Geoffrey Mutai und Priscah Jeptoo siegen in New York

Von Jörg Wenig
Geoffrey Mutai verteidigt seinen Titel in New York. © www.PhotoRun.net
Geoffrey Mutai verteidigt seinen Titel in New York. © www.PhotoRun.net

Die Kenianer Geoffrey Mutai und Priscah Jeptoo haben den New York City-Marathon gewonnen. Bei kühlen und windigen, aber trockenen Wetterbedingungen setzten sich damit jeweils die Favoriten durch. Geoffrey Mutai, der als Titelverteidiger angetreten war, erreichte nach 2:08:24 Stunden vor Tsegaye Kebede (Äthiopien/2:09:16) das Ziel. Dritter wurde überraschend der Südafrikaner Lusapho April (2:09:45), der im Mai den Hannover-Marathon gewonnen hatte. Im Rennen der Frauen holte Priscah Jeptoo einen großen Rückstand auf und triumphierte in 2:25:07 Stunden vor der in New York lebenden Äthiopierin Buzunesh Deba (2:25:56). Dritte wurde Jelena Prokopcuka (Lettland) mit 2:27:47. Tsegaye Kebede und Priscah Jeptoo entschieden die World Marathon Majors (WMM)-Serie 2012-2013 für sich.

Einen starken siebenten Rang erreichte in dem hochklassigen Feld Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg), die mit 2:29:10 die Norm für die Europameisterschaften 2014 klar unterbot. Zuletzt lief vor neun Jahren eine deutsche Topläuferin in New York unter die ersten Zehn: die in Bukarest geborene Luminita Zaituc kam 2004 auf Platz sechs. Die einzige deutsche Siegerin in New York, Uta Pippig, hatte das Rennen vor 20 Jahren gewonnen. Die Rekordzahl von 50.740 Läufern war am Sonntag beim größten Marathon der Welt an den Start gegangen. Das Rennen feierte zudem seinen einmillionsten Starter.

Priscah Jeptoo feiert in New York. © www.PhotoRun.net
Priscah Jeptoo feiert in New York. © www.PhotoRun.net

Uta war super begeistert von der Atmosphäre beim New York City-Marathon und sagte im Anschluss: „Das war ein toller Abschluss der diesjährigen World Marathon Majors-Serie, und es war unglaublich, die tolle Stimmung beim Marathon und die glücklichen Gesichter der Finisher zu sehen. Herzlichen Glückwunsch an die Sieger Geoffrey Mutai und Priscah Jeptoo zu ihren hervorragenden Ergebnissen und eine besondere Gratulation an Sabrina Mockenhaupt für ihre tolle Leistung und Marathonzeit heute. Und Dir liebe Joani [Joan Benoit Samuelson], herzlichen Glückwunsch für Deine Zeit von unter drei Stunden. Du warst einfach klasse! Ich möchte auch Dana Krashin von der Hoyt Foundation, Florens Decken aus Berlin und alle meine persönlichen Freunde aus den USA und Deutschland, die das Rennen liefen, beglückwünschen. Und natürlich Hut ab an die Organisatoren des Rennens, Race-Direktorin Mary Wittenberg und ihrem Team.“

Bei Temperaturen von anfangs acht Grad Celsius verhinderten starke Windböen ein schnelles Rennen. Die große Männer-Spitzengruppe erreichte die 5-Kilometer-Marke erst nach 15:42 Minuten – ein Tempo, das auf eine Endzeit um 2:12:30 Stunden hindeutet. Nach einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 65:06 wurde das Tempo dann noch etwas schneller und neun Läufer bildeten die erste Gruppe: Neben Geoffrey Mutai, Tsegaye Kebede und Lusapho April waren dies Stanley Biwott, Peter Kirui, Wesley Korir, Julius Arile (alle Kenia) sowie Jackson Kiprop und Olympiasieger Stephen Kiprotich (beide Uganda), der vor knapp drei Monaten auch Weltmeister wurde.

Es war immer wieder Geoffrey Mutai, der die Gruppe anführte. Geoffrey, der auf der nicht rekordtauglichen Strecke von Boston 2:03:02 Stunden gelaufen war und im gleichen Jahr [2011] den New Yorker Streckenrekord auf 2:05:06 verbesserte, sorgte dann nach 33 km für eine Vorentscheidung. Als er das Tempo verschärfte, konnte ihm nur sein Landsmann Stanley Biwott folgen. Doch der Paris-Marathon-Sieger übernahm sich mit dem Tempo. Ab Kilometer 36 fiel er zurück und wurde schließlich Fünfter mit 2:10:41.

Geoffrey Mutai und Stanley Biwott. © www.PhotoRun.net
Geoffrey Mutai und Stanley Biwott. © www.PhotoRun.net

„Stanley versuchte, mir zu folgen, deswegen bin ich sehr konzentriert geblieben und habe weiter auf das Tempo gedrückt“, erzählte Geoffrey Mutai, nachdem er schließlich in 2:08:24 gewonnen hatte. „Einen Titel zu verteidigen ist viel schwerer, als das erste Mal zu gewinnen“, erklärte Geoffrey Mutai, der aufgrund der wetterbedingten Absage des Rennens vor einem Jahr in New York als Titelverteidiger an den Start gegangen war. Der 32-jährige Kenianer widmete den Sieg seinem Manager Gerard van de Veen, der am Sonntag in New York seinen Geburtstag feierte.

