Marathon-Veranstalter treffen sich in Marathon: Am Ursprung geht es um die Zukunft

Delegierte von AIMS-Rennen aus aller Welt versammeln sich an der Startlinie in Marathon. Rosa Mota ist in der Mitte der Bildes zu erkennen, etwas links von ihr steht Abel Anton. © Francis Kay/Marathon-Photo.com
Delegierte von AIMS-Rennen aus aller Welt versammeln sich an der Startlinie in Marathon. Rosa Mota ist in der Mitte der Bildes zu erkennen, etwas links von ihr steht Abel Anton. © Francis Kay/Marathon-Photo.com
Ein Fackellauf mit Kindern wurde an der Gedenkstätte, die an die Schlacht von Marathon erinnert, gestartet. Ziel war der Startpunkt in Marathon. © Francis Kay/Marathon-Photo.com
Ein Fackellauf mit Kindern wurde an der Gedenkstätte, die an die Schlacht von Marathon erinnert, gestartet. Ziel war der Startpunkt in Marathon. © Francis Kay/Marathon-Photo.com

Es hätte keinen besseren Ort geben können: Am Ursprung des klassischen Rennens, in der Kleinstadt Marathon in Griechenland, fand das erste Marathon-Symposium der Association of International Marathons and Road Races (AIMS) statt. Der Marathon beruht auf einer Legende. 490 vor Christus gewannen die Griechen eine entscheidende Schlacht gegen die Perser in Marathon, rund 40 Kilometer vom Zentrum Athens entfernt. Es heißt, dass der Bote Pheidippides dann nach Athen gerannt sei, um die frohe Botschaft zu überbringen. Nachdem er dies kundgetan habe, sei er aufgrund der Anstrengung zusammengebrochen und auf der Stelle gestorben. Als 1896 die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit in Athen stattfanden, gehörte der Marathonlauf zum Leichtathletik-Programm. Der Grieche Spiridon Louis wurde zu einem Nationalhelden, nachdem er das Rennen, dessen Streckenlänge damals rund 40 Kilometer betrug, gewonnen hatte. Als die Olympischen Spiele 2004 nach Athen zurückkehrten, gab es wiederum dramatische Rennen auf der Original-Strecke von Marathon nach Athen – damals freilich betrug die Länge genau 42,195 km. Der Athen-Marathon wird jährlich auf diesem Kurs veranstaltet, der von Marathon ins alte Athener Olympiastadion (Panathinaikon) führt.

Am Tag vor dem diesjährigen Athen- Marathon war das Thema des AIMS-Symposiums: ,Marathon – Ver- gangenheit, Gegenwart, Zukunft’. In Kooperation mit dem Leichtathletik- Weltverband IAAF, dem Athen- Marathon, dem griechischen Leichtathletik-Verband SEGAS und der Stadt Marathon organisierte AIMS dieses erste Symposium für seine Mitglieder. Die Veranstaltung soll ab jetzt jährlich stattfinden.

An der Gedenkstätte an die legendäre Schlacht von Marathon hatten die Griechen eine eindrucksvolle Zeremonie inszeniert. Zwei griechische Minister gehörten zu den Rednern. „Es ist das Ziel eines Marathonlaufes, Menschen aus aller Welt bei einem Festival des Sportes und des Fair Play zusammenzubringen“, erklärte Michalis Liapis, der Kulturminister Griechenlands. Bezüglich des ,Athens Classic Marathon’ glaubt Liapis, dass dieser eine große Zukunft hat: „Ich glaube, wir haben einen Wendepunkt in der Geschichte dieses Rennens erreicht“, erklärte der Minister, während sein Kollege Aris Spiliotopoulos, der griechische Tourismus-Minister, sagte: „Ein Marathon symbolisiert ein friedliches Zusammenkommen von Menschen aus aller Welt.“

Im Hinblick auf Marathon und Athen erklärte Pierre Weiss, der Generalsekretär der IAAF, dass es keinen besseren Ort für ein derartiges Symposium geben könne, speziell weil am gleichen Wochenende der Athen-Marathon stattfand. „Dies ist der Geburtsort des Sportes und der Olympischen Spiele“, sagte Pierre Weiss, der ein größeres Engagement der IAAF im Straßenlauf ankündigte. „Vielleicht haben wir hier in der Vergangenheit einen Zug verpasst, aber wir holen den jetzt wieder ein. Ohne die 25-jährige Arbeit von AIMS wäre der Marathon heute nicht das was er ist.“

Pierre Weiss und Sean Wallace-Jones, der Koordinator des neuen IAAF Road Running Komitees, erklärten den Delegierten von Straßenläufen aus aller Welt zudem die Einführung von ,IAAF Labels for Road Running’, um die besten Straßenrennen auszuzeichnen und hervorzuheben. „Es wird zwei Klassen geben: goldene und silberne Labels. Bewusst haben wir die Standards hier sehr hoch gesetzt“, sagte Sean Wallace-Jones. Der Weltverband wird zudem ein wöchentliches TV-Magazin produzieren mit dem Titel ,The Running Road Show’, um Straßenläufen damit mehr wichtige TV-Präsenz zu geben.

