Das Marathonjahr 2013: Die internationale Bilanz

Von Jörg Wenig
Läufer ohne Ende auf der First Avenue beim New York-Marathon. © www.PhotoRun.net
Läufer ohne Ende auf der First Avenue beim New York-Marathon. © www.PhotoRun.net

Nach nur zwei Jahren wurde der Marathon-Weltrekord von Patrick Makau (2:03:38) dort verbessert, wo der kenianische Athlet ihn 2011 aufgestellt hatte: in Berlin. Sein Landsmann Wilson Kipsang lief 2:03:23 Stunden und sorgte für das internationale Marathon-Highlight im Jahr 2013. Es war zugleich der einzige Freiluft-Weltrekord des Jahres in der Leichtathletik. Auch in der Breite der Spitze war 2013 bei den Männern wieder sehr stark. Gleich dreimal gab es Zeiten unter 2:04 Stunden, was bislang einmalig in der Geschichte des Marathonlaufes ist. Für die Frauen war 2013 ein im Vergleich zu 2012 eher ruhiges Jahr. Rita Jeptoo war die einzige Läuferin, die eine Zeit unter 2:20 Stunden erreichte. Die 32-jährige Kenianerin gewann in Chicago mit 2:19:57.

Die großen Marathonevents 2013 waren natürlich nicht nur ein spitzensportliches Ereignis, sondern auch ein breitensportliches Fest. Hunderttausende Athleten laufen jedes Jahr bei den begeisternden Rennen über die 42,195 km. Mit 50.740 Startern hat dabei New York einmal mehr einen Rekord aufgestellt. Zum ersten Mal gingen bei einem Marathon über 50.000 Teilnehmer an den Start. Auch das Charity-Running nimmt weiter zu. Bei vielen großen Rennen hat sich das Laufen für einen guten Zweck etabliert, so zum Beispiel bei den US-Veranstaltungen von Boston, Chicago oder New York. Das mit Abstand höchste Spendenaufkommen bei einem einzigen Event gibt es in London. Die Läufer des Virgin London-Marathons sammelten im vergangenen Jahr die Rekordsumme von unglaublichen 53 Millionen Pfund (rund 64 Millionen Euro). Seit der ersten Auflage des Rennens 1981 wurden durch Londoner Marathonläufer inzwischen bereits 663 Millionen Pfund (knapp 800 Millionen Euro!) gespendet.

„Gib niemals auf”! ...mit Dick und Rick Hoyt, Jim Boyle, dem ehemaligen Präsidenten von John Hancock Financial Services, und Uta. © John Hancock/Team Hoyt/Stu Rosner
„Gib niemals auf”! ...mit Dick und Rick Hoyt, Jim Boyle, dem ehemaligen Präsidenten von John Hancock Financial Services, und Uta. © John Hancock/Team Hoyt/Stu Rosner
Auch Uta und Take The Magic Step liegt das Charity-Running sehr am Herzen. So unterstützt Uta seit vielen Jahren aktiv beispielsweise die Läufer der Hoyt Foundation und des Dana-Farber-Krebsinstitutes, die im April beim Boston-Marathon für wohltätige Zwecke an den Start gehen werden.

Besonders eng ist dabei die Zusammenarbeit mit der Hoyt Foundation. Die Organisation wurde von Dick Hoyt und seinem querschnittsgelähmten Sohn Rick gegründet und hat es sich zum Ziel gesetzt, das Leben von Menschen mit körperlicher Behinderung zu verbessern. Uta trainiert die Charity-Läufer der Stiftung auch in diesem Jahr und unterstützt die Athleten nicht nur, indem sie ihre Erfahrungen aus ihrer eigenen aktiven Zeit als Marathonläuferin teilt – Uta hat unter anderem drei Mal den Boston-Marathon gewonnen –, sondern bereitet sie zudem mit einer Vielzahl von Informationen zu Training, Ausrüstung und Ernährung auf das Rennen vor. Da sie sehr eng mit dem Team zusammenarbeitet, freut sie sich umso mehr auf die Gelegenheit, die Läufer im April in Boston zu treffen.

Männer: Neun Läufer rennen unter 2:05 Stunden

Wilson Kipsang feiert in Berlin seinen Weltrekord. © www.PhotoRun.net
Wilson Kipsang feiert in Berlin seinen Weltrekord. © www.PhotoRun.net

Der Weltrekord des Wilson Kipsang war in der Geschichte des BMW Berlin-Marathons bereits die neunte globale Bestzeit. Damit steht das Rennen auch in dieser Hinsicht vor allen anderen, denn bei keinem anderen Marathon wurden bislang mehr Weltrekorde erlaufen. Acht waren es beim Londoner Polytechnic Marathon, der allerdings schon viele Jahre lang nicht mehr stattfindet.

