Läufe bei der WM (1. Tag): Tirunesh Dibaba stürmt zum Gold
Tirunesh Dibaba hat die erste Goldmedaille in den Laufdisziplinen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Helsinki gewonnen. Die 19-jährige Äthiopierin stürmte in atemberaubender Manier zum 10.000-Meter-Gold. Mit einem unglaublichen Spurt gewann sie in 30:24,04 Minuten vor ihren beiden Landsfrauen, der Titelverteidigerin Berhane Adere (30:25,41) und ihrer älteren Schwester Ejegayehu (30:26,00). Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg) lief ein ordentliches Rennen in dem hochklassigen Feld und wurde in 31:28,21 Minuten Siebzehnte.
Während für Paula Radcliffe der Traum vom Doppel-Triumph platzte, könnte Tirunesh Dibaba auf dem Weg sein zu einem anderen Doppelsieg: Sie wird auch noch über 5.000 m antreten. Die Britin dagegen musste sich in dem hochklassigen Feld mit Rang neun in 30:42,75 Minuten zufrieden geben. Sie hatte lange geführt, ging am Ende aber nicht mehr das ganz hohe Tempo mit. Wobei sie bei diesem Endspurt wohl einmal mehr chancenlos gewesen wäre – selbst wenn sie es darauf angelegt hätte.
Paula Radcliffes Schwerpunkt liegt in Helsinki eindeutig auf dem Marathon, der am Sonntag nächster Woche gestartet wird. Dort gilt die 31-Jährige als Favoritin neben der Titelverteidigerin Catherine Ndereba (Kenia) und den Japanerinnen. Auf die Frage, ob es denn richtig gewesen sei, in Helsinki auch über 10.000 m zu starten, sagte Paula Radcliffe: „Ja!” Dann erklärte sie: „Ich habe immer an den Marathon gedacht, es ist alles in Ordnung. Das war ein sehr gutes Schnelligkeitstraining für mich.” Insgeheim wird sie sich vorher aber sicherlich Chancen auf eine Medaille ausgerechnet haben. Nur für Trainingszwecke geht man kaum in ein solches Finale.
Noch neun Läuferinnen waren in der Spitzengruppe, als es auf die letzten 1.000 m ging. Doch erst eingangs der letzten Runde machten die Äthiopierinnen ernst. Mit einer enormen Tempoverschärfung rissen sie die Gruppe auseinander, an deren Ende Paula Radcliffe ihr Tempo weiterlief. 200 Meter vor dem Ziel forcierte Tirunesh Dibaba noch einmal die Pace. Die letzte Runde rannte sie in 58,8 Sekunden – ein Tempo, das schnell genug ist, um den 5.000-m-Weltrekord der Männer um gut 20 Sekunden zu verbessern!
„In der letzten Runde bin ich wirklich schnell gelaufen. Es war ein schönes Rennen, ich wollte gewinnen und habe es geschafft”, erklärte Tirunesh Dibaba. Über 5.000 m hat die Äthiopierin nun sicherlich gute Chancen, ihren Titel zu verteidigen. Vor zwei Jahren wurde sie bei der WM in Paris als 17-Jährige die jüngste Goldmedaillengewinnerin in einer Einzeldisziplin in der Geschichte der WM. „Für die 5.000 m habe ich nun eine einfache Taktik: Ich renne einfach so schnell ich kann”, erklärte die Olympia-Dritte über 5.000 m, die bereits bei der Cross-WM im März beide Titel (Lang- und Kurzstrecke) gewonnen hatte.
„Ich bin froh, dass ich nicht überrundet wurde”, erklärte Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg), nachdem Tirunesh Dibaba auf der Zielgeraden bis auf rund 60 Meter an sie herangekommen war. „Mir war klar, dass es eine größere Gruppe von Läuferinnen geben würde, die sehr schnell laufen würden. Das war ein sehr starkes Feld. Ich hatte Pech, weil ich in der Nacht vor dem Rennen Halsschmerzen und einen Schnupfen bekam”, sagte Sabrina Mockenhaupt und fügte hinzu: „Ich bin froh, dass es vorbei ist.”
In den verschiedenen Vorläufen des ersten Tages hatte es zuvor eine große Überraschung gegeben: Mit Kenias Daniel Komen scheiterte ein 1.500-m-Läufer, der zu den Gold-Favoriten gezählt hatte. Der Sieger der Kenia-Trials war mit der zweitschnellsten Zeit des Jahres nach Helsinki gereist: 3:30,01 Minuten.
- Erschienen am 7. August 2005
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