Afrikas Läufer dominieren bei der Cross-WM
Auch in Abwesenheit des Crosslauf-Serienweltmeisters Kenenisa Bekele ging die Goldmedaille bei der Cross-WM in Amman (Jordanien) über die Männer-Langstrecke an Äthiopien: Etwas überraschend setzte sich auf einer schweren Strecke Gebre Gebremariam über 12 Kilometer vor Moses Kipsiro (Uganda) und Zersenay Tadese (Eritrea) durch. Keine Überraschung gab es im 8-km-Rennen der Frauen. Hier gewann mit Florence Kiplagat die Siegerin des kenianischen WM-Qualifikationsrennens, die zuvor bereits zum engen Favoritinnenkreis gehört hatte. Ihre Landsfrau Linet Masai gewann Silber vor der Äthiopierin Meselech Melkamu.
Afrikas Läufer haben diesen Crosslauf-Weltmeisterschaften einmal mehr ihren Stempel aufgedrückt und alle vier Entscheidungen in Amman klar beherrscht. Unter den ersten zehn Plätzen finden sich in den Ergebnislisten der vier Rennen – mit Ausnahme von Hilda Kibet (Holland) und Maryam Jamal (Bahrain) beim Frauenrennen – ausschließlich Läufer afrikanischer Länder. In Amman herrschten dabei mit Temperaturen von rund 13 Grad Celsius europäische Cross-Bedingungen.
Aufgrund des verletzungsbedingten Fehlens des Titelverteidigers Kenenisa Bekele hatten die Kenianer auf das erste Einzel-Gold über die Männer-Langstrecke seit Paul Tergat 1999 gehofft. Doch dazu kam es in Amman nicht. Am Ende reichte es für den stärksten der Kenianer nicht einmal zu einem Podestplatz: Leonard Komon musste sich, allerdings nur knapp geschlagen, in 35:05 Minuten mit Rang vier begnügen.
Der im Vorfeld als Favorit gehandelte Kenianer Moses Mosop, der vor zwei Jahren Zweiter war und 2008 Verletzungsprobleme hatte, war nach vier der sechs Runden noch in einer 14-köpfigen Spitzengruppe. Doch auf der Schlussrunde ging der ,Maschine’, so der Spitzname von Mosop, die Luft aus. Am Ende wurde der 23-Jährige Elfter in 35:17 Minuten. Zwei Plätze hinter ihm lief der Hindernis-Weltrekordler Saif Saaeed Shaheen (Katar/35:28) ins Ziel. Für ihn war das nach einem Jahr mit Verletzungsproblemen ein gutes Comeback auf einer eher ungewohnt langen Strecke.
Beim Kampf um die Medaillen war am Ende aber auch Shaheen nicht mehr dabei: Auf den letzten 150 Metern lagen noch sechs Athleten an der Spitze. Das dramatische Sprint-Finish gewann der 24-jährige Gebre Gebremariam in 35:02 Minuten mit zwei Sekunden Vorsprung vor Moses Kipsiro und Zersenay Tadese. Hinter dem viertplatzierten Komon folgen Habtamu Fikadu (Äthiopien/35:06) und Matthew Kisorio (Kenia/35:08). Für Gebre Gebremariam war es der mit Abstand größte Erfolg seiner bisherigen Karriere, in der er allerdings bereits als 19-Jähriger im Olympiafinale über 5.000 Meter stand. Damals belegte er in Athen 2004 Platz vier. Im vergangenen Jahr war der Äthiopier bei der Cross-WM in Edinburgh als 17. ins Ziel gelaufen, so dass man ihn in Amman nicht zu den Topfavoriten gezählt hatte.
Den Kenianern gelang es aber immerhin die Goldmedaille in der Mannschaftswertung zu verteidigen. Hier siegte das Team knapp vor den punktgleichen Äthiopiern und Eritrea.
Erst auf Rang 26 kam der beste Nicht-Afrikaner in Amman ins Ziel: Charles Castillejo (Spanien) hatte 1:28 Minuten Rückstand. Der einzige deutsche Starter bei den Cross-Weltmeisterschaften, Sebastian Hallmann (LG Stadtwerke München), lag wie erwartet deutlich zurück. Er kam auf der schweren 12-km-Distanz, die teilweise einem Bergrennen ähnelte, nach einem gleichmäßigen Rennen als 104. von 145 gestarteten Läufern ins Ziel. Hallmann hatte mit 39:29 Minuten einen Rückstand von 4:27 Minuten zum Sieger.
Auch bei den Frauen fehlte verletzungsbedingt die Titelverteidigerin Tirunesh Dibaba (Äthiopien). Die Gunst der Stunde nutzten hier die Kenianerinnen: Florence Kiplagat schaffte es in der Schlussphase des 8-km-Rennens noch, ihre führende Landsfrau Linet Masai abzufangen. Masai hatte sich zeitweilig einen Vorsprung von rund 50 Metern erarbeitet und sah schon wie die sichere Siegerin aus. Doch am Ende gewann Kiplagat in 26:13 Minuten mit drei Sekunden Vorsprung. Die drittplatzierte Meselech Melkamu lief 26:19. Die nächsten Plätze belegten Lineth Chepkurui (Kenia), Wude Ayalew (Äthiopien/beide 26:23) und die amtierende Cross-Europameisterin Hilda Kibet (Niederlande/26:43). Die beste nicht aus Afrika stammende Läuferin war Kimberley Smith (Neuseeland), die mit 27:05 Minuten einen beachtlichen 13. Platz belegte.
