Meseret Defar läuft Weltrekord in Oslo

Von Jörg Wenig
Meseret Defar verbessert beim Golden-League-Meeting in Oslo ihren 5.000-m-Weltrekord. © www.photorun.net
Meseret Defar verbessert beim Golden-League-Meeting in Oslo ihren 5.000-m-Weltrekord. © www.photorun.net

Die 23-jährige Olympiasiegerin Meseret Defar hat die Weltrekord-Tradition bei den Bislett Games fortgesetzt und in Oslo zugleich den Ruf des Leichtathletik- Golden-League-Meetings gerettet. Denn während die Äthiopierin in 14:16,63 Minuten zu einem 5.000-m-Weltrekord stürmte, blieben die Leistungen in einer Reihe von anderen Wettbewerben hinter den Erwartungen zurück.

Was die Zahl der Weltrekorde angeht, kann jedoch kein anderes Meeting den Norwegern das Wasser reichen. In der Geschichte der Bislett Games war Meseret Defars Bestleistung bereits der 64. Rekord. Zum Vergleich: In der ISTAF-Historie, die 1937 begann, sind es 15.

Nur knapp bis zur Hälfte des Rennens wurde Meseret Defar von einer Tempomacherin geführt, danach war sie alleine auf ihrer Rekordjagd. „Aber nach drei Kilometern wusste ich, dass ich unter 14:20 Minuten laufen würde. Ich war sehr gut vorbereitet, die Form stimmte“, erklärte Meseret Defar, die diese Marke nach 8:35,76 Minuten erreichte, was auch in einem 3.000-m-Rennen eine Weltklassezeit gewesen wäre. Für die aus Addis Abeba stammende Langstreckenläuferin war es bereits der fünfte Weltrekord innerhalb von gut einem Jahr.

Zunächst lief sie in Carlsbad (USA) über 5 km auf der Straße 14:46 Minuten, dann stellte sie in New York vor einem Jahr mit 14:24,53 den 5.000-m-Weltrekord auf, den sie nun in Oslo verbesserte. In diesem Winter war Meseret Defar beim Hallen-Meeting in Stuttgart die 3.000 m in 8:23,72 Minuten gelaufen und vor kurzem in Carson bei Los Angeles die Zwei-Meilen-Distanz in 9:10,47. Dass sie nun den 5.000-m-Weltrekord gleich um acht Sekunden verbessern konnte, erklärt sich damit, dass diese Bestmarke eine eher ,weiche’ war. Es war der Bahn-Langstreckenweltrekord, der am wenigsten ausgereizt war. Dies liegt vor allem daran, dass die Chinesinnen, die Anfang der 90er Jahre plötzlich auftauchten und diverse Weltrekorde in völlig neue Dimensionen trieben, sich damals auf die Standarddisziplinen konzentrierten. Für die Frauen waren dies unter anderem noch die 3.000 m. Die 5.000 m wurden erst 1995 zur WM-Disziplin.

„Wenn ich mein Training weiter verbessern kann, ist vielleicht noch eine weitere Steigerung möglich. Dann könnten 14:10 Minuten ein Ziel sein“, sagte Meseret Defar, die im vor zwei Jahren fertig gestellten, neuen Bislett-Stadion als erste Weltrekordlerin in die Historie eingeht. Dass dies eine Bestmarke in einem Laufwettbewerb ist, passt zur Geschichte der Bislett Games. Über die Hälfte aller Weltrekorde wurden über Mittel- und Langstrecken erzielt.

Die Bislett-Rekordlisten lesen sich wie ein kleines „Who is Who“ des Laufsports. Ron Clarke (Australien), der in Oslo 1965 die erste 10.000-m-Zeit unter 28 Minuten erzielte, ist ebenso darunter wie Yobes Ondieki (Kenia), der 1993 als erster unter 27 Minuten blieb. Die Norwegerinnen Grete Waitz und Ingrid Kristiansen, der Neuseeländer John Walker, der Kenianer Henry Rono, die britischen Mittelstrecken-Legenden Sebastian Coe und Steve Ovett oder auch Meseret Defars Landsmann Haile Gebrselassie sind weitere Osloer Rekordläufer.