Acht Kilometer vor dem Ziel war der Äthiopier Tsegaye Kebede Vierter, am Ende lief er im Central Park noch bis auf Rang zwei nach vorne (2:09:16). Einmal mehr bestätigte der aktuelle London-Marathon-Sieger, dass er in der Schlussphase schwer zu besiegen ist. „Ich wollte gewinnen, aber dann bekam ich ein Problem in der Wade, so dass ich den Kontakt zu den anderen zunächst verlor. Anschließend wurde es aber wieder besser, und ich konnte noch ein paar Plätze nach vorne kommen.“

Die große Überraschung war der drittplatzierte Lusapho April. Der Südafrikaner, der in Hannover mit 2:08:32 im Frühjahr einen Streckenrekord aufgestellt hatte, blieb auf der schweren Strecke ebenfalls noch unter 2:10 Stunden (2:09:45). „Ich bin sehr froh, dass ich Südafrika als Marathon-Nation in New York wieder ins Gespräch gebracht habe und den Spuren von Hendrik Ramaala folgen konnte“, sagte Lusapho April. Sein Landsmann Ramaala hatte 2005 in New York mit einer Sekunde Rückstand hinter Paul Tergat (Kenia) Platz zwei belegt.

Das Frauen-Elitefeld auf der Verrazano-Narrows Brücke. © www.PhotoRun.net
Das Frauen-Elitefeld auf der Verrazano-Narrows Brücke. © www.PhotoRun.net

Ganz anders war der Rennverlauf bei den Frauen. Hier hatten sich vom Start weg die beiden Äthiopierinnen Buzunesh Deba und Tigist Tufa Demisse an die Spitze gesetzt. Während das große Verfolgerfeld deutlich zurücklag und anfangs ein 2:40-Stunden-Tempo einschlug, liefen die beiden davon. An der Halbmarathonmarke (1:12:38) hatten Buzunesh Deba und Tigist Tufa Demisse bereits einen Vorsprung von 3:22 Minuten – das war bei diesem Tempo fast schon ein Kilometer!

„Ich merkte, dass ich einen Fehler gemacht hatte. Ich hätte den beiden Läuferinnen folgen müssen. Ich tat alles, um den Rückstand aufzuholen. Ich wusste, dass ich in sehr guter Form war und habe das Tempo deutlich erhöht, um die Äthiopierinnen möglichst noch vor der 40-km-Marke einzuholen – denn danach wäre es schwerer geworden, eine Lücke zu schließen“, erzählte Priscah Jeptoo. Die London-Marathon-Siegerin war kurz vor der 25-km-Marke angetreten und hatte damit die Gruppe der Verfolgerinnen auseinander gerissen. Zurück ließ sie in dieser Phase unter anderen die Weltmeisterin Edna Kiplagat (Kenia), die sich schließlich mit Rang neun in 2:30:04 zufrieden geben musste.

Nachdem Buzunesh Deba und Tigist Tufa Demisse die 30-km-Marke in 1:43:30 Stunden passiert hatten, folgte Priscah Jeptoo mit 1:45:20. Zwei Kilometer später löste sich Buzunesh Deba von der stets hinter ihr laufenden Konkurrentin, doch bald darauf bekam sie selbst Probleme. Magenkrämpfe ließen sie deutlich langsamer werden. Nach 35 km (2:01:05) betrug der Vorsprung nur noch 45 Sekunden. Kurz danach überholte Priscah Jeptoo bereits Tigist Tufa Demisse, und nach 38 km hatte sie schließlich auch Buzunesh Deba erreicht. Die äthiopische Läuferin, die bereits vor zwei Jahren Zweite in New York war, konnte nicht mehr gegenhalten und war sofort geschlagen. „Ich hatte Magenprobleme, es war kalt und windig. Deswegen bin ich mit dem zweiten Platz zufrieden“, erklärte Buzunesh Deba, die im Ziel mit 2:25:56 noch einen deutlichen Rückstand zu Priscah Jeptoo hatte (2:25:07). Mehrere Plätze gut machte in der Schlussphase des Rennens die frühere New York-Siegerin Jelena Prokopcuka (Lettland), die mit 2:27:47 noch auf Rang drei lief.