Seit 2003 gab es nun bereits fünf Männer-Weltrekorde – und alle wurden in Berlin aufgestellt. Seit 1998 sind es acht, so dass eine Bestzeit im Durchschnitt nur rund zwei Jahre hielt. Vor 1998 hatte es gut zehn Jahre lang keinen Männer-Weltrekord gegeben. Es ist jedoch nicht damit zu rechnen, dass Wilson Kipsangs Bestzeit ein Rekord für die Ewigkeit ist. Denn es gibt einige Läufer, die in diesem Jahr, in dem weder Weltmeisterschaften noch Olympische Spiele stattfinden, versuchen könnten, Wilsons Zeit zu unterbieten. Dennis Kimetto ist zum Beispiel ein Athlet, dem man zutrauen kann, noch schneller zu laufen. Der kenianische Aufsteiger der letzten beiden Jahre wurde in Chicago bereits zum drittschnellsten Marathonläufer aller Zeiten (wenn man die Ergebnisse des Boston-Marathons außen vor lässt, da die Strecke nicht die Kriterien zur Anerkennung von Rekorden erfüllt). Dennis gewann das Rennen in 2:03:45, und es heißt, dass er in diesem Jahr in Berlin den Weltrekord angreifen möchte. Ein anderer, dem dies zuzutrauen wäre, ist Eliud Kipchoge, der sich 2013 glänzend im Marathon etablierte. Nach seinem Debüt-Sieg in Hamburg (2:05:30) steigerte sich das Talent in Berlin auf 2:04:05.

Das Marathonjahr 2013 produzierte einmal mehr auch in der Breite der Spitze außergewöhnliche Ergebnisse. Neben den drei Zeiten unter 2:04 gab es sechs weitere Resultate unter 2:05. Nur 2012 war in dieser Hinsicht noch etwas besser: In dem Jahr liefen elf Athleten unter 2:05, jedoch blieb keiner unter 2:04. Zuvor hatte es 2011 erstmals mehr als eine Zeit unter 2:04 gegeben – zwei Läufern gelang dies: Patrick Makau in Berlin und Wilson Kipsang in Frankfurt.

Zurückgemeldet in die Gruppe der potenziellen Weltrekordstrecken hat sich im vergangenen Jahr der Bank of America Chicago-Marathon. Gleich zwei Zeiten unter 2:04 Stunden wurden hier im Oktober gelaufen, was einmalig ist. Hinter Dennis Kimetto überquerte sein Landsmann Emmanuel Mutai die Ziellinie in 2:03:52 Stunden. Bisher wurden zwei Männer-Weltrekorde in Chicago aufgestellt. Zuletzt gelang dies 1999 Khalid Khannouchi (Marokko) mit 2:05:42.

In einem einmaligen Finish blieben in Dubai die ersten fünf Läufer unter 2:05 Stunden. Der Äthiopier Lelisa Desisa gewann das Rennen. © Helmut Winter
In einem einmaligen Finish blieben in Dubai die ersten fünf Läufer unter 2:05 Stunden. Der Äthiopier Lelisa Desisa gewann das Rennen. © Helmut Winter

Das in der Breite der Spitze beste Rennen aller Zeiten fand vor einem Jahr in Dubai statt. Gleich fünf Läufer blieben im Januar 2013 unter 2:05 Stunden! Es gibt keinen anderen internationalen Top-Marathon, der eine derart flache Strecke aufweist wie das Rennen in Dubai. Insofern wäre es keine Überraschung, wenn dort eines Tages auch der Weltrekord fallen würde. Das Rennen in dem Wüstenemirat findet übrigens bereits am 24. Januar statt. Dubai könnte einmal mehr für einen fulminanten Marathon-Jahresauftakt sorgen.

Bei den Weltmeisterschaften in Moskau triumphierte mit Stephen Kiprotich der Olympiasieger. Der Läufer aus Uganda bestätigte, dass er ein sehr starker Meisterschaftsläufer ist, und man darf gespannt sein, wie er sein Leistungsvermögen zukünftig bei den schnellen City-Marathonrennen umsetzen wird.

