Laufen für einen guten Zweck
Liebe Freunde,
der 112. Boston-Marathon im April war ein bewegendes Ereignis – 1.275 Läufer gingen für wohltätige Zwecke an den Start!
Die wachsende Popularität von großen Marathon-Veranstaltungen ist zum Teil auf ein Programm der Boston Athletic Association (BAA) zurückzuführen. Das 1989 entwickelte Programm ermöglicht einer begrenzten Anzahl von Läufern den Start beim Boston-Marathon, um so Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln. Anders als das Gros der Teilnehmer, müssen diese Läufer die traditionellen Qualifikationskriterien nicht erfüllen. Allerdings sind sie dazu verpflichtet, als letzte zu starten und Spenden in Höhe von mindestens 3.000 US-Dollar für ausgewählte Wohltätigkeitsverbände oder -organisationen einzunehmen – oder selbst eine entsprechende Summe zu überweisen.
Spenden für wohltätige Zwecke, die jedes Jahr beim Boston-Marathon eingenommen werden, sollen in diesem Jahr bereits die Zehn-Millionen-Dollar-Grenze überschritten haben (ein Teil der gesammelten Spenden stammt dabei von Läufern ohne Sonder-Starterlaubnis). Da die Zahl der für einen guten Zweck startenden Läufer auf fünf Prozent der Gesamtzahl der Teilnehmer limitiert ist, wächst der Konkurrenzkampf zwischen beiden, den Charity-Organisationen und den Läufern. Die Organisationen arbeiten hart – und oft jahrelang – für ihre Startplätze, und die jeweiligen Läufer scheinen sich so zu fühlen, als würden sie sich um einen hoch dotierten Job bewerben! In diesem Jahr beispielsweise, standen Hunderte von Bewerbern auf den Wartelisten von Charity-Organisationen wie dem Dana-Farber-Krebsinstitut und der American Liver Foundation.
Kurz nachdem ich Mitte der 90er Jahre dreimal den Boston-Marathon gewonnen hatte, lenkte ich meinen Fokus mehr und mehr weg vom professionellen Laufen. Es ging für mich nun immer stärker darum, Charity-Initiativen zu unterstützen, deren Ziele es sind, Menschen zu motivieren und glücklich zu machen, ihnen Bildung zu ermöglichen oder Heilung für Krankheiten zu finden. Ich habe mich sehr darüber gefreut, in diesem Jahr erneut Sprecherin beim Pasta-Dinner des Dana-Farber-Krebsinstituts am Abend vor dem Marathon sein zu dürfen.
Außerdem hatte ich in diesem Jahr erstmals die Ehre, die Läufer der Team Hoyt Foundation mit einigen Trainingstipps zu begleiten. Denjenigen unter Ihnen, die nicht mit dieser Foundation und ihren Gründern – einem wahrlich bemerkenswerten Vater-Sohn-Team – vertraut sind, möchte ich bei dieser Gelegenheit einen kleinen Eindruck vermitteln: Dick Hoyt, ein pensionierter Oberstleutnant der Air National Guard, und sein Sohn Rick, Absolvent der Boston University, gründeten 1992 die Team Hoyt Foundation. Rick leidet an einer Querschnittslähmung mit zerebraler Lähmung und kann nicht sprechen. Zusammen haben sie bisher an beeindruckenden 959 Rennen teilgenommen – darunter 66 Marathon-, 81 Halbmarathon- sowie 224 Triathlon-Veranstaltungen! Dieses Jahr nahmen sie bereits zum 26. Mal am Boston-Marathon teil – eine unglaubliche Leistung für beide, da Dick seinen Sohn im Rollstuhl über die gesamte Distanz schiebt!
Neben der Unterstützung bei der Vorbereitung der Läufer der Team Hoyt Foundation auf den Marathon-Tag, durfte ich darüber hinaus auch am gemeinsamen Pasta-Dinner mit Team Hoyt am Abend vor dem Rennen teilnehmen. (Ja, ich besuchte zwei Pasta-Essen an einem Abend!) Ich hoffe, dass ich sie auch nur ansatzweise so inspirieren konnte, wie mich ihr Antrieb und ihr Durchhaltevermögen über all die Jahre inspiriert haben.
All zu oft treten Wohltätigkeitsorganisationen und die Menschen, die sie repräsentieren, in den Hintergrund, wenn es um das Zählen von Sekunden geht, die die Rekorde bestimmen. Zweifellos ist es eine herausragende Leistung für einen Athleten, sein volles Potential in seinem Sport auszuschöpfen; doch ich denke, es wäre auch eine wundervolle Leistung, wenn es uns gelänge, gemeinsam einen Weg zu finden, unser Können so umzusetzen, dass wir bedürftigen Menschen damit helfen können.
Ich möchte allen gratulieren, die in dieser Marathon-Frühjahrssaison gelaufen sind. Zusammen werden wir weiterhin die Freuden des Laufens zelebrieren, während wir uns bemühen, diejenigen zu erreichen, die am meisten von unserer Hilfe profitieren können.
Keep running – und viel Spaß dabei!
- Erschienen am 7. May 2008
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