Robert Cheruiyot gewinnt zum vierten Mal in Boston
Robert Cheruiyot hat zum vierten Mal den Boston-Marathon gewonnen. In beeindruckender Manier bestimmte der Kenianer die 112. Auflage des Rennens von der Spitze weg und erreichte bei recht guten Witterungsbedingungen, jedoch zeitweiligem Wind, eine Zeit von 2:07:46 Stunden. Gemessen an der zwar abfallenden aber trotzdem schwer zu laufenden, hügeligen Strecke ist das eine hervorragende Zeit. Nur dreimal war der Sieger in der langen Geschichte des Boston-Marathons zuvor schneller. Robert Cheruiyot selbst stellte vor zwei Jahren mit 2:07:14 Stunden den aktuellen Streckenrekord auf. In einem packenden Duell setzte sich bei den Frauen die Äthiopierin Dire Tune mit 2:25:25 Stunden durch. Zwei Sekunden später überquerte Alevtina Biktimirova (Russland) den Zielstrich.
Die beiden Sieger erhielten in Boston ein Rekordpreisgeld: Kurzfristig hatten die Veranstalter die Siegprämie auf 150.000 Dollar erhöht. Rund eine halbe Million Zuschauer feuerten die Läufer auf den legendären 42,195 km von Hopkinton nach Boston an. 25.283 Läufer hatten für den Klassiker gemeldet, darunter 10.439 Frauen. 21.963 erreichten das Ziel.
In einem gemächlichen Tempo hatten die Topläufer das Rennen begonnen: Nach 15:36 Minuten passierte die Spitzengruppe die 5-km-Marke. Danach wurde es jedoch zunehmend schneller. Und immer wieder war es der 29-jährige Robert Cheruiyot, der schon in einer relativ frühen Phase auf das Tempo drückte. Bei 15 km (45:03) war die Topgruppe plötzlich auf Kurs für einen neuen Streckenrekord von unter 2:07 Stunden. Durch die enorm schnelle Pace reduzierte sich die Läuferzahl an der Spitze aber zusehends: An der Halbmarathonmarke (Durchgangszeit: 63:07) konnten nur noch fünf Läufer mit Cheruiyot mithalten: Abderrahime Bouramdane (Marokko), der am Ende in 2:09:04 Stunden Zweiter wurde, James Kwambai, James Macharia (beide Kenia), Kasime Adillo und Tesfaye Girma (beide Äthiopien).
Als es in die berüchtigten Hügel des Boston-Marathon-Kurses ging, war Robert Cheruiyot bereits alleine an der Spitze und vergrößerte seinen Vorsprung ständig. Kilometer 30 erreichte der Titelverteidiger nach 1:29:11 Stunden. Sein Tempo lief nun auf ein Ergebnis von knapp unter 2:06 Stunden hinaus. Doch am Heartbreak Hill, zehn Kilometer vor dem Ziel, wurde auch der erste Sieger der World Marathon Majors (Serie 2006 – 2007) langsamer. „Wenn man alleine laufen muss, wird man irgendwann müde“, sagte Robert Cheruiyot. „Aber ich wusste, dass es für den Sieg reichen würde.“
Robert Cheruiyot gehört zur Trainingsgruppe des Italieners Gabriele Rosa und seines Sohnes Federico. Einer seiner Trainingspartner ist Martin Lel, der acht Tage zuvor den London-Marathon gewonnen hatte. Die Gruppe trainierte in der Vorbereitung auf die April-Marathonrennen zeitweilig in Namibia, um Gefahren bei den Unruhen in Kenia aus dem Weg zu gehen. „Ich hatte Glück, dass ich mein Training in einem friedlichen Land fortsetzen konnte“, sagte Robert Cheruiyot, der nun hofft, dass ihn der kenianische Verband für den olympischen Marathon nominieren wird.
Bei den Frauen war die Siegzeit nicht ganz so hochkarätig, das Rennen jedoch umso dramatischer. An der Halbmarathonmarke lag immer noch eine zehnköpfige Gruppe an der Spitze. Die Zwischenzeit war mit 1:14:45 Stunden allerdings auch nicht besonders aufregend. Es war dann Jelena Prokopcuka (Lettland), die in den Jahren 2006 und 2007 jeweils Platz zwei in Boston belegt hatte, die die Initiative ergriff. Für sie selbst ging diese Tempoverschärfung jedoch nach hinten los. Sie fiel bald zurück, und am Ende blieb ihr nur Rang vier in 2:28:12. Damit war sie aber immer noch deutlich schneller als die Titelverteidigerin Lidiya Grigoryeva (Russland), die lediglich Neunte wurde mit 2:35:37.
An der Spitze hatte immer wieder Alevtina Biktimirova das Tempo forciert. Doch eine Konkurrentin wurde die Russin, die 2005 den Frankfurt-Marathon in 2:25:12 gewonnen und 2007 in Honolulu triumphiert hatte, nicht los: Dire Tune. Die erst 22-jährige Äthiopierin, die bereits im Januar in Houston ihre Bestzeit und den Kursrekord auf 2:24:40 gesteigert hatte, konterte jede Tempoverschärfung. Schulter an Schulter rannten die beiden noch auf der langen Zielgerade. Erst als noch weniger als 400 Meter zu laufen waren, löste sich Dire Tune und siegte schließlich mit zwei Sekunden Vorsprung im engsten Finish, das es in Boston bei den Frauen bisher gegeben hat. „Ich bin nach Boston gekommen, um zu gewinnen. Das habe ich geschafft“, sagte Dire Tune.
Ergebnisse, Boston-Marathon:
Männer:
1. Robert Cheruiyot | KEN | 2:07:46 |
2. Abderrahime Bouramdane | MAR | 2:09:04 |
3. Khalid El Boumlili | MAR | 2:10:35 |
4. Gashaw Asfaw | ETH | 2:10:47 |
5. Kasime Adillo | ETH | 2:12:24 |
6. Timothy Cherigat | KEN | 2:14:13 |
7. Christopher Cheboiboch | KEN | 2:14:47 |
8. James Kwambai | KEN | 2:15:52 |
9. James Koskei | KEN | 2:16:07 |
10. Nicholas Arciniaga | USA | 2:16:13 |
Frauen:
1. Dire Tune | ETH | 2:25:25 |
2. Alevtina Biktimirova | RUS | 2:25:27 |
3. Rita Jeptoo | KEN | 2:26:34 |
4. Jelena Prokopcuka | LAT | 2:28:12 |
5. Askale Tafa Magarsa | ETH | 2:29:48 |
6. Bruna Genovese | ITA | 2:30:52 |
7. Nuta Olaru | ROM | 2:33:56 |
8. Robe Tola Guta | ETH | 2:34:37 |
9. Lidiya Grigoryeva | RUS | 2:35:37 |
10. Stephanie Hood | CAN | 2:44:44 |
- Erschienen am 22. April 2008