Eliud Kipchoge und Jemima Sumgong holen olympisches Gold in Rio de Janeiro

Von Jörg Wenig
Der Start des olympischen Marathons der Frauen. © www.PhotoRun.net
Der Start des olympischen Marathons der Frauen. © www.PhotoRun.net

Kenias Eliud Kipchoge und Jemima Sumgong sind die neuen Marathon-Olympiasieger. Am Schlusstag der Spiele in Rio krönte Eliud Kipchoge seine Karriere mit seinem sechsten großen Marathonsieg in Folge. Bei regnerischem, warmem Wetter gewann der 31-Jährige in 2:08:44 Stunden souverän vor Feyisa Lilesa (Äthiopien), der nach 2:09:54 im Ziel war.

Einen sensationellen Lauf zeigte in seinem zweiten Marathon Galen Rupp (USA), der in 2:10:05 Stunden die Bronzemedaille gewann.

Erstmals seit Olympia 2000 in Sydney waren bei den Spielen deutsche Läufer im Männerrennen vertreten. Philipp Pflieger und Julian Flügel hielten sich in Rio achtbar. Phillip (LG Telis Finanz Regensburg), der im Frühjahr mehrmals Verletzungsprobleme hatte, lief auf Platz 55 in 2:18:56 Stunden. Erst wenige Wochen vor dem Olympia-Marathon rutschte Julian (Asics Team Memmert) noch als Ersatzläufer ins deutsche Team. Angesichts der knappen Vorbereitungszeit ist auch sein 71. Rang in 2:20:47 eine ordentliche Leistung.

Eliud Kipchoge ist der neue Olympiasieger im Marathon. © www.PhotoRun.net
Eliud Kipchoge ist der neue Olympiasieger im Marathon. © www.PhotoRun.net

Als Eliud Kipchoge Druck machte, konnten zehn Kilometer vor dem Ziel nur noch die äthiopischen Läufer Lemi Berhanu und Feyisa Lilesa sowie Galen Rupp mithalten. Lemi Berhanu war der nächste Läufer, der zurückfiel. Galen Rupp verlor den Anschluss kurz nach 35 km. Dann forderte Eliud Kipchoge seinen letzten Konkurrenten, Feyisa Lilesa, auf, sich an der Führungsarbeit zu beteiligen. Als sein äthiopischer Konkurrent nicht reagieren konnte, zog der Berlin- und London-Marathon-Sieger bei 36 km davon und war nicht mehr einzuholen.

Eliud Kipchoge ist der zweite kenianische Marathonläufer, der den Männer-Marathon bei Olympischen Spielen gewinnen konnte. 2008 in Peking hatte der später bei einem tragischen Unfall verstorbene Sammy Wanjiru erstmals für Kenia die Goldmedaille im olympischen Marathon gewonnen. „Ich kam hierher, um Gold zu gewinnen. Wir haben Geschichte geschrieben, denn es ist das erste Mal, dass beide Marathon-Olympiasieger aus dem selben Land kommen. Das ist der beste Moment in meinem Leben“, sagte Eliud Kipchoge.

Zum ersten Mal stellt Kenia auch die Olympiasiegerin im Marathon: Jemima Sumgong gewann das Rennen bei hohen Temperaturen von rund 25 Grad Celsius in starken 2:24:04 Stunden vor Eunice Kirwa, die für Bahrain startet und nach einer spannenden Schlussphase nach 2:24:13 im Ziel war. Die amtierende Marathon-Weltmeisterin Mare Dibaba (Äthiopien) gewann die Bronzemedaille mit 2:24:30.

Jemima Sumgong lief in Rio zum größten Triumph ihrer Karriere. © www.PhotoRun.net
Jemima Sumgong lief in Rio zum größten Triumph ihrer Karriere. © www.PhotoRun.net

Mit der 31-jährigen Jemima Sumgong gewann eine Läuferin, die im Vorfeld zum engen Kreis der Favoritinnen gezählt hatte. Sie hatte im Frühjahr trotz eines Sturzes den stark besetzten London-Marathon gewonnen. In Rio konnte sie auf den letzten Kilometern zunächst Mare Dibaba und dann knapp einen Kilometer vor dem Ziel auch Eunice Kirwa hinter sich lassen.