Auch für die erst 22-Jährige Florence Kiplagat war dieser Sieg der größte Erfolg ihrer Karriere. Vor zwei Jahren hatte sie bei der Cross-WM in Mombasa (Kenia) immerhin schon einmal einen fünften Platz belegt. Es ist das erste Mal seit 1994, dass eine Läuferin im Trikot Kenias die Frauen-Langstrecke bei der Cross-WM gewann. Auch die Teamwertung ging erstmals seit acht Jahren nicht an Äthiopien sondern an Kenia. Äthiopien war hier Zweiter vor Portugal. Keinen guten Tag hatte Stephanie Twell (Großbritannien). Die dreifache Junioren-Cross-Europameisterin belegte Rang 38 in 28:46 Minuten. „Ausgerechnet im wichtigsten Rennen der Cross-Saison lief nichts. Schade, aber ich muss das abhaken und nach vorne schauen”, sagte Stephanie Twell.
Afrikas Talente bestimmten auch die Junioren-Wettbewerbe in Amman. Der Äthiopier Ayele Abshero gewann das 8-km-Rennen in 23:26 Minuten vor Titus Mbishei (Kenia/23:30) und Moses Kibet (Uganda/23:35). Dass Familie Dibaba trotz der Abwesenheit von Tirunesh Gold gewann, dafür sorgte Genzebe Dibaba. Die 18-jährige Schwester von Tirunesh verteidigte über die 6-km-Strecke in 20:14 Minuten ihren Titel. Mercy Cheron (Kenia) wurde in 20:17 Minuten Zweite vor ihrer erst 16-jährigen Landsfrau Jackline Chepngeno (20:27).
Micah Kogo bricht Haile Gebrselassies 10-km-Weltrekord
Micah Kogo hat am Sonntag in Brunssum (Holland) einen Weltrekord über 10 km aufgestellt. Bei dem Straßenrennen lief der Kenianer 27:01 Minuten und verbesserte damit die sieben Jahre alte Marke von Haile Gebrselassie um eine Sekunde. Der Äthiopier hat damit einen weiteren seiner Straßen-Weltrekorde verloren. Die Halbmarathon-Bestzeit hält mit Sammy Wanjiru ebenfalls ein Kenianer. Über 20 km allerdings bleibt Haile Gebrselassie Weltrekordler. Denn die vermeintliche Bestzeit des Kenianers Patrick Makau Musyoki, der im Februar in Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) den Halbmarathon gewonnen hatte, konnte nicht anerkannt werden, da der 20-km-Punkt falsch markiert worden war. Doch die 10-km-Zeit von Micah Kogo zeigt nun einmal mehr: Die besten kenianischen Straßenläufer kommen immer dichter an den Marathon-Weltrekordler Haile Gebrselassie heran.
In Brunssum profitierte Micah Kogo in der ersten Hälfte des Rennens von der Unterstützung seines Trainingspartners Abraham Chebii. Beide passierten die 5-km-Marke nach 13:28 Minuten. Danach setzte sich Micah Kogo ab und gewann schließlich in 27:01 vor seinem Landsmann Chebii (27:47). Dritter wurde mit Peter Kamais (28:20) ein weiterer Kenianer. Auch bei den Frauen belegte Kenia die ersten drei Plätze: Magdalene Mukunzi gewann in flotten 32:08 Minuten vor Leah Malot (32:55) und Anitha Kiptum (33:29).
Micah Kogo hatte in der Vergangenheit immer wieder sein enormes Potenzial gezeigt. 2006 hatte er beim Golden League-Meeting in Brüssel überraschend die 10.000-m-Jahresweltbestzeit von 26:35,63 Minuten aufgestellt. Dann gewann er 2007 bereits das 10-km-Rennen in Brunssum und verpasste dabei Haile Gebrselassies Weltrekord mit einer Zeit von 27:07 Minuten knapp. Im vergangenen Jahr war Micah Kogo bei den Olympischen Spielen in Peking über 10.000 m Dritter und damit bester Kenianer.
Kenianer laufen Kursrekorde beim Prag-Halbmarathon
Kenias Läufer haben den Prager Halbmarathon dominiert und dabei sowohl bei den Männern als auch den Frauen jeweils die ersten drei Plätze belegt. Dabei erzielten Nicholas Koech und Rose Kosgei jeweils Streckenrekorde. Rund 6.500 Athleten liefen bei kühlem Wetter am Samstag durch Prag.
Erst auf dem letzten Kilometer fiel im Männerrennen die Entscheidung, als sich Nicholas Koech von seinen beiden verbliebenen Konkurrenten löste. Er erreichte das Ziel schließlich in 60:07 Minuten. Damit verfehlte er zwar knapp eine Zeit unter der begehrten Stundenmarke, jedoch verbesserte der Kenianer den Kursrekord seines Landsmannes Patrick Ivuti um 53 Sekunden. Zweiter wurde Nicholas Kamakya mit nur zwei Sekunden Rückstand, Rang drei belegte Matthew Kipchirchir in 60:15.
Einen guten Testlauf vor dem Wien-Marathon in drei Wochen absolvierte Günther Weidlinger (Österreich). Der frühere Hindernisläufer, der am 19. April sein Marathondebüt rennen wird, war als Elfter nach 63:26 Minuten im Ziel. Ohne ans Limit zu gehen, erreichte er praktisch sekundengenau den angepeilten Drei-Minuten-Schnitt pro Kilometer.
Bei den Frauen erzielte Siegerin Rose Kosgei die erste Zeit unter 70 Minuten in Prag. Mit 69:03 Minuten verbesserte sie den bisherigen Streckenrekord (70:08) deutlich. Ihre Landsfrauen Irene Kwambai (69:27) und Pasalia Kipkoech (69:56) sowie die Äthiopierin Werknesh Kidane (69:59) blieben auf den nächsten Plätzen ebenfalls noch unter der 70-Minuten-Marke.
- Erschienen am 29. March 2009
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