So bekommen Sie Achillessehnenverletzungen in den Griff

Von Dr. Thomas Michaud, der seit 1996 mit Uta zusammenarbeitet

Anatomie der Achillessehne
Arten der Verletzung: Insertionstendinitis (insertionale Tendinitis)
Arten der Verletzung: Paratenonitis
Arten der Verletzung: Non-insertionale Tendinosis
So vermeiden Sie Achillessehnenverletzungen

Trotz ihrer Breite und beträchtlichen Länge verletzen Läufer häufig ihre Achillessehne. In einer Studie von 69 Militärkadetten, die an einem sechswöchigen Grundlagen-Trainingsprogramm teilnahmen, das unter anderem Langstreckenläufe beinhaltete, zeigte sich, dass 10 von den 69 Kadetten an einer Überlastungsverletzung ihrer Achillessehne litten(1).

Das Auftreten dieser Art von Verletzung ist gut nachzuvollziehen, wenn man sich bewusst macht, wie stark Läufer diese Sehne beanspruchen. Während der Abdruckphase des Laufkreislaufs beispielsweise ist die Achillessehne einer Kraft ausgesetzt, die dem Siebenfachen unseres Körpergewichts entspricht(2). Das ist nahezu das Maximum an Belastung, dem die Sehne überhaupt standhalten kann, ohne zu reißen(3). Zu diesem hohen Belastungsgrad kommt hinzu, dass die Achillessehne mit zunehmendem Lebensalter beträchtlich schwächer wird. Somit ist es keine Überraschung, dass diese Sehne häufig verletzt wird.

Im Folgenden möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick über die funktionelle Anatomie der Achillessehne geben, um Ihnen ein besseres Verständnis der verschiedenen Arten von Achillessehnenverletzungen und den zugrunde liegenden Mechanismen zu ermöglichen. Anschließend werden wir Ihnen verschiedene Arten von Achillessehnenverletzungen sowie deren Behandlungsmethoden erläutern.

Anatomie der Achillessehne

Abbildung 1: Musculus gastrocnemius und Musculus soleus verbinden sich zur dicken Achillessehne.
Abbildung 1: Musculus gastrocnemius und Musculus soleus verbinden sich zur dicken Achillessehne.

Anatomisch gesehen besteht die Achillessehne aus den vereinten Sehnen des Musculus gastrocnemius (zweiköpfiger Wadenmuskel) und des Musculus soleus (Schollenmuskel). Ein kleiner, dünner Muskel namens Musculus plantaris (Fußsohlenmuskel) verläuft zwischen dem Gastrocnemius und dem Soleus, wird jedoch nicht wirklich als ein Teil der Achillessehne angesehen. Der Gastrocnemius ist der zweiköpfige Oberflächenmuskel, der sich wölbt, wenn Sie auf den Zehenspitzen stehen, während der Soleus tief unter dem Gastrocnemius liegt. Der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Muskeln ist, dass der Gastrocnemius seinen Ursprung über dem Kniegelenk hat, während der Soleus an der Rückseite des Beines und nicht über das Knie verläuft. Daher werden sie auf unterschiedliche Weise gedehnt und belastet.

Ungefähr zwölf Zentimeter über dem Ansatz der Achillessehne an der Fersenrückseite verbinden sich die Sehnen von Gastrocnemius und Soleus und bilden eine einzelne dicke Achillessehne (siehe Abb. 1). Diese vereinten Sehnen sind von einer Zellschicht umgeben, die sich Paratenon nennt. Diese hüllenähnliche Schicht ist reich an Blutgefäßen, die die Sehne mit Nährstoffen versorgen.

Die Sehne an sich besteht vorwiegend aus zwei Arten von Bindegewebe, die sich Typ-1-Kollagen und Typ-3-Kollagen nennen. In einer gesunden Achillessehne sind 95 Prozent des Kollagens (was 70 Prozent des Trockengewichtes der Sehne entspricht) vom Typ 1, das kräftiger und flexibler ist als das Typ-3-Kollagen. Es sind vor allem die starken Kreuzverbindungen und die parallele Anordnung des Typ-1-Kollagens, denen die Achillessehne ihre Kraft zu verdanken hat.

Die Achillessehne ist in ihrer Beschaffenheit einzigartig, da sie sich an dem Punkt, an dem sich Gastrocnemius und Soleus vereinen, plötzlich zu drehen beginnt. Sie vollzieht dabei eine 90-Grad-Rotation, bevor sie an der Fersenrückseite ansetzt.

