Großartige Stimmung und schnelle Laufergebnisse bei Silvesterrennen

Von Jörg Wenig
Imane Merga (rechts) gewinnt knapp vor Mo Farah. © BOclassic
Imane Merga (rechts) gewinnt knapp vor Mo Farah. © BOclassic

Bei hunderten von Silvesterrennen haben Läufer in aller Welt das Jahr 2010 auf sportliche Art und Weise verabschiedet. Eine spannende Veranstaltung fand dabei im Südtiroler Bozen (Italien) statt. Der Äthiopier Imane Merga und die Kenianerin Vivian Cheruiyot gewannen bei sonnigem Wetter dort jeweils mit einem ganz knappen Vorsprung. Angefeuert wurden die Läufer entlang der Strecke von 15.000 Zuschauern.

Im sehr gut besetzten Männerrennen von Bozen, das auf einer 1,25-Kilometer-Runde durch die historische Altstadt verlief, lagen nach der Hälfte der 8-km-Distanz fünf Läufer an der Spitze des Feldes: Silas Kipruto (Kenia) leistete die Führungsarbeit. Hinter ihm rannten Imane Merga, Edwin Soi (Kenia), Mo Farah (Großbritannien) und der ukrainische Cross-Europameister Serhiy Lebid.

Vorne entwickelte sich zunächst ein Dreikampf, nachdem Serhiy Lebid zurückfiel: Edwin Soi, der den ,BOclassic’ in den vergangenen drei Jahren jeweils für sich entschieden hatte, lief zusammen mit dem 5.000- und 10.000-Meter-Europameister Mo Farah sowie Imane Merga, der 2009 bei den Weltmeisterschaften in Berlin Rang vier im 10.000-m-Finale belegt hatte. Während der Kenianer Edwin Soi das Tempo nicht halten konnte, bestimmte vorne Mo Farah das Geschehen. Doch einer blieb an dem britischen Läufer dran: Imane Merga. Mo Farah führte noch in der Schlussphase des Rennens, jedoch konnte er den knappen Vorsprung nicht ganz ins Ziel bringen. Der Äthiopier Imane Merga gewann in 28:32,6 Minuten mit zwei Zehntelsekunden Vorsprung vor Mo Farah (28:32,8). Als Dritter lief Edwin Soi 28:41,6. Vierter wurde sein Landsmann Silas Kipruto mit deutlichem Rückstand in 29:15,0.

Vivian Cheruiyot (rechts) setzt sich in Bozen hauchdünn vor Gedo Sule Utura durch. © BOclassic
Vivian Cheruiyot (rechts) setzt sich in Bozen hauchdünn vor Gedo Sule Utura durch. © BOclassic

Im ebenfalls sehr gut besetzten 5-km-Frauenrennen lagen nach der ersten von vier Runden acht Läuferinnen in einer lang gezogenen Spitzengruppe. Siebente war zu diesem Zeitpunkt Irina Mikitenko. „Doch das Tempo war zu schnell für mich“, erklärte Irina Mikitenko. „Ich bin erst in der vierten Runde ins Rennen gekommen, und dann hat es Spaß gemacht. Ich bin dann auch wieder dichter an die vor mir laufenden Konkurrentinnen heran gekommen. Wenn der Lauf zwei Runden länger gewesen wäre, wäre das besser für mich gewesen.“

An der Spitze des Feldes hatte sich ein Dreikampf zwischen der aktuellen 5.000-m-Weltmeisterin Vivian Cheruiyot, der äthiopischen Vorjahressiegerin Gedo Sule Utura und der Kenianerin Prisca Jepleting entwickelt. Vivian Cheruiyot bestimmte das Geschehen an der Spitze, doch Gedo Sule Utura hielt im Gegensatz zu Prisca Jepleting auch in der letzten Runde noch mit. Im Schlussspurt setzte sich dann Vivian Cheruiyot erwartungsgemäß durch. Die kenianische Läuferin siegte in 15:52,7 Minuten mit nur einer Zehntelsekunde Vorsprung. Als Dritte erreichte Prisca Jepleting in 15:59,6 vor der Ungarin Aniko Kalovics (16:17,2) sowie der Portugiesin Ana Dias (16:20,6) das Ziel. Irina Mikitenko (TV Wattenscheid) lief als Sechste 16:22,4. „Das war ein guter Trainingswettkampf für mich, auch wenn ich natürlich mit einem sechsten Platz nicht zufrieden sein kann. Aber mit dem Rennverlauf bin ich zufrieden, denn ich wurde von Runde zu Runde schneller“, sagte Irina Mikitenko, die erneut auf der Startliste des im April stattfindenden Virgin London-Marathons steht.

