Schokolade – Soll ich oder soll ich nicht?

Von Dieter Hogen mit Unterstützung des Take The Magic Step®-Ernährungsteams Janett Walter und Uta Pippig
© Betty Shepherd
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Vor noch nicht allzu langer Zeit war Schokolade für die meisten Menschen eine Delikatesse, die man sich nur an Feiertagen und Geburtstagen gönnte. Heutzutage ist Schokolade jedoch erschwinglich und erfreut sich großer Beliebtheit. Mittlerweile kaufen und verbrauchen wir sie regelmäßig.

Kakao, ein Hauptbestandteil der Schokolade, konnte sich trotz seines relativ bitteren Geschmacks über tausende von Jahren bis in die heutige Zeit behaupten. Der in den Regenwäldern Südamerikas beheimatete Kakaobaum wurde vor mehr als 3.000 Jahren entdeckt. Die Kakaobohnen, die zur Herstellung von Schokolade dienen, befinden sich in den direkt am Stamm wachsenden Früchten, den so genannten Schoten.

Schon vor mehr als 1.500 Jahren hatte der Kakao – zunächst bei den Majas und später auch bei den Azteken – einen hohen Stellenwert. Archäologen haben in Tempelanlagen Zeichnungen und Schnitzereien von Kakaobäumen und -schoten entdeckt, die aus dem vierten Jahrhundert stammen. Die Majas brauten seinerzeit aus den Kakaobohnen ein recht bitter schmeckendes, scharfes Getränk. Dazu wurden die Bohnen fermentiert, geröstet, gemahlen und anschließend mit Wasser und Gewürzen wie z.B. Chilischoten vermischt.

© privat
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All dies mag Carolus Linnaeus – besser bekannt unter dem Namen Carl von Linné – wohl inspiriert haben, dem Kakaobaum den biologischen Namen Theobroma cacao zu geben. Die Begriffe theo und broma stammen aus dem Griechischen und bedeuten übersetzt „Speise der Götter(1)“.

Es bleibt die Frage: Was war das Faszinierende an dieser bitter schmeckenden Bohne – warum war sie schon bei den alten Zivilisationen beliebt? Nun, vielleicht haben sich die Menschen nach dem Genuss der Kakaobohne einfach gut gefühlt. Die moderne Wissenschaft war und ist bestrebt die Frage zu klären, ob die in Kakao enthaltenen aktiven Inhaltsstoffe stimmungssteigernd wirken(2,3). Doch die Ergebnisse sind nicht eindeutig. Zwar wurden verschiedene Stoffe nachgewiesen, die stimmungssteigernd wirken können, aber keiner dieser Stoffe ist in bedeutenden Mengen in Kakao enthalten.

Anstatt mit Chilischoten den Geschmack des Kakaos zu verfeinern, wie es die Azteken versucht hatten, wurde im 16. Jahrhundert damit begonnen, Zucker beizumischen. Seit dem späten 17. bis ins frühe 18. Jahrhundert hinein wurde Kakao dann so erschwinglich, dass ihn sich mehr Menschen leisten konnten.

Zur gleichen Zeit tauchte er erstmals in der uns heute bekannten Form als „Schokolade“ auf. All dies führte zu einem sprunghaften Anstieg des Schokoladenkonsums. Heutzutage liegt er in einigen Ländern bei durchschnittlich 10 Kilogramm pro Kopf jährlich.

Schokoladiger Nährwert

Kakao enthält Polyphenole(4), das sind Antioxidantien, wie sie auch in Traubensaft, Rotwein und grünem Tee vorkommen. Da die in Kakao enthaltenen Flavonoide – eine Gruppe von sekundären Pflanzenstoffen, die zu den Polyphenolen gehören – die Klebrigkeit von Blutplättchen vermindern, verringert sich die Gefahr ihrer Verklumpung. So kann die Entstehung von Blutgerinnseln verhindert werden, weshalb man die Flavonoide als herzschützend bezeichnet.

Nach Angaben von Wissenschaftlern der Cleveland Clinic(5,6) können die Antioxidantien in Schokolade zudem blutdrucksenkend wirken und den Cholesterinspiegel verbessern.

Das in Kakao enthaltene Fett besteht aus Stearinsäure und zu einem bestimmten Teil aus Ölsäure(7). Diese Fette führen nicht zur Erhöhung des schlechten Cholesterins (LDL = Low Density Lipoprotein; Lipoprotein geringer Dichte), das als ein Risikofaktor für die Entstehung von Arteriosklerose gilt. Ölsäure – die Art von Fettsäuren wie sie in Olivenöl vorkommen – erhöht vielleicht sogar das gute Cholesterin (HDL = High Density Lipoprotein; Lipoprotein hoher Dichte).

Stimulantien wie Koffein, Theobromin und Phenethylamine sind ebenfalls in Kakao enthalten. Sie alle wirken auf ganz verschiedene Weise anregend. Deshalb sollten Sie Ihren Kindern vor dem Schlafengehen keine Schokolade geben. Milchschokolade hat einen höheren Zuckeranteil als Bitterschokolade, dafür aber wesentlich weniger Stimulantien. Und Schokolade kann die Zahngesundheit beeinträchtigen, jedoch weniger als dies bei Bonbons der Fall ist.

