Mark Kiptoo und Aberu Kebede siegen in Frankfurt, Arne Gabius überzeugt

Von Jörg Wenig
Mark Kiptoo triumphiert in Frankfurt. © www.PhotoRun.net
Mark Kiptoo triumphiert in Frankfurt. © www.PhotoRun.net

In einem spannenden Finish gewann der Kenianer Mark Kiptoo den BMW Frankfurt-Marathon in 2:06:49 Stunden. Ihm folgten seine Landsleute Mike Kigen mit 2:06:59 und Gilbert Yegon in 2:07:08. Arne Gabius lief in der Stadt am Main ein hervorragendes Marathondebüt. Der 33-jährige Athlet des LAV Stadtwerke Tübingen blieb auf Anhieb unter 2:10 Stunden und belegte mit 2:09:32 Stunden Rang neun. In guten 2:09:38 wurde KIMbia-Athlet Allan Kiprono (Kenia) bei seinem Marathondebüt Zehnter.

Einen äthiopischen Sieg gab es bei den Frauen durch Aberu Kebede, die in schnellen 2:22:21 vor Sharon Cherop (Kenia/2:23:44) und Ashetu Bekere (Äthiopien/2:24:59) im Ziel war. Mona Stockhecke wurde als beste deutsche Läuferin mit persönlicher Bestzeit von 2:33:50 Achte.

Teilnehmer aus 101 Nationen waren bei der 33. Auflage des BMW Frankfurt-Marathons vertreten – so viele wie noch nie in der Geschichte der Veranstaltung. 15.228 gemeldete Läuferinnen und Läufer bedeuten ein kleines Plus gegenüber dem Vorjahr und das zweitbeste Meldeergebnis überhaupt. Rahmenwettbewerbe eingerechnet, waren insgesamt 22.906 Läufer unterwegs. Auf dem Weg zum Ziel in der Festhalle laufen die Teilnehmer an 90 ‚Hot Spots‘ vorbei. Dort sorgen beispielsweise Bands ganz unterschiedlicher Musikrichtungen, Tanzgruppen, Moderatoren und Chöre für eine ausgelassene Stimmung.

Aberu Kebede war im Frauenrennen souverän. © www.PhotoRun.net
Aberu Kebede war im Frauenrennen souverän. © www.PhotoRun.net

Auch in diesem Jahr hatten die Teilnehmer des Frankfurt-Marathons die Möglichkeit, während des Rennens durch das rote Caritas-Spendentor an der Hauptwache zu laufen und damit drei Euro für die Caritas Frankfurt zu spenden. Mit den Einnahmen setzt sich der Wohlfahrtsverband für die Gesundheitsförderung von Kindern aus der Stadt Frankfurt ein.

Uta, die das Rennen am Fernsehbildschirm verfolgte, sagte im Anschluss: „Es ist unglaublich schön, dass mit Arne Gabius ein weiterer Athlet aus Deutschland so schnell laufen konnte. Auch für Mona Stockhecke gab es ein tolles Resultat. Ein herzlicher Glückwunsch geht zugleich an Kenias Mark Kiptoo und die äthiopische Läuferin Aberu Kebede zu ihren hervorragenden Siegen! Und natürlich möchte ich alle Teilnehmer zu ihren beeindruckenden persönlichen Erfolgen beglückwünschen und den Veranstaltern sowie den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern ganz herzlich zu einem begeisternden Rennen gratulieren!“

Das Rennen der Männer: Hochspannung in der Schlussphase

Der Sieger Mark Kiptoo entschied das Rennen erst auf den letzten zwei Kilometern für sich. © www.PhotoRun.net
Der Sieger Mark Kiptoo entschied das Rennen erst auf den letzten zwei Kilometern für sich. © www.PhotoRun.net

Bei den Männern entwickelte sich bei sehr guten Wetterbedingungen ein packendes Ausscheidungsrennen. Eine 16-köpfige Spitzengruppe hatte die Halbmarathonmarke nach 62:32 Minuten passiert. Damit lagen sie genau im Plan für eine Zeit von 2:05 Stunden. Doch das Tempo war bis dahin bereits sehr ungleichmäßig gewesen, was einige Kraft gekostet haben dürfte. Bald nach der 25-km-Marke fiel mit Tsegaye Mekonnen ein Favorit des Rennens zurück. Der Youngster, der im Januar den Dubai-Marathon in 2:04:32 Stunden mit einem inoffiziellen Junioren-Weltrekord gewonnen hatte, war leider bereits vor der 10-km-Marke gestürzt, dann aber noch weitergelaufen.

