Gebre und Edna siegen in New York, Haile beendet seine Karriere
Der Äthiopier Gebre Gebremariam gewann den 41. ING New York City-Marathon in 2:08:14 Stunden. Damit lief der 26-Jährige ein gelungenes Debüt über die klassische Distanz und erzielte bei guten Wetterbedingungen die fünftschnellste je in New York gelaufene Zeit. Schnellste Frau war etwas überraschend Edna Kiplagat. Die Kenianerin siegte vor einem jubelnden Publikum in 2:28:20 Stunden im New Yorker Central Park. Die Rekordzahl von 45.344 Läufern war bei dem World-Marathon-Majors-Rennen am Start.
Im Männerelitefeld sah es zu Beginn nach einem vergleichsweise langsameren Marathon aus. Nach 65:22 Minuten erreichte die Führungsgruppe die Halbmarathonmarke. Zu diesem Zeitpunkt war auch noch Haile Gebrselassie im Feld. Deutlich schneller war das Tempo in der zweiten Hälfte. Nach rund 30 Kilometern hatten sich vier Läufer an der Spitze abgesetzt: Neben Gebre Gebremariam waren dies Emmanuel Mutai und Moses Kigen Kipkosgei (beide Kenia) sowie Abderrahime Bouramdane (Marokko), der aber bald zurückfallen sollte und am Ende als Zehnter das Ziel im Central Park erreichte (2:14:07).
Gut fünf Kilometer vor dem Ziel blieb dann auch Moses Kipkosgei zurück. Die Entscheidung fiel jedoch erst bei Kilometer 40: Dabei löste sich Gebre Gebremariam vom erfahrenen Emmanuel Mutai, der eine Bestzeit von 2:06:15 Stunden aufweist. Über eine Minute Vorsprung lief der Äthiopier noch heraus. In 2:08:14 Stunden lag er deutlich vor Emmanuel Mutai (2:09:18), der bereits in London im April Zweiter war, und Moses Kipkosgei (2:10:39). Abderrahim Goumri (Marokko/2:10:51), James Kwambai (Kenia/2:11:31) und Titelverteidiger Meb Keflezighi (USA/2:11:38) belegten die nächsten Ränge. Der amtierende Marathon-Weltmeister Abel Kirui (Kenia) wurde in 2:13:01 Stunden Neunter. Nicht ins Ziel kam der Schweizer Europameister Viktor Röthlin.
„Vor dem Rennen hatte ich gehofft, dass ich überhaupt ins Ziel komme. Meinen ersten Marathon gleich zu gewinnen, macht mich sehr glücklich“, erklärte Gebre Gebremariam. Der Äthiopier war früher ein ausgezeichneter Bahn-Langstreckler und hatte zum Beispiel im olympischen 5.000-m-Finale von 2004 den vierten Platz belegt. Seinen größten Erfolg vor dem Sieg in New York hatte er vor einem Jahr gefeiert, als er Crosslauf-Weltmeister wurde.
Im 35 Minuten früher gestarteten Frauenelitefeld blieb dieses Mal eine große Zahl von Athletinnen in der Führungsgruppe zusammen, was allerdings auch am langsamen Anfangstempo lag. Erst nach 35:57 Minuten waren die ersten 10 Kilometer gelaufen – ein Tempo, das auf eine Endzeit von rund 2:32 Stunden hinführt. Danach wurde es etwas schneller und die Halbmarathonmarke war nach 1:15:44 erreicht.
Doch keine der Favoritinnen forcierte in der Folge ernsthaft das Tempo, was vielleicht auch daran lag, dass zwei hoch eingeschätzte Läuferinnen ihr Debüt auf der schweren, welligen Strecke liefen: Mary Keitany (Kenia), die 25-km-Weltrekordlerin und Halbmarathon-Weltmeisterin von 2009, hielt sich ebenso zurück wie die 10.000-Meter-Olympiadritte von Peking 2008, Shalane Flanagan (USA). Noch acht Kilometer vor dem Ziel waren zehn Läuferinnen in der Spitzengruppe, was sehr ungewöhnlich ist im Marathon. In der Zwischenzeit war Shalane Flanagan allerdings immer wieder ganz vorne zu sehen, und an der 35-km-Marke machte dann Mary Keitany Tempo. Die Kenianerin riss damit die Führungsgruppe auseinander, doch Shalane Flanagan und Edna Kiplagat blieben dran. Vier Kilometer lief dieses Trio gemeinsam an der Spitze, dann verlor Shalane Flanagan den Anschluss.
