Kipyego und Mockenhaupt laufen Topzeiten in Berlin

Von Jörg Wenig
Sabrina Mockenhaupt läuft deutsche Jahresbestzeit in Berlin. © Wolfgang Weising / Vattenfall Berliner Halbmarathon
Sabrina Mockenhaupt läuft deutsche Jahresbestzeit in Berlin. © Wolfgang Weising / Vattenfall Berliner Halbmarathon

Der größte deutsche Halbmarathon hat seine Position eindrucksvoll bestätigt: Bernard Kipyego (Kenia) und Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) hießen die Sieger beim Vattenfall Berliner Halbmarathon, für den alles zusammen 25.193 Athleten aus 85 Nationen gemeldet hatten. Darunter waren 21.725 Läufer über die 21,0975-Kilometer-Strecke. Am Sonntag gab es jedoch nicht nur einen Teilnehmerrekord, sondern auch nie zuvor erreichte Zuschauerzahlen: 170.000 Menschen feuerten die Athleten am Streckenrand an. Bernard Kipyego gewann das Rennen in der Weltklassezeit von 59:34 Minuten und lief eines der schnellsten Halbmarathon-Debüts aller Zeiten, während Sabrina Mockenhaupt ihre Bestzeit auf 68:45 steigerte und damit eine deutsche Jahresbestzeit aufstellte.

Bei idealen Temperaturen von rund 13° Celsius und trockenem Wetter war lediglich der leichte Wind etwas störend für die Topläufer. „Die Strecke ist wirklich schnell, aber der Wind war vor allem auf den ersten 10 Kilometern hinderlich”, erklärte Sabrina Mockenhaupt, die auch deswegen in der ersten Hälfte des Rennens noch etwas vorsichtiger anlief. Nach 32:50 Minuten hatte sie den 10-km-Punkt erreicht und war etwas langsamer als ursprünglich geplant. Zu diesem Zeitpunkt hatte Sabrina Mockenhaupt jedoch noch die Konkurrenz im Nacken: Die beiden Kenianerinnen Hellen Kimutai und Lydia Njeri ließen sich nicht so schnell abschütteln. „Dass die beiden lange Zeit mit mir liefen, hat mich etwas nervös gemacht. Da fehlt mir noch ein bisschen Routine”, sagte sie und fügte hinzu: „Ich wollte in Berlin natürlich gewinnen.”

Kurz vor Kilometer 15 fiel dann die Vorentscheidung: Sabrina Mockenhaupt hatte sich gelöst und vergrößerte fortan ihren Vorsprung. Mit 68:45 Minuten verbesserte sie am Ende ihre vor gut einem halben Jahr in Köln aufgestellte Bestzeit um sechs Sekunden. Die 28-Jährige gewann vor den Kenianerinnen Hellen Kimutai (69:27) und Lydia Njeri (70:08). Ihre Zeit ist die sechstbeste in der Geschichte des Vattenfall Berliner Halbmarathons. In der Jahresweltbestenliste steht sie damit auf Rang zehn. „Als ich gestern im Bett lag, habe ich mir überlegt, dass das gar nicht so einfach wird, meine Bestzeit von 68:51 Minuten zu unterbieten, denn das ist doch schon eine Hausnummer.”

Sabrina Mockenhaupt will sich nun über 10.000 Meter für die Weltmeisterschaften in Berlin qualifizieren. „Bezüglich der Qualifikationszeit von 31:45 Minuten mache ich mir jetzt nach dem guten Rennen in Berlin keine Sorgen mehr – ich bin sicher auf einem guten Weg.” In der Zukunft will sie auf jeden Fall auch beim Berlin-Marathon starten, aber in diesem Jahr wird das eher schwierig. Nach dem 10.000-m-WM-Rennen Mitte August in Berlin käme ein Marathonstart in der Hauptstadt am 20. September aller Voraussicht nach etwas zu früh.

Im Männerrennen bestimmten die Kenianer vom Start weg das Geschehen an der Spitze. Den 10-km-Punkt passierte eine größere Spitzengruppe nach 28:18 Minuten. Nach und nach fielen auf den folgenden Kilometern Läufer zurück, doch eine Vorentscheidung fiel erst drei Kilometer vor dem Ziel. Hier hatten sich die drei Kenianer Bernard Kipyego, Sammy Kosgei und Wilson Kipsang Kiprotich von der restlichen Konkurrenz gelöst. Immer schneller wurden dann die Kilometerabschnitte gelaufen. Doch auch bei einem famosen 2:45-Minuten-Tempo über 1.000 Meter fiel keiner der drei Führenden zurück. So wurde das Rennen erst in einem dramatischen Zielsprint entschieden: Dabei setzte sich mit dem 22-jährigen Bernard Kipyego ein Debütant in der fünftschnellsten Zeit des Jahres (59:34) vor seinen Landsleuten Sammy Kosgei (59:36) und Wilson Kipsang Kiprotich (59:38) durch. Vierter wurde der Kenianer Samuel Gichochi Mwangi in 59:55. Der Vattenfall Berliner Halbmarathon verzeichnete erstmals in seiner Geschichte in einem Rennen vier Zeiten unter einer Stunde. Damit war der Berliner Lauf zugleich das bisher zweitschnellste Rennen dieses Jahres weltweit. Die Kenianer belegten bei ihrer eindrucksvollen Vorstellung in Berlin gleich die ersten zehn Plätze. Und zum achten Mal in Folge stellten sie bei diesem Rennen nun schon den Sieger. Bester deutscher Läufer war auf der schnellen Strecke Markus Koch (TV 1848 Coburg) auf Platz 29 mit 68:42 Minuten.