Mit Titelverteidiger Vincent Kipruto konnte bald darauf der nächste große Favorit die Geschwindigkeit nicht mehr halten. Der kenianische Athlet wurde am Ende Zwölfter mit 2:12:09. Während das Tempo jenseits der 30-km-Marke deutlich langsamer wurde, war das Rennen um den Sieg umso spannender. Nach 30 km lag auch noch KIMbias Allan Kiprono, der von Take The Magic Steps Dieter Hogen betreut wird, in der Spitzengruppe. Er lief später auf dem 10. Rang durch das Ziel in der Frankfurter Festhalle. Sieben Kilometer vor dem Ziel waren dann noch sechs Läufer im Rennen um Platz eins: Mark Kiptoo, Mike Kigen, Gilbert Yegon, der Tempomacher Ronald Korir sowie die äthiopischen Mitstreiter Deribe Robi und Tebalu Zawude. Nach 40 km befand sich Mark Kiptoo noch auf dem vierten Rang, und es sah nicht so aus, als könnte er einen Platz auf dem Podium erreichen.

„This is Your Day”. Das war das Motto der Veranstaltung. Als Mark Kiptoo zwölf Kilometer vor dem Ziel einen Schmerz in der Wadenmuskulatur spürte und später dann zurücklag, dachte er an dieses Motto: „Versuche dranzubleiben“, sagte ich mir. „Vielleicht wird es ja noch dein Tag!“ Genau so kam es. Der Vorjahres-Zweite, der 2013 lediglich eine Sekunde hinter Kenias Vincent Kipruto ins Ziel kam, war am Ende der Sieger.

„Ich bin froh, dass ich dieses Mal gewonnen habe – obwohl meine Form eigentlich im vergangenen Jahr besser war. Dieser Sieg ist eine große Motivation für mich. Ich denke, ich habe das Potenzial, 2:04 Stunden zu laufen“, sagte der 38-jährige Mark, der in zwei Jahren gerne den Master-Weltrekord von 2:08:46 Stunden anvisieren möchte. „Ich glaube, ich kann noch einiges im Marathon erreichen.“

Arne Gabius feiert sein famoses Marathondebüt. © www.PhotoRun.net
Arne Gabius feiert sein famoses Marathondebüt. © www.PhotoRun.net

Arne Gabius sorgte währenddessen für die Überraschung des Tages. Nach 1:05:08 auf der ersten Streckenhälfte gelang es ihm dann, die zweite Hälfte schneller zu laufen. Seine offizielle Zielvorgabe von 2:10 bis 2:12 hat er letztlich klar unterboten.

„Es war schon vorher mein Plan, 2:09 zu laufen“, sagte er nach dem Rennen. „Es war toll. Die Tempomacher haben mich auf die richtige Geschwindigkeit gebracht. Es hat sich super angefühlt. Bei Kilometer 32 habe ich das Heft in die Hand genommen und wollte etwas riskieren. In der Festhalle wusste ich: ‚Ich bin deutlich unter 2:10‘ – da konnte ich es genießen und mit den Leuten feiern. Das war einfach unglaublich“, erzählte er. Erstmals seit 1990 ist damit ein Läufer aus Deutschland wieder unter der Marke von 2:10 Stunden geblieben. Damals erreichte Stephan Freigang in Berlin 2:09:45 Stunden, der deutsche Marathon-Rekordler Jörg Peter (2:08:47) rannte 2:09:23. Arne lief in Frankfurt auf Rang drei der europäischen Jahresbestenliste und auf Rang vier der ewigen deutschen Bestenliste. Dass er am Morgen 50 Minuten verschlafen hatte, konnte ihn nicht von einer Topleistung abhalten.