Kurz vor Kilometer 40 fiel dann überraschend die Entscheidung zugunsten von Edna Kiplagat. Die Kenianerin setzte sich von ihrer völlig entkräfteten Landsfrau ab und siegte in 2:28:20. Mary Keitany fiel schließlich noch auf Rang drei hinter Shalane Flanagan (2:28:40) zurück und musste sich bei ihrem Marathondebüt mit 2:29:01 zufrieden geben. Eine flachere Strecke wäre der 25-km-Weltrekordlerin vielleicht mehr entgegen gekommen. Die nächsten Plätze gingen an nicht-afrikanische Läuferinnen: Inga Abitova (Russland/2:29:17) wurde Vierte vor Kim Smith (Neuseeland/2:29:28), Christelle Daunay (Frankreich/2:29:29) und Ludmila Petrova (Russland/2:29:41). Titelverteidigerin Derartu Tulu (Äthiopien) kam nicht über Rang 14 in 2:32:46 hinaus, und die Boston-Siegerin des vergangenen Jahres, Salina Kosgei (Kenia), belegte Platz 16 mit 2:34:14.
„Das Tempo war lange Zeit ein bisschen langsam. Nach 32 Kilometern wurde es etwas schneller. Als ich dann zwei Meilen vor dem Ziel antrat, merkte ich, dass ich mich lösen kann“, sagte Edna Kiplagat, die in den vergangenen Jahren mit einer Reihe von Erfolgen bei großen US-Straßenläufen auf sich aufmerksam gemacht hatte. Im Marathon war sie in diesem Jahr erfolgreich. Im Frühjahr gewann sie den Hona Los Angeles-Marathon mit 2:25:38 Stunden. Jetzt lief sie zum größten Erfolg ihrer Karriere.
Zusammen mit den tausenden Teilnehmern gingen 6.500 Charity-Läufer für eine der 185 Wohltätigkeitsorganisationen an den Start. Ihr gemeinsames Ziel war es, mehr als 24 Millionen US-Dollar für einen guten Zweck zu sammeln.
Marathon-Weltrekordler Haile Gebrselassie erklärt seinen Rücktritt vom professionellen Laufsport
Dieser Sonntag in New York war ein bewegender Tag für Haile Gebrselassie und alle seine treuen Fans: Erst endete der Traum vom Sieg für den äthiopischen Marathon-Weltrekordler (2:03:59 Stunden in Berlin 2008) bei Kilometer 25, als er humpelnd aus dem Rennen ging, dann beendete der Äthiopier seine Laufkarriere. Am Tag zuvor hatte sich Haile Gebrselassie bereits skeptisch geäußert. „Ich habe eine Entzündung im Knie, es hat sich Flüssigkeit angesammelt. Das kommt durch die lange Reise nach New York. Es ist kein großes Problem, ich hoffe, dass das Knie hält“, sagte der Äthiopier.
Während seiner einmaligen Karriere wurde der zweimalige Olympiasieger zu einem Botschafter für den Laufsport, nun erklärte er seinen Rücktritt. „Es ist besser, jetzt aufzuhören, andere Dinge zu machen und den jungen Athleten den Vortritt zu lassen.“ Diese überraschende Nachricht überbrachte der 37-jährige Haile Gebrselassie, der seinen nächsten Marathon eigentlich Ende Februar in Tokio laufen wollte, nach dem New York-Marathon während einer Pressekonferenz.
23. November 2010, Weitere Informationen zu Haile Gebrselassie
Haile Gebrselassie läuft doch weiter
Nach dem New York-Marathon hatte Haile Gebrselassie überraschend das Ende seiner Laufbahn verkündet und war sofort nach Addis Abeba zurück geflogen. In den vergangenen Tagen hat Haile dann seine Rücktritts-Entscheidung überdacht, nachdem er über Twitter zunächst erklärt hatte: „Was für ein enttäuschendes Wochenende – ich hatte nicht geplant, so nach Äthiopien zurückzukehren. Ich wollte in New York gewinnen. Jetzt ist es Zeit, über viele Dinge nachzudenken. Ich liebe das Laufen nach wie vor. Ich werde immer laufen. Gebt mir etwas Zeit, über die Dinge noch einmal nachzudenken.“
Inzwischen bestätigte er, dass er seine Karriere doch fortsetzen möchte. Über Twitter gab er bekannt: „Zunächst möchte ich allen danken für die Unterstützung und die Reaktionen. Nachdem ich einige Tage auf dem Land verbracht habe, habe ich Entscheidungen getroffen. Laufen ist in meinem Blut, und ich habe entschieden, weiter zu rennen. Mein Statement in New York war meine erste Reaktion nach einem enttäuschenden Rennen. Wenn mein Knie wieder in Ordnung ist, werde ich mich auf das nächste Rennen vorbereiten.“ Für den 27. Februar hatte Haile Gebrselassie vor seinem Rücktritt bereits eine Startzusage für den Tokio-Marathon gegeben. Diese dürfte er nun einhalten. Zudem ist der olympische Marathon in London 2012 wieder sein großes Ziel.
- Erschienen am 7. November 2010
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