Dennis Kimetto läuft beim Berlin-Marathon Weltrekord in 2:02:57

Von Jörg Wenig
Dennis Kimetto feiert seinen Marathon-Weltrekord. © www.PhotoRun.net
Dennis Kimetto feiert seinen Marathon-Weltrekord. © www.PhotoRun.net

Der 30-jährige Kenianer Dennis Kimetto hat beim 41. BMW Berlin-Marathon die nächste Zeitbarriere über die klassische Distanz durchbrochen. Er stürmte in der Weltrekordzeit von 2:02:57 Stunden ins Ziel am Brandenburger Tor und erzielte damit das erste Ergebnis unter 2:03 Stunden über 42,195 km. Es ist bereits der zehnte Weltrekord in der Geschichte dieses deutschen Straßenlaufes. Auch der zweitplatzierte Emmanuel Mutai (Kenia) blieb mit 2:03:13 noch zehn Sekunden unter der bisherigen Bestzeit, die Kenias Wilson Kipsang mit 2:03:23 vor einem Jahr in Berlin aufgestellt hatte. Mit seiner 30-km-Zwischenzeit von 1:27:37 Stunden – zu diesem Zeitpunkt führte Emmanuel Mutai das Rennen an – stellte er einen 30-km-Weltrekord auf. Dritter wurde in diesem famosen Rennen der Äthiopier Abera Kuma mit 2:05:56. Als bester deutscher Läufer kam Falk Cierpinski (SG Spergau) auf Rang 19 in 2:17:25 Stunden ins Ziel.

Feyse Tadese, Tirfi Tsegaye und Shalane Flanagan. © www.PhotoRun.net
Feyse Tadese, Tirfi Tsegaye und Shalane Flanagan. © www.PhotoRun.net
Die äthiopische Läuferin Tirfi Tsegaye gewann das Frauenrennen mit 2:20:18 Stunden. Rang zwei belegte Tirfis Landsfrau und Trainingspartnerin Feyse Tadese in 2:20:27. Als Dritte folgte Shalane Flanagan, die mit 2:21:14 Stunden eine persönliche Bestzeit erreichte. Ihre 25-km-Durchgangszeit ist mit 1:22:36 Stunden zudem ein US-Rekord. Einen persönlichen Rekord erreichte auch Anna Hahner (Gengenbach/Run2Sky), die als Siebente und damit schnellste Deutsche 2:26:44 Stunden lief. Ines Melchor (Peru) verbesserte als Achte ihre eigene Bestmarke auf 2:26:48 Stunden und damit auch den Südamerika-Rekord.

Bei der 41. Auflage gingen 40.004 Läufer aus 130 Nationen an den Start. Einen Tag zuvor wurde der beliebte 6-km-Frühstückslauf mit circa 10.000 Teilnehmern am Schloss Charlottenburg gestarted. Außerdem fanden der Bambinilauf mit mehr als 1.000 Kindern auf dem Vorfeld des Flughafens Tempelhof und der 4,2195 km lange mini-Marathon mit etwa 8.600 Schülern auf der Potsdamer Straße im Herzen Berlins statt.

Uta und die Teilnehmer des Bambinilaufs hatten viel Spaß zusammen im vergangenen Jahr. © PetkoBeier.de
Uta und die Teilnehmer des Bambinilaufs hatten viel Spaß zusammen im vergangenen Jahr. © PetkoBeier.de
Uta erzählte nach dem Marathon: „Die Atmosphäre, die Organisation des Rennens und die vielen jubelnden Zuschauer an der Strecke begeistern jeden, der bei diesem schönen Marathon schon einmal dabei war. Heute konnte man das erneut spüren und es wurde sogar ein weiterer Weltrekord bejubelt. Einen herzlichen Glückwunsch an alle, die an der Organisation sämtlicher Events des Marathonwochenendes beteiligt waren und auch an alle Teilnehmer der Veranstaltungen. Ich hoffe, Ihr hattet nicht nur ein spannendes Rennen, sondern auch eine der schönsten Erfahrungen Eures Lebens. Ein persönlicher Glückwunsch geht auch an Anna Hahner und Shalane Flanagan, die beide eine neue persönliche Bestzeit erzielten. Und natürlich möchte ich auch meinem Athleten Jörgen Zimmer gratulieren, der Mut zeigte und seinen besten Marathon bisher lief.“