Diese extreme Drehung verbessert die Effizienz des Laufens beträchtlich, da die Sehne dadurch wie eine Feder arbeiten kann: Sie fängt die Energie der Gravitationskräfte ab, die während der Anfangsphasen des Gangzyklus entstehen, und gibt diese in Form eines elastischen Rückstoßes während der Abdruckphase wieder zurück. Tatsächlich haben Studien belegt, dass der Gastrocnemius und der Soleus relativ wenig Arbeit während der Abdruckphase verrichten. Sie arbeiten nicht als kleine, den Körper vorwärts bewegende Motoren, wie zuvor angenommen worden war. Vielmehr scheint es, als wäre ihre Hauptaufgabe, die Enden der Achillessehne fest zusammen zu halten, so dass die Sehne selbst, ähnlich einem starken Gummiband, Kraft speichern und wieder abgeben kann.

Die Annahme, dass Muskeln vor allem dazu dienen, die Belastung von federähnlichen Sehnen auszugleichen, wurde erstmals in einer Studie von Roberts und Mitarbeitern belegt, die 1997 veröffentlicht wurde(4). Diese Wissenschaftler implantierten mit einem chirurgischen Eingriff spezielle Kristalle sowie einen Dehnungsmesser in den Gastrocnemius und die Achillessehnen von Truthähnen, die später auf Laufbändern rennen mussten.

Sie stellten fest, dass sich die Muskellänge, wenn die Truthähne schneller liefen, nicht signifikant veränderte (eine etwa siebenprozentige Änderung mit jedem Schritt) und dass die Muskeln gerade genug Kraft aufbrachten, um die Sehnen gedehnt zu halten und ihnen so zu ermöglichen, Energie zu speichern. Durch die Berechnung von Muskelaktivität und Kraftaufbringung zeigten die Wissenschaftler, dass Speicherung und Wiedererzeugung von Energie in den gedehnten Sehnen für mehr als 60 Prozent der Arbeit des Muskel-Sehnen-Komplexes verantwortlich sind.

Die Ergebnisse dieser Studie verdeutlichen, dass die federähnliche Bewegung der Achillessehne dazu dient, die Stoffwechselbeanspruchung beim Laufen durch eine Senkung der Muskelbelastung (die Kalorien benötigt, Wärme erzeugt und die Beseitigung von Schadstoffprodukten wie Laktat verlangt) zu vermindern. Durch ein passives Speichern und Wiederherstellen von Energie ermöglicht die Achillessehne dem Bein, wie ein effizienter Springstock zu funktionieren.

Verletzungen der Achillessehne

Trotz ihres einzigartigen Aufbaus und ihrer beträchtlichen Stärke wird die Achillessehne aufgrund der extremen Kräfte, denen sie ausgesetzt ist, häufig verletzt. Abhängig vom Ort der durch Überlastung entstehenden Achillessehnenverletzungen werden diese in verschiedene Kategorien unterteilt: Insertionstendinitis, Paratendinitis und non-insertionale Tendinosis (die freie Sehne betreffend).

Insertionstendinitis (Sehnenscheidenentzündung am Sehnenansatz)

Abbildung 2: Das Haglund-Syndrom bezieht sich auf einen hervorstehenden Knochen an der oberen Ferse. Eine Bursitis subachillea bildet sich oft zwischen dem Haglund-Syndrom und der Achillessehne.
Abbildung 2: Das Haglund-Syndrom bezieht sich auf einen hervorstehenden Knochen an der oberen Ferse. Eine Bursitis subachillea bildet sich oft zwischen dem Haglund-Syndrom und der Achillessehne.

Wie der Name bereits impliziert, liegt bei einer Insertionstendinitis eine Entzündung am Ansatzpunkt der Achillessehne an der Ferse vor. Diese Art der Verletzung tritt bei unbeweglichen Menschen mit hohem Fußgewölbe auf, vor allem, wenn bei ihnen ein so genanntes Haglund-Syndrom vorliegt. Hier zeichnet sich ein leicht vorstehender Knochen nahe dem Achillessehnenansatz an der Ferse ab. Da dort ebenfalls ein Schleimbeutel (Bursa) sitzt (eine Bursa ist ein kleines Säckchen mit Flüssigkeit, das das Reiben der Sehne am Knochen vermindert), kommt es häufig vor, dass mit der Insertionstendinitis eine Schleimbeutelentzündung einhergeht (siehe Abb. 2).

