Bio-Lebensmittel müssen kein Vermögen kosten

Von Scott Douglas – einem preisbewussten Bio-Käufer – mit Dieter Hogen, Janett Walter und Uta Pippig
Auf dem Wochenmarkt gibt es oft günstige Bio-Angebote. © Betty Shepherd
Auf dem Wochenmarkt gibt es oft günstige Bio-Angebote. © Betty Shepherd

Viele Menschen würden gerne etwas für ihre Gesundheit tun und mehr Bio-Produkte essen, doch der Preis hält so manchen davon ab. In der Tat sind Lebensmittel aus biologischem Anbau meist teurer als solche, die aus konventionellem Anbau stammen. Zwar gibt es Ausnahmen, zum Beispiel ist der Preisunterschied bei Tomaten nicht sehr gravierend, doch für viele andere Produkte müssen wir oft erheblich tiefer in die Tasche greifen. Wie wäre es mit einer Weihnachtsgans vom Biohof? Für eine Bio-Gans dürfen Sie gut und gerne etwa 18 Euro pro Kilogramm hinblättern, frische deutsche Gänse aus konventioneller Aufzucht kosten pro Kilo etwa 12 Euro und tiefgefrorene Mastgänse (z.B. aus Frankreich) etwa sieben bis acht Euro.

Aber deswegen frustriert die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sagen: Biologisch angebaute Lebensmittel seien nur etwas für Wohlhabende – das ist auch keine Lösung! Wenn Sie ganz gezielt entscheiden, welche Lebensmittel aus biologischem Anbau stammen sollten und bei welchen es vielleicht nicht unbedingt notwendig istund Sie so ein paar kleine Änderungen bei Ihrer Ernährungsplanung vornehmenwerden Sie überrascht sein, wie viele gesunde Bio-Produkte Sie das ganze Jahr hindurch in Ihre Mahlzeiten integrieren können. Schauen wir uns gemeinsam einige Möglichkeiten an, das Budget für biologische Lebensmittel zu maximieren.

Direkt beim Bio-Bauern einkaufen

Mittlerweile gibt es auch hierzulande zahlreiche anerkannte Vertragspartner der großen ökologischen Anbauverbände: Bioland, Naturland oder Demeter, die nach strengen ökologischen Richtlinien produzieren. Diese Erzeuger vertreiben ihre eigenen oder zum Teil auch zugekaufte Bio-Produkte und bieten häufig einen so genannten Abo-Service an. Das heißt: Der Kunde bestellt eine Abo-Kiste nach seinen Bedürfnissen und erhält dann wöchentlich oder zweiwöchentlich eine Kiste mit Obst und Gemüse der Saison und auf Wunsch, Molkerei-, Getreide- oder Fleischprodukte. Dieser Service erspart ihm den Einkaufsweg und die Ware ist immer frisch. In der Regel kann der Kunde die Abo-Kiste jederzeit kündigen und geht keine weiteren Verpflichtungen ein. Viele Öko-Bauernhöfe bieten einen solchen Lieferservice bereits an. Adressen(1,2) finden Sie beispielsweise im Internet unter www.gemuesekiste.de und www.bioland.de. Oder fragen Sie einfach gezielt in Ihrer Region nach!

Die am stärksten belasteten Obst- und Gemüsesorten

Ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung, welche Obst- und Gemüsesorten bevorzugt aus biologischem Anbau stammen sollten, ist die Pestizidbelastung dieser Produkte, wenn sie aus konventionellem Anbau stammen.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit(3) lässt jährlich tausende Obst- und Gemüseproben auf Pestizide untersuchen. Nach Abschluss der Analysen werden die ausgewerteten Daten unter dem Titel „Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände“ veröffentlicht. Entsprechend dieser Liste, sollten Sie nach Möglichkeit folgende Produkte aus biologischem Anbau kaufen:

Obst und Gemüse mit den häufigsten Höchstwertüberschreitungen (in %):
frische Kräuter (8,5), Mangos (6,3), Bohnen mit Hülsen (5,3/z.B. Stangen- und Buschbohnen), Grünkohl (5,2), Spinat (5,2), Kräutertee (3,7), Paprika (3,3), Tee (3,2), Auberginen (2,3) und Rucola (2,3).

Darüber hinaus fielen Mandarinen, Rucola, Johannisbeeren, Erdbeeren, Tafeltrauben, Aprikosen, Orangen, Grünkohl, Kirschen, Himbeeren, Bananen, Feldsalat, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Zitronen wie auch Rosenkohl durch einen hohen Anteil an Proben mit geringen Rückständen mehrerer Pestizide auf einer einzelnen Frucht auf.

Geringere Belastungen weisen folgende Produkte auf:

Obst und Gemüse mit den wenigsten Höchstwertüberschreitungen (in %):
Grüner Salat (0), Pfirsiche (0), Bananen (0), Spargel (0), Pflaumen (0), Erbsen ohne Hülsen (0), Kiwis (0), Zuckermais (0), Heidelbeeren (0), Kaffeebohnen (0), Kopfkohl (0/z.B. Spitzkohl und Rotkohl), Rosenkohl (0), Pinienkerne (0), Tomaten (0,2), Kartoffeln (0,2), Erdbeeren (0,3) und Äpfel (0,3).

