Sabrina Mockenhaupt: „Boston zu rennen, war ein Kindheitstraum“

Von Jörg Wenig
Sabrina „Mocki“ Mockenhaupt startet zum ersten Mal in Boston. © www.PhotoRun.net
Sabrina „Mocki“ Mockenhaupt startet zum ersten Mal in Boston. © www.PhotoRun.net

Sabrina Mockenhaupt startet am kommenden Montag beim traditionsreichen Boston-Marathon. Für die 32-jährige Läuferin der LG Sieg ist dies der erste Marathon im Ausland. Ihre beste Zeit über die 42,195 Kilometer erreichte sie 2010 in Berlin mit 2:26:21 Stunden. Auf der hügeligen Strecke in Boston ist es allerdings nicht leicht, eine Bestzeit zu laufen. Entscheidender ist bei dem World Marathon Majors (WMM)-Rennen die Platzierung. Vor ihrem Start gab Sabrina das folgende Interview:

Nach eineinhalb Jahren Marathon-Pause melden Sie sich in Boston über die 42,195 km zurück – warum ausgerechnet dort?

Sabrina Mockenhaupt: Ich möchte nicht den großen Druck haben, der sonst bei einem Start in Deutschland auf mir lastet. Ich stehe dort mehr im Fokus der Medien. In Boston kennt mich keiner, und ich kann mich in Ruhe in den letzten Tagen auf mein Rennen vorbereiten, ohne auf den Marathon-Messen zu stehen oder viele Interviews zu geben. Außerdem war es immer schon ein Kindheitstraum von mir, beim ältesten City-Marathon der Geschichte am Start zu sein!

Wie schätzen Sie die Konkurrenz bei diesem Word Marathon Majors-Rennen ein?

Sabrina: Die Konkurrenz ist stark, aber die interessiert mich nicht wirklich, da ich mein eigenes Rennen laufen und mich nicht all zu sehr auf die Konkurrenz konzentrieren werde. Wenn mein Rennen gut läuft, werde ich auch eine gute Platzierung erreichen!

Mit welchen Zielen gehen Sie in Ihren ersten Marathonlauf im Ausland?

Sabrina: Ich möchte das umsetzen, was ich in letzter Zeit trainiert habe, dann kommt der Rest von alleine. Deshalb möchte ich mich auch diesmal mit Prognosen zurückhalten.

Mit welcher Taktik werden Sie in den Boston-Marathon gehen, dessen Strecke zwar abfällt, aber aufgrund der Hügel trotzdem schwer ist?

Sabrina: Ich möchte versuchen, die erste Hälfte so gut es geht zu kontrollieren und nicht so schnell anzulaufen, damit ich noch genug Kraft für die zweite, schwierigere Hälfte und den berühmten Heartbreak Hill habe.

Mitte der 90er Jahre wurde der Boston-Marathon in den deutschen Medien aufgrund der Erfolge von Uta Pippig, die dort als erste Frau dreimal in Folge gewann, wahrgenommen wie nie zuvor. Sie waren damals eine Teenagerin. Haben Sie sich die Rennen im Fernsehen angesehen?

Sabrina: Ganz genau kann ich mich nicht daran erinnern, aber ich habe als Kind fast jedes Marathon-Rennen mit meinen Eltern geschaut und damals schon Uta Pippig nicht nur wegen ihrer besonderen Leistungen, sondern auch aufgrund ihrer positiven Ausstrahlung bewundert. Das hat aber keine Rolle bei meiner Entscheidung für Boston gespielt. Ich möchte gerne am Ende meiner Karriere sagen können, dass ich bei allen Majors-Rennen dabei gewesen bin.

Die schweren Hügel kommen im Fernsehen allerdings nicht so richtig heraus – wie haben Sie sich auf diese sicherlich entscheidenden Streckenabschnitte vorbereitet?

Sabrina: Ich habe sehr viel im profilierten Gelände bei uns im Siegerland trainiert und denke, dass mir die Strecke entgegen kommen wird.

Wie lief das Training für Boston, und was ist anders im Vergleich zu früheren Marathon-Vorbereitungen?

Sabrina beim New Yorker Halbmarathon im März. © www.PhotoRun.net
Sabrina beim New Yorker Halbmarathon im März. © www.PhotoRun.net

Sabrina:Wir haben im Januar und Februar den Fokus auf das Grundlagentraining gelegt und dann kamen schon die drei Rennen in Leverkusen, Dornstetten [Anm. d. Red.: Deutsche Cross-Meisterschaften] und New York. Die haben mir das nötige Selbstvertrauen gegeben. Diese Vorbereitung war schon sehr schwer, da wir hier im Siegerland noch immer mit den Auswirkungen des Winters zu kämpfen haben und ich nur im Januar im Süden war. Ich konnte dadurch sehr wenig auf der Bahn trainieren und bin sehr viel auf einer Straßenrunde in Siegen gelaufen. Das hat sich aber schon positiv auf meinen Straßenschritt ausgewirkt, also war es alles in allem eine gute Vorbereitung, bei der man ein wenig jonglieren musste.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit ihrem neuen Trainer Carsten Eich in der Praxis im Hinblick auf die räumliche Distanz?

Sabrina: Die funktioniert sehr gut. Ich habe einen Plan von ihm bekommen und muss natürlich sehr sorgfältig mein Training dokumentieren. Eine große Hilfe ist für uns dabei mein Polar-Trainingsprogramm, bei dem ich alle Herzdaten, Streckenprofile und genaue Zeiten an Carsten via Email schicken kann. Wir erarbeiten auch sehr viele Dinge gemeinsam, da ich bekanntlich auch meinen eigenen Kopf habe – aber ich bin Carsten dankbar, dass er mir hilft, auch im Straßenlauf richtig Fuß zu fassen, wo er bekanntlich sehr erfolgreich war. Wir telefonieren und analysieren sehr viel und ansonsten habe ich eine sehr hohe Eigenmotivation, um mein Training auch ohne tägliche Betreuung durchzuziehen. Laufen muss ich eh alleine!

In New York sind Sie im Halbmarathon so schnell gelaufen wie seit Jahren nicht mehr, 69:42 Minuten. Wie bewerten Sie diese Leistung im Hinblick auf Boston? Haben Sie dadurch Zuversicht gewonnen?

Sabrina: Auf jeden Fall! Die erste Hälfte in New York war auch sehr wellig und kräftezehrend. Das habe ich gut geschafft, und hinten raus konnte ich meine Konkurrenz sprichwörtlich einsammeln. Das wäre auch mein Wunschtraum für das Rennen in Boston.

Beginnt die Marathonkarriere von Sabrina Mockenhaupt vielleicht jetzt erst richtig in Boston?

Sabrina: Die Frage kann man eigentlich erst nach Boston beantworten. Mein Wunsch ist es, dass ich endlich noch mal zeigen kann, was in mir steckt und auch mal das Glück habe, am richtigen Ort zur richtigen Zeit mit der richtigen Form zu sein.