Bei den olympischen Frauen-Marathonrennen der jüngeren Vergangenheit waren die Favoritinnen stets gescheitert. Den letzten Sieg einer Favoritin hatte es 1988 gegeben als Rosa Mota (Portugal) in Seoul gewann. „Ich bin sehr glücklich, in Rio für Kenia die erste Goldmedaille gewonnen zu haben“, sagte Jemima Sumgong.

Aus deutscher Sicht zeigte Anja Scherl eine überzeugende Leistung. Die 30-jährige Läuferin der LG Telis Finanz Regensburg hielt ihr Tempo bei den schwierigen Bedingungen gut durch und belegte den 44. Platz in 2:37:23 Stunden.

Die Zwillinge Anna und Lisa Hahner (beide Run2Sky/Gengenbach) kamen am Ende, gemeinsam ins Ziel laufend, auf den Rängen 81 und 82 ins Ziel: Anna lief 2:45:32, Lisa war eine Sekunde langsamer. Für Anna war es kein leichter Lauf, nachdem sie durch einen Radunfall während ihrer Marathonvorbereitung zurückgeworfen wurde.

Beim olympischen Marathon geht es nicht nur um die drei Läufer, die als Sieger auf dem Podium stehen. Der olympische Geist der Spiele findet sich auch darin, einen Platz an der Startlinie zu gewinnen, sein Land würdig zu vertreten – und Millionen von Zuschauern, die die Spiele aus der ganzen Welt beobachten, Hoffnung zu geben.

Regen begleitete den Männermarathon. © www.PhotoRun.net
Regen begleitete den Männermarathon. © www.PhotoRun.net

Im Rennen der Männer brachte der Jordanier Methkal Abu Drais den Mut auf, bei den schwierigen Bedingungen nicht aufzugeben. Er belegte den 140. Platz mit 2:46:18 und war damit der letzte Läufer, der die 42,195 km durch die Straβen von Rio absolvierte.

Wie unzählige andere Fans rund um den Globus verfolgte auch Uta beide Marathonrennen live im TV und sagte: „Es war super-spannend! Ich blieb voller Aufregung gebannt am Bildschirm, bis auch der letzte Läufer die Ziellinie überquert hatte, weil ich glaube, dass die Läufer ihre eigene Geschichte im Geiste dieser friedlichen Olympischen Spiele geschrieben haben.”

Sie würdigte die Medaillengewinner der Männer- und Frauen-Rennen, die unter verschiedenen schwierigen Bedingungen stattfanden – Wärme und hohe Luftfeuchtigkeit für die Frauen und frühzeitiger Regen bei den Männern. „Die Frauen liefen ein großartiges taktisches Rennen, testeten sich gegenseitig mit Tempowechseln, die den Ausgang des Wettkampfes für den Zuschauer lange offen hielten.”

Und Uta bemerkte einen vielversprechenden Trend bei den Olympischen Spielen der Leichtathletik: „Es war toll, dass die internationalen Athleten in der Lage waren, an den großen afrikanischen Läufern dran zu bleiben.”

Ergebnisse

Männer:

1.Eliud KipchogeKEN2:08:44 Stunden
2.Feyisa LilesaETH2:09:54
3.Galen RuppUSA2:10:05
4.Ghirmay GhebreslassieERI2:11:04
5.Alphonce Felix SimbuTAN2:11:15
6.Jared WardUSA2:11:30
7.Tadesse AbrahamSUI2:11:42
8.Munyo MutaiUGA2:11:42
9.Callum HawkinsGBR2:11:59
10.Eric GillisCAN2:12:29

Frauen:

1.Jemima SumgongKEN2:24:04 Stunden
2.Eunice KirwaBRN2:24:13
3.Mare DibabaETH2:24:30
4.Tirfi TsegayeETH2:24:47
5.Volha MazuronakBLR2:24:48
6.Shalane FlanaganUSA2:25:26
7.Desiree LindenUSA2:26:08
8.Rose ChelimoBRN2:27:36
9.Amy CraggUSA2:28:25
10.Hye-Song KimPRK2:28:36