Geoffrey Mutai gewinnt mit Streckenrekordzeit in New York

Von Jörg Wenig
Geoffrey Mutai ist der erste Boston- und New York City-Marathon-Champion innerhalb des selben Jahres seit Rodgers Rops Siegen 2002. © www.PhotoRun.net
Geoffrey Mutai ist der erste Boston- und New York City-Marathon-Champion innerhalb des selben Jahres seit Rodgers Rops Siegen 2002. © www.PhotoRun.net

Bei sehr guten Witterungsbedingungen siegte der Kenianer Geoffrey Mutai auf der welligen Strecke des ING New York City-Marathons mit der Weltklassezeit von 2:05:06 Stunden. Er verbesserte damit den Kursrekord um 2:37 Minuten. Zweiter wurde der nicht mit dem Sieger verwandte Emmanuel Mutai (Kenia/2:06:28), Rang drei belegte Tsegaye Kebede (Äthiopien/2:07:13). Bei den Frauen setzte sich überraschend die Äthiopierin Firehiwot Dado in 2:23:15 durch. Die Favoritin, Mary Keitany (Kenia), wurde hinter Bizunesh Deba (Äthiopien/2:23:19) Dritte mit 2:23:38. Mehr als 47.000 Teilnehmer gingen bei der 42. Auflage des New York-Marathons an den Start. Sie wurden am Sonntag von Temperaturen von etwa zehn Grad Celsius, Sonnenschein und praktisch keinem Wind begrüßt.

Dass Geoffrey Mutai schnell laufen kann, hatte er in der Vergangenheit schon mehrfach gezeigt. 2010 steigerte er sich in Rotterdam zunächst auf 2:04:55 Stunden, dann lief er in Berlin 2:05:10 – beide Male wurde er jeweils von seinem Landsmann Patrick Makau knapp auf Platz zwei verwiesen. Im Frühjahr triumphierte der inzwischen 30-Jährige auf der hügeligen Strecke von Boston mit 2:03:02. Nun hat Geoffrey Mutai in New York seine Leistung aus dem April bestätigt.

Ohne Tempomacher erreichte die zehnköpfige Spitzengruppe die Halbmarathonmarke nach 63:17 Minuten. In der Folge wurde es etwas schneller und die ersten Läufer konnten das Tempo nicht mehr halten. Sieben Männer passierten dann den 30-Kilometer-Punkt nach 1:29:45 Stunden: Geoffrey und Emmanuel Mutai, der Debütant Matthew Kisorio (alle Kenia), der Titelverteidiger Gebre Gebremariam, Tsegaye Kebede (beide Äthiopien), Jaouad Gharib (Marokko) und der einzige nicht-afrikanische Läufer Meb Keflezighi (USA). Doch diese Gruppe blieb nur noch kurze Zeit zusammen. Denn etwa zehn Kilometer vor dem Ziel zog Geoffrey Mutai das Tempo deutlich an und riss damit die Gruppe auseinander. Zunächst konnten Tsegaye Kebede, Gebre Gebremariam und Emmanuel Mutai noch mithalten, doch dann setzte sich der Boston-Sieger entscheidend ab. An der 40-km-Marke (1:58:42) hatte er bereits einen Vorsprung von 55 Sekunden auf seinen Namensvetter und Tsegaye Kebede, die um Platz zwei kämpften. Auch im sehr welligen Central Park ließ Geoffrey Mutai auf den letzten Kilometern nicht nach.

Hinter dem Sieger Geoffrey Mutai (2:05:06), Emmanuel Mutai (2:06:28) und Tsegaye Kebede (2:07:13) belegten Gebre Gebremariam (2:08:00), Jaouad Gharib (2:08:27) und Meb Keflezighi (2:09:13) die nächsten Plätze. Der US-Amerikaner wird am 14. Januar an den US-Olympia-Ausscheidungen im Marathon in Houston teilnehmen. Nur die ersten drei qualifizieren sich dort für London 2012. Der Schweizer Marathon-Europameister Viktor Röthlin belegte in New York Rang elf in 2:12:26 Stunden.

„Auch wenn ich gewonnen habe, war das nicht leicht“, erklärte Geoffrey Mutai und fügte hinzu: „Ich wollte nicht an einem bestimmten Punkt die Führung übernehmen, ich bin einfach nur mein Tempo gelaufen.“ Zum ersten Mal seit zehn Jahren gab es in New York wieder einen Kursrekord bei den Männern. 2001 hatte der Äthiopier Tesfaye Jifar in 2:07:43 Stunden gewonnen. Mehr zu Geoffrey Mutai können Sie in seinem Athlenprofil hier auf unserer Website erfahren.