Bis vor kurzem nahm man an, dass sich eine Insertionstendinitis folgendermaßen entwickelt: Ein regelmäßig laufender Mensch mit einem verspannten Gastrocnemius-Soleus (diese Muskelgruppe ist oben erklärt), kann unter einer verstärkten Dehnungsbelastung leiden, die zum Riss der Achillessehne führt, wo die Zugkraft am stärksten ist.

Während dies ziemlich logisch erscheint, zeigten spätere Erkenntnisse, dass genau das Gegenteil der Fall ist(5). Wissenschaftler der University of North Carolina brachten Dehnungsmesser in verschiedenen Bereichen von sechs Achillessehnen verstorbener Tiere an und belasteten die Sehnen bei unterschiedlichen Winkelgraden des Knöchels.

Dabei stellten sie fest, dass der hintere Teil der Achillessehne einer weitaus größeren Belastung ausgesetzt ist (vor allem wenn der Knöchel nach oben bewegt wird), während der vordere Bereich der Sehne, der bei einer Insertionstendinitis am häufigsten verletzt wird, nur sehr gering belastet wurde. Die Autoren nehmen an, dass die geringe Belastung des vorderen Bereichs der Achillessehne (was sie einem spannungsabschirmenden Effekt zuschreiben) zu einer Schwächung dieses Bereiches führt und dieser schließlich nicht mehr in der Lage ist, seine normale Funktion zu erfüllen.

Daraus folgt, dass die Behandlung einer Insertionstendinitis darauf abzielen sollte, den vorderen Teil der Sehne zu stärken. Dies lässt sich durch eine Serie von exzentrischen Übungen mit Gewichten erzielen, die wir im Weiteren kurz beschreiben werden, und bei denen der Knöchel durch seinen gesamten Bewegungsradius geführt wird. Hierbei ist vor allem darauf zu achten, dass sich der Knöchel in maximaler Plantarflexion (das heißt, dass die Fußspitze nach unten abgesenkt ist) befindet, wie es beispielsweise beim Stehen auf den Zehenspitzen der Fall ist, da diese Position den vorderen Bereich der Sehne stärker belastet.

Neben den exzentrischen Übungen sind laterale Keileinsätze an den Fersen eine weitere Möglichkeit der Behandlung. Diese Keileinsätze, die man an die Außenseite der Innensohle klebt, werden gewöhnlich bei Menschen verwendet, die ein hohes Fußgewölbe haben. Sie dienen dazu, den Fuß nach innen zu pronieren (das heißt, einwärts zu drehen) und so die Dehnungsbelastung auf den gesamten Ansatz der Achillessehne zu verteilen.

Fersenkissen können ebenfalls in Erwägung gezogen werden. Dabei sollte man allerdings Vorsicht walten lassen. Diese können sich zwar zunächst gut anfühlen, doch die Wadenmuskulatur passt sich schnell ihrem verkürzten Zustand an, wodurch der positive Effekt dieser Einlagen reduziert wird. Darüber hinaus können diese Einlagen die Sesambeine (die kleinen Knochen unter dem inneren Vorderfuß) sowie die plantaren Faszien (ein starkes, faserartiges Bandgewebe auf der Unterseite des Fußes) belasten. Daher sollten sie nur mit Vorsicht verwendet werden, um eine Folgeverletzung zu umgehen.

Uta nutzt das Fußrollen, um verletzungsfrei zu bleiben. © Uta Pippig
Um zu vermeiden, dass sich die angespannten Waden diesen Fersenkissen anpassen, können Sie die Wadenmuskulatur durch sanfte Dehnungsübungen verlängern. Hierbei können die Knie sowohl gestreckt als auch gebeugt sein, um den Gastrocnemius beziehungsweise den Soleus zu dehnen.