Äpfel sind ein gesunder und leckerer Snack... © Betty Shepherd
Äpfel sind ein gesunder und leckerer Snack… © Betty Shepherd

Diese Obst- und Gemüsesorten werden positiv bewertet, da die erlaubten Höchstwerte für Pestizidrückstände nur geringfügig überschritten werden. Dennoch können auch diese Lebensmittel mit kleineren Mengen an Pflanzenschutzmitteln belastet sein. So wurden beispielsweise in insgesamt 65,9% aller untersuchten Obst- und Gemüseproben Rückstände in überwiegend kleineren Mengen gefunden. Wenn es sich anbietet, wählen Sie auch hier die biologische Variante. Im Vergleich zu den höher belasteten Sorten, bestehen für den regelmäßigen Verzehr der Obst- und Gemüsesorten mit den wenigsten Höchstwertüberschreitungen jedoch geringere Bedenken.

Genauere Informationen erhalten Sie auf der Homepage des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.

Wochenmärkte – eine gute Alternative

Nicht überall steht ein Abo-Service zur Verfügung und nicht jeder ist von dieser Idee begeistert. Es gibt Menschen, die selbst entscheiden möchten, welche Lebensmittel in der folgenden Woche auf den Tisch kommen sollen. Außerdem – selbst der überzeugte Abo-Anhänger könnte hin und wieder des doch etwas eingeschränkteren Angebotes überdrüssig sein und möchte vielleicht gerne einmal etwas anderes als Kohlrabi und Karotten essen. Wenn Sie den größtmöglichen Teil Ihres Bedarfs an Obst und Gemüse auf dem Wochenmarkt kaufen, unterstützen Sie nicht nur die Erzeuger in Ihrer Region, sondern erhalten Bio-Ware ohne den Aufschlag, den Sie im Supermarkt zahlen müssten (der dort zwischen 5% und 100% liegen kann). Der Markt bietet nicht nur viel fürs Auge, sondern auch bei Gemüse und Obst eine riesige Auswahl. Die Händler verdienen ihr Geld durch den hohen Umsatz und bieten dementsprechend günstiger ihre Waren an.

Stammkunden haben auf dem Wochenmarkt außerdem den Vorteil, dass der Bauer sie kennt und ihnen die Ware vielleicht etwas billiger verkauft oder großzügiger abwiegt. Noch eine Möglichkeit, Obst und Gemüse günstiger zu bekommen: Gehen Sie erst kurz vor Geschäftsschluss auf den Markt. Oft sind die Anbieter froh, die restliche Ware noch los zu werden, bevor sie diese wieder in ihren Lagerräumen verstauen müssten, wo sie möglicherweise verderben würde.

Ernten Sie Ihr eigenes Obst und Gemüse

Wenn Sie genügend Platz, Zeit und die nötige Lust haben, dann bauen Sie Obst und Gemüse doch einfach selbst an. Sie werden überrascht sein, wie viel Sie dabei ernten und sparen können. Schon eine einzige gesunde Tomatenpflanze kann im Laufe ihres Lebens Früchte tragen, für die Sie im Supermarkt mehr als 150 Euro bezahlen würden. Auch Kräuter eignen sich besonders gut für den Eigenanbau, sie benötigen nur wenig Platz und sind eine echte Kostenersparnis. Doch einmal abgesehen vom Geld, gibt es etwas Besseres als Gemüse oder Kräuter aus dem eigenen Garten?

Tipps zum Obst- und Gemüseanbau im eigenen Garten können Sie beispielsweise im regelmäßig erscheinenden Gartenrundbrief des ökologischen Anbauverbandes Demeter nachlesen – im Internet zu bestellen unter www.gartenrundbrief.de.

Den Jahreszeiten folgen

Auch unsere Lebensmittelpreise richten sich nach Angebot und Nachfrage. So kostet beispielsweise ein Schälchen Bio-Erdbeeren im Januar (sofern man es im Naturkostladen überhaupt bekommt) ein kleines Vermögen, denn schließlich müssen die Früchte aus südlichen Gefilden zu uns transportiert werden. Während der Erdbeersaison hingegen (Mitte Juni bis Ende August), wenn die hiesigen Erdbeerfelder voll davon sind, kostet eine Schale Erdbeeren höchstens die Hälfte dieses Preises.

Ein Speiseplan, der überwiegend aus Obst und Gemüse der jeweiligen Saison besteht, wirkt sich in jedem Fall positiv auf Ihr „Bio-Budget“ und auf Ihre Geschmacksnerven aus. Und außerdem: sind „Wintererdbeeren“ wirklich so ein berauschendes Geschmackserlebnis?

