Die Halbmarathonsaison 2013 im Überblick
Von Februar bis Anfang April ist die Zeit der großen Halbmarathonrennen. Einige Eliteläufer haben sich auf die „halbe Distanz“ von exakt 21,0975 Kilometern spezialisiert. Für viele andere – und natürlich auch für die Breitensportler – sind diese Rennen dagegen ein wichtiger Test vor den Frühjahrs-Marathonklassikern, die im April beispielsweise in Boston, London, Rotterdam oder Paris und Wien gestartet werden. Nachfolgend gibt Take The Magic Step® einen Überblick über ausgewählte Halbmarathonveranstaltungen der vergangenen Wochen. Ein Höhepunkt war dabei das Rennen in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) mit dem derzeit in der Breite der Spitze besten Halbmarathon aller Zeiten.
Berlin am 7. April: Jacob Kendagor und Helah Kiprop sind erfolgreich bei kalten Temperaturen
Einen Überraschungssieger gab es beim 33. Vattenfall Berliner Halbmarathon. Jacob Kendagor triumphierte beim größten deutschen Rennen über die 21,0975 km am Sonntag. Der kenianische Athlet lief mit 59:36 Minuten eine Topzeit und blieb erstmals in seiner Karriere unter einer Stunde. Auch die schnellste Frau kam bei kalten Temperaturen von rund vier Grad Celsius aber sonnigem Wetter aus Kenia. Helah Kiprop siegte mit 67:54 Minuten und erzielte damit die drittbeste je in Berlin gelaufene Zeit. Die Rekordzahl von 30.114 Läufern hatte sich für das Event angemeldet.
Im Rennen der Männer setzten sich etwa nach der Hälfte der Strecke Jacob Kendagor und sein kenianischer Landsmann Silas Kipruto ab. Bei einem gleichbleibend hohen Tempo passierten die beiden den 15-Kilometer-Punkt in 42:19 Minuten. Rund zwei Kilometer später fiel dann die Entscheidung: Jacob Kendagor konnte sich von seinem Konkurrenten lösen. Mit einer Bestzeit von 61:15 Minuten angereist, verbesserte sich der 28-Jährige um 1:39 Minuten. Mit 59:36 erzielte er die fünftschnellste Zeit des Jahres, wenn man jene Rennen nicht mitrechnet, deren Strecken nicht rekordtauglich sind. Lediglich in Ras Al Khaimah gab es in diesem Jahr bisher schnellere Zeiten bei den Männern.
„Für mich war es heute nicht zu kalt. Das Wetter und die Strecke waren gut. Ich bin froh, dass ich in Berlin wieder eine sehr gute persönliche Bestzeit gelaufen bin“, sagte Jacob im Anschluss. Er hatte vor einem Jahr schon einmal eine Weltklasseleistung in Berlin gezeigt, als er mit 1:11:59 Stunden Dritter über 25 km wurde. Zweiter wurde Silas Kipruto mit 60:12. Auch die nächsten Ränge belegten kenianische Läufer. Victor Kipchirchir wurde Dritter mit 60:27 vor Kenneth Kipkemboi (60:45). Falk Cierpinski (SG Spergau) erreichte auf Rang 13 eine persönliche Bestzeit von 65:46 Minuten.
Bei den Frauen konnte Helah Kiprop am Tag ihres 28. Geburtstages einen persönlichen Erfolg feiern. 2012 hatte sie hinter Philes Ongori den zweiten Platz belegt, am Sonntag war es umgekehrt. Schon vor der 10-km-Marke übernahm Helah Kiprop die Führung. Am Ende lag sie mit 67:54 Minuten sieben Sekunden vor ihrer Landsfrau Philes Ongori (68:01). Mit fast zwei Minuten Abstand wurde die Japanerin Mai Ito Dritte (70:00). Die Deutsche Anna Hahner (run2sky.com) musste nach 14 km aufgrund von Problemen im linken Fuß aussteigen.
Prag am 6. April: Zersenay Tadese gewinnt knapp, Gladys Cherono läuft Kursrekord
Trotz kühler Temperaturen konnte beim Hervis Prag-Halbmarathon ein neuer Streckenrekord aufgestellt werden. Die kenianische Läuferin Gladys Cherono siegte mit der Kursbestzeit von 66:48 Minuten. Das ist die viertschnellste Zeit in diesem Jahr. Der Weltrekordler Zersenay Tadese (Eritrea) gewann bei den Männern mit 60:10 Minuten.