Bleibt immer noch die Frage: Soll ich oder soll ich nicht? Nun, wir können Ihnen nicht dazu raten, Schokolade als festen Bestandteil in Ihre Ernährung aufzunehmen. Vorsicht ist geboten vor Fetten, Zucker und hohem Kaloriengehalt. Doch wenn Sie zu den Menschen gehören, die einem Stück Schokolade nur schwer widerstehen können, so spricht nichts dagegen, sich ab und zu ein kleines Stück zu gönnen. Zudem hat Schokolade ja auch eine Reihe gesundheitlicher Vorzüge.

Der Schokoladen-Genuss ist am intensivsten, wenn Sie sich immer nur ein kleines Stückchen Ihrer Lieblingssorte auf der Zunge zergehen lassen. Der Schmelzpunkt von Schokolade liegt knapp unter der Körpertemperatur, sie müsste also ganz von alleine in Ihrem Mund schmelzen. Besonders empfehlenswert sind die Sorten mit einem Kakaoanteil von mindestens 65% – oder bevorzugt 70% bis 90% –, denn sie enthalten weniger Zucker, dafür aber mehr Antioxidantien. Der Kakaoanteil ist auf der Verpackung aufgeführt. Zudem sind mittlerweile auch viele schmackhafte biologische Sorten auf dem Markt. Versuchen Sie doch einmal dunkle Schokolade mit kandiertem Ingwer oder gerösteten Mandelstückchen – zwei unserer Favoritinnen.

Schokoladige Ideen

© Betty Shepherd
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Tipp: Geben Sie einen Löffel qualitativ hochwertigen Kakaos in heiße Milch oder Sojamilch und genießen Sie ihn entweder morgens oder als Snack zwischendurch. Oder bereiten Sie doch gleich ein paar Tassen mehr zu, bewahren Sie alles im Kühlschrank auf und trinken Sie dieses gesunde Getränk gut gekühlt.

Wenn Sie sich am Nachmittag müde fühlen und etwas Anregendes brauchen, könnten Sie sich – statt mit einer Tasse Kaffee – auch mit einer Tasse grünem Tee und 40 bis 50 Gramm dunkler Schokolade aus dem Leistungstief befreien. Den Schokogenuss gestalten Sie etwas abwechslungsreicher, wenn Sie ein paar in dunkle Schokolade getauchte Erdbeeren zum Tee genießen. Dieser kleine Snack schmeckt nicht nur köstlich, er ist auch recht gesund, denn er liefert die gesundheitlichen Vorzüge von grünem Tee, Erdbeeren und dunkler Schokolade.

So lagern Sie Schokolade richtig

Sicherlich haben Sie schon hin und wieder einen weißen oder grauen Belag auf Ihrer Schokolade entdeckt. Das kann zwei Gründe haben. Erstens, die Schokolade wurde zu warm gelagert. Dabei lösen sich Bestandteile der Kakaobutter und kristallisieren später auf der Oberfläche. Keine Sorge, dieser Prozess beeinflusst nicht den Geschmack.

Zweitens, die Schokolade wurde zu viel Feuchtigkeit ausgesetzt. Sie löst den Zucker und zieht ihn an die Oberfläche, wo er kristallisiert. Leider wirkt sich dieser Vorgang negativ auf Geschmack und Textur der Schokolade aus. Lagern Sie also Ihr Naschwerk an einem dunklen, trocknen und kühlen Ort, bei mäßiger Raumtemperatur, auf keinen Fall im Kühlschrank.

Gönnen Sie sich hin und wieder ein Stückchen Schokolade, wenn es Ihnen gut tut. Und: Lachen ist auch gesund!

Quellenangaben:

(1) European Food Information Council: Speise der Götter. www.EUFIC.org, Stand Dezember 2018.

(2) University of Bristol Press Releases: Nice but naughty – our addiction to chocolate. www.Bristol.AC.uk, September 2007.

(3) The Sweet Lure of Chocolate: “Feel Good” Food. www.Exploratorium.edu, Stand Dezember 2014.

(4) Corti R, Flammer AJ, Hollenberg NK, and Lüscher TF: Contemporary Reviews in Cardiovascular Medicine: Cocoa and Cardiovascular Health. Circulation 2009;119:1433-1441.

(5) Cleveland Clinic Wellness: Eating Chocolate Can Be Healthy. www.ClevelandClinicWellness.com, Stand Dezember 2015.

(6) Cleveland Clinic: Heart Health Benefits of Chocolate. www.ClevelandClinic.com, Januar 2012.

(7) Ding EL, Hutfless SM, Ding X, and Girotra S: Chocolate and Prevention of Cardiovascular Disease: A Systematic Review. Nutrition and Metabolism 2006;3:2.

Aktualisiert am 19. Dezember 2019
Aktualisiert am 25. Juli 2016
Aktualisiert am 21. Dezember 2015
Aktualisiert am 20. Dezember 2012