Obwohl Bernard Kipyego noch nie zuvor einen Halbmarathon gelaufen war, gehörte er in Berlin zu den großen Favoriten. Denn vor zwei Jahren hatte der Kenianer einen starken dritten Platz bei den Cross-Weltmeisterschaften belegt. Ebenfalls 2007 erzielte er mit 26:59,61 Minuten eine Weltklassezeit über 10.000 m. „Vor dem Start dachte ich, meine Chancen auf Sieg stehen bei 50 zu 50, aber während des Laufes nahm meine Zuversicht zu”, erklärte Bernard Kipyego, der hofft, sich mit seinem Berliner Erfolg für die Halbmarathon-Weltmeisterschaften in Birmingham im Oktober qualifiziert zu haben.

Duncan Kibet gewinnt sensationellen Rotterdam-Marathon

Duncan Kibet wurde in Rotterdam zum zweitschnellsten Marathonläufer aller Zeiten. © www.photorun.net
Duncan Kibet wurde in Rotterdam zum zweitschnellsten Marathonläufer aller Zeiten. © www.photorun.net

Duncan Kibet triumphierte in einem ebenso dramatischen wie hochkarätigen Rotterdam-Marathon in der drittschnellsten Zeit aller Zeiten. Der Kenianer lief nach einem spannenden Zweikampf in 2:04:27 Stunden vor seinem zeitgleichen Landsmann James Kwambai ins Ziel. Das war nicht nur ein kenianischer Rekord, sondern auch eine Kursbestzeit. Kibet stellte zudem eine Jahresweltbestzeit auf und kam bis auf 28 Sekunden an den Weltrekord des Äthiopiers Haile Gebrselassie heran, der im vergangenen September in Berlin 2:03:59 Stunden gelaufen war.

Als Dritter erreichte in Rotterdam der Kenianer Abel Kirui in 2:05:04 Stunden das Ziel, Vierter wurde sein Landsmann Patrick Makau Musyoki, der sein Debüt in ausgezeichneten 2:06:14 beendete. Fünfter wurde dann mit etwas Abstand Jackson Kipkoech mit 2:08:54. Gemessen an den ersten drei beziehungsweise vier Zeiten war dieser Rotterdam-Marathon der höchstklassige aller Zeiten. Zwei Läufer unter 2:04 Stunden hatte es in der Marathongeschichte zuvor nur einmal gegeben: In Berlin 2003, als Paul Tergat den Weltrekord auf 2:04:55 Stunden geschraubt hatte und dabei eine Sekunde vor seinem Landsmann Sammy Korir gewonnen hatte. Es war jener kenianische Rekord von Tergat, den Duncan Kibet nun in Rotterdam gebrochen hat. Schneller als Duncan Kibet war überhaupt nur Haile Gebrselassie, der neben seinem aktuellen Weltrekord 2007 in Berlin bereits 2:04:26 Stunden gelaufen war.

Angesichts der sensationellen Ergebnisse bei den Männern, die begünstigt wurden durch perfekte Wetterbedingungen, geriet das Frauenrennen etwas in den Hintergrund. Hier siegte die Russin Nailya Yulamanova in 2:26:30 Stunden.

Entscheidend für die schnellen Männerzeiten war wie bei den beiden Weltrekorden von Haile Gebrselassie in Berlin 2007 und 2008 eine hervorragende Tempoarbeit bis jenseits der 30-km-Marke. In Rotterdam war es Wilson Chebet (Kenia), der die vierköpfige Führungsgruppe mit Kibet, Kwambai, Kirui und Makau Musyoki nach 1:28:51 Stunden durch die 30-km-Marke führte und dann noch bis Kilometer 32 durchhielt. Zuvor hatte eine größere Gruppe die Halbmarathonmarke nach 1:02:35 Stunden erreicht.

