Erlebnis real,- Mini-Marathon in Berlin am Sonntag
Hektisches Durcheinander auf dem Potsdamer Platz. Kinder laufen hin und her und suchen ihre Mannschaftskameraden. Andere haben ihre Gruppe schon gefunden, dehnen und strecken sich, hüpfen auf der Stelle oder kreisen mit den Armen. Einige sind an einem Sonntagmorgen um Acht noch viel zu müde, um sich überhaupt zu bewegen. Verschlafen stehen sie mit hängenden Armen da, bis ihre aufgeregten Eltern oder pflichtbewusste Lehrer sie unsanft zum Warmmachen auffordern.
Aber auch Eltern und Lehrer müssen ausgeschlafen sein. Sie müssen ihre Kinder und Schüler zusammensuchen, ihnen die richtige Startnummer aufs T-Shirt pinnen und den Chip für die Zeitmessung an die Schuhe binden – genauso, wie es die großen Läufer tun. Aber die meisten Väter und Mütter nehmen den Stress an diesem Sonntagmorgen im September gern in Kauf: „Bewegung ist doch gerade heutzutage im Fernseh- und Computerzeitalter so wichtig“, sagen sie. Und ihre Kinder werden sich gleich bewegen – über 4,2195 Kilometer, beim real-MINI-MARATHON, der seit Jahren zum Rahmenprogramm des real,- BERLIN-MARATHON gehört. „Hier wird Bewegung mit Spaß verbunden“, wissen viele Eltern zu schätzen.
Der Mini-Marathon soll die Kinder motivieren, es den großen Läufern gleich zu tun. Dass sie zur Zeitmessung den gleichen Chip wie die Großen am Schuh tragen, gibt ihnen das Gefühl, gleichwertig behandelt zu werden. Auch bei der Anerkennung der Leistung werden fast keine Unterschiede gemacht: Die Medaillen, die vergeben werden, sind ähnlich. Und die Strecke, die jedes Schulteam beim real-MINI-MARATHON zusammengerechnet zurücklegt, hat ebenfalls dieselbe Länge wie der richtige Marathon, nur eben auf zehn Schüler verteilt. Gemeinsam laufen sie die letzten 4,2195 Kilometer der Originalstrecke und kommen somit durchs gleiche Ziel gelaufen wie die Großen.
Kein Wunder also, dass die Schüler so aufgeregt sind. Wird es ihnen gelingen, zusammen als Mannschaft schneller als die Besten der Großen zu sein? Und werden sich die Mühen und das zusätzliche Lauftraining gelohnt haben, das engagierte Lehrer ihrer Schule mit ihnen außerhalb der regulären Schulzeit durchgeführt haben? Auch einige Eltern haben ihre freie Zeit geopfert, um ihre Kinder zum Lauftraining zu bringen oder um selbst mit ihnen zu laufen. „Wir waren zweimal in der Woche mit unserer Sportlehrerin laufen“, erzählen ein paar Schülerinnen. „Es ist toll, dass wir jetzt an einem so großen Lauf teilnehmen können.“
Die Rekordzahl von 9312 Schülern werden beim Mini-Marathon an den Start gehen (Sonntag, 24. September, Potsdamer Platz, 8.55 Uhr). Im Startbereich wird es noch einmal hektisch werden, ein letztes Mal werden Eltern und Lehrer gefragt sein: Sind auch alle da? Wenn der Startschuss fällt, werden sich Aufregung und Anspannung durch lauten Jubel und Geschrei entladen und je länger sie laufen umwandeln in sportlichen Ehrgeiz, Anstrengung, vielleicht auch Erschöpfung. Doch Grund zur Sorge besteht nicht: Kinder in dem Alter könnten sich bei einem solchen Lauf gar nicht überfordern. Und spätestens im Ziel am Sowjetischen Ehrenmal auf der Straße des 17. Juni wird die Anstrengung vergessen sein – auch das haben die Kleinen mit dem großen am Ende eines Marathons gemein.
by Jutta Meier
- Erschienen am 20. September 2006