Abitova gewinnt 10.000-m-EM-Finale, Mockenhaupt trickst Mikitenko aus

Von Jörg Wenig
Inga Abitova gewinnt das 10.000-m-Finale. © Photo Run / Jiro Mochizuki
Inga Abitova gewinnt das 10.000-m-Finale. © Photo Run / Jiro Mochizuki

Die erste Laufentscheidung der Europameisterschaften in Göteborg brachte ein hochklassiges Rennen. Am Ende des 10.000-Meter-Laufes hatte die Russin Inga Abitova die Goldmedaille gewonnen, indem sie ihre persönliche Bestzeit um gut eine Minute auf 30:31,42 Minuten verbesserte. Für einen unerwarteten skandinavischen Erfolg sorgte die Norwegerin Susanne Wigene, die sich nach einem tollen Schlussspurt Rang zwei in 30:32,36 Minuten sicherte. Dritte wurde die Russin Lidiya Grigoryewa in 30:32,72.

Zwölf der 28 Läuferinnen rannten in diesem Finale bei guten Wetterbedingungen persönliche Bestzeiten, sieben weitere erzielten persönliche Jahresbestzeiten. Schon kurz nach dem Start hatte sich das Feld in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft aufgeteilt. Mit einer Pace von knapp über drei Minuten führte die frühere Kenianerin Lornah Kiplagat (Niederlande) durch die einzelnen Kilometermarken. Sieben Läuferinnen hatte sie im Schlepptau, als sie die 3.000 m in 9:09,68 Minuten und die 5.000 m in 15:16.38 passierte.

Hinter der Führungsgruppe klaffte eine große Lücke zur nächsten Gruppe, die angeführt wurde von Irina Mikitenko – dazwischen rannte die ING New-York-Marathon-Siegerin 2005 Jelena Prokopcuka (Lettland). Die deutsche Läuferin Mikitenko zeigte nach einer Babypause ein couragiertes Rennen. Doch die Athletinnen, die an diesem Abend an der Spitze der ersten und zweiten Gruppe durchgehend um die Tempoarbeit bemüht waren, wurden am Ende bitter enttäuscht.

Nachdem die frühere 5.000-m-Weltrekordlerin Elvan Abeylegesse (Türkei) das Rennen zwischen Kilometer 7 und 8 aufgegeben hatte, wurde die Rotterdam-Marathon-Siegerin von 2005, Lornah Kiplagat, auf den letzten 500 Metern von ihren verbliebenen Verfolgerinnen überspurtet. Inga Abitova hatte das Tempo verschärft und sich schnell einen Vorsprung erlaufen. Lidiya Grigoryewa war die nächste, die an Lornah Kiplagat vorbeispurtete, dann aber ihrerseits von der Norwegerin Susanne Wigene überholt wurde. Die 28-jährige Norwegerin verbesserte in diesem Finale ihre Bestzeit um fast 80 Sekunden und näherte sich dem norwegischen Landesrekord der legendären Ingrid Kristiansen (30:13,74 Minuten), der lange Zeit Weltrekord war.

„Nach etwa 8.000 Metern glaubte ich daran, eine Medaille gewinnen zu können, aber bis zum letzten Meter war nichts garantiert in diesem Rennen”, sagte die Siegerin Inga Abitova, die im nächsten Jahr wieder einen Marathon laufen möchte. „Es war ein hartes Rennen. Nach 6 km war ich müde, doch dann habe ich neue Energie gefunden – ein Traum ist wahr geworden”, sagte Susanne Wigene. Das Schicksal der Lornah Kiplagat erinnerte an das von Paula Radcliffe bei früheren großen Bahn-Finals. Die Holländerin wurde Fünfte in 30:37,26.

Regelrecht ausgetrickst wurde Irina Mikitenko von ihrer Landsfrau Sabrina Mockenhaupt. Statt zusammenzuarbeiten, um den Abstand zur Führungsgruppe zu verkürzen, ging es Mockenhaupt offenbar nur darum, Mikitenko zu schlagen. 9.850 Meter lief sie im Windschatten, um dann auf den letzten 150 Metern vorbeizusprinten auf Rang acht in 31:40,28 Minuten. Mikitenko war zu Recht wütend, nachdem sie als Neunte in 31:44,82 im Ziel war.