Eine gute Leistung zeigte auch der zweitbeste deutsche Läufer in Frankfurt. Julian Flügel (LG Telis Finanz Regensburg) kam in 2:14:20 Stunden auf Rang 16. Er steigerte seine persönliche Bestzeit gegenüber seinem Debüt in diesem Frühjahr in Hamburg gleich um 1:18 Minuten.

Das Rennen der Frauen: Mona Stockhecke mit Bestzeit Achte

Mona Stockhecke verbesserte ihre persönliche Bestzeit. © www.PhotoRun.net
Mona Stockhecke verbesserte ihre persönliche Bestzeit. © www.PhotoRun.net

Frauensiegerin Aberu Kebede begann sich vor der 25-km-Marke von Sharon Cherop und Meselech Melkamu (Äthiopien) abzusetzen. Lange Zeit war sie dann sogar auf Kurs zu einer Zeit von unter 2:21 Stunden, am Ende musste sie aber etwas zurückstecken. „Das ist ein glücklicher Tag für mich. Es war ein hartes Rennen. Ich freue mich sehr über den Sieg, aber mit der Zeit bin ich nicht zufrieden“, sagte Aberu. Ihr Ergebnis ist dennoch das weltweit neuntbeste des Jahres und die viertbeste Marathon-Siegzeit 2014 auf einer rekordkonformen Strecke. Die Streckenrekordlerin Meselech Melkamu, die in Frankfurt vor zwei Jahren in 2:21:01 gewonnen hatte, musste das Rennen jenseits der 30-km-Marke vorzeitig beenden.

Mona Stockhecke machte den Tag der Bestzeiten für die deutschen Topläufer perfekt. Die in Zürich lebende und aus Hamburg stammende Klimageologin holte alles aus sich heraus, um in 2:33:50 Stunden an achter Stelle ihre persönliche Bestleistung um 14 Sekunden zu unterbieten. „Es war genial. Das Rennen wurde mit der Zeit hart, aber für eine Bestzeit muss man was investieren. Ich genieße dieses Ergebnis sehr“, sagte die 31-Jährige. Ihre bisherige Bestmarke von 2:34:04 Stunden war sie als Siegerin des diesjährigen Zürich-Marathons gelaufen. Mit Rang 22 hat sie im August bei den Europameisterschaften ebenfalls in Zürich die beste Platzierung einer deutschen Marathonläuferin erreicht. Mit kurzer Vorbereitungszeit ist ihr nun eine weitere Steigerung gelungen.

Die Ergebnisse des Frankfurt-Marathons

Männer:

 1.  Mark Kiptoo  KEN  2:06:49 Stunden 
 2.  Mike Kigen  KEN  2:06:59 
 3.  Gilbert Yegon  KEN  2:07:08 
 4.  Tebalu Zawude     ETH  2:07:10 
 5.  Deribe Robi  ETH  2:07:16 
 6.  Ronald Korir  KEN  2:07:29 
 7.  Daniel Wanjiru  KEN  2:08:18 
 8.  Adugna Takele  ETH  2:08:31 
 9.  Arne Gabius  GER  2:09:32 
 10.  Allan Kiprono  KEN  2:09:38 

Frauen:

 1.  Aberu Kebede    ETH  2:22:21 Stunden 
 2.  Sharon Cherop  KEN  2:23:44 
 3.  Ashete Bekere  ETH  2:24:59 
 4.  Emily Ngetich  KEN  2:25:14 
 5.  Helah Kiprop  KEN  2:27:14 
 6.  Winny Jepkorir  KEN  2:29:05 
 7.  Emma Stepto  GBR  2:32:40 
 8.  Mona Stockhecke  GER  2:33:50 
 9.  Adriana Nelson  USA  2:33:54 
 10.  Hayley Munn  GBR  2:37:44