Bei Temperaturen um vier Grad Celsius war Zersenay Tadeses Weltrekordzeit von 58:23 Minuten außer Reichweite, jedoch konnten die Zuschauer einen spannenden Kampf um den Sieg mitverfolgen. Dabei ließ der spätere Sieger seinen Landsmann Amanuel Mesel nur ganz knapp hinter sich. Amanuel wurde ebenfalls mit 60:10 Minuten gestoppt. Platz drei belegte überraschend John Kipsang (Kenia) mit 60:16. Seine Landsleute Pius Kirop (60:18) und Henry Kiplagat (60:21) blieben auch unter 61 Minuten. „Ich hatte das Gefühl, dies ist das kälteste Rennen meiner Karriere“, sagte Zersenay, der darüber hinaus erklärte, dass er sich tags zuvor erkältet fühlte. „Heute war es besser, aber aufgrund der Kälte fühlte sich mein Körper zeitweilig schwer an. Beim nächsten Mal will ich schneller rennen.“
Unbeeindruckt von der Kälte verbesserte Gladys Cherono den Streckenrekord bei den Frauen um 15 Sekunden und lag mit ihren 66:48 fast eineinhalb Minuten vor Worknesh Degefa (Äthiopien/68:12). „Ich hatte auf ein gutes Rennen gehofft, aber ich dachte nicht, dass ich so schnell laufen könnte. Natürlich freue ich mich sehr über den Streckenrekord“, sagte Gladys und fügte hinzu: „Ich habe von dem Rennen geträumt. Aber im Traum war nicht klar, welchen Platz ich belegt hatte!“
Auf Rang drei gelang der Kenianerin Isabella Ochichi ein großartiges Comeback. Über sechs Jahre nach ihrem letzten internationalen Rennen lief die 5.000-Meter-Olympia-Zweite von 2004 in Prag 69:21. „Nach all den Jahren bin ich froh, dass ich jetzt hier bin. Ich hatte erwartet, dass ich gut laufen würde, aber ich hatte nicht gedacht, dass ich Dritte werden könnte“, sagte die 33-Jährige. In der tschechischen Hauptstadt gingen 12.500 Läufer an den Start.
Den Haag am 10. März: Edwin Kipyego läuft Topzeit gegen Windstärke sechs
Starker Wind und Temperaturen von knapp über dem Gefrierpunkt haben beim City-Pier-City-Rennen in Den Haag Weltklasse-Halbmarathon-Zeiten von unter einer Stunde verhindert. Trotz der widrigen Bedingungen lief Edwin Kipyego eine Topzeit an der holländischen Nordseeküste. Der kenianische Langstreckler konnte in 60:05 Minuten gewinnen. Alle Wettbewerbe zusammengerechnet, gingen beim ABN AMRO CPC Den Haag Halbmarathon am Sonntag 35.000 Läufer an den Start. Nach einer sehr schnellen 10-km-Zwischenzeit von 27:53 Minuten – dies wäre schnell genug gewesen, um den Weltrekord von 58:23 zu erreichen – wurde das Rennen im Wind langsamer. Die Athleten liefen gegen Windstärken um vier, in Böen sogar bis zu Stärke sechs an.
Trotzdem setzte sich Edwin Kipyego nach rund 15 km aus der Spitzengruppe ab und erlief einen großen Vorsprung. Der 23-Jährige, der im vergangenen September den Neu Delhi-Halbmarathon gewonnen hatte, übertraf sogar seine persönliche Bestzeit um 49 Sekunden. Unter normalen Umständen wäre Edwin sicherlich unter einer Stunde gelaufen. So war er nach hervorragenden 60:05 Minuten vor Henry Kiplagat (Kenia/60:55), Abere Belay (Äthiopien/60:58) und Kennedy Kimutai (Kenia/61:00) im Ziel.
Im Frauenrennen lief die 27-jährige Laurane Picoche ein perfektes Debüt. Die Französin, die bei der Cross-EM im vergangenen Dezember Rang fünf belegt hatte, gewann mit 71:45 Minuten. Mit deutlichem Abstand folgten Tone Ilstad Hjalmarsen (Norwegen/74:15) und Marta Esteban (Spanien/74:58).
