Afewerki Berhane und Mamitu Daska liegen beim BolderBOULDER vorn

Von Duncan Larkin
Risper Gesabwa, Mamitu Daska und Shalane Flanagan. © Michael Reger/Take The Magic Step
Risper Gesabwa, Mamitu Daska und Shalane Flanagan. © Michael Reger/Take The Magic Step

Jedes Jahr gehen mehr als 50.000 Läufer aus vielen Teilen der Welt am Memorial Day beim BolderBOULDER 10-km-Rennen in einer der schönsten Städte des US-Bundesstaates Colorado an den Start. Tausende von Zuschauern säumen die Straßen von Boulder an diesem US-amerikanischen Feiertag, geben den Läufern aller Alters- und Leistungsstufen „High Fives“, jubeln ihnen begeistert zu und werden so Teil einer unterhaltsamen und mitreißenden Veranstaltung.

Einige der weltbesten Athleten zieht es jedes Jahr nach Boulder. Jedoch geht es bei diesem Event auch um Inspiration, und so kann man unter den Läufern unzählige mit bewegenden Geschichten finden, die am Rennen teilnehmen, um anderen zu helfen. Bei der diesjährigen Veranstaltung war beispielsweise die Hälfte der 40-köpfigen Besatzung der Feuerwehrwache in Lyons, Colorado, dabei. Die Feuerwehrmänner, so der Fernsehsender CBS Denver, bemühen sich um Spendengelder für den Bau einer neuen Feuerwache. Im Jahr 2013 zerstörten extreme Überschwemmungen in dem kleinen Ort die alte Wache zusammen vielen weiteren Häusern. Die Feuerwehr verlor zudem eines ihrer Einsatzfahrzeuge. Mit Hilfe der Mitglieder und Spenden aus der Gemeinde tut die Feuerwehr alles, was sie kann, um die Wache wieder aufzubauen, damit sie weiterhin der Stadt Lyons dienen und Schutz bieten kann.

„Es ist eine großartige Möglichkeit, unsere Initiative in Schwung zu bringen und die Menschen darüber zu informieren, was wir tun“, sagte Feuerwehrmann und Läufer Evan Patronik.

John „Jack“ R. Thurman, hier zusammen mit Uta und seiner Tochter Karen, wurde am Montag geehrt. © Michael Reger/Take The Magic Step
John „Jack“ R. Thurman, hier zusammen mit Uta und seiner Tochter Karen, wurde am Montag geehrt. © Michael Reger/Take The Magic Step
Während des Memorial Day-Tributs, das nach dem Volks- und den Eliterennen stattfindet, ehrten die Organisatoren in diesem Jahr unter anderem Sgt. John „Jack” R. Thurman, USMC, Ret. (Anmerk. d. Red.: im Ruhestand), der im nahe liegenden Longmont wohnt. Er ist ein Überlebender der Weltkriegs-Schlacht von Iwojima (Japan) des Jahres 1945 und Autor des Buches „We Were In The First Waves Of Steel Amtracs Who Landed on Iwo Jima“. Seine Tochter Karen, die in Loveland, Colorado, lebt und selbst in der Armee im Sanitätsdienst tätig war, erzählte Uta: „Wenn Du Deinem Land dienen möchtest, musst Du immer bereit sein, egal wo oder wann.“

In den vergangenen 35 Jahren war es den Organisatoren des Rennens stets wichtig, ihrer Gemeinde etwas zurückzugeben. Nach Angaben der BolderBOULDER-Website wurden seit 2009 über 200.000 Pfund ungeöffnete Lebensmittel des Rennens an die örtliche Initiative ‚Community Food Share‘ gespendet. Auch arbeitet das Rennen das ganze Jahr über mit den Mitarbeitern und Lehrern des Boulder Valley School District in Bezug auf Fitnessprogramme zusammen. Es werden Materialien zur Verfügung gestellt sowie Trainern Anreize gegeben, damit diese sich und ihre Schüler auf das Rennen vorbereiten können.

„High Fives“ mit den Columbine-Grundschülern und Uta vor deren 37. Mile Marathon in Boulder. © Take The Magic Step
„High Fives“ mit den Columbine-Grundschülern und Uta vor deren 37. Mile Marathon in Boulder. © Take The Magic Step
Für Take The Magic Steps Uta Pippig hatte dieses inspirierende Rennen schon immer Priorität und so war sie auch in diesem Jahr dabei, um die Läufer und ihre Freunde zu unterstützen und anzufeuern. In der Woche vor dem Rennen lief Uta gemeinsam mit den Schülern der Columbine Grundschule beim Mile Marathon eine Meile (gut 1,6 Kilometer). Die Veranstaltung inspiriert viele der Kinder der Gemeinde dazu, den Laufsport selbst auszuprobieren. Und im Anschluss sagte Uta: „Wir hatten soviel Spaß mit den Kindern in Boulder bei der 37. Auflage der Veranstaltung und genossen die gesunde Lebensweise und unsere Freude am Laufen.”

