Eliud Kipchoge und Linet Masai sind erfolgreich in Edinburgh
Hervorragende Leistungen zeigten die Kenianer Eliud Kipchoge und Linet Masai, die beim ,Bupa Great Edinburgh International Cross Country’-Rennen die Einzelwettkämpfe dominierten und zum Sieg liefen. Das Cross-Meeting fand vor rund 3.500 Zuschauern bei herrlichem Winterwetter mit Neuschnee und Sonnenschein auf dem schweren Kurs durch den Holyrood Park statt. Trotz der für die afrikanischen Läufer ungewohnten Bedingungen, belegten Athleten aus Kenia und Äthiopien jeweils die ersten drei Ränge in den Einzelwettbewerben. Im erstmals veranstalteten Team-Rennen war der Brite Mo Farah der schnellste Läufer. Die Mannschaftswertung entschieden die favorisierten Europäer vor den USA und Großbritannien für sich.
Edinburgh zeigt neue Wege für den Crosslauf
Der Holyrood Park von Edinburgh ist seit Jahren der Schauplatz eines der bestbesetzten Crossrennen der Welt und zieht viele Zuschauer an. Die sehr anspruchsvolle sowie abwechslungsreiche Strecke ist eine Herausforderung für die Athleten und alles spielt sich praktisch mitten im Stadtzentrum von Edinburgh ab. Die Veranstaltung ist zudem in Großbritannien live im ersten Programm der BBC zu sehen. In der Regel schalten über fünf Millionen Fernsehzuschauer ein, wenn die Weltklasse und die besten britischen Athleten durch den Holyrood Park laufen. In diesem Jahr haben die Veranstalter – der Cross gehört zu den britischen Bupa-Rennen; die Organisatoren veranstalten unter anderem jedes Jahr im September auch den größten Halbmarathon der Welt in Newcastle – das Format ihres Laufes stark geändert. Der traditionelle 9-km-Wettbewerb der Männer fand 2010 zum letzten Mal statt. Stattdessen gab es nun den 4,2-km-Lauf und das neue Team-Rennen.
Das britische Publikum steht Länderkämpfen sehr offen gegenüber – dies war ein Grund für die Veranstalter, einen derartigen Wettbewerb in den Edinburgh-Crosslauf zu integrieren. Außerdem wollen sie Nachwuchsläufern die Chance geben, bei einem großen internationalen Rennen Erfahrungen zu sammeln und sich zu beweisen. Daher schickten die Briten ein Nachwuchsteam ins Rennen.
4,2-km-Rennen der Männer: Eliud Kipchoge stürmt davon
Zum ersten Mal hatten die Veranstalter das 4,2-Kilometer-Rennen auch für internationale Läufer geöffnet. Aufgrund der kürzeren Distanz waren etliche sehr schnelle Mittelstreckenläufer sowie der 3.000-m-Hindernis-Olympiasieger Brimin Kipruto am Start. Aber es war Eliud Kipchoge, der das Rennen vom Start weg überraschend bestimmte. Der 26-jährige Kenianer – über 5.000 Meter Weltmeister 2003 und Zweiter der Olympischen Spiele 2008 – ging praktisch sofort an die Spitze, und nach der ersten Hälfte waren noch vier Athleten hinter ihm in der Führungsgruppe: sein Trainingspartner Brimin Kipruto, der Brite Steve Vernon, der ein starkes Rennen zeigte, sowie der 1.500-m-Olympiasieger Asbel Kiprop (Kenia) und Tom Lancashire (Großbritannien).
Auf einem steilen Anstieg machte Eliud Kipchoge dann entscheidend Tempo und konnte damit die Gruppe auseinanderziehen. Als er den Hügel wieder hinunterlief hatte er einige Meter Vorsprung vor Asbel Kiprop, der wiederum von Brimin Kipruto verfolgt wurde. Steve Vernon und Tom Lancashire lagen noch ein Stück weiter hinten. Doch keiner von ihnen hatte an diesem Tag eine Chance gegen Eliud Kipchoge. Als er nach 13:12 Minuten ins Ziel lief, hatte er einen Vorsprung von sechs Sekunden auf Asbel Kiprop. Brimin Kipruto wurde in 13:19 Dritter, Steve Vernon belegte Rang vier (13:21) vor Tom Lancashire (13:29) und dem 1.500-m-Europameister Arturo Casado (Spanien/13:37).