Die Dehnung sollte nur sanft erfolgen, etwa 35 Sekunden lang gehalten und alle paar Stunden wiederholt werden. Eine zu aggressive Dehnung kann den Sehnenansatz beschädigen, da der Zug hier zu stark wäre. Sollte die Unbeweglichkeit der Wade zu extrem sein und nicht auf die Dehnung ansprechen, empfehlen wir Ihnen einen orthopädischen Fersenschuh beziehungsweise eine Fersenstütze für die Nacht. Diese Hilfsmittel werden bei einer plantaren Fasciitis eingesetzt und üben während des Schlafes eine sanfte, lang anhaltende Dehnung auf den Fuß aus. Darüber hinaus sind sie sehr effektive Mittel zur Verbesserung Ihrer Wadenbeweglichkeit.

Die letzte Überlegung bei der Behandlung einer Insertionstendinitis betrifft die Vorwärtsneigung des Fersenteiles eines Sportschuhs (das ist der hintere obere Anteil des Sportschuhs, der die Achillessehne berührt). In den letzten Jahren haben viele Sportschuhhersteller den vorderen Bereich des Fersenteiles aus unerfindlichen Gründen mit einer Vorwärts-Neigung versehen, was zur Folge hat, dass diese herausragt und direkt in die Achillessehne drückt. Das wiederum ruft eine chronische Entzündung hervor, vor allem, wenn ein Haglund-Syndrom vorliegt.

Dem können Sie Abhilfe schaffen, indem Sie nach Sportschuhen Ausschau halten, die den Achillessehnenansatz nicht berühren.

Eine einfache Alternative ist, die hintere obere Schicht des Fersenteiles herauszuschneiden, so dass diese die Sehne nicht mehr berührt. Dies ist weniger schwierig, als es klingt und ein scharfes Brotmesser müsste dafür ausreichen. (Bitte beachten Sie: Halten Sie die Sportschuhe und das Messer von sich weg, wenn Sie den Schnitt machen.) Ich entferne gewöhnlich das obere Drittel des Fersenteiles.

Paratendinitis, Paratenonitis

Eine weitere Art der Achillessehnenverletzung durch Überlastung ist die Paratenonitis. Bei dieser Verletzung, die sehr häufig bei Läufern auftritt, kommt es zu einer entzündlichen Reaktion in der äußeren Zellhülle, des Sehnengleitgewebes (»Paratendineum, -tenonium«), die die Sehne umgibt. Menschen mit übermäßiger Pronation sind besonders davon betroffen, da eine schnelle Pronation eine peitschende Bewegung erzeugt, die die Sehnenhülle (vor allem die Innenseite) beschädigen kann.

Das erste Anzeichen dieser Verletzung ist ein spürbarer Knoten, der sich etwa fünf Zentimeter über dem Achillessehnenansatz als Folge eines Mikrotraumas lokal bildet. Wenn Sie dennoch weiter laufen, vergrößert sich der Knoten und wird schließlich so schmerzhaft, dass das Laufen nicht mehr möglich ist.

Für eine effektive Behandlung einer Achilles-Paratenonitis sollten Sie so schnell wie möglich versuchen, die Schwellung mit Eisbeuteln zu reduzieren. Wenn bei Ihnen eine starke Pronation vorliegt, sollten Sie einen Turnschuh tragen, der Ihre Bewegung kontrolliert und unterstützt. Darüber hinaus sollten Sie orthopädische Einlagen für Ihre Schuhe in Erwägung ziehen. Ein orthopädischer Fersenschuh bzw. eine Fersenstütze für die Nacht ist ebenfalls effektiv. Durch beide Hilfsmittel kann das Gewebe, das in einer gedehnten Position immobilisiert wird, schneller verheilen.

Bei rechtzeitiger Diagnose und entsprechender Behandlung ist eine Achilles-Paratenonitis keine schwerwiegende Angelegenheit. Bleibt sie jedoch unbehandelt, kann sich diese Verletzung zu einer klassischen non-insertionalen Tendinosis entwickeln. Bei dieser kommt es zu einer Degenerierung der Sehne ungefähr drei bis fünf Zentimeter über dem Sehnenansatz an der Ferse. Aufgrund der schlechten Blutzufuhr in diesem Bereich der Sehne, ist dieser sehr verletzungsanfällig und heilt in der Regel sehr langsam.

Non-insertionale Tendinosis (die freie Sehne betreffend)

Im Gegensatz zur Insertionstendinitis (insertionalen Tendinitis) und der Paratenonitis liegt bei einer non-insertionalen Tendinosis keine Entzündung vor (das Suffix „osis“ steht für eine krankhafte Degeneration, während „itis“ für Entzündung steht). Scheinbar schleusen sich Zellen wie Fibroblasten (faserbildende Bindegewebszellen) als Reaktion auf immer wiederkehrende Traumata vom Laufen in die Sehne ein. Hier beginnen sie während des Versuchs, die verletzte Region zu heilen, Kollagen herzustellen.

