Dennis Kimetto gewinnt Chicago-Marathon mit Streckenrekordzeit

Von Jörg Wenig

Das Rennen der Männer
Das Rennen der Frauen
Charity-Running in Chicago

Dennis Kimetto siegt bei der 36. Auflage des Chicago-Marathons. © Bank of America Chicago Marathon
Dennis Kimetto siegt bei der 36. Auflage des Chicago-Marathons. © Bank of America Chicago Marathon
Ein Jahr nach seinem hervorragenden Marathon-Debüt in Berlin hat Dennis Kimetto den Bank of America Chicago-Marathon gewonnen und kam dabei bis auf 22 Sekunden an den gerade erst zwei Wochen alten Weltrekord heran. Er lief in 2:03:45 Stunden ins Ziel. Der kenianische Marathonläufer bewies damit auch, dass die Chicagoer Strecke bei guten Wetterbedingungen, wie sie am Sonntag herrschten, nach wie vor geeignet ist für einen Weltrekord. Eine globale Männer-Bestzeit lief hier zuletzt Khalid Khannouchi (Marokko), der 1999 mit 2:05:42 gewann. Bei den Frauen hatte Paula Radcliffe (Großbritannien) in Chicago vor elf Jahren mit 2:17:18 einen Weltrekord aufgestellt.

Der 29-jährige Dennis Kimetto erzielte am Sonntag das viertbeste Ergebnis aller Zeiten über die klassische Distanz und stellte einen Streckenrekord auf. Zweiter wurde Emmanuel Mutai (Kenia) mit 2:03:52. Zum ersten Mal blieben damit auf einer Rekord-konformen Strecke zwei Läufer unter 2:04 Stunden. Dritter wurde mit Sammy Kitwara in 2:05:16 ein weiterer kenianischer Läufer mit einer Weltklassezeit.

Kenias Rita Jeptoo war bei dem World Marathon Majors (WMM)-Rennen die schnellste Frau. Sie gewann in der Jahresweltbestzeit von 2:19:57 Stunden vor ihrer Landsfrau Jemima Sumgong (2:20:48) und Russlands Maria Konovalova (2:22:46). Rita Jeptoo lief die erste Zeit unter 2:20 in diesem Jahr.

40.143 Teilnehmer aus allen 50 US-Bundesstaaten und mehr als 100 Ländern weltweit gingen bei dem beliebten Rennen an den Start. Sie wurden dabei von geschätzten 1,7 Millionen Zuschauern entlang der Strecke, die durch 29 Chicagoer Stadtteile führt, angefeuert. Der Start und das Ziel des Marathons befinden sich im Grant Park.

Das Rennen der Männer

Sammy Kitwara, Dennis Kimetto und Emmanuel Mutai. © Bank of America Chicago Marathon
Sammy Kitwara, Dennis Kimetto und Emmanuel Mutai. © Bank of America Chicago Marathon
Das Männerrennen war von Beginn an schnell und die Zwischenzeiten stets nur einige Sekunden langsamer als jene von Wilson Kipsang vor zwei Wochen in Berlin. Der kenianische Superstar war in der deutschen Hauptstadt mit 2:03:23 Stunden Weltrekord gelaufen. 16 Läufer plus Tempomacher gingen das hohe Anfangstempo mit. Sie absolvierten die ersten 10 km in 29:21 Minuten – fünf Sekunden langsamer als Wilson Kipsang vor zwei Wochen.

Die Spitzengruppe passierte dann die Halbmarathonmarke in 61:52 Minuten und lag damit gut auf Kurs für den angepeilten Streckenrekord, den der Äthiopier Tsegaye Kebede vor einem Jahr mit 2:04:38 aufgestellt hatte. Verglichen mit Wilson Kipsangs Berliner Weltrekord war sie 18 Sekunden langsamer. Als Erster fiel der Halbmarathon-Weltrekordler Zersenay Tadese (Eritrea) in der Führungsgruppe zurück. Er hatte bei der Halbmarathonmarke bereits über eine Minute Rückstand und musste das Rennen bald darauf vorzeitig beenden.

An der 25-km-Marke war die Chicagoer Spitzengruppe bis auf drei Sekunden an die entsprechende Berliner Zwischenzeit herangekommen. Als nach 25 km (1:13:16 Stunden) der letzte Tempomacher aus dem Rennen ging, waren es vor allen Dennis Kimetto und Emmanuel Mutai, die die Initiative ergriffen und das Tempo hoch hielten. Es wurde spannend, sowohl im Kampf um den Sieg als auch im Rennen gegen die Uhr. Waren an der 25-km-Marke noch neun Läufer in der Spitzengruppe, begann diese bei 30 km auseinanderzufallen.

Dennis Kimetto, der nach seinem zweiten Platz beim Debüt in Berlin 2012 (2:04:16) im Februar den Tokio-Marathon gewonnen hatte (2:06:50), und Emmanuel Mutai, der 2011 beim London-Marathon in 2:04:40 triumphiert hatte, machten Druck. 1:28:04 war ihre Durchgangszeit bei 30 km – immer noch waren sie nur drei Sekunden langsamer als Wilson Kipsang in Berlin. Nur zwei Sekunden waren es bei 35 km (1:42:38), doch Wilson war vor zwei Wochen die letzten sieben und besonders die letzten zwei Kilometer sehr schnell gelaufen. An der 40-km-Marke (1:57:18) fehlten sechs Sekunden zur Weltrekord-Zwischenzeit. Nachdem Dennis Kimetto und Emmanuel Mutai zuvor ihre Landsleute Sammy Kitwara und Micah Kogo hinter sich gelassen hatten, fiel die Entscheidung kurz vor Kilometer 41. Hier setzte sich Dennis, der bei den Big 25 Berlin 2012 den aktuellen Weltrekord über 25 km aufgestellt hatte (1:11:18), von Emmanuel ab.