„Ich hatte erwartet, dass ich ein gutes Rennen laufen würde, denn ich hatte gut trainiert. Das ist ein gutes Zeichen für das neue Jahr“, erklärte Eliud Kipchoge, dessen Plan es war, von Beginn an ein schnelles Tempo einzuschlagen. Das allerdings lag nicht nur daran, dass einige spurtstarke Mittelstreckler im Feld waren. „Ich nehme immer alle Konkurrenten ernst – die Kenianer genauso wie die besten Europäer“, sagte der Sieger. „Es war heute eine besondere Herausforderung, denn auf Schnee können wir in Kenia natürlich nie trainieren“, fügte Eliud hinzu, der 2005 den ersten 8-km-Crosslauf in Edinburgh gewonnen hatte und nun auch beim ersten 4-km-Rennen in Schottland vorne war. Der Sohn einer Bauernfamilie will sich jetzt auf zwei Hallenwettkämpfe im Februar vorbereiten – in Stuttgart wird er über 3.000 m antreten, voraussichtlich in Düsseldorf folgt dann ein 5.000-m-Lauf – und danach entscheiden, ob er bei den kenianischen Ausscheidungen für die Cross-WM an den Start gehen wird. „Das große Ziel ist der WM-Endlauf über 5.000 Meter im Sommer.“
5,7-km-Rennen der Frauen: Linet Masai siegt souverän
Eine Marathonläuferin sorgte überraschenderweise lange Zeit für das Tempo im Frauenrennen über 5,7 km. Der Spanierin Allessandra Aguilar konnten zunächst nur vier Läuferinnen folgen: Kenias Favoritinnen Linet Masai und Vivian Cheruiyot (die Weltmeisterinnen über 10.000 und 5.000 m) sowie Genzebe Dibaba (die jüngere Schwester der Doppel-Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba) und die Britin Hattie Dean. Nach ungefähr der Hälfte der Strecke hatten auch die britischen Youngster Charlotte Purdue und Stephanie Twell aufgeschlossen, indem sie sich mit einem gleichmäßigen Tempo an die Führungsgruppe heran arbeiteten.
Schließlich fielen sie jedoch wieder zurück, denn nach 4 km startete Linet Masai eine Tempoverschärfung und zog davon. Als es in die letzte Runde ging, hatte sie einen guten und ständig größer werdenden Vorsprung. Hinter ihr schloss Genzebe Dibaba zu Vivian Cheruiyot auf. Es war dann schließlich die äthiopische Läuferin, die den Wettstreit um Platz zwei gewann. Hinter Linet Masai (20:24 Minuten) lief Genzebe Dibaba nach 20:32 mit vier Sekunden Vorsprung vor Vivian Cheruiyot ins Ziel. Die große Überraschung des Rennens war jedoch die viertplatzierte Charlotte Purdue. Die 19-jährige Crosslauf-Junioren-Europameisterin zeigte eine famose Leistung und ließ in 20:49 sowohl Hattie Dean (21:00) als auch Allessandra Aguilar (21:24) und Stephanie Twell (21:38) hinter sich. Kenias Commonwealth-Siegerin über 3.000-m-Hindernis, Milcah Chemos, konnte krankheitsbedingt nicht antreten.
„Es war schwer, auf Schnee zu rennen, denn das bin ich nicht gewohnt. Da zudem die Konkurrenz sehr stark war, war ich vor dem Start nicht so zuversichtlich“, erklärte Linet Masai und fügte hinzu: „Jetzt will ich endlich auch bei den Crosslauf-Weltmeisterschaften im März gewinnen, denn zuletzt war ich dort zweimal in Folge Zweite.“ Zum Laufen inspiriert wurde Linet Masai nach Angaben der Website des internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) einst durch ihren älteren Bruder Moses, der durch seine sportlichen Erfolge der Familie helfen konnte.
,Team Challenge’ über 8,2 km
Mit jeweils neun Athleten waren die Briten, US-Amerikaner und eine europäische Auswahl sowie ein britisches Nachwuchsteam an den Start gegangen. Die jeweils besten sechs kamen in die Wertung. Europa hatte am Ende 50 Punkte und lag damit knapp vor den starken Amerikanern (53), Großbritannien (69) sowie den Nachwuchsathleten (164). Mo Farah war dabei der schnellste Läufer bei der Premiere der ,Team Challenge’.
Nach einem eher verhaltenen Start in diesem Rennen über 8,2 km formierten rund ein Dutzend Athleten eine erste Spitzengruppe. Es war der Kapitän der US-Mannschaft, Galen Rupp, der dann das Tempo verschärfte. Der Cross-Europameister Serhiy Lebid (Ukraine), Mo Farah, der bei der Cross-EM im Dezember nicht am Start gewesen war, und der spanische EM-Zweite Ayad Lamdassam folgten dem Amerikaner. „Ich hatte mir vorgenommen, das Rennen etwas vorsichtiger anzugehen und dabei Serhiy Lebid und die anderen im Blick zu haben“, erklärte Mo Farah später. Der britische Doppel-Europameister von Barcelona 2010 (5.000 und 10.000 m) löste sich dann vorentscheidend von seinen Konkurrenten, indem er über den Anstieg hinweg stark auf das Tempo drückte. Eingangs der letzten Runde lag er einige Meter vor Galen Rupp, Ayad Lamdassam und Serhiy Lebid. An dieser Reihenfolge änderte sich nichts mehr, die Abstände wurden allerdings größer. Schließlich war Mo Farah nach 25:41 Minuten im Ziel vor Galen Rupp (25:50), Ayad Lamdassam (25:55) und Serhiy Lebid 26:00).
„Das war heute ein extremer Unterschied zu meinem Trainingslager vor kurzem in Kenia. In Iten lief ich auf 8.000 Fuß Höhe [Anm. d. Red.: etwa 2,440 Meter], hier rannte ich auf Schnee und rutschigem Untergrund – ich würde sagen, die unterschiedlichen Bedingungen sind in etwa gleich schwer“, sagte Mo Farah, der nun im Februar beim Hallen-Meeting im englischen Birmingham entweder über 3.000 oder über 5.000 m antreten möchte. Danach wird der Brite entscheiden, ob er bei der Hallen-EM seinen Titel über 3.000 m zu verteidigen versucht oder sich auf die Cross-WM vorbereitet.
- Erschienen am 9. January 2011
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