Im Anfangsstadium der Sehnenheilung produzieren die Fibroblasten fast ausschließlich Typ-3-Kollagen. Dies genügt, um die Funktionstüchtigkeit der Sehne wieder herzustellen. Im Vergleich zum Typ-1-Kollagen, das sich in gesunden Sehnen befindet, ist das Typ-3-Kollagen jedoch relativ schwach und unbeweglich. Wenn die Heilung gut verläuft, steigt die Zahl der Fibroblasten und die Kollagenproduktion wird von Typ 3 auf Typ 1 umgestellt.

Leider geben viele Läufer ihrer Achillessehne nicht genug Zeit zur Regeneration, was bis zu sechs Monate dauern kann. Dadurch kann es zu einer Reihe von kleinen partiellen Rissen kommen, die paradoxerweise die Sehne verlängern und so zu einem größeren Bewegungsradius nach oben am Knöchel führen. An diesem Punkt ist der Schmerz so beträchtlich, dass der Athlet in der Regel das Laufen vollständig einstellen muss.

Zahlreiche Faktoren begünstigen die Entstehung einer non-insertionalen Tendinosis. In der eingangs erwähnten Studie an Militärrekruten zeigten die Rekruten, die Achillessehnenverletzungen entwickelten, eine zu große Beweglichkeit – ihre Knöchel-Dorsalflexion, das heißt ihre Anhebung der Fußspitze, war größer als 10 Grad – sowie eine Wadenschwäche. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese zwei Faktoren eine peitschende Bewegung hervorrufen, die die geschwächten Sehnen beschädigen kann.

Das Positive an einer non-insertionalen Tendinosis ist, dass es eine Behandlungsmethode gibt, die enormen Erfolg bei einigen der schlimmsten Verletzungen gezeigt hat. Dazu gehören exzentrische Übungen mit schweren Lasten. Hier ein Beispiel: Sie stehen mit einem Rucksack auf dem Rücken auf einer Stufe und belasten nur die Fußballen mit Ihrem ganzen Körpergewicht, während Ihre Fersen in der Luft sind. Daraufhin heben Sie beide Fersen so weit wie möglich an und nehmen dann Ihr unverletztes Bein von der Stufe. Das verletzte Bein wird daraufhin schrittweise gesenkt.

Dann setzen Sie Ihr unverletztes Bein wieder auf der Stufe ab und heben erneut beide Fersen so weit wie möglich an. In dieser Art sollten Sie drei Sätze à 15 Wiederholungen zweimal täglich absolvieren. Wir empfehlen zudem, die Knie bei der Durchführung der Übung abwechselnd mal gestreckt und gebeugt zu halten.

In einer zwölfwöchigen Studie von 15 Freizeitläufern mit chronischer non-insertionaler Tendinosis konnten schwedische Wissenschaftler eine hundertprozentige Erfolgsquote bei der Behandlung dieser schwierigen Verletzung(6) erzielen. Diese Erfolgsquote ist besonders beeindruckend, wenn man bedenkt, dass die untersuchten Athleten höheren Alters waren (im Durchschnitt 45), seit fast zwei Jahren Symptome gezeigt hatten und bis dahin alle vorausgegangenen Behandlungsmethoden wie beispielsweise nonsteroide, entzündungshemmende Medikamente, orthopädische Einlagen und Physiotherapie fehlgeschlagen waren.

Neben den exzentrischen Übungen mit schweren Lasten ist die Tiefenmassage eine weitere effektive und gängige Methode zur Verbesserung der Achillessehnen-Funktion. Dahinter steht der Gedanke, dass eine intensive Massage die schwächeren Typ-3-Kollagenfasern zerstört und damit die Durchblutung sowie schließlich die Heilung fördert.