Am Sonntag säumten hunderttausende Zuschauer die Strecke des World Marathon Majors (WMM)-Rennens, das die Teilnehmer an Berliner Wahrzeichen wie der Siegessäule, dem Reichstag, der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, dem Potsdamer Platz und dem Wilden Eber, der für seine tolle Stimmung bekannt ist, vorbeiführt. Zudem waren mehr als 5.000 ehrenamtliche Helfer unermüdlich im Einsatz. Die Wetterbedingungen waren mit klarem Himmel, so gut wie keinem Wind und Temperaturen zwischen 15 und 18 Grad Celsius ideal.

Dennis Kimetto liegt in Führung vor Emmanuel Mutai. © www.PhotoRun.net
Dennis Kimetto liegt in Führung vor Emmanuel Mutai. © www.PhotoRun.net
Im Rennen der Männer fiel der erste Favorit, der Äthiopier Tsegaye Kebede, bereits vor der 20-km-Marke zurück. Eine fünfköpfige Spitzengruppe erreichte dann, geführt von drei Tempomachern, die Halbmarathonmarke in 61:45 Minuten. Als unmittelbar vor der 30-km-Marke die beiden Tempomacher aus dem Rennen gingen, forcierte zunächst Emmanuel Mutai das Tempo. Er lag an der Spitze der Gruppe an diesem Punkt, so dass er den ebenfalls in Berlin aufgestellten 30-km-Weltrekord von Patrick Makau – der kenianische Athlet hatte 2011 eine Zwischenzeit von 1:27:38 – um eine Sekunde unterbot.

Drei Läufer waren dann noch im Rennen um den Sieg. Hinter Dennis Kimetto und Emmanuel Mutai lag Geoffrey Kamworor. Doch der kenianische Halbmarathon-Weltmeister verlor kurz nach Kilometer 34 den Kontakt zu seinen Landsleuten und wurde schließlich Vierter in 2:06:39. An der Spitze taktierten Dennis und Emmanuel nicht, sondern liefen stattdessen weiter volles Tempo. Durch den Zweikampf wurde nun sogar eine Zeit unter 2:03 Stunden möglich. Vier Kilometer vor dem Ziel löste sich dann schließlich Dennis Kimetto von seinem Kontrahenten.

Doch er durfte nicht nachlassen, denn der Vorsprung war knapp. Mit 2:02:57 erreichte Dennis dann das Ziel und war damit fünf Sekunden schneller als sein Landsmann Geoffrey Mutai, der auf der nicht rekordkonformen Strecke von Boston vor drei Jahren 2:03:02 gelaufen war. Den offiziellen Weltrekord von Wilson Kipsang hatte er um 26 Sekunden unterboten. „Ich war zuversichtlich bezüglich des Weltrekordes – vor dem Rennen und auch während des Rennens. Vielleicht kann ich diese Zeit auch nochmals verbessern“, sagte Dennis Kimetto. „Ich freue mich riesig, gewonnen und den Weltrekord gebrochen zu haben.“

Shalane Flanagan belegte Rang drei mit einer persönlichen Bestzeit. © www.PhotoRun.net
Shalane Flanagan belegte Rang drei mit einer persönlichen Bestzeit. © www.PhotoRun.net
Es ist seit 2003 bereits der sechste Männer-Weltrekord in Berlin. Dabei wurde zum dritten Mal eine Zeitgrenze erstmals unterschritten. 2003 erzielte der Kenianer Paul Tergat mit 2:04:55 Stunden die erste Zeit unter 2:05, 2008 erreichte Haile Gebrselassie (Äthiopien) das Ziel in 2:03:59, und nun lief Dennis Kimetto 2:02:57.

Falk Cierpinski belegte als bester deutscher Läufer Rang 19 in 2:17:25 Stunden. Seine Bestzeit von 2:13:30 war an diesem Tag leider außer Reichweite. „Ich hatte eine Reihe von Verletzungen und konnte nur zehn bis zwölf Wochen am Stück trainieren – es war dann heute ein Kampf in der zweiten Streckenhälfte“, sagte Falk im Anschluss.