Wenn Sie Ihr Obst und Gemüse ausschließlich beim Erzeuger, auf dem Wochenmarkt oder aus dem eigenen Garten beziehen, liegt es in der Natur der Sache, dass nur saisonale Erzeugnisse auf Ihren Tisch kommen. Doch daneben kann auch ein Blick in die Bio-Abteilung des Supermarktes lohnend sein. Vielleicht entdecken Sie dort unter den saisonalen Angeboten auch Produkte, denen Sie normalerweise gar keine Beachtung schenken würden. Machen Sie aus Ihrem Einkauf eine Entdeckungsreise: Schauen Sie sich das Angebot an, lassen Sie sich davon inspirieren und planen Sie erst dann Ihren Speiseplan. Im Sommer eher leichte, frische Gerichte und im Winter wärmende Suppen und Gratins – ganz im Rhythmus der Natur.

Kauf tierischer Produkte ist Vertrauenssache

John Bliss, Bio-Bauer im US-Bundesstaat Maine, meint: „Der Unterschied zwischen Tieren aus kontrollierter ökologischer Aufzucht und konventioneller Aufzucht ist deutlich größer als bei Obst und Gemüse aus biologischem und konventionellem Anbau.“ Bei Bananen beispielsweise gibt es kaum einen Unterschied zwischen dem biologischen und konventionellen Anbau. Bei Tieren hingegen ist das ganz anders.

Tiere aus kontrollierter ökologischer Aufzucht nehmen ausschließlich artgerechte Nahrung auf, während bei der konventionellen Aufzucht überwiegend Billigfuttermittel, einschließlich Zusätzen tierischer Herkunft, verfüttert werden. Diese kann der Verdauungsapparat der Tiere jedoch gar nicht verarbeiten. Den Tieren werden außerdem oftmals Hormone und Antibiotika verabreicht, um einerseits den Folgen der nicht artgerechten Ernährung entgegenzuwirken und andererseits eine schnellere Mästung zu erreichen. Aus diesen genannten Gründen ist es in jedem Fall sinnvoll, sich ausschließlich für Bio-Fleisch zu entscheiden.

Doch auch die besten Vorsätze geraten ins Wanken, wenn wir für ein Bio-Huhn mehr als 16 Euro bezahlen sollen. Dieser stolze Preis kann aber auch ein Anlass dafür sein, Fleisch nicht als Hauptbestandteil einer Mahlzeit, sondern eher als Beilage zu betrachten.

Fast so gut wie Bio

Zu guter Letzt: Auch bei konventionell angebautem Obst und Gemüse gibt es erhebliche Unterschiede. Bio-Bauer Bliss vertritt sogar die Auffassung, dass es besser ist, bei einem konventionellen Erzeuger aus der Region zu kaufen als bei einem der großen Bio-Betriebe. Diese Behauptung resultiert zum Teil aus ökologischen Überlegungen wie beispielsweise langen Transportwegen. Zum anderen sieht Bliss aber auch gesundheitliche Konsequenzen aufgrund logistischer Gegebenheiten der Landwirtschaft.

„Ein kleiner lokaler Landwirt, der einen konventionellen Anbau pflegt, wird sein Land nicht viel anders bearbeiten als ein Bio-Bauer“, meint Bliss. „Er weiß, dass er nur, sagen wir, zehn Hektar zur Verfügung hat und um die muss er sich bestmöglich kümmern. Deshalb wird er vermutlich nicht hingehen und seine Feldfrüchte wie wild mit Pestiziden besprühen. Tut er es dennoch, so läuft er Gefahr, dass sein Land von Schädlingen befallen wird, die resistent gegen die Pestizide sind. Doch normalerweise hat der Landwirt die innere Motivation, seine Erzeugnisse so natürlich wie möglich anzubauen.“

Mit den erwähnten Einkaufstipps können Sie also zu moderaten Preisen Bio-Lebensmittel einkaufen und dabei gutes Geld sparen: Besuchen Sie Wochenmärkte sowie kleine lokale Erzeuger und halten Sie sich an saisonale Angebote.

In Fitness und Gesundheit,

Ihr Take The Magic Step-Team

Quellenangaben

(1) Gemüsekiste: Die Direktvermarktung und der Lieferservice. www.gemuesekiste.de/index.cfm?page=direktvermarktung, Stand November 2011.

(2) Bioland: Bioland-Betriebe in Ihrer Region.
www.bioland.de/infos-fuer-verbraucher
, Stand November 2011.

(3) Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Kontrollprogramme, Auswertungen und Berichte zu Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebensmitteln. www.BVL.Bund.de, Stand November 2014.

Lesetipps:

  1. Utas Zusammenfassung für Eure Marathon-Vorbereitung. Teil III: Ernährung
  2. Beeren – farbenfrohe Früchte voller Geschmack und Vitalität

Aktualisiert am 26. Mai 2016
Aktualisiert am 29. November 2014
Aktualisiert am 24. November 2011
Erschienen im Dezember 2007