Rom-Ostia am 3. März: Drei Läufer unter einer Stunde
Schnelle Zeiten gab es bei der 39. Auflage des Halbmarathons von Rom nach Ostia. Bei dem Traditionslauf blieben gleich drei Athleten unter einer Stunde, und im Rennen der Frauen kamen vier mit Zeiten unter 68 Minuten ins Ziel. Der Halbmarathon-Weltmeister von 2010, Wilson Kiprop (Kenia), hatte sich gemeinsam mit seinen Landsleuten Edward Chomesin und Simon Cheprot nach 15 km abgesetzt. Das Trio wechselte sich mit der Führungsarbeit ab, so dass am Ende alle drei Weltklassezeiten erzielten. In einem Sprintfinish setzte sich schließlich Wilson Kiprop durch. Der 25-jährige Kenianer, der im April beim Hamburg-Marathon starten wird, verbesserte mit 59:15 Minuten den Streckenrekord um 17 Sekunden. Damit stellte er auch seine im vergangenen Jahr in Berlin erzielte Bestzeit ein. Edward Chomesin (59:19) und Simon Cheprot (59:20) unterboten ebenfalls die alte Kursbestzeit.
Bei warmem Wetter schlugen die Frauen von Beginn an ein flottes Tempo ein. Eine fünfköpfige Spitzengruppe passierte die 10-km-Marke nach 32:08 Minuten. Erst auf dem letzten Kilometer fiel die Entscheidung. Hier konnte Filomena Cheyech an die Spitze gehen. Die 30-jährige Kenianerin, die bei der Halbmarathon-WM 2009 Rang acht belegt hatte, steigerte sich in Italien um 65 Sekunden und war nach 67:39 Minuten im Ziel. Mit Agnes Kiprop (Kenia/67:46), Debele Degefa (Äthiopien/67:49) und Hilda Kibet (Niederlande/67:59) blieben noch drei weitere Läuferinnen unter 68 Minuten.
New Orleans am 24. Februar: Olympiasieger Mo Farah und Meseret Defar verbessern Streckenrekorde
Zwei Olympiasieger setzten sich erfolgreich beim Rock ‘n’ Roll Halbmarathon in New Orleans durch und stellten Streckenrekorde auf. Mo Farah gewann das Rennen in der britischen Rekordzeit von 61:00 Minuten, während Äthiopiens Meseret Defar nach 67:26 ins Ziel lief. Über 18.000 Läufer gingen in New Orleans beim Halbmarathon und Marathon an den Start.
Im Rennen der Männer entwickelte sich ein Zweikampf zwischen Mo Farah, der bei Olympia in London im vergangenen Jahr über 5.000 sowie 10.000 Meter gewonnen hatte, und dem Äthiopier Gebregziabher „Gebre“ Gebremariam, der am 15. April beim Boston-Marathon starten wird. Beide setzten sich nach der 5-km-Marke aus einer fünfköpfigen Spitzengruppe ab und hatten schnell einen deutlichen Vorsprung herausgelaufen. Mo Farah konnte sich auf seine Spurtkraft verlassen und gewann so das spannende Duell mit einer Sekunde Vorsprung vor dem Crosslauf-Weltmeister des Jahres 2009. Dritter wurde der Kenianer Cybrian Kotut in 62:48 vor seinem Landsmann Martin Lel (64:02), der zu den Eliteathleten des London-Marathons in diesem Jahr gehören wird. Mit 61:00 Minuten stellte Mo Farah einen britischen Landesrekord auf und gewann auch sein zweites Rennen über die „halbe Distanz“. Bei seiner Premiere war er zwar in New York 2011 mit 60:23 schneller, jedoch erwies sich die Strecke im Nachhinein als nicht rekordtauglich.
Bei den Frauen fiel die Vorentscheidung bereits kurz nach der Hälfte des Rennens. Bis dahin konnte Shalane Flanagan (USA) mit Meseret Defar noch Schritt halten. Dann jedoch verschärfte die äthiopische 5.000-m-Olympiasiegerin das Tempo und übernahm die Führung. Mit einer persönlichen Bestzeit von 67:26 Minuten hatte Meseret Defar schließlich über eine Minute Vorsprung auf Shalane Flanagan (68:32), für die das Rennen ein gelungener Test im Hinblick auf den Boston-Marathon im April war. Mary Ngugi (Kenia) wurde Dritte in 70:33 Minuten.