Um diese Theorie zu überprüfen, haben Wissenschaftler des Biomechanischen Labors der Ball State University(7) die Achillessehnen von Ratten, die in verschiedene Gruppen unterteilt wurden, beschädigt. In einer Gruppe wurden die Ratten am 21., 25., 29. sowie 33. Tag nach der Verletzung drei Minuten lang mit einer intensiven Tiefenmassage behandelt. Eine andere Gruppe von Ratten diente als Kontrollgruppe. Eine Woche später wurden die Sehnen beider Gruppen im Licht- und Elektronenmikroskop untersucht. Es war keine Überraschung, dass die Sehnen, die eine Tiefenmassage erhalten hatte, eine erhöhte Zahl an Fibroblasten aufwiesen, was die Heilungschancen der Sehnen deutlich verbesserte.

Eine technisch anspruchsvollere Methode der Zerstörung von Narbengewebe ist die extrakorporale Stoßwellentherapie. Bei dieser Technik wird von einer teuren Maschinerie Gebrauch gemacht, die die Achillessehne mit hochfrequenten Schallwellen bestrahlt. Studien haben gezeigt, dass die extrakorporale Stoßwellentherapie und exzentrische Übungen mit schweren Lasten vergleichbare Ergebnisse bei der Behandlung der non-insertionalen Tendinosis erzielen(8). Daher sollte diese teure Behandlungsmethode nur in Betracht gezogen werden, wenn andere konventionelle Methoden keinen Erfolg gebracht haben.

So können Achillessehnenverletzungen vermieden werden

Abbildung 3: Übungen für den langen Zehenbeuger: Stellen Sie Ihren Fuß längs auf ein Thera-Band. Legen Sie es unter den zweiten bis fünften Zeh (siehe Abbildung) und greifen Sie das freie Ende des Bandes mit Ihrer gegenüberliegenden Hand (die auf Ihrem Knie aufliegt). Drücken Sie das Thera-Band mithilfe Ihrer Zehen nach unten. Absolvieren Sie drei Sätze à 40 Wiederholungen.
Abbildung 3: Übungen für den langen Zehenbeuger: Stellen Sie Ihren Fuß längs auf ein Thera-Band. Legen Sie es unter den zweiten bis fünften Zeh (siehe Abbildung) und greifen Sie das freie Ende des Bandes mit Ihrer gegenüberliegenden Hand (die auf Ihrem Knie aufliegt). Drücken Sie das Thera-Band mithilfe Ihrer Zehen nach unten. Absolvieren Sie drei Sätze à 40 Wiederholungen.

Unabhängig davon, ob eine insertionale oder non-insertionale Achillessehnenverletzung vorliegt, sind Übungen für den langen Zehenbeuger (Musculus flexor digitorum longus) gut geeignet, die Belastung der Achillessehne zu reduzieren. Dieser Muskel, der seinen Ursprung an der Hinterfläche der Tibia (Schienbein) hat, verläuft in einer Sehnenscheide unter der Achillessehne. Er arbeitet synergistisch mit dem Musculus soleus, um die Vorwärtsbewegung des Beines zu bremsen, bevor die Ferse während dieser Bewegungsphase den Boden verlässt. Das verringert die Belastung der Achillessehne in beträchtlichem Maße, da es die Dehnung der Sehne bremst.

Viele Fußchirurgen sind sich dieser Verbindung zwischen dem langen Zehenbeuger und der Achillessehne bewusst, da die operative Verlängerung der Achillessehne (die vorgenommen wird, um bestimmte kongenitale, das heißt angeborene Probleme zu beheben) fast immer zur Entstehung einer Hammerzehe führt. Dies liegt daran, dass der lange Zehenbeuger versucht, die Arbeit der zuvor verlängerten Sehne zu übernehmen. Die Übungen sind leicht durchzuführen und Sie benötigen lediglich ein kleines Stück Thera-Band (siehe Abb. 3). Ich empfehle Ihnen drei Sätze à 40 Wiederholungen, die Sie täglich durchführen sollten.

Darüber hinaus empfiehlt es sich, dass Läufer während der Abdruckphase beim Laufen bewusst ihre Zehen nach unten in die Innensohle einrollen. Dadurch wird der lange Zehenbeuger natürlich gestärkt und somit die Belastung der Achillessehne reduziert.

Ob bei Ihnen eine Schwäche in diesem Muskel besteht, können Sie an der Innensohle Ihrer Sportschuhe erkennen. Wenn der lange Zehenbeuger stark ist, müssten Sie normalerweise deutliche Abdrücke zwischen den Spitzen des zweiten bis fünften Zehes finden. Ein schwacher langer Zehenbeuger dagegen wird keinerlei Abdrücke zwischen den Zehen hinterlassen und zeigt lediglich in der Mitte des Vorderfußes Zeichen von erhöhtem Verschleiß.