Haile Gebrselassie wieder auf Rekordjagd in Berlin

Haile Gebrselassie wird als Vorjahressieger zum Berlin-Marathon zurückkehren. Die erneute Verpflichtung des äthiopischen Ausnahmeläufers gab der Race-Direktor der Veranstaltung, Mark Milde, bekannt. Haile Gebrselassie hatte das Rennen im vergangenen Jahr in der Jahresweltbestzeit von 2:05:56 Stunden gewonnen. Der spektakulärste deutsche Straßenlauf wird mit bis zu 40.000 Läufern am 30. September gestartet. Das Rennen gehört zu den World Marathon Majors (WMM).

„Mit Haile Gebrselassie haben wir einen der besten Läufer aller Zeiten verpflichtet. Es freut uns, dass Haile nach seinem beeindruckenden Rennen im vergangenen Jahr wieder den real,- Berlin-Marathon für seinen Herbst-Marathon gewählt hat. Angesichts der Veranstalter-Konkurrenz ist das sicherlich ein Coup für uns“, erklärte Mark Milde.

Zweimal wurde Haile Gebrselassie in seiner Karriere bisher Olympiasieger über 10.000 m (1996 und 2000), viermal gewann er bei den Weltmeisterschaften die Goldmedaille über diese Strecke (1993, 1995, 1997, 1999). Insgesamt stellte der 34-Jährige bisher 21 Weltrekorde auf. Nach den Olympischen Spielen 2004, bei denen er verletzungsbedingt im 10.000-m-Finale nicht über Platz fünf hinausgekommen war, konzentrierte sich Haile Gebrselassie auf Straßenrennen und besonders auf den Marathon. Der bisherige Höhepunkt seiner Marathonkarriere war der Sieg in Berlin 2006. Mit 2:05:56 Stunden wurde er dabei zum fünftschnellsten Marathonläufer aller Zeiten. Dabei kam er bis auf 61 Sekunden an den Weltrekord seines großen Rivalen Paul Tergat heran. Der Kenianer hatte in Berlin 2003 mit 2:04:55 triumphiert.

Ein Jahr vor seinem voraussichtlichen Marathon-Start bei Olympia wird Haile Gebrselassie die schnelle Berliner Strecke dafür nutzen wollen, seinen äthiopischen Rekord weiter zu steigern und den Weltrekord anzugreifen.

Nachdem Haile Gebrselassie im April beim Flora London-Marathon aufgrund von Atembeschwerden aufgegeben hatte, kann er nun in Berlin erste Punkte für die WMM-Serie 2007-2008 sammeln. Die besten Marathonläufer der Welt kämpfen bei den World Marathon Majors in einem Punktsystem über einen Zwei-Jahres-Zyklus um ein Preisgeld von einer Million Dollar. Diese Summe teilen sich der beste Mann und die beste Frau.

Maria Mutola kündigt Rücktritt an

Maria Mutola, die erfolgreichste 800-m-Läuferin der letzten 15 Jahre, hat ihren Rücktritt angekündigt. Die 34-jährige Läuferin aus Mozambique will im nächsten Jahr ihre Spitzensportkarriere beenden und wird bei den Weltmeisterschaften in diesem Jahr in Osaka zum letzten Mal bei globalen Titelkämpfen an den Start gehen.

Maria Mutola hat in ihrer Karriere dreimal WM-Gold über 800 Meter gewonnen, in der Hallen sogar sieben Mal und zuletzt viermal in Folge. 2000 wurde Maria Mutola Olympiasiegerin über ihre Spezialstrecke. In 16 Jahre hat es Mutola geschafft, immer unter den Top 10 der Welt über 800 m zu sein. Mit ihrer Bestzeit von 1:55,19 Minuten ist sie die siebtschnellste 800-m-Läuferin aller Zeiten.

Zum Abschluss ihrer Karriere möchte Maria Mutola in Osaka noch einmal die Goldmedaille gewinnen. Beim Meeting in Eugene stellte sie vor kurzem eine Jahresweltbestzeit mit 1:58,33 Minuten auf. „Auch wenn ich meine Karriere beende, werde ich trotzdem aus Spaß weiter laufen“, erklärte Maria Mutola, die 2003 als einzige Athletin den mit einer Million Dollar dotierten Jackpot der Golden League knackte. 1995 hatte sie mit 2:29,34 Minuten einen Weltrekord über 1.000 m aufgestellt.