Home Improvement

Von Bob Kopac

Als ich ins Schlafzimmer ging, bemerkte ich einen Riss in der Wand. „Oh nein“, dachte ich, „das Haus bricht unter dem Gewicht der Sport-T-Shirts zusammen!“ Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde. Ich habe jahrelang T-Shirts von Läufen oder vom Helfen bei Läufen gesammelt. Eine kritische Anzahl wurde erreicht, und nun ist ein Schaden an unserem Haus aufgetreten.

Ein T-Shirt kommt selten allein… © Uta Pippig

Ich habe die Schranktür geöffnet und meine T-Shirt-Kollektion angeschaut. Ich versuchte, eines meiner Lieblings-T-Shirts herauszuziehen, aber der Schrank war so voll gestopft, dass ich das T-Shirt nicht heraus bekam. Vielleicht habe ich wirklich zu viele Lauf-Souvenirs. Das Gute an der Sache war, dass ich bei dem Versuch, ein T-Shirt aus dem Schrank heraus zu bekommen, gleichzeitig ein gutes Oberkörper-Training hatte.

Als ich mich wieder auf den Riss in der Wand konzentrierte, erkannte ich, dass ich entweder ständig die Risse in der Wand reparieren oder T-Shirts los werden musste. Kann ich mich von Kleidung trennen, die schöne Erinnerungen für mich bedeuten? Oder kann ich mit regelmäßigen Hausreparaturen leben?

Ich bin kein Hausbesitzer, ich besitze ein Haus. Das sind zwei verschiedene Dinge. Ein Hausbesitzer repariert etwas, was nicht kaputt ist und macht es dabei kaputt. Beispielsweise hatte sich ein befreundeter Hausbesitzer vorgenommen, Heizungsgeld zu sparen. Er verlegte also die Warmwasserleitung durch seinen offenen Kamin. Als er dann das erste Mal das Feuer anmachte, erhitzte sich das Wasser in dem Rohr und wurde zu Wasserdampf. Der Dampf weichte das Lötzinn der Rohrgelenke auf, und alle Rohre platzten gleichzeitig. Mir würde so etwas nie passieren. Ich hatte einmal ein tropfendes Waschbecken, also stellte ich einen Eimer darunter. Zwei Monate später ist durch den hohen Calciumgehalt im Wasser eine Art ‚Dichtung’ entstanden und hat das Loch für immer verschlossen.

Na ja, da ich aber kein Hausbesitzer bin, war es eine leichte Entscheidung: Ich musste meine T-Shirts loswerden. Die Frage war nur, welche gehen und welche bleiben? Daumen hoch oder runter? Ich fühlte mich weniger wie Roger Ebert und mehr wie Nero beim römischen Kolosseum: „Verschone das, es amüsiert mich.“

Manche Entscheidungen waren leicht. Da gab es ein T-Shirt von meinem allerletzten Lauf – dem Onion Harvest Halbmarathon – da könnte man glatt heulen. Es blieb. Dann gab es noch das Spokane vom Washington Bloomsday 12-km-Lauf, wo ich, warum auch immer, eine weiße Top-Startnummer bekommen habe. Das T-Shirt vom Millbrook New York Saint-Joe’s-Lauf, bei dem ich die 20-Minuten-Grenze über 5 km gebrochen habe – das kommt auch nicht weg. Und wie sieht es mit dem Rhinebeck, New York Mad-Dash-T-Shirt mit dem Foto eines haarigen Läuferbeines aus? Definitiv ein Muss.

Ich behalte das Revlon 5-km-Krebslauf-T-Shirt. Und auch das Susan G. Komen Brustkrebs-T-Shirt. Das RRCA-T-Shirt musste natürlich auch bleiben. Was rangiere ich denn nun aus? Offensichtlich nicht genug. Nach dem ersten Durchgang merkte ich, dass ich immer noch zu viele T-Shirts hatte. Der Schrank hing mit den restlichen T-Shirts immer noch durch. Es war Zeit, Ming der Gnadenlose zu sein.

Das Rentier-Streifzug-T-Shirt mit dem Dick’s Sportemblem kam weg. Auch mehrere Herzogin Bezirks-Klassiker-T-Shirts. Des Weiteren entsorgte ich alle eingelaufenen, verblichenen T-Shirts sowie alle T-Shirts in Größe S und M. Außerdem kamen alle T-Shirts mit zuviel Werbung in die Tonne, denn mit denen sah ich aus wie eine wandelnde Litfasssäule. Immer noch nicht genug. Dann habe ich mich dazu entschieden, alle weißen T-Shirts zu entsorgen, von denen ich die meisten hatte. Das brachte eine beeindruckende Lücke.

Ich verfiel in eine Art ‚Wegwerf-Wahnsinn’, aber ich muss zugeben, dass es ziemlich befreiend war! Mit einem wahnsinnigen Gesichtsausdruck warf ich mehr und mehr T-Shirts auf einen Haufen. Ich fühlte mich wie ein Bauer in der französischen Revolution, der das Haus eines Aristokraten einnimmt.

Plötzlich musste ich an einen kürzlich gelesenen Artikel denken. Ein Häuserberater der oberen Zehntausend forderte wie Matt Lauer von der „Today Show“ die Leute auf, ihren Besitz wegzuwerfen. Warum? Um das Durcheinander vom täglichen Leben loszuwerden! Nun verstand ich den Nervenkitzel des Minimalismus.

Das Ende vom Lied: 130 T-Shirts mal knapp 250 Gramm pro Stück sind gleich 32,5 kg. Was nun mit dem verstoßenen Schwergewicht? Meine Freundin Jean Sylvester sagte, sie kenne jemanden, der eine Steppdecke aus T-Shirts machen kann. Wie auch immer, das dazu gewonnene Gewicht der Steppdecke würde nur den Zusammenbruch meines Hauses beschleunigen. Stattdessen gab ich den Haufen der Goodwill-Industrie.

Das Beste meiner Reinigungsaktion war, dass ich mir kein größeres Haus kaufen musste. Wenn ich doch jetzt nur noch erreichen könnte, dass der Riss in der Wand sich von alleine schließt. Vielleicht werde ich einen Eimer darunter stellen.