Medaille einer Frau über eine Bahn-Langstrecke bei Olympia. 1992 hatte Lynn Jennings in Barcelona ebenfalls Bronze über 10.000 m gewonnen.

Shalane Flanagan stellte in ihrem famosen Kampf gegen Afrikas beste Langstreckenläuferinnen mit 30:22,22 Minuten nicht nur einen US- sondern auch einen Amerikarekord auf. Sie selbst hatte die Marke in diesem Jahr zuvor auf 30:34,49 Minuten verbessert. Zuvor war Deena Kastor mit 30:50,32 Minuten die Rekordhalterin. In der Liste der besten Läuferinnen aller Zeiten liegt Shalane Flanagan nun an 13. Stelle. Nach ihrem Triumph nahm Shalane Flanagan Stellung zu ihrem Rennen:

Mit welchen Erwartungen sind Sie in das Rennen gegangen?

Shalane Flanagan: „Immer, wenn ich an der Startlinie stehe, möchte ich gewinnen – Gold, Silber oder Bronze, ich will auf jeden Fall vorne dabei sein. Ich war dann so konzentriert auf mein Rennen und habe alles gegeben, dass ich am Ende zunächst gar nicht wusste, dass ich Dritte war. Wenn ich das eher gewusst hätte, wäre ich wahrscheinlich ausgeflippt. Aber ich war auch so begeistert aufgrund meines starken Rennens.“

Haben Sie denn jetzt schon richtig realisiert, dass Sie Bronze gewonnen haben?

Shalane Flanagan: „Ich habe immer daran geglaubt, dass ich das schaffen kann, insofern ist das schon ein bisschen real. Aber bevor ich die Medaille nicht um den Hals hängen habe, glaube ich es nicht!“ (die Siegerehrung fand erst am folgenden Tag statt, d.Red.)

Es gab eine Phase im Rennen, da liefen Sie ein Stück hinter der fünfköpfigen Führungsgruppe – haben Sie da noch an eine Medaille geglaubt?

Shalane Flanagan: „Im Finale habe ich überhaupt nicht über Medaillen nachgedacht. Ich bin einfach mein eigenes Rennen gelaufen, habe mein Bestes gegeben und dabei versucht, innerlich ruhig zu bleiben. Ich habe aber gehofft, dass ich noch die eine oder andere einholen würde.“

Wussten Sie, dass Sie auf Rekordkurs sind?

Shalane Flanagan: „Nein, denn ich habe nicht auf die Zwischenzeiten geschaut. Ich merkte, dass wir sehr schnell liefen, aber ich habe mich einfach nur darauf konzentriert, alles zu geben.“

Wem verdanken Sie den heutigen Erfolg?

Shalane Flanagan: „Meinem Coach (John Cook, d.Red.), denn er hat mich gut vorbereitet und mir gesagt, das hier ist ein Rennen wie jedes andere (so dass ich mich nicht zu verrückt gemacht habe). Ich hatte volles Vertrauen in mein Training.“

Was bedeutet dieser Erfolg für Sie?

Shalane Flanagan: „Es ist eine Ehre für mich, für Team USA eine olympische Medaille gewonnen zu haben. Ich habe Deena Kastor als Vorbild gesehen, sie hat in Athen gezeigt, dass das möglich ist. Ich hoffe, dass ich jetzt wiederum andere inspirieren kann – vor allem natürlich die Youngsters. Ich konnte Ihnen mit meiner Leistung zeigen, dass alles möglich ist.“

Eigentlich ist ja eher die 5.000-m-Strecke ihre Lieblingsdisziplin – hat sich das heute geändert?

Shalane Flanagan: „Das weiß ich noch nicht so genau – aber eigentlich mag ich die kürzeren Strecken lieber.“