Zum Schluss möchten wir Ihnen noch davon abraten, sich Kortison in die Bursa oder Sehne injizieren zu lassen, da dies zur Produktion von Typ-3- statt Typ-1-Kollagen führt und somit die Sehne schwächt. Wie eine im Journal of Bone Joint Surgery(9) veröffentlichte Studie zeigte, senkt Kortison die Belastungsgrenze, an der es zum Riss der Achillessehne kommt. Dies ist besonders gefährlich, wenn es beidseitig injiziert wird, da es einen systemischen Effekt hatte, der die Sehne noch weiter schwächt.

Zusammenfassend lässt sich zur Behandlung von Achillessehnenverletzungen Folgendes sagen: Wärmen Sie sich langsam auf, indem Sie über die ersten Kilometer mindestens eine knappe Minute langsamer laufen als sonst. Während des ersten Kilometers teilweise rückwärts zu laufen, ist ebenfalls eine effektive Methode, die Achillessehne aufzuwärmen. Dies stellt eine sanfte exzentrische Belastung für die Sehne dar.

Darüber hinaus sollten Läufer vermeiden, ihre Streckenlänge im Training plötzlich zu ändern. Außerdem sollten Sie besonders vorsichtig sein, wenn Sie Wettkampfschuhe tragen, da diese Schuhe schnelle Pronationsbewegungen erzeugen, die das Risiko einer Achillessehnenverletzung erhöhen.

Sollten Sie zu steifer Muskulatur neigen, empfehlen wir Ihnen, zusätzliche Dehnungsübungen durchzuführen. Sollten Sie sehr beweglich sein, wären exzentrische Übungen mit Lasten als Prävention empfehlenswert. Zu guter Letzt: Es ist immer wichtig, unsere Biomechanik zu kontrollieren, entweder mit vernünftigen Laufschuhen oder, wenn nötig, mit speziell angefertigten orthopädischen Einlagen.

Redaktion: Dr. med. Thorsten Winter und Uta Pippig

Alle Abbildungen in diesem Artikel wurden verwendet mit Erlaubnis von: Michaud TC. Foot Orthoses and Other Forms of Conservative Foot Care.

Quellenangaben:

(1) Mahieu NN, Witvruow E, Stevens V, Van Tiggelen D und Roget P: Intrinsic risk factors for the development of Achilles tendon overuse injuries. American Journal of Sports Medicine 2006;34(2):226-35.

(2) Schepsis A, Jones H und Haas A: Achilles tendon disorders in athletes. American Journal of Sports Medicine 2002;35(2):287-305.

(3) Allenmark C: Partial Achilles tendon tears. Clinical Journal of Sport Medicine 1992;11:759-769.

(4) Roberts TJ, Marsh RL, Weyand PG und Taylor CR: Muscular force in running turkeys: the economy of minimizing work. Science 1997;Feb(275):1113-15.

(5) Lyman J, Weinhold P und Almekinders LC: Strain behavior of the distal Achilles tendon. American Journal of Sports Medicine 2004;32(2):457-61.

(6) Alfredson H, Pietila T, Jonsson P und Lorentzon R: Heavy-load eccentric calf muscle training for the treatment of chronic Achilles tendinosis. American Journal of Sports Medicine 1998;26(3):360-6.

(7) Davidson CJ, Ganion LR, Gehlsen GM, et al.: Rat tendon morphological and functional changes resulting from soft tissue mobilization. Medicine & Science in Sports & Exercise 1997;29(3):313-19.

(8) Rompe J, Nafe B und Furia J: Eccentric loading, shock wave treatment or a wait-and-see policy for tendinopathy of the main body of tendo Achilles. American Journal of Sports Medicine 2007;35(3):374-83.

(9) Hugate R, Pennypacker J, Saunders M und Juliano P: The effects of intratendinous injections of corticosteroid on the biomechanical properties of rabbit Achilles tendons. Journal of Bone Joint Surgery (American) 2004;86:794-801.

Aktualisiert am 3. Mai 2018
Aktualisiert am 28. Mai 2015
Aktualisiert am 14. November 2014
Aktualisiert am 3. Dezember 2012
Erschienen im April 2007