Das erste BolderBOULDER 10-km-Rennen fand 1979 statt und wurde vom US-Amerikaner Rick Rojas gewonnen. In diesem Jahr – bei blauem Himmel, Sonnenschein und Temperaturen von über 20 Grad Celsius – war Afewerki Berhane aus Eritrea der erste Elite-Läufer des Männerrennens, der das Folsom Field der University of Colorado erreichte, wo sich die Ziellinie befindet. Er lief vor einer großen Zuschaueranzahl, die einen ohrenbetäubenden Lärm machte, nach 29:11 Minuten ins Ziel. Der zweite Platz ging an Allan Kiprono (29:13), der von Take The Magic Steps Dieter Hogen trainiert wird und zur KIMbia-Gruppe gehört. Solomon Deksisa aus Äthiopien wurde Dritter in 29:21.

Shalane Flanagan feiert ihr tolles Ergebnis. © Morgan McKenna
Shalane Flanagan feiert ihr tolles Ergebnis. © Morgan McKenna
Bei den Frauen gewann die 30-jährige Äthiopierin Mamitu Daska, nachdem sie sich bereits nach einer Meile mutig an die Spitze gesetzt hatte. Sobald sie die Führung übernommen hatte, brauchte sich Mamitu, die bereits den Dubai- sowie den Houston-Marathon gewonnen hat, nicht mehr umzuschauen, da der Abstand zwischen ihr und ihren Verfolgerinnen immer größer wurde. Am Ende des Rennens, als sie ins Folsom Stadion einlief, war dieser von vier auf 22 Sekunden angestiegen. Mamitu überquerte die Ziellinie nach 32:21 Minuten. Die amerikanische 10.000-m-Olympia-Dritte von 2008, Shalane Flanagan, die im vergangenen Monat Sportfans mit ihrer Leistung als Siebente des Boston-Marathons begeistert hatte, wurde in 33:05 Zweite. Der dritte Platz ging an Risper Gesabwa aus Kenia (33:39).

Ein einzigartiger Aspekt des BolderBOULDER ist seit jeher die International Team Challenge. Drei Läufer treten hier als Team für ihre jeweiligen Länder an. Passend zum Memorial Day stellten die Vereinigten Staaten drei Teams in den Farben der amerikanischen Flagge auf: Team Rot, Weiß und Blau.

Team Kenias Allan Kiprono lief auf den zweiten Platz. © Morgan McKenna
Team Kenias Allan Kiprono lief auf den zweiten Platz. © Morgan McKenna
Bei den Männern setzte sich das Team aus Eritrea durch, gefolgt von der äthiopischen Mannschaft und dem amerikanischen Team Rot auf Platz drei. Der beste Amerikaner war überraschend Sean Quigley auf Rang sieben. Sean war in der dritten amerikanischen Mannschaft und überquerte die Ziellinie letzten Endes vor dem stärker eingeschätzten Ryan Hall, dem schnellsten amerikanischen Marathonläufer aller Zeiten. Seans Trainer Lee Troop umarmte ihn und sagte: „Ich bin so stolz auf Dich.”

In der Gesamtwertung der Frauen lag das Team aus Äthiopien mit 16 Punkten vorn. Die kenianische Mannschaft folgte auf Rang zwei vor dem amerikanischen Team Rot – Shalane Flanagan war hier in einer Gruppe mit Deena Kastor, die vergangenen Monat einen amerikanischen Masters-Rekord im Halbmarathon aufgestellt hatte, und Sara Hall, einer Medaillengewinnerin bei den Panamerikanischen Spielen.

Im Volkslauf gewann der Crosslauf-Assistenztrainer der University of Colorado, Scott Dahlberg, das Rennen der Männer in 30:50, während Sarah Crouch bei den Frauen als Erste nach 35:11 Minuten die Ziellinie überquerte.

Josh George und Amanda McGrory gewannen das Männer- und Frauenrennen der Rollstuhlathleten. Beide Athleten sind Goldmedaillengewinner der Paralympischen Spiele. Seit ihrer Kindheit kennen sie sich und trainieren miteinander.

Uta feuert ihren guten Lauffreund Allan Kiprono, Solomon Deksisa und den späteren Sieger Afewerki Berhane an der Strecke an. © Take The Magic Step
Uta feuert ihren guten Lauffreund Allan Kiprono, Solomon Deksisa und den späteren Sieger Afewerki Berhane an der Strecke an. © Take The Magic Step
Uta, die das Rennen an der Strecke sowie im Folsom Stadion mitverfolgte, sagte: „Wir konnten wieder einen spannenden Mannschaftswettkampf miterleben. Ich stand während des Rennens am 6-km-Punkt, wo die Läufer einen Hügel hochkommen. Und später genoss ich die großartige Atmosphäre im Stadion, wo tausende von Menschen dem wundervollen Memorial Day-Tribut zusahen. Von ganzem Herzen möchte ich den Organisatoren und all den Freiwilligen danken, die dieses fantastische Event jedes Jahr aufs Neue ermöglichen.“