Auf den letzten 10 Kilometern verlor dann zunächst Makau Musyoki und anschließend Kirui den Kontakt zur Spitze, an der Kwambai das Tempo bestimmte und fast schon wie der Sieger aussah. Im vergangenen Herbst hatte der Kenianer sich beim Berlin-Marathon ein starkes Duell mit Haile Gebrselassie geliefert und war in 2:05:36 Zweiter, nun führte er in der Schlussphase in Rotterdam teilweise mit ein paar Metern Vorsprung. Doch Duncan Kibet kam wieder an den Führenden heran und überspurtete ihn auf den letzten Metern. Erst vor einem Jahr war der heute 30-Jährige sein Marathondebüt in Wien gelaufen. Dabei wurde er hinter Abel Kirui in 2:08:33 Stunden Zweiter. Dann steigerte er sich im November als Sieger des Mailand-Marathons auf die dortige Kursrekordzeit von 2:07:53.

Im Frauenrennen führte lange Zeit die favorisierte Lydia Cheromei mit deutlichem Vorsprung vor Nailya Yulamanova. Doch im letzten Teil wurde die Kenianerin immer langsamer, so dass die Russin sie noch ein- und dann überholen konnte. In einer persönlichen Bestzeit von 2:26:30 siegte sie vor Lydia Cheromei (2:28:09) und Adriana Pirtea (Rumänien/2:36:36).

Vincent Kipruto bricht Streckenrekord beim Paris-Marathon

Der Start zum Paris-Marathon mit über 30.000 Läufern. © Paris-Marathon
Der Start zum Paris-Marathon mit über 30.000 Läufern. © Paris-Marathon

Mit einem Paukenschlag endete der erste der großen Frühjahrs-Marathonläufe am Sonntagmorgen in Paris: Der Kenianer Vincent Kipruto gewann das Rennen in 2:05:47 Stunden und wurde damit zu diesem Zeitpunkt zum sechstschnellsten Marathonläufer aller Zeiten. Es war zudem die achtbeste Zeit aller Zeiten. Das Frauenrennen gewann die Äthiopierin Atsede Bayisa in 2:24:42 Stunden. Das ist die viertschnellste Zeit des Jahres bisher. Bei sehr gutem, kühlem Laufwetter gingen in Paris über 30.000 Läufer an den Start.

Der erst 21-jährige Sieger Vincent Kipruto war mit einer persönlichen Bestzeit von 2:08:16 Stunden, die er im vergangenen Jahr als Dritter des Reims-Marathons aufgestellt hatte, nach Paris gereist. Nun steigerte er sich auf sehr hohem Niveau um fast drei Minuten. Das Rennen war von Beginn an schnell. Eine achtköpfige Spitzengruppe erreichte die Halbmarathonmarke nach 62:46 Minuten.

Einer nach dem anderen fiel dann aus der Führungsgruppe heraus. Doch die Entscheidung fiel erst bei Kilometer 39. Hier gelang es Vincent Kipruto auch seinen letzten Verfolger hinter sich zu lassen: den Äthiopier Bado Worku. Während der Kenianer mit 2:05:47 Stunden den sechs Jahre alten Streckenrekord seines Landsmannes Mike Rotich (2:06:33) deutlich verbesserte und für diese Leistung 50.000 Euro erhielt, rannten auch die hinter ihm platzierten Läufer noch hervorragende Zeiten. Gleich fünf weitere Athleten erreichten Ergebnisse von unter 2:07 Stunden.

In seinem Debüt kam der zweitplatzierte Bado Worku nach 2:06:15 Stunden ins Ziel. Dritter wurde der Kenianer David Kiyeng, der seine Bestzeit um fast eineinhalb Minuten auf 2:06:26 steigerte. Auf den nächsten Plätzen folgten Yemane Adhane (Äthiopien/2:06:30), Rachid Kisri (Marokko/2:06:48) und David Mandago (Kenia/2:06:53). Auch diese drei Läufer nutzten die optimalen Bedingungen jeweils für neue Bestzeiten.

Vergleichsweise nicht ganz so schnell war das Frauenrennen in Paris. Hier entwickelte sich in der Schlussphase des Rennens ein äthiopischer Dreikampf: Die spätere Siegerin Atseda Bayisa lief gemeinsam mit ihren Landsfrauen Aselefech Mergia und Ashu Kasim an der Spitze. Kasim fiel dann als erste zurück. Und am Ende des Rennens konnte sich Bayisa von der Debütantin Mergia lösen. Mit 2:24:42 steigerte auch die Siegerin ihre Bestzeit deutlich. Mit einer Zeit von 2:29:08 war die Äthiopierin nach Paris gekommen. Für ihren Sieg erhielt die 21-Jährige eine Prämie von 25.000 Euro. Den Streckenrekord von Marleen Renders (Belgien), die 2002 in 2:23:05 gewonnen hatte, konnte sie nicht gefährden.

Zweite wurde Aselefech Mergia mit 2:25:02 Stunden, Rang drei ging an Christelle Dauney mit 2:25:43. Die Französin hatte auf den letzten Kilometern noch Ashu Kasim (2:25:49) auf Rang vier verwiesen und war dann in Landesrekordzeit ins Ziel gestürmt. Fünfte wurde mit deutlichem Abstand Julia Muraga (Kenia/2:29:10).