Im Rennen der Frauen lief Shalane Flanagan von Beginn an ihr eigenes Tempo. Geführt von Pacemakern erreichte sie die Halbmarathonmarke nach 69:38 Minuten und war damit auf Kurs für den avisierten Nordamerika-Rekord von 2:19:36. Zu diesem Zeitpunkt lag sie 18 Sekunden vor einem äthiopischen Quartett mit Feyse Tadese, Tirfi Tsegaye, Tadelech Bekele und Abebech Afework. Doch auf der zweiten Hälfte verlangsamte sich Shalane Flanagans Tempo. Kurz nach der 30-km-Marke gingen erst Tirfi Tsegaye und dann Feyse Tadese an ihr vorbei. Doch auch diese beiden konnten die Geschwindigkeit nicht ganz halten, so dass die anvisierte Zeit von unter 2:20 Stunden am Ende nicht mehr erreichbar war. Mit hervorragenden 2:20:18 lief die 29-jährige Tirfi Tsegaye schließlich ins Ziel.

Anna Hahner, hier rechts zu sehen mit ihrer Zwillingsschwester Lisa, zeigte einmal mehr eine überzeugende Leistung und steigerte sich. © www.PhotoRun.net
Anna Hahner, hier rechts zu sehen mit ihrer Zwillingsschwester Lisa, zeigte einmal mehr eine überzeugende Leistung und steigerte sich. © www.PhotoRun.net
Die Deutsche Anna Hahner hielt ein konstantes Tempo bis ins Ziel. Nach einer ersten Rennhälfte von 1:13:26 erreichte sie 2:26:44. Damit hatte sie ihre Bestzeit, die sie vor einem Jahr in Frankfurt mit 2:27:55 gelaufen war, deutlich unterboten. „Ich habe alles gegeben und bin überglücklich. Ich hatte tolle Pacemaker, und die Stimmung war unglaublich“, sagte Anna Hahner, die in der Liste der schnellsten deutschen Marathonläuferinnen aller Zeiten auf Platz sieben steht.

Die Ergebnisse des 41. Berlin-Marathons

Männer:

 1.  Dennis Kimetto  KEN  2:02:57 Stunden 
 2.  Emmanuel Mutai  KEN  2:03:13 
 3.  Abera Kuma  ETH  2:05:56 
 4.  Geoffrey Kamworor  KEN  2:06:39 
 5.  Eliud Kiptanui  KEN  2:07:28 
 6.  Frankline Chepkwony  KEN  2:07:35 
 7.  Levy Matebo  KEN  2:08:33 
 8.  Maswai Kiptanui  KEN  2:10:18 
 9.  Tsegaye Kebede   ETH  2:10:27 
 10.  Kazuki Tomaru  JPN  2:11:25 

Frauen:

 1.  Tirfi Tsegaye    ETH  2:20:18 Stunden 
 2.  Feyse Tadese  ETH  2:20:27 
 3.  Shalane Flanagan        USA  2:21:14 
 4.  Tadelech Bekele  ETH  2:23:02 
 5.  Abebech Afework  ETH  2:25:02 
 6.  Kayoko Fukushi  JPN  2:26:25 
 7.  Anna Hahner  GER  2:26:44 
 8.  Ines Melchor  PER  2:26:48 
 9.  Rene Kalmer  RSA  2:29:27 
 10.  Adriana da Silva  BRA  2:38:05 

Marathon-Weltrekorde in Berlin:

 1977  Christa Vahlensieck (GER)    2:34:48 Stunden* 
 1998  Ronaldo da Costa (BRA)  2:06:05 
 1999  Tegla Loroupe (KEN)  2:20:43 
 2001  Naoko Takahashi (JPN)  2:19:46 
 2003  Paul Tergat (KEN)  2:04:55 
 2007  Haile Gebrselassie (ETH)  2:04:26 
 2008  Haile Gebrselassie (ETH)  2:03:59 
 2011  Patrick Makau (KEN)  2:03:38 
 2013  Wilson Kipsang (KEN)  2:03:23 
 2014  Dennis Kimetto (KEN)  2:02:57 

*bei den Deutschen Meisterschaften, die im Rahmen des Rennens stattfanden