Shalane sagte anschließend gegenüber der Zeitschrift Runner’s World: „Ich bereite mich auf den Boston-Marathon vor. Dies war ein wichtiger Schritt in Richtung meines großen Zieles, den Marathon zu gewinnen. Ich bin wirklich froh, dass ich mit ihr [Meseret Defar] in Anbetracht meines Trainings so lange mithalten konnte.“
Ras Al Khaimah am 15. Februar: Geoffrey Kipsang und Lucy Kabuu mit Weltspitzenzeiten
Mit Weltklassezeiten haben die Kenianer Geoffrey Kipsang und Lucy Kabuu das Halbmarathonrennen in Ras Al Khaimah gewonnen. Geoffrey Kipsang überquerte die Ziellinie in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit einer Zeit von 58:54 Minuten. Erstmals blieben bei einem Lauf über die 21,0975-km-Distanz gleich drei Athleten unter 59 Minuten: Die Kenianer Stanley Biwott und Geoffrey Mutai waren nach 58:56 beziehungsweise 58:58 im Ziel. Geoffrey Kipsang kam dabei bis auf zwei Sekunden an den Streckenrekord seines Landsmannes Patrick Makau heran, der 2009 in Ras Al Khaimah 58:52 gelaufen war. Er erreichte damit das neuntschnellste Ergebnis aller Zeiten im Halbmarathon. Der Weltrekord von Zersenay Tadese (Eritrea) steht bei 58:23 Minuten.
Ebenso mitreißend war das Frauenrennen in dem Wüstenemirat. Lucy Kabuu lief mit 66:09 Minuten das zweitschnellste Resultat aller Zeiten. Nur die kenianische Weltrekordlerin Mary Keitany, die in Ras Al Khaimah 2009 in 65:50 gewonnen hatte, war bisher schneller. Erstmals blieben am Freitag die ersten drei Läuferinnen eines Halbmarathons unter 66:30 und vier Athletinnen unter 67 Minuten: Die Kenianerinnen Priscah Jeptoo (66:11) und Rita Jeptoo (66:27) belegten die Ränge zwei und drei. Vierte wurde die amtierende Halbmarathon-Weltmeisterin Meseret Hailu, die mit 66:55 Minuten einen äthiopischen Rekord aufstellte.
Bei den Männern fiel die Entscheidung in einem langen Spurt, in dem sich der erst 20-jährige Geoffrey Kipsang schließlich in 58:54 mit zwei Sekunden Vorsprung vor Stanley Biwott und Geoffrey Mutai durchsetzte. Beide werden im April beim London-Marathon starten. Für alle drei Athleten waren es persönliche Bestzeiten. Geoffrey Kipsang war mit einem persönlichen Rekord von 59:26 nach Ras Al Khaimah gereist. Zwei weitere Läufer blieben bei Temperaturen von 13 Grad Celsius zur Startzeit unter einer Stunde: Feyisa Lilesa (Äthiopien) lief als Vierter 59:25, Stephen Kibet (Kenia) wurde Fünfter mit 59:59. Auch Feyisa wird am London-Marathon teilnehmen.
Im Rennen der Frauen konnte sich Lucy Kabuu bei Kilometer 17 etwas von den Konkurrentinnen absetzen. Die 28-Jährige, die mit einer Bestzeit von 67:04 Minuten ins Rennen gegangen war, hielt den knappen Vorsprung und gewann nur einige Wochen vor ihrem Start in London in 66:09 vor Priscah Jeptoo sowie Rita Jeptoo, die nicht verwandt sind. Priscah ist nun die drittschnellste Läuferin aller Zeiten, Rita Jeptoo liegt in dieser Liste mit ihrer Zeit auf Rang fünf. Rita wird im April beim Boston-Marathon am Start stehen. Hinter Meseret Hailu (66:56) liefen auch Florence Kiplagat (67:13) und Helah Kiprop (67:39) hochklassige Zeiten. Bei ihrem Debüt wurde Meselech Melkamu (Äthiopien) Siebente mit 68:05. Priscah Jeptoo, Florence Kiplagat und Meselech Melkamu werden erneut beim London-Marathon gegeneinander antreten. Rang acht belegte Paskalia Kipkoech (Kenia) in 68:08. Das Frauenrennen produzierte noch weitere Bestmarken: Erstmals blieben sechs Läuferinnen in einem Halbmarathon unter 68 und zehn unter 69 Minuten.
Aktualisiert am 8. April 2013
- Erschienen am 7. April 2013
© Copyright 2013-2024 Take The Magic Step®. Alle Rechte vorbehalten.