Dennis Kimetto erklärte in einem Interview mit NBC nach dem Rennen: „Ich bin froh, denn ich habe den Kursrekord gebrochen. Die Bedingungen waren heute sehr gut.“

Das Rennen der Frauen

Rita Jeptoo läuft eine Jahresweltbestzeit. © Bank of America Chicago Marathon
Rita Jeptoo läuft eine Jahresweltbestzeit. © Bank of America Chicago Marathon
Im Rennen der Frauen passierten acht Läuferinnen die Halbmarathonmarke nach 1:11:15 Stunden. Nur noch fünf liefen dann nach 25 km (1:24:18) an der Spitze: Titelverteidigerin Atsede Baysa (Äthiopien), die im Vorjahr im Zweikampf gegen Rita Jeptoo mit einer Sekunde Vorsprung gewonnen hatte, Kenias Rita Jeptoo, Maria Konovalova (Russland), Jemima Sumgong (Kenia) und Abebech Afewok (Äthiopien).

Rita Jeptoo, die ihre Bestzeit von 2:22:04 im vergangenen Jahr in Chicago aufgestellt hatte, hielt das Tempo hoch und so war sie nach 30 km (1:40:52) zusammen mit Jemima Sumgong alleine an der Spitze. Atsede Baysa war nach einer Krankheit vor einigen Monaten noch nicht wieder in Bestform. Vor der 40-km-Marke fiel dann die Entscheidung: Rita Jeptoo konnte sich absetzen und sicherte sich so den Sieg. Nun jagte Rita, die im April den Boston-Marathon gewonnen hatte, nach ihrem ersten Ergebnis unter 2:20 Stunden. Um drei Sekunden unterbot sie schließlich diese Marke mit 2:19:57. Damit hatte die 32-Jährige auch die Jahresweltbestzeit ihrer Landsfrau Priscah Jeptoo (2:20:15), mit der sie nicht verwandt ist, unterboten. Rita sagte nach dem Rennen gegenüber der Website des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF): „Ich bin heute glücklich, weil ich meine beste Zeit laufen konnte.“

Nach den Anschlägen beim Boston-Marathon im April fand das Rennen in Chicago unter deutlich verstärkten Sicherheitsvorkehrungen statt. Um die Opfer des Boston-Attentats zu unterstützen, hatten die Veranstalter zudem ihren Läufern angeboten, mit blauen Schnürsenkeln an den Start zu gehen, um somit ihre Sympathie für Boston auszudrücken. Blau ist die Farbe des Boston-Marathons. Die Schnürsenkel wurden für 26 Dollar verkauft. Der Erlös kommt den Boston-Opfern zugute.

Bereits über 100 Millionen Dollar durch Charity-Running

Das Chicagoer Charity-Programm begann vor elf Jahren mit 1.674 Läufern, die für 14 verschiedene Organisationen Spenden sammelten. Seit 2002 haben Läufer des im vergangenen Jahr größten Marathonrennens der Welt bereits 100 Millionen Dollar für gemeinnützige Zwecke gesammelt. Bei dem Traditionsrennen hat sich das Charity-Running immer mehr etabliert und ist zu einer Erfolgsgeschichte geworden. Am Sonntag liefen nun schon 10.000 Teilnehmer für einen guten Zweck. Sie sammelten dabei Gelder für 140 verschiedene Wohltätigkeitsorganisationen. Im vergangenen Jahr wurde die Rekordsumme von 15,3 Millionen US-Dollar durch die Initiativen der Chicagoer Marathonläufer gespendet.

Die Individualsportart Marathonlauf erhält durch das Charity-Running eine Art Team-Charakter. Viele Läufer, so die Erfahrung der Chicagoer Veranstalter, rennen Jahr für Jahr immer wieder für einen guten Zweck und unterstützen die von ihnen ausgewählte Organisation erneut.

Die Ergebnisse des Chicago-Marathons

Männer:

 1.  Dennis Kimetto  KEN  2:03:45 Stunden 
 2.  Emannuel Mutai  KEN  2:03:52 
 3.  Sammy Kitwara  KEN  2:05:16 
 4.  Micah Kogo  KEN  2:06:56 
 5.  Dathan Ritzenhain  USA  2:09:45 
 6.  Ayele Abshero  ETH  2:10:10 
 7.  Sano Hiroaki  JPN  2:10:29 
 8.  Moses Mosop  KEN  2:11:19 
 9.  Yoshinori Oda  JPN  2:11:29 
 10.  Matt Tegenkamp  USA  2:12:28 

Frauen:

 1.  Rita Jeptoo  KEN  2:19:57 
 2.  Jemima Sumgong Jelegat    KEN  2:20:48 
 3.  Maria Konovalova  RUS  2:22:46 
 4.  Aliaksandra Duliba  BLR  2:23:44 
 5.  Atsede Baysa  ETH  2:26:42 
 6.  Ehitu Kiros Reda  ETH  2:27:42 
 7.  Yukiko Akaba  JPN  2:27:49 
 8.  Abebech Afework  ETH  2:28:38 
 9.  Clara Santucci  USA  2:31:39 
 10.  Melissa White  USA  2:32:37