Zersenay Tadese und Jessica Augusto gewinnen in Madrid

Einer der größten Silvesterläufe der Welt fand mit 35.000 Teilnehmern in Madrid statt. Doch auch qualitativ überzeugte das 10-km-Rennen durch Spaniens Hauptstadt einmal mehr. Am Freitagabend waren die Weltklasseläufer Zersenay Tadese (Eritrea) und Jessica Augusto (Portugal) die Sieger beim ‚San Silvestre Vallecana‘.

Zersenay Tadese, hier zu sehen bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften 2009, war in Madrid der schnellste von rund 35.000 Läufern. © www.photorun.net
Zersenay Tadese, hier zu sehen bei den Halbmarathon-Weltmeisterschaften 2009, war in Madrid der schnellste von rund 35.000 Läufern. © www.photorun.net

Zunächst war es Zersenay Tadese, der kurz nach der 5-km-Marke (14:12 Minuten) an die Spitze ging und mit einer Tempoverschärfung die Führungsgruppe auseinander riss. Einer nach dem anderen verlor den Kontakt, doch der Spanier Ayad Lamdassem hielt Schritt mit dem viermaligen Halbmarathon-Weltmeister. Überraschend war es dann der Spanier, der sich nach etwa 8,4 km lösen konnte und schon wie der sichere Sieger aussah. Dann verfehlte Ayad Lamdassem jedoch 600 Meter vor dem Ziel eine Abbiegung und lief stattdessen geradeaus weiter. Nachdem er dies bemerkt hatte und zurückgelaufen war, hatte Zersenay Tadese ihn bereits eingeholt.

Fast schien es, als könnte Ayad dem Favoriten ein zweites Mal davonlaufen, doch dieses Mal konterte der WM-Zweite von Berlin 2009 über 10.000 m. Als Zersenay Tadese dann seinerseits Ayad Lamdassem überholte, musste sich dieser geschlagen geben und lief die letzten 300 Meter in Joggingtempo. Zersenay Tadese gewann das Rennen in 28:27 Minuten vor vier Spaniern: Ayad Lamdassem (28:36), Jesus Espana (28:40), Chema Martinez (28:49) und Sergio Sanchez (28:53).

Das Rennen um die ersten Plätze bei den Frauen war eine rein iberische Angelegenheit. Dabei bestimmte Jessica Augusto das Geschehen an der Spitze. Die aktuelle portugiesische Crosslauf-Europameisterin rannte von Beginn an ihr eigenes Tempo und vergrößerte ihren Vorsprung ständig. Schließlich war sie nach 31:59 Minuten im Ziel. Die spanische 1.500-m-Europameisterin Nuria Fernandez belegte mit 32:54 Rang zwei vor ihrer Landsfrau Maria José Pueyo (33:19). Als beste nicht-iberische Läuferin kam die World Marathon Majors (WMM)-Siegerin Liliya Shobukhova (Russland/34:48), die 2010 sowohl den London- als auch den Chicago-Marathon gewonnen hatte, auf Platz sieben. Sie wird beim Virgin London-Marathon an den Start gehen, um ihren Titel zu verteidigen.

Dritter Sieg für Marilson dos Santos, Alice Timbilil läuft Kursrekord in São Paulo

Alice Timbilil, hier zu sehen bei den BIG 25 Berlin 2010, siegte in São Paulo mit einem Streckenrekord. © www.photorun.net
Alice Timbilil, hier zu sehen bei den BIG 25 Berlin 2010, siegte in São Paulo mit einem Streckenrekord. © www.photorun.net

Einen brasilianischen und einen kenianischen Sieg gab es bei der ,Mutter’ aller Silvesterläufe in São Paulo: Marilson dos Santos und Alice Timbilil gewannen den 86. ,Corrida Internacional de São Silvestre’, der am Nachmittag des Silvestertages in der brasilianischen Metropole mit rund 21.000 Läufern gestartet wurde.

Bei warmen Temperaturen setzte sich Marilson dos Santos bereits nach der Hälfte der 15-km-Strecke von seinen kenianischen Konkurrenten ab und lief fortan einen großen Vorsprung heraus. Nach 44:07 Minuten erreichte der 33-Jährige, der diesen Silvesterlauf bereits 2003 und 2005 gewonnen hatte, das Ziel. Sein Vorsprung auf Barnabas Kosgei (Kenia/44:49) betrug damit 42 Sekunden. Dritter wurde mit James Kwambai in 45:15 ein weiterer kenianischer Läufer. Marilson dos Santos, der als Teenager das Laufen als Hobby begonnen hatte, machte sich als zweifacher New-York-Marathon-Sieger einen Namen. Zunächst gewann er das Rennen sensationell als Außenseiter im Jahr 2006, dann wiederholte er diesen Triumph 2008. Im Dezember 2010 gab der Virgin London-Marathon bekannt, dass Marilson dos Santos Teil seines Startfeldes im April dieses Jahres sein wird.