Sabrina Mockenhaupt lief ein starkes Rennen. © www.PhotoRun.net
Sabrina Mockenhaupt lief ein starkes Rennen. © www.PhotoRun.net

Sabrina Mockenhaupt lief taktisch genau richtig und kam so auf einen starken siebenten Rang. Lange Zeit lag sie in der großen Verfolgergruppe hinter den beiden enteilten äthiopischen Läuferinnen. Dabei profitierte sie davon, dass diese Gruppe bei einem eher langsamen Tempo lange Zeit zusammenblieb. Nach 1:16:02 Stunden passierte Sabrina die Halbmarathonmarke in der zwölfköpfigen Gruppe. Als Priscah Jeptoo dann vor der 25-km-Marke das Tempo deutlich erhöhte, fiel die Gruppe auseinander. Sabrina lief nun zeitweilig gemeinsam mit Kim Smith (Neuseeland) sowie Diane Nukuri-Johnson (Burundi), und auch diese drei liefen schneller als zuvor. Als Zehnte passierte Sabrina die 30-km-Marke (1:46:29) und lag nun erstmals in einem Bereich unter 2:30. In der Folge überholte die 32-Jährige noch Kiplagat, Nukuri-Johnson und schließlich Tufa Demisse, so dass sie als Siebente in 2:29:10 ins Ziel kam.

„Ich kann es immer noch nicht glauben … Platz sieben beim New York-Marathon“, schrieb Sabrina Mockenhaupt später auf ihrer Webseite. „Der starke Nordwind hat allen zu schaffen gemacht, und als wir bei der Hälfte in 1:16 Stunden durchgegangen sind, hatte ich eine gute Zeit schon längst abgeschrieben. Aber es ging auf der zweiten, schwierigeren Hälfte irgendwie doch. Ab 35 km war man auf sich alleine gestellt, deshalb bin ich besonders stolz auf meine Leistung.“

Tsegaye Kebede und Priscah Jeptoo gewinnen World Marathon Majors

Tsegaye Kebede sicherte sich den WMM-Titel. © www.PhotoRun.net
Tsegaye Kebede sicherte sich den WMM-Titel. © www.PhotoRun.net

Der Äthiopier Tsegaye Kebede und die Kenianerin Priscah Jeptoo sind die Sieger der World Marathon Majors (WMM)-Serie 2012-2013. Beim New York City-Marathon fiel die Entscheidung zugunsten dieser beiden, die sich die Prämie von einer Million US-Dollar teilen.

Über einen Zeitraum von zwei Jahren können die Läufer bei den WMM-Rennen Punkte sammeln. Der 26-jährige Tsegaye Kebede lag nach seinem zweiten Rang in New York mit 75 Zählern klar vor Wilson Kipsang (Kenia/61) sowie Stephen Kiprotich (Uganda) und New York-Sieger Geoffrey Mutai (Kenia/beide 50). Vor dem Rennen in New York hätte theoretisch Olympiasieger Kiprotich den Äthiopier Tsegaye Kebede noch verdrängen können. Doch am Ende wurde er Zwölfer und blieb punktlos. „Ich musste vor ihm ins Ziel kommen und bin froh, dass ich das geschafft habe“, erklärte Tsegaye, der im Frühjahr den London-Marathon gewonnen und vor einem Jahr in Chicago triumphiert hatte. „Es ist nicht leicht, die World Marathon Majors zu gewinnen. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, ich bin sehr froh.“

In der WMM-Serien-Wertung der Frauen dominierten die kenianischen Läuferinnen. Am Ende sicherte sich Priscah Jeptoo durch ihren New York-Sieg auch Platz eins bei den WMM. Die 29-Jährige, die im Frühjahr ebenso wie Tsegaye Kebede den London-Marathon gewonnen hatte, sammelte ebenfalls 75 Punkte. Sie lag damit vor ihren Landsfrauen Rita Jeptoo (65 Punkte), mit der sie nicht verwandt ist, Edna Kiplagat (55) und Sharon Cherop (50). „Ich bin nach New York gekommen und wollte einfach nur das Rennen gewinnen. Die WMM-Entscheidung hat mich beim Lauf in keiner Weise beeinflusst“, sagte Priscah Jeptoo, die 2012 die olympische Silbermedaille im Marathon gewonnen hatte. „Aber das ist natürlich jetzt ein großer Moment für mich, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde.“

Die Ergebnisse des New York City-Marathons

Männer:

 1. Geoffrey Mutai KEN 2:08:24 Stunden
 2. Tsegaye Kebede ETH 2:09:16
 3. Lusapho April RSA 2:09:45
 4. Julius Arile KEN 2:10:03
 5. Stanley Biwott KEN 2:10:41
 6. Masato Imai JPN 2:10:45
 7. Jackson Kiprop UGA 2:10:56
 8. Peter Cheruiyot Kirui KEN 2:11:23
 9. Wesley Korir KEN 2:11:34
 10. Daniele Meucci ITA 2:12:03

Frauen:

 1. Priscah Jeptoo KEN 2:25:07 Stunden
 2. Buzunesh Deba ETH 2:25:56
 3. Jelena Prokopcuka LAT 2:27:47
 4. Christelle Daunay FRA 2:28:14
 5. Valeria Straneo ITA 2:28:22
 6. Kim Smith NZL 2:28:49
 7. Sabrina Mockenhaupt GER 2:29:10
 8. Tigist Tufa Demisse ETH 2:29:24
 9. Edna Kiplagat KEN 2:30:04
 10. Diane Nukuri-Johnson BDI 2:30:09