Yannis Theodorakopoulos, griechischer TV-Sportjournalist und zugleich Bürgermeister der Stadt Pefki, und die frühere Marathonläuferin Maria Polizou, Griechenlands Rekordhalterin über die 42,195 km, erinnerten an die historischen Wurzeln des Marathonlaufes. Hugh Jones – heute AIMS-Generalsekretär, früher Weltklasse-Marathonläufer – sprach bei dem Symposium über die enorme Entwicklung des Marathonlaufes in den letzten 30 Jahren. „1978 rannte ich meinen ersten Marathon in Land’s End in England. Das Ziel war dann einfach 42 Kilometer weiter die Hauptstraße entlang. Wir rannten während des fließenden Verkehrs. Drei Jahre später lief ich bei den englischen Meisterschaften über Nebenstraßen auf dem Land. Die einzigen Zuschauer, die wir hatten, waren Kühe. Im selben Jahr wurde der erste London-Marathon gestartet und ich hatte die Idee, die Läufer an der Tower Bridge zu beobachten. Denn das ist ein guter Punkt an der Strecke. Doch als ich dort ankam, war die Brücke schon voller Zuschauer. Es war in diesem Augenblick, in dem mir klar wurde, welche Dimensionen der Marathonlauf in der Zukunft noch haben könnte.“ Hugh Jones sprach auch über die derzeitige enorme Entwicklung in Asien. Läufer aller Wettbewerbe zusammengerechnet, hatte der Hongkong-Marathon in diesem Jahr 40.000 Meldungen während zum Beispiel die Rennen in Peking, Xiamen und Mumbai jeweils über 20.000 registrierten.

Horst Milde, der Mann, der den Berlin-Marathon entwickelte und als Vorsitzender des ersten AIMS-Marathon-Symposiums agierte, erklärte: „Ein wichtiger Punkt für die zukünftige Entwicklung ist es, Kinder und Jugendliche zum Laufen zu motivieren. Veranstalter müssen darüber nachdenken und Kinderläufe in ihre Rennen integrieren.“

Timothy Kilduff (Boston-Marathon) betonte, dass Laufveranstalter besonders über die Punkte Berichterstattung der Medien, speziell TV, Internet sowie Charity Running nachdenken müssen. „Aber was immer Sie machen – Sie müssen immer den Respekt vor ihren Läufern wahren.“

Eines der Hauptthemen des Symposiums war die wirtschaftliche Wirkung der Straßenrennen für die Städte. „Wenn man Marathonläufe wirtschaftlich analysiert, kommt man zu dem Schluss, dass diese Rennen sehr attraktiv sind“, sagt Wolfgang Maennig. Der Professor für Wirtschaftswissenschaften der Universität Hamburg hat entsprechende Studien betrieben.

Bezüglich der Frage nach der größten Sportveranstaltung der Welt kann man zu verschiedenen Antworten kommen, wie der Ruder-Olympiasieger im Achter von 1988 erläutert: „Bezüglich des Ticketverkaufes sind die Olympischen Spiele die größte Sportveranstaltung der Welt. Wenn man TV-Zuschauer errechnet, sind es entweder die Olympischen Spiele oder die Fußball-Weltmeisterschaft. Aber ich ziehe es als ehemaliger Athlet vor, dies von einer anderen Seite zu sehen: Wenn man die Anzahl der Sportler zu Grunde legt, die an einem Event teilnehmen, dann sind die Straßenläufe die größten Sportevents der Welt.“

„Schon 1998 haben wir in Berlin herausgefunden, dass die wirtschaftliche Wirkung des Rennens für die Stadt 25 Millionen Euro betrug. Die heutigen Zahlen sind wesentlich höher. In Boston sollen es 2003 74 Millionen Dollar gewesen sein, während die Zahl des diesjährigen New York City-Marathons sogar auf 220 angestiegen sein soll“, sagte Wolfgang Maennig, der aber zugleich betonte, dass es weder hilfreich noch nötig wäre, wenn ein Wettrennen entstünde mit dem Ziel, die höchsten Zahlen präsentieren zu wollen. „Das ist unnötig, denn Studien zeigen, dass die Menschen generell glauben, dass eine Laufveranstaltung positive Effekte für ihre Stadt hat“, sagte Wolfgang Maennig.

„Der Marathon ist das einzige Event, das auf einer Legende beruht“, erklärte Paco Borao, der Race-Direktor des Valencia-Marathon, der zugleich Vize-Präsident von AIMS ist. Die Entwicklung analysierend, sagte der Spanier: „Als wir 1982 starteten, hatten wir 28 Mitglieder. Heute sind es fast schon 250.“

„Der Marathon hat heute eine so große Bedeutung – es ist ein Way of Life”, erklärte der Bürgermeister von Marathon, Spiros Zagaris, der das Symposium aufgrund seiner Unterstützung möglich gemacht hatte. Er ist zudem verantwortlich dafür, dass ein neues Marathon-Museum in Marathon entstand. Unter den Gästen des AIMS-Symposiums waren der frühere Weltmeister Abel Anton (Spanien/1997 in Athen und 1999 in Sevilla) und Rosa Mota (Portugal/1987 in Rom), die 1988 auch Olympiasiegerin wurde.

„Marathon hat mir in meinem Leben viel gegeben. Ich werde den Augenblick nie vergessen, als ich meine erste WM-Goldmedaille gewann. Denn es war 1997 in jenem Rennen von Marathon nach Athen“, sagte Abel Anton, der im Rahmen des Athen-Marathons an einem 10-km-Rennen teilnahm. Zwischen Breitensportlern lief er in das Ziel des Panathinaikon-Stadions, in dem er vor zehn Jahren triumphiert hatte.

Erschienen am 12. November 2007
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