Der zweitplatzierte Emmanuel Mutai wurde in New York zum neuen Gewinner der World Marathon Majors (WMM)-Serie 2010-2011. Während bei den Frauen die Russin Liliya Shobukhova bereits seit ihrem Erfolg in Chicago als Siegerin feststand, waren vor dem New York-Marathon noch vier Athleten im Rennen. Für den London-Marathon-Sieger Emmanuel Mutai war es auf den letzten Kilometern entscheidend, dass er Tsegaye Kebede hinter sich lassen konnte. Wenn der äthiopische Läufer Emmanuel überholt hätte, dann wäre Geoffrey Mutai nicht nur als Sieger des Rennens, sondern auch der WMM-Serie hevorgegangen.

Firehiwot Dado überrascht in New York. © www.PhotoRun.net
Firehiwot Dado überrascht in New York. © www.PhotoRun.net

Mary Keitany, die kenianische Weltrekordlerin über die Halbmarathon- und 25-km-Distanz, lief am Sonntag ihr drittes Rennen über die 42,195 km. Vor einem Jahr erreichte sie bei ihrem Debüt in ‚Big Apple’ als Dritte in 2:29:01 ein für sie sicherlich nicht zufriedenstellendes Ergebnis. Im April zeigte sie dann in London ihr Potenzial und gewann in 2:19:19 Stunden. Noch schneller wollte sie nun auf der New Yorker Strecke laufen. Mit Zwischenzeiten, die zum Teil sogar in den Bereich von Paula Radcliffes Weltrekord (2:15:25) gingen, überraschte sie die Konkurrenz und die Beobachter. Kilometer 10 passierte Mary Keitany nach 31:54 Minuten, den 15-km-Punkt erreichte sie in 47:59 Minuten und die Halbmarathonmarke nach 67:56. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie einen Vorsprung von 2:17 Minuten auf eine vierköpfige Verfolgergruppe mit den äthiopischen Läuferinnen Firehiwot Dado, Bizunesh Deba und Worknesh Kidane sowie der Boston-Marathon-Siegerin Caroline Kilel (Kenia). Auch diese Gruppe lief mit einer Zwischenzeit von 70:13 Minuten ein sehr hohes Tempo.

Nach einer Weltklasse-Zwischenzeit über 25 km (1:21:38) wurde Mary Keitany langsamer und der Vorsprung begann sich jenseits der 30 km-Marke (1:38:57) zu verkleinern. Für den folgenden 5-km-Abschnitt benötigte Mary gut 18 Minuten – damit lief sie plötzlich nur noch ein 2:32-Stunden-Tempo. Kurz vor der 40-km-Marke schlossen Firehiwot Dado und Bizunesh Deba zu ihr auf. Zunächst versuchte die kenianische Läuferin noch gegenzuhalten, doch einen Kilometer vor dem Ziel konnte sich Firehiwot Dado absetzen.

Hinter Firehiwot, die mit 2:23:15 den acht Jahre alten Streckenrekord von Margaret Okayo (Kenia/2:22:31) letztlich nicht verbessern konnte, Bizunesh Deba (2:23:19) und Mary Keitany (2:23:38) belegten Ana Dulce Felix (Portugal/2:25:40), Kim Smith (Neuseeland/2:25:46) und Caroline Kilel (2:25:57) die nächsten Plätze.

Jack Waitz, Gretes Ehemann, spricht bei der Eröffnungsveranstaltung des Marathons. © www.PhotoRun.net
Jack Waitz, Gretes Ehemann, spricht bei der Eröffnungsveranstaltung des Marathons. © www.PhotoRun.net

„Es war ein hartes Rennen mit einem für mich überraschenden Ausgang. Aber natürlich bin ich sehr froh“, erklärte die 27-jährige Äthiopierin, die in New York den größten Sieg ihrer Karriere feierte. Firehiwot Dado hatte in den Jahren 2009 bis 2011 dreimal in Folge den Rom-Marathon gewonnen und ihre persönliche Bestzeit dabei in diesem Frühjahr auf 2:24:13 gesteigert.

Charity-Läufer konnten 2010 beim New York City Marathon 30,8 Millionen US-Dollar (etwa 22,4 Millionen Euro) für einen guten Zweck sammeln. In diesem Jahr nahmen 210 Organisationen am offiziellen Wohltätigkeits-Programm des Rennens teil. Dazu zählt unter anderem die Initiative ‚Team for Kids’, deren Ziel es ist, die körperliche Fitness von Kindern zu fördern und sie in ihrer Entwicklung sowie beim Erreichen ihrer Ziele zu unterstützen. Seit seiner Gründung vor zehn Jahren konnte so mehr als 110.000 Kindern geholfen werden.

Der New York City-Marathon war in diesem Jahr Grete Waitz gewidmet. Die Norwegerin verstarb im Frühjahr nach einem langen Kampf gegen den Krebs. Kein Läufer, weder bei den Männern noch bei den Frauen, gewann öfter den New York City-Marathon als Grete – sie war insgesamt neun Mal siegreich. Mehr über Grete können Sie hier auf unserer Website nachlesen.