Merga und Kosgei überzeugen beim Boston-Marathon
Der Äthiopier Deriba Merga und die Kenianerin Salina Kosgei haben die 113. Auflage des Boston-Marathons gewonnen. Zugleich war das Traditionsrennen von Hopkinton ins Stadtzentrum von Boston der erste Lauf der World Marathon Majors (WMM) in diesem Jahr. Bei teilweise sehr windigen, aber trockenen Wetterbedingungen lief der Äthiopier 2:08:42 Stunden und gewann vor dem Kenianer Daniel Rono (2:09:32). In einem vergleichsweise deutlich langsameren, taktischen Frauenrennen triumphierte Salina Kosgei in einem packenden Spurtduell in 2:32:16 Stunden mit einer Sekunde Vorsprung vor der Titelverteidigerin Dire Tune (Äthiopien). Die Hoffnungen auf den ersten US-Sieg seit fast 25 Jahren erfüllten sich auf der schwer zu laufenden, welligen Strecke an der amerikanischen Ostküste nicht. Allerdings schlugen sich sowohl Ryan Hall als auch Kara Goucher beachtlich. Beide belegten jeweils dritte Plätze in 2:09:40 beziehungsweise 2:32:25 Stunden. 26.331 Läufer, die zweithöchste Zahl in der Geschichte des Rennens, hatten für den 113. Boston-Marathon gemeldet. Eine halbe Million Zuschauer feuerten die Athleten an.
Möglicherweise war es noch etwas Unerfahrenheit, die den Amerikanern Hall und Goucher zum ganz großen Triumph fehlte. Denn beide leisteten auf der schweren Strecke viel Führungsarbeit. Ryan Hall war es, der bei den Männern, die 28 Minuten nach den Frauen gestartet waren, für ein furioses Anfangstempo sorgte und das Rennen zunächst enorm schnell machte. Nach 14:33 Minuten waren die ersten fünf Kilometer gelaufen – eine Zwischenzeit, die gut gewesen wäre für ein nie gesehenes Ergebnis von unter 2:03 Stunden! Doch das konnte auf der hügeligen Strecke von Boston nicht gut gehen. Ryan Hall hatte kurz vor der 5-Kilometer-Marke die Pace etwas gedrosselt. Durch seinen Vorstoß waren nur noch zwölf Läufer in der Führungsgruppe, die dann die Halbmarathonmarke nach 63:38 Minuten erreichte. Zu diesem Zeitpunkt lief der vierfache Boston-Sieger und Titelverteidiger Robert K. Cheruiyot an der Spitze des Feldes. Doch es war nicht sein Tag, denn der Kenianer bekam Rücken-Probleme und musste daher aus dem Rennen aussteigen.
Deriba Merga startete nach gut 26 km einen entscheidenden Vorstoß. Lediglich sein Landsmann Solomon Molla, der am Ende in 2:12:02 Siebenter wurde, und Daniel Rono, der in New York im vergangenen November Dritter gewesen war, gingen das Tempo von Merga zunächst noch mit. Doch beide fielen noch vor beziehungsweise an der 30-km-Marke (1:30:59 Stunden) zurück. Ryan Hall, der zwischenzeitlich auf Rang sechs zurückgefallen war, kämpfte sich immerhin noch auf Platz drei nach vorne. Fünfter hinter dem Äthiopier Tekeste Kebede (2:09:49) wurde der Frankfurt-Marathon-Sieger 2008, Robert Cheruiyot (2:10:06), der damit einmal mehr ein hochklassiges Rennen lief.
„Für mich begann das Rennen erst bei Kilometer 28 richtig. Es waren viele starke Athleten im Rennen, daher konnte ich mir auch später nicht sicher sein, dass ich gewinnen würde”, erklärte Deriba Merga, der bei Olympia im Marathon Platz vier belegt hatte und 2008 zudem in London mit 2:06:38 Stunden eine persönliche Bestzeit aufgestellt hatte. Im Januar hatte der 28-Jährige bereits den Houston-Marathon in der Kursrekordzeit von 2:07:52 Stunden gewonnen. Der Boston-Triumph, für den er ebenso wie die Siegerin Salina Kosgei 150.000 Dollar erhielt, ist der größte Erfolg seiner bisherigen Karriere.
Deriba Merga machte es damit Dire Tune nach, die im vergangenen Jahr ebenfalls erst in Houston und dann in Boston gewonnen hatte. Seine Landsfrau schien ihren knappen Spurtsieg aus dem Jahr 2008 wiederholen zu können, doch auf den letzten Metern eines dramatischen Zweikampfes wurde sie von Salina Kosgei noch abgefangen.
Ein sehr zurückhaltendes Tempo laufend, hatte eine große, zwölfköpfige Frauen-Spitzengruppe die Halbmarathonmarke nach 1:18:07 Stunden erreicht.
Nachdem sie zuvor schon mehrfach an der Spitze gelaufen war, forcierte Kara Goucher kurz vor der 30-km-Marke (1:50:52) das Tempo. Doch im Rennen gegen den Wind und über die Hügel wurde die Amerikanerin, die bei ihrem Debüt-Marathon in New York 2008 Dritte gewesen war, zwei Läuferinnen nicht los: Titelverteidigerin Dire Tune und Salina Kosgei. Bis zum letzten Kilometer hofften die Zuschauer auf den ersten US-Sieg seit 1985 (Lisa Weidenbach), doch auf der langen Zielgeraden auf der Boylston Street verließen Kara Goucher die Kräfte.
Im vergangenen Jahr hatte Dire Tune im bis dahin knappsten Finish in der Geschichte des Bostoner Frauenrennens mit zwei Sekunden Vorsprung gewonnen. Dieses Mal nun war es noch knapper und die Äthiopierin die Geschlagene. Neun Sekunden hinter der Siegerin erreichte Kara Goucher das Ziel, gefolgt von Bezunesh Bekele (Äthiopien/2:33:08) und Helena Kirop (Kenia/2:33:24). „Dieser Sieg hat für mich eine große Bedeutung, denn der Boston-Marathon hat in Kenia einen hohen Stellenwert”, sagte Salina Kosgei, die 2006 beim Berlin-Marathon in 2:23:22 Zweite gewesen war, und fügte hinzu: „Ich wusste, dass es ein enges Rennen werden würde und habe am Schluss einfach alles versucht.”
Ergebnisse, Männer:
1. Deriba Merga (ETH) 2:08:42
2. Daniel Rono (KEN) 2:09:32
3. Ryan Hall (USA) 2:09:40
4. Tekeste Kebede (ETH) 2:09:49
5. Robert Cheruiyot (KEN) 2:10:06
6. Gashaw Asfaw (ETH) 2:10:44
7. Solomon Molla (ETH) 2:12:02
8. Evans Cheruiyot (KEN) 2:12:45
9. Stephen Kiogora (KEN) 2:13:00
10. Timothy Cherigat (KEN) 2:13:04
Frauen:
1. Salina Kosgei (KEN) 2:32:16
2. Dire Tune (ETH) 2:32:17
3. Kara Goucher (USA) 2:32:25
4. Bezunesh Bekele (ETH) 2:33:08
5. Helena Kirop (KEN) 2:33:24
6. Lidiya Grigoryeva (RUS) 2:34:20
7. Atsede Habtamu (ETH) 2:35:34
8. Colleen S. De Reuck (USA) 2:35:37
9. Alice Timbilili (KEN) 2:36:25
10. Alina Ivanova (RUS) 2:36:50
- Erschienen am 20. April 2009