Frauen: Frankfurt mit bemerkenswerter Breite in der Spitze

Rita Jeptoo, hier zu sehen beim Boston-Marathon, war die schnellste Marathonläuferin des Jahres. © www.PhotoRun.net
Rita Jeptoo, hier zu sehen beim Boston-Marathon, war die schnellste Marathonläuferin des Jahres. © www.PhotoRun.net

Verglichen mit dem Jahr 2012 war es bei den Frauen in den vergangenen zwölf Monaten etwas ruhiger. Liefen 2012 gleich sechs Läuferinnen unter 2:20 Stunden, so war es ein Jahr später nur noch eine, die knapp unter dieser Barriere blieb: Die Kenianerin Rita Jeptoo gewann den Chicago-Marathon in 2:19:57 Stunden. Wenn man das vergangene Jahr mit 2012 vergleicht, werden allerdings sehr hohe Maßstäbe angesetzt, denn diese zwölf Monate waren, was die Breite in der Spitze angeht, die besten aller Zeiten im Frauen-Marathon. In den Jahren 2009 und 2010 gab es zum Beispiel gar keine Zeit unter 2:20.

Dass 2013 in der absoluten Spitze bei den Frauen etwas schwächer war, mag auch daran gelegen haben, dass mit Mary Keitany die schnellste Läuferin des Jahres 2012 (2:18:37) nicht am Start war und die Olympiasiegerin Tiki Gelana bei zwei Rennen wenig Glück hatte. Die Äthiopierin, die sich im Olympiajahr auf 2:18:58 gesteigert hatte, stürzte beim London-Marathon und stieg dann beim Weltmeisterschafts-Rennen in Moskau bei sehr hohen Temperaturen frühzeitig aus. Mary Keitany dagegen legte eine Babypause ein. Auf das Comeback der kenianischen Ausnahmeathletin wird nun mit Spannung geblickt.

Jedoch gab es 2013 neun Zeiten unter 2:23 Stunden. Darunter war auch Edna Kiplagat, die in London mit 2:21:32 Zweite wurde. Der kenianischen Langstrecklerin gelang es dann in Moskau, als erste Frau einen Marathon-WM-Titel zu verteidigen.

Auch bei den Frauen gibt es in der absoluten Spitze ein bemerkenswertes deutsches Element. Beim BMW Frankfurt-Marathon blieben trotz des starken Windes fünf Läuferinnen unter 2:24 und sechs unter 2:25 Stunden. Eine derartige Breite in der Spitze hatte 2013 kein anderes Rennen weltweit.

Während in der Liste der schnellsten City-Marathonrennen der Welt (hier wird der Durchschnitt der schnellsten zehn Zeiten gewertet, die je bei einem bestimmten Marathon gelaufen wurden) bei den Männern Berlin weiterhin klar führt, bleibt London bei den Frauen die Nummer eins. Frankfurt schaffte bei den Frauen erstmalig den Sprung in die Top Ten und liegt nun auf Rang sieben.

Ausgewählte Marathon-Highlights 2014

 24. Januar  Dubai
 23. Februar  Tokio
   6. April  Paris 
 13. April  London
 Rotterdam
 Wien
 21. April  Boston
   4. Mai  Hamburg
 28. September  Berlin
 12. Oktober  Chicago 
 19. Oktober  Amsterdam
 26. Oktober  Frankfurt
   2. November New York

Marathon-Statistik der Männer

Die schnellsten Zeiten 2013

 2:03:23 Stunden  Wilson Kipsang  KEN  Berlin  29.09. 
 2:03:45  Dennis Kimetto  KEN  Chicago  13.10. 
 2:03:52  Emmanuel Mutai  KEN  Chicago  13.10 
 2:04:05  Eliud Kipchoge   KEN  Berlin  29.09. 
 2:04:45  Lelisa Desisa  ETH  Dubai  25.01. 
 2:04:48  Berhanu Shiferaw  ETH  Dubai  25.01. 
 2:04:49  Tadese Tola  ETH  Dubai  25.01. 
 2:04:52  Endeshaw Negesse  ETH  Dubai  25.01. 
 2:04:53  Bernard Koech  KEN  Dubai  25.01. 
 2:05:16  Sammy Kitwara  KEN  Chicago  13.10. 
 2:05:30  Eluid Kipchoge  ETH  Hamburg  21.04. 
 2:05:36  Wilson Chebet  KEN  Amsterdam  20.10. 

Die besten Ergebnisse aller Zeiten (Resultate aus 2013 sind fett gedruckt)

 2:03:23 Stunden  Wilson Kipsang  KEN  Berlin (GER)  29.09.2013 
 2:03:38  Patrick Makau  KEN  Berlin (GER)  25.09.2011 
 2:03:42  Wilson Kipsang  KEN  Frankfurt (GER)  30.10.2011 
 2:03:45  Dennis Kimetto  KEN  Chicago (USA)  13.10.2013 
 2:03:52  Emmanuel Mutai  KEN  Chicago (USA)  13.10.2013 
 2:03:59  Haile Gebrselassie  ETH  Berlin (GER)  28.09.2008 
 2:04:05  Eluid Kipchoge  KEN  Berlin (GER)  29.09.2013 
 2:04:15  Geoffrey Mutai  KEN  Berlin (GER)  30.09.2012 
 2:04:16  Dennis Kimetto  KEN  Berlin (GER)  30.09.2012 
 2:04:23  Ayele Abshero  ETH  Dubai (UAE)  27.01.2012 

Boston-Marathon

 2:03:02 Stunden  Geoffrey Mutai  KEN  Boston (USA)  18.04.2011 
 2:03:06  Moses Mosop  KEN  Boston (USA)  18.04.2011 
 2:04:53  Gebre Gebremariam   ETH  Boston (USA)   18.04.2011 
 2:04:58  Ryan Hall  USA  Boston (USA)  18.04.2011 

Die Zeiten des Boston-Marathons können nicht offiziell als Welt- oder Kontinentalrekorde beziehungsweise nationale Rekorde anerkannt werden, da die Strecke nicht die entsprechenden Kriterien erfüllt (max. Gefälle von einem Meter pro Kilometer, Start und Ziel dürfen max. 50 % der Gesamtlaufstrecke voneinander entfernt liegen). Das Gefälle auf dem Punkt-zu-Punkt-Kurs von Boston beträgt 139 m.

Die schnellsten City-Marathonläufe

 1. Berlin  2:04:18,1 Stunden
 2. Dubai  2:04:48,3
 3. Rotterdam  2:04:53,2 
 4. Chicago  2:05:04
 5. London 2:05:14,7
 6. Boston  2:05:20,6
 7. Frankfurt  2:05:40,3
 8. Amsterdam  2:06:00,5
 9. Paris  2:06:10,3
 10. Eindhoven  2:06:40,8 

Gewertet wird der Durchschnitt der jeweils zehn schnellsten je erzielten Zeiten des Rennens.

Marathon-Statistik der Frauen

Die schnellsten Zeiten 2013

 2:19:57 Stunden  Rita Jeptoo  KEN  Chicago  13.10. 
 2:20:15  Priscah Jeptoo  KEN  London  21.04. 
 2:20:48  Jemima Sumgong  KEN  Chicago  13.10. 
 2:21:06  Feyse Tadese  ETH  Paris  07.04. 
 2:21:13  Florence Kiplagat  KEN  Berlin  29.09. 
 2:21:32  Edna Kiplagat  KEN  London  21.04. 
 2:22:28  Sharon Cherop  KEN  Berlin  29.09. 
 2:22:34  Caroline Kilel  KEN  Frankfurt  27.10. 
 2:22:46  Mariya Konovalova  RUS  Chicago  13.10. 
 2:23:00  Flomena Chepchirchir  KEN  Frankfurt  27.10. 
 2:23:01  Berhane Dibaba ETH  Frankfurt  27.10. 
 2:23:02  Valentine Kipketer  KEN  Amsterdam  20.10. 

Die besten Ergebnisse aller Zeiten

 2:15:25 Stunden  Paula Radcliffe GBR  London (GBR) 13.04.2003 
 2:17:18 Paula Radcliffe GBR Chicago (USA) 13.10.2002
 2:17:42 Paula Radcliffe GBR London (GBR) 17.04.2005
 2:18:20 Liliya Shobukhova RUS Chicago (USA) 09.10.2011
 2:18:37 Mary Keitany KEN London (GBR) 22.04.2012
 2:18:47 Catherine Ndereba    KEN Chicago (USA) 07.10.2001
 2:18:56 Paula Radcliffe GBR London (GBR) 14.04.2002
 2:18:58 Tiki Gelana ETH Rotterdam (NED)  15.04.2012
 2:19:12 Mizuki Noguchi JPN Berlin (GER) 25.09.2005
 2:19:19 Irina Mikitenko GER Berlin (GER) 28.09.2008

Die schnellsten City-Marathonläufe

 1. London  2:18:58,9 Stunden
 2. Chicago  2:20:05,1
 3. Berlin  2:20:16,8 
 4. Dubai  2:21:15,7
 5. Boston 2:22:27,8
 6. Osaka 2:22:36,0
 7. Frankfurt  2:22:45,1
 8. Rotterdam  2:22:48,0
 9. Peking  2:22:50
 10. Paris  2:23:01,5 

Gewertet wird der Durchschnitt der jeweils zehn schnellsten je erzielten Zeiten des Rennens.