Arne Gabius: Neuer deutscher Marathon-Rekordler
Als Kind stand Arne Gabius an der Strecke des Hamburg-Marathons und feuerte seinen Vater an. „Ich hatte keine Vorstellung, wie lang ein Marathon ist und was das bedeutet.“ Es dauerte rund 25 Jahre, bis er selbst den Weg zur klassischen Distanz fand. Dann aber erregte Arne mit seinen Leistungen auf Anhieb Aufsehen. Bereits in seinem zweiten Rennen über die 42,195 Kilometer, das er im vergangenen Oktober in Frankfurt lief, wurde er zum schnellsten deutschen Marathonläufer aller Zeiten. Dabei stellte der gebürtige Hamburger die nationale Rekordzeit von 2:08:33 Stunden auf und war 2015 sogar die Nummer eins in Europa
Auch bei den Olympischen Spielen in Rio kann man ihm im kommenden August eine gute Platzierung zutrauen. Zuvor wird der 34-Jährige am 24. April noch den London-Marathon laufen. Mit Arne, der in Stuttgart lebt, hat der deutsche Straßenlaufsport im Männerbereich zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder einen Athleten, der auch international sehr erfolgreich werden kann.
Als Arne als 15-Jähriger ohne spezifisches Training die 1.000-m-Strecke unter drei Minuten lief, fiel sein Talent auf. Drei Jahre später hatte er es 1999 schon bis zu einer Teilnahme bei den Junioren-Europameisterschaften gebracht. Über Jahre hinweg gehörte Arne in der Folge zur deutschen Spitze über die Bahn-Langstrecken. Zwischen 2005 und 2011 war der 5.000-m-Olympiasieger von 1992, Dieter Baumann, sein Trainer.
Er gewann eine Reihe von Deutschen Meisterschaften, doch der internationale Durchbruch gelang zunächst nicht. Das lag an einer Doppelbelastung. Denn neben dem trainingsintensiven Ausdauersport studierte Arne Medizin. Kaum hatte er 2011 das Studium abgeschlossen, folgte eine enorme Leistungsentwicklung.
Jetzt konnte er sich voll auf das Laufen konzentrieren, coachte sich in dieser Phase alleine und erreichte im Winter 2012 als bereits 30-Jähriger nationale Topzeiten, mit denen er auch im europäischen Bereich ganz vorne lag. So brach er zum Beispiel den 30 Jahre alten Zwei-Meilen-Rekord von Thomas Wessinghage mit 8:10,78. Bei den Europameisterschaften 2012 wurde er Zweiter über 5.000 m hinter dem britischen Superstar Mo Farah.
Im Frühjahr 2014 fand Arne, der sich vegetarisch ernährt, schließlich den Weg zu den langen Straßenlauf-Strecken: In New York lief er sein Halbmarathon-Debüt. In einem starken internationalen Feld wurde er auf der anspruchsvollen Strecke Achter mit 62:09 Minuten. Danach war klar: Seine Zukunft liegt auf der Straße.
Nach dem Rennen durch Manhattan sagte er sich: „Marathon? Warum nicht!“ Im Juni sprach er mit dem italienischen Erfolgscoach Renato Canova, der eine Reihe von kenianischen und äthiopischen Weltklasseläufern betreut. Von ihm bekommt Arne seitdem die Pläne für seine Marathon-Vorbereitungen. Dabei läuft er wöchentliche Kilometerumfänge von bis zu 260 km.
In Frankfurt zog sein Marathondebüt 2014 große Aufmerksamkeit auf sich. Auf Anhieb blieb er mit 2:09:32 unter 2:10 Stunden – eine Marke, die deutsche Athleten seit 24 Jahren nicht mehr erreicht hatten. Nach einem deutschen 5.000-m-Hallenrekord im Winter 2015 (13:27,53 Minuten) und einem 17. Platz bei der WM im Sommer über 10.000 m beendete Arne seine Bahnkarriere, um sich vollkommen auf den Marathon zu konzentrieren. Beim Frankfurt-Marathon folgte dann sein bisheriger Karriere-Höhepunkt: Mit 2:08:33 Stunden verbesserte er den 27 Jahre alten deutschen Rekord von Jörg Peter.
Nun ist der olympische Marathon in Rio im Sommer das nächste große Ziel. „Das Tolle ist, dass bei Olympischen Spielen alles möglich ist. Es gab immer wieder Überraschungen bei großen Rennen ohne Tempomacher. Der Amerikaner Meb Keflezighi wurde bei Olympia 2004 Zweiter und gewann sowohl den New York- als auch den Boston-Marathon. Das zeigt, dass etwas möglich ist – es sind diese Geschichten, die mich motivieren“, sagt Arne. Zu diesen Beispielen passt auch Stephan Freigang, der 1992 sensationell Olympia-Dritter wurde. Optimistisch blickt Arne nach Rio: „Mein Ziel ist eine Top-Ten-Platzierung.“
Renato Canova glaubt, dass die beste Meisterschaftschance für Arne 2017 bei den Weltmeisterschaften in London kommt: „Bis dahin ist er fünf oder sechs Marathonrennen gelaufen und ist taktisch noch versierter. Bei Olympia laufen wirklich die besten Afrikaner, aber das ist bei Weltmeisterschaften nicht immer der Fall. Und die taktischen Meisterschaftsrennen sind etwas ganz anderes als die City-Marathonläufe mit Tempomachern“, sagt der Trainer.
Unser Take The Magic Step-Team konnte Arne in Kenia erreichen, wo er sich einige Wochen im Trainingslager in Vorbereitung auf den London-Marathon aufhielt. Arne berichtete uns: “In der letzten Woche konnte ich 240 km laufen, also bin ich im Fahrplan für London. Zum Glück sind die Straßen dort nicht so staubig.”
Wir wünschen Arne viel Erfolg für den Halbmarathon in Berlin am 3. April und das Rennen in London am 24. April. Und drücken die Daumen für das Training in Vorbereitung auf den Marathon in Rio.
Lesetipps:
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Aktualisiert am 1. April 2016
- Erschienen am 15. February 2016
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