Im Frauenrennen übernahm die Vorjahressiegerin Alice Timbilil ebenso wie Marilson dos Santos bei den Männern frühzeitig die Initiative. Die 27-jährige Kenianerin setzte sich aus einer Spitzengruppe ab und erlief schnell einen Vorsprung von rund 60 Metern. Sie hielt das Tempo hoch, denn die auf Position zwei laufende Brasilianerin Simone da Silva lief ein starkes Rennen und reduzierte den Abstand etwas. Sechs Sekunden trennten die beiden Läuferinnen schließlich im Ziel, das Alice Timbilil nach 50:19 Minuten erreichte. Damit hatte die kenianische Läuferin den 17 Jahre alten Kursrekord ihrer Landsfrau Hellen Kimayo (50:26) verbessert. Auch Simone da Silva blieb mit 50:25 noch unter der alten Marke. Mit deutlichem Abstand belegte Eunice Jepkurui (Kenia/51:42) Rang drei.

Micah Kogo und Sabrina Mockenhaupt in Trier vorne

Beim Bitburger Silvesterlauf in Trier herrschte trotz kalter Temperaturen einmal mehr eine gute Stimmung. Etwa 12.000 begeisterte Zuschauer feuerten die Eliteathleten und rund 2.000 Volksläufer beim ,Deutschen São Paulo’ (in Anspielung auf den Lauf in Brasiliens Metropole) an. Bei den Männern war Kenias Topfavorit Micah Kogo über 8 km in der Führungsposition. Der frühere 10-km-Weltrekordler siegte am Ende in 22:57 Minuten vor Arne Gabius. Im vergangenen Jahr war der Läufer der LG Asics Tübingen Vierter, nun steigerte er sich um zwei Plätze und war nach 23:19 im Ziel. Mariusz Gizynski (Polen/23:23), Patrick Stitzinger (Niederlande/23:32) und Jean-Pierre Weerts (Belgien/23:34) belegten die nächsten Ränge. In seinem ersten ernsthaften Rennen nach seinem Comeback wurde Marathonläufer André Pollmächer (LAC Chemnitz) in 23:47 Minuten Sechster vor dem 1.500-m-Vize-Europameister Carsten Schlangen (LG Nord Berlin/24:09).

Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) entschied das 5-km-Rennen in 16:25 Minuten vor ihren nationalen Konkurrentinnen Anna Hahner (16:56) und Gesa Krause (16:58) für sich.

Wenn auch Sie einmal an einem der traditionellen Silvesterläufe teilnehmen möchten, so können Sie hier auf unserer Website weitere Informationen zu den Rennen finden.

62.000 Läufer rennen durch Xiamen in China

Zehntausende von Läufern starten im chinesischen Xiamen. © Xiamen-Marathon
Zehntausende von Läufern starten starten im chinesischen Xiamen. © Xiamen-Marathon

Zu einem der größten Rennen der Welt hat sich der Xiamen-Marathon entwickelt. Bei der Veranstaltung in der chinesischen Küstenstadt, bei der kürzere Wettbewerbe in den Marathon integriert sind, verzeichneten die Organisatoren am 2. Januar insgesamt 62.000 Teilnehmer.

Bei kühlem und windigem Wetter gab es einen kenianischen Sieger: Der 26-jährige Robert Kipchumba gewann das Rennen in flotten 2:08:07 Stunden und stellte damit sogar einen Kursrekord auf. Erst vor einem Jahr hatte der Äthiopier Feyisa Lilesa die Streckenbestzeit auf 2:08:47 gesteigert. Robert Kipchumba hatte in Xiamen einen deutlichen Vorsprung auf die beiden Äthiopier Mesfin Hailu Lemma (2:09:50) und Alemayehu Shumye (2:09:58).

Das Frauenrennen entschied die Äthiopierin Amane Gobena in 2:31:49 knapp vor ihrer Landsfrau Alemitu Abera (2:31:54) für sich. Die Chinesin Wang Jiali wurde in 2:32:00 Dritte.

Das erstaunliche am Xiamen-Marathon war die enorme Teilnehmerzahl, damit konnte der internationale Laufsport gleich zu Anfang des Jahres ein Ausrufezeichen setzen!