Als ein Güterzug den Boston-Marathon stoppte

© Betty Shepherd
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Am 19. April wird der 108. Boston-Marathon gestartet. So wie damals, 1897, ist das Ziel der Punkt-zu-Punkt-Strecke im Zentrum von Boston. Die Strecke ist in all den Jahren fast die gleiche geblieben. Gestartet wird heute in Hopkinton, nur wenige Kilometer entfernt vom ersten Startpunkt in Ashland 1897. In all den Jahren ist viel passiert beim Boston-Marathon, manches ist heute schlichtweg unvorstellbar.

Heute ist es so, dass die Läufermassen den Verkehr zum Erliegen bringen – früher war es auch schon mal umgekehrt. Es passierte am 19. April 1907, dass ein Güterzug den Boston-Marathon nach wenigen Kilometern stoppte. Das heißt: die Spitzengruppe hatte Glück. Zehn Läufer schafften es, noch kurz vor dem Zug den Bahnübergang zu überqueren. Darunter war der spätere Sieger Tom Longboat. Warten mussten dagegen unter allen anderen der Olympiasieger Thomas Hicks und John Hayes, der ein Jahr später Olympiagold gewinnen sollte. Es dauerte über eine Minute, bis der Zug die Strecke wieder freigab. Hayes wurde am Ende noch Dritter in 2:30:38 Stunden, Robert Fowler, von dem es heißt, er sei in der Form seines Lebens gewesen, lief trotz der Unterbrechung bis auf Platz zwei nach vorne in 2:27:54 Stunden. Tom Longboat war nicht mehr einzuholen. Er gewann in der Kursrekordzeit von 2:24:24 Stunden. Sein Vorsprung war am Ende größer als die Zeit, die seine Konkurrenten am Bahnübergang verloren hatte. Doch wer weiß, wie das Rennen gelaufen wäre, wenn Tom Longboat nicht so früh